Antiautoritär, demokratisch, Laissez-faire - die unterschiedlichen Erziehungsstile

Die Erziehung dient der Förderung und der Bildung der Kinder. Sie basiert auf unterschiedlichen Methoden, Verhaltensweisen, Grundsätzen und theoretischen Hintergründen. Somit bestehen auch unterschiedliche Erziehungsstile. Pädagogik ist die Lehre der Erziehung und vermittelt unter anderem Wertvorstellungen und Ideale. Von antiautoritär über demokratisch bis hin zu laissez-faire: Lernen Sie die unterschiedlichen Erziehungsstile kennen.

Von Claudia Rappold

Unterschiedliche Erziehungsstile

Grob unterteilt haben sich vier unterschiedliche Erziehungsstile etabliert, Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von:

  1. der autoritären Erziehung
  2. der antiautoritären Erziehung
  3. der demokratischen Erziehung
  4. der Laissez-Faire Erziehung

Dabei haben die verschiedenen Erziehungsstile unterschiedliche Erziehungsziele.

Eltern entwickeln ganz eigene Erziehungsstile und diese sind geprägt von ihren Norm- und Wertvorstellungen. Die Erziehung bildet die Persönlichkeit des Menschen und prägt sein Verhalten. Die Erziehungsstile äußern sich in Erziehungsmaßnahmen und diese sind Reaktionen der Erziehenden auf das kindliche Verhalten.

Die Erziehung arbeitet mit Erziehungsmitteln, das können

sein. Zu früheren Zeiten wurde auch gezüchtigt, dies gilt heute als verpönt.

Autoritäre Erziehung

Bei der autoritären Erziehung werden die Bedürfnisse des Kindes kaum wahrgenommen. Sie arbeitet mit bestimmten Erziehungsmitteln wie

  • Gehorsam
  • Anordnung
  • Befehlen und
  • Sanktionen.

Hier bestimmen die Eltern und haben hohe Anforderungen an das Kind. Bei der autoritären Erziehung erhält das Kind kaum emotionale Unterstützung; es wird gelenkt und eher nach den Vorstellungen der Eltern geprägt. Zurechtweisungen und Tadel werden oft ausgesprochen. Das Kind wird mehr zum Gehorsam als zur Selbstständigkeit erzogen.

Unter Familientherapeuten wird dieser Erziehungsstil auch als Elterndiktatur bezeichnet. Alle Aktivitäten, die das Kind ausführt, bestimmen die Eltern und Erzieher; Wünsche und Bedürfnisse des Nachwuchses sind dabei nebensächlich. Dies macht es unmöglich, dass sich das Kind frei entfalten kann.

Die Folgen sind eine eingeschränkte Kreativität und Spontanität sowie ein geringes Selbstbewusstsein. Ebenso können ein aggressives Verhalten schwächeren Mitmenschen gegenüber sowie eine egozentrische Sprachweise entstehen.

Antiautoritäre Erziehung

Der antiautoritäre Erziehungsstil ist das genaue Gegenteil, er läuft völlig zwangfrei ab. Hier werden dem Kind Entfaltung und Entscheidungsfreiheit eingeräumt, aber auch keine Grenzen aufgezeigt. Damit kann ein Kind schnell überfordert sein, denn der Erziehende gibt die Verantwortung ab und überlässt sie dem Kind.

Die negative Auswirkung der antiautoritären Erziehung war, dass das Kind sich selbst überlassen war. So wurden zwar Kreativität, Spontanität und Phantasie gefördert, aber dem Kind fehlte eine natürliche Autorität, die auch Halt und Sicherheit vermittelt.

Dieser Erziehungsstil entstand in den 60er Jahren, als vor allem die Politik den autoritären Stil kritisierte - man sollte den Kindern mehr Freiheiten zugestehen. Heutzutage verwendet man den Begriff "antiautoritär" nicht mehr; stattdessen wird auf eine demokratische Erziehung gesetzt, nicht nur in der Familie, sondern auch in Schulen, Sportvereinen und Co. Statistiken zufolge haben diese Kinder im späteren Leben mehr Erfolg und genießen ihre Unabhängigkeit.

Eine grenzenlose Erziehung hat jedoch auch Nachteile, denn gibt es keine Grenzen, werden Kinder, die auf diese Weise erzogen worden sind, auch im Laufe ihres weiteren Lebens keine Grenzen akzeptieren. Es besteht die Gefahr des Egoismus; Rücksichtnahme und Einfühlungsvermögen fehlen; ebenso haben es Betroffene schwer, mit negativen Emotionen umzugehen.

Demokratische Erziehung

Der Begriff "antiautoritärer Erziehungsstil" wurde also von dem der demokratischen Erziehung abgelöst oder man nannte es liberaler oder emanzipatorischer Erziehungsstil.

  • Selbstständigkeit
  • Eigenaktivität und
  • Eigeninitiative

sind hier wichtige Förderungsbestandteile; stehen wichtige Entscheidungen an, so werden diese gemeinsam mit den Kindern besprochen. Werden Kinder demokratisch erzogen, können sie später eher Vertrauen zu anderen aufbauen. Sie erfahren Zuneigung, Wärme, Akzeptanz und können diese auch nach außen hin zeigen.

Zu den positiven Auswirkungen dieses Erziehungsstils zählen ebenso

  • ein komplexer Wortschatz
  • großes Selbstvertrauen
  • eine hohe Lernbereitschaft
  • Ausgeglichenheit
  • Teamfähigkeit sowie
  • Kritikfähigkeit.

Zu den möglichen Nachteilen gehört, dass es zu häufigen Diskussionen zwischen Eltern und Kindern kommt, da auf die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder eingegangen werden soll, und diese mitunter nicht immer mit denen der Eltern übereinstimmen.

Laissez-Faire Erziehung

Bei dem Laissez-Faire Erziehungsstil (frz.: "machen lassen") überlässt der Erziehende auch zum größten Teil dem Kind die Verantwortung und bringt sich kaum ein, er verhält sich also eher passiv. Der demokratische Erziehungsstil bezieht das Kind mit ein, gibt ihm Raum zur Entfaltung und Eigenverantwortung und gibt dabei nur eine minimale Lenkung vor.

Orientierung und Sicherheit werden dem Kind unterm Strich nicht gegeben, da es keine klaren Grenzen gibt. Desinteresse der Eltern ihrem Nachwuchs gegenüber ist ein häufiges Problem bei diesem Erziehungsstil; schlimmstenfalls kann es zur Vernachlässigung kommen. Der richtige Umgang mit Nähe sowie Distanz fehlt, ebenso die Erfahrung einer positiven emotionalen Bindung.

Im Erwachsenenalter kommt es somit zu Problemen, Beziehungen zu anderen Menschen einzugehen. Auch fehlt die Fähigkeit, sich anderen anzupassen, was zum Beispiel in Schule und Beruf schwierig werden kann. Kam es während der Erziehung zur Vernachlässigung, steigt das Risiko eines Alkohol- oder Drogenproblems sowie die Gefahr, kriminell zu werden.