Unterschiede zwischen angeborenen und gelernten Verhaltensweisen und Merkmalen

Einige Verhaltensweisen eines jeden Menschen sind angeboren, andere wiederum haben wir im Laufe unseres Lebens gelernt. Worin besteht der Unterschied und welche Verhaltensweisen sind angeboren, welche erlernt?

Von Claudia Haut

Einige Verhaltensmuster bekommt jeder Mensch mit den Genen seiner Eltern "in die Wiege gelegt". Andere Verhaltensweisen hingegen werden den Kindern anerzogen.

Typische angeborene und erlernte Verhaltensweisen

Angeborene Verhaltensweisen haben wir von Geburt an. Hierzu gehört zum Beispiel, dass wir Respekt vor der Dunkelheit haben, viele Kinder haben sogar noch richtig Angst davor. Des Weiteren gilt als angeborene Verhaltensweise, dass wir uns durch Sprache verständigen wollen.

Die Sprache selbst ist hingegen eine erlernte Verhaltensweise. Hätte ein kleines Kind keinen Kontakt zu Menschen, die mit ihm sprechen, so würde es die Sprache nicht lernen können. Ähnlich verhält es sich natürlich auch mit dem Laufen.

Kindern ist es angeboren, dass sie viel wissen möchten und sich für viele unterschiedliche Dinge interessieren. Ihr angeeignetes Wissen ist jedoch nicht angeboren, sondern erlernt.

Reflexe hingegen sind grundsätzlich angeboren, so beispielsweise der Saugreflex bei den Babys oder Reflexe wie Zusammenzucken oder Blinzeln. Der Greifreflex bei den Babys ist ebenfalls eine angeborene Verhaltensweise. Dass aber beispielsweise die Herdplatte heiß ist, das muss ein Kind erst im Laufe der Kindheit lernen.

Lernbereitschaft und unterschiedliche Lernprozesse

Erlernte Merkmale und Verhaltensweisen entwickeln sich bei jedem Menschen erst im Laufe des Lebens durch unterschiedlichste Lernprozesse. Wie hoch die Lernbereitschaft ist oder der Grad der Intelligenz, dies sind Eigenschaften, die in der Regel angeboren sind. Nichts desto trotz kann das Wissen natürlich ein Leben lang erweitert werden.

Die Ausrede, man hätte zu wenig Intelligenz von den Eltern vererbt bekommt, zählt natürlich nicht. Aber sicher gibt es Menschen, die sich leichter tun beim Lernen als andere - diese Fähigkeit wiederum ist vererbt. Trotzdem kann auch ein Mensch, der sich schwer tut, auf dem gleichen Wissenstand sein.

Forscher gehen aufgrund unterschiedlichster Studien davon aus, dass ein gewisser Teil unserer Verhaltensmuster angeboren ist, dass das Verhalten jedoch durch Erziehung und Umwelteinflüsse sowohl positiv als auch negativ beeinflusst werden kann.

Mögliche Entwicklungsunterschiede zwischen Einzel- und Geschwisterkindern

"Jaja, typisch Einzelkind!" Derartige Sprüche hört man häufig. Doch gibt es wirklich Entwicklungsunterschiede zwischen Einzel- und Geschwisterkindern?

Typische Verhaltens- und Charakterunterschiede

Wie ein Kind aufwächst, ob alleine oder mit Geschwistern, so wird es natürlich geprägt.

Teilen lernen

Geschwisterkinder lernen von Anfang an das Teilen, da es im Familienleben zur Tagesordnung gehört. Einzelkinder haben hier häufig Schwierigkeiten, da ihnen zu Hause ja alle Spielsachen alleine gehören.

Futterneid

Andererseits müssen Einzelkinder keinen Futterneid auf Geschwisterkinder entwickeln. Geschwisterkinder haben häufig die Sorge, sie würden nicht genug zu Essen bekommen und nehmen sich daher den ganzen Teller voll, obwohl sie kaum Hunger haben.

Diese "Angst" vor den gefräßigen Geschwistern verinnerlichen sehr viele Menschen, die mit Geschwistern aufgewachsen sind. So kann man auch im Erwachsenenalter noch beobachten, dass sich Menschen, die nicht als Einzelkind aufgewachsen sind, den Teller viel zu voll machen.

Durchsetzungsfähigkeit

Untersuchungen zufolge sind Kinder, die mit Geschwistern aufgewachsen sind, jedoch durchsetzungsfähiger als Einzelkinder. Sie müssen ja schließlich von klein auf ihre Spielsachen verteidigen. Meist sind sie auch teamfähiger als Einzelkinder.

Schulische Leistungen

Dafür sind Einzelkinder in der Schule häufig besser als Kinder mit Geschwistern. Dies liegt vielleicht daran, dass sich die Eltern um ein Kind intensiver kümmern können als wenn mehrere Kinder in der Familie leben. Häufig sind die Einzelkinder daher sehr verwöhnt, weil beide Eltern arbeiten und dem Kind jeden Wunsch erfüllen können.

Empathie und Egoismus

Kinder, die ohne Geschwister aufwachsen, sind oftmals unsensibler und egoistischer. Diese Charaktereigenschaften hängen jedoch auch mit der elterlichen Erziehung zusammen. Nicht jedes Einzelkind ist automatisch egoistisch oder unsensibel.

Die Erziehung spielt eine große Rolle

Letztlich dürfen Kinder, die als Einzelkind aufwachsen, nicht sofort verdammt werden. Die Erziehung spielt in der Entwicklung eines Kindes eine ebenso große Rolle wie die Anzahl der Geschwister.

Außerdem sollte man bei Äußerungen wie "typisch Einzelkind" auch einmal darüber nachdenken, dass die Eltern es vielleicht nicht beabsichtigt haben, dass ihr Kind alleine aufwachsen muss. Sie fühlen sich dann sehr gekränkt, wenn sie derartige Kommentare zu hören bekommen.