Schwule Väter und ihre Kinder - Tipps für ein glückliches Familienleben und eine gesunde Erziehung

Schwule Väter bieten ihren Kindern eine besondere Lebensform, sie leben allein erziehend oder in einer schwulen Familie mit Partner. Dabei unterscheidet sich die Erziehung von schwulen Vätern nicht wesentlich von heterosexuellen Eltern. So bedarf es auch hier keiner großen Künste, um für ein glückliches Familienleben zu sorgen. Lesen Sie, wie man als schwuler Vater zu einem glücklichen Familienleben beitragen kann.

Von Claudia Rappold

Eine ganz besondere Vater-Kind-Beziehung

Schwule Väter leben vermehrt in Großstädten und bieten ihren Kindern ein toleranteres Milieu. Schwule Eltern sind nicht mit heterosexuellen Eltern zu vergleichen, dies bedeutet aber nicht, dass sie Defizite aufweisen, sondern vielmehr, dass sie den Kindern eine Vielfältigkeit bieten.

Schwule Väter sind sehr engagierte Eltern und reflektieren sehr stark in der Erziehung.

  • Sie haben sich bewusst für die Kinder entschieden und zeigen Präsenz.
  • Durch ihre außergewöhnliche Situation sind sie sehr eng miteinander verbunden.

Oft haben die Kinder eine Trennung und Scheidung miterlebt und die Konflikt beladene Situation des Coming-Outs des schwulen Elternteils. Denn die Kinder stammen meist aus einer heterosexuellen Vergangenheit.

Wird einem schwul gewordenen Vater das Sorgerecht zugesprochen, so ist das immer noch außergewöhnlich und bedeutet für das Kind aber auch, dass die Mutter auf die Erziehung und das Zusammenleben mit dem Kind verzichtet hat.

Diese besonderen Umstände schweißen Vater und Kind zusammen. Oft gibt es auch Geschwister und so wächst und entsteht eine schwule Familie.

Lebt der Vater in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft so wächst das Kind mit zwei Vätern auf. Viele schwule Paare haben einen ausgeprägten Familiensinn.

Gut organisiertes Familienleben

Sie wünschen sich Kinder und werden auch durch Adoption oder durch eine Pflegeelternschaft zu Eltern.

Der intensive Wunsch nach Kindern und Familie lässt sie zu guten Vätern werden. Sie

  • erziehen ihre Kinder zu mehr Toleranz und Akzeptanz und
  • vermitteln ihnen die Vielfalt des Seins.

Dabei sind auch schwule Väter vor die Herausforderung gestellt, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Die Vereinbarkeit scheinen gleichgeschlechtliche Partner besser bewerkstelligen zu können: sie teilen sich die Aufgaben besser.

Obwohl sich gleichgeschlechtliche Paare von traditionellen Wert- und Moralvorstellungen gelöst haben, können sie in der Erziehung der Kinder sehr konservativ sein.

Auch in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung kann es eine unterschiedliche Rollenverteilung geben und die Kinder können verschiedene Qualitäten erfahren. Trotzdem orientieren sich schwule Väter bei der Erziehung der Kinder an heterosexuellen Familien, denn sie können kaum auf homosexuelle Modelle und deren Erfahrung zurückgreifen.

Die Situation für Kinder

Homosexuelle Paare mit Kindern oder allein erziehende schwule Väter haben sich immer mehr etabliert. Dabei ist die Situation für die Kinder eine ganz besondere, mit der sie klar kommen müssen. Sie müssen sich mit vielen Vorurteilen und Klischees auseinandersetzen.

Kinder suchen sich weibliche Bezugspersonen

Die öffentliche Meinung über schwule Familien geht sehr weit auseinander und es fehlt an grundlegenden Studien, wie die Kinder damit zurecht kommen. Die wenigen die es gibt, weisen aber darauf hin, dass sich Kinder in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften nicht anders entwickeln, als Kinder in einer heterosexuellen Familie.

  • Kleine Kinder wachsen in die Situation hinein und lernen mit der anderen Familienform umzugehen.
  • Ältere Kinder fangen an, Fragen zu stellen und je offener und ehrlicher die schwulen Väter damit umgehen, desto besser ist es für die Kinder.

Trotzdem müssen sie auch gewappnet sein, um ihre besondere Lebensform in der Gesellschaft vertreten zu können.

Hinzu kommt, dass sie auf eine primäre weibliche Bezugsperson verzichten müssen und von nur einem Mann oder zwei Männern erzogen werden. Erfahrungsgemäß haben die Kinder aber weibliche Bezugspersonen im Kindergarten, in der Schule und suchen sich auch welche im Freundes-, Verwandten-, und Bekanntenkreis. Besonders durch Mitschüler und gleichaltrigen Freunden können die Kinder Ausgrenzung und auch Stigmatisierung erfahren.

Gesunde Kinderentwicklung

Viele gesellschaftliche Befürchtungen gehen dahin, dass

  • eine schwule Elternschaft den Kindern schaden könnte
  • schwule Männer ein Kind nicht erziehen können und
  • sich die Homosexualität negativ auf die Entwicklung der Kinder auswirkt.

So unterstellt man schwulen Vätern, dass sie pervers sind und die sexuelle Orientierung der Kinder beeinflussen, bis hin dass die Kinder einen Missbrauch erfahren könnten. Tatsächlich gibt es dafür keine Belege, vielmehr, dass sich die Kinder gesund entwickeln und meist sogar selbstbewusster und eigenverantwortlicher handeln. Durch ihre außergewöhnliche Lebenssituation haben sie gelernt, sich zu behaupten.

Da homosexuelle Eltern sich meist ganz bewusst für Kinder entscheiden, leben sie auch eine bewusste Elternschaft. Sie sind in der Erziehung präsent und für ihre Kinder da. Was passieren kann, ist dass die Kinder kein so geschlechterspezifisches Rollenverhalten zeigen wie es in heterosexuellen Familien vorkommen kann. Vielmehr sind die Kinder allgemein engagiert und vielseitig begabt.

Die Anerkennung als schwule Familie

Schwule Familien werden immer noch nicht als vollwertige Familie anerkannt. Es gibt kein gemeinsames Sorgerecht für Kinder und auch erhebliche steuerliche und finanzielle Nachteile.

Trotz dem Lebenspartnerschaftsgesetz gibt es kein gemeinsames Adoptionsrecht für schwule Paare. Die gesetzliche Anerkennung von schwulen Familien ist eingeschränkt.

Ein Mangel an Toleranz, ein Zuviel an Vorurteilen

Auch in der Gesellschaft haben schwule Familien einen schweren Stand. Sie erfahren Ausgrenzung und treffen auf Vorurteile. Die Toleranz nimmt zwar zu, aber schwule Familien müssen sich immer wieder neu beweisen. Schwulen Vätern traut man noch weniger zu, Kinder erziehen zu können, als lesbischen Müttern.

Noch immer geht ein Großteil der Bevölkerung davon aus, dass schwule Väter der gesunden Entwicklung der Kinder schaden könnten. Die größte Befürchtung ist wohl, dass sich die sexuelle Orientierung der Väter auf die sexuelle Orientierung der Kinder in der Pubertät auswirkt. Allein diese Befürchtung zeigt, wie niedrig die Toleranzgrenze liegt, denn wäre Homosexualität akzeptiert, wäre es ja nicht schlimm wenn die Kinder auch schwul oder lesbisch werden.

Wichtig: die Unterstützung von Freunden und Verwandten

Schwule Familien fallen im Straßenbild auf und sorgen für Getuschel. Schwule Familien müssen immer mit Ignoranz und Intoleranz rechnen. Trotz zahlreichen Kampagnen und großer Aufklärungsarbeit, auch von prominenten Schwulen, führen viele schwule Familien ein Schattendasein. Sie leben mit einem Versteckspiel und Heimlichtuerei.

Nur die wenigsten können es schaffen, es zu einer gesellschaftlichen Anerkennung zu bringen, aber die meisten schwulen Familien sind gut eingebettet in ihr privates soziales Netzwerk. Freunde, Verwandte und Bekannte können sie auffangen und tragen.

Fazit

Schwule Familien gehören immer noch zu den Randgruppen und kämpfen um ihre Anerkennung. Je offener und ehrlicher sie mit ihrem Familienkonzept umgehen, desto größer sind die Chancen akzeptiert zu werden.

Schwule Familien nennt man auch Regenbogenfamilien und das bedeutet doch wohl, dass sie mehr Farbe in unser Leben bringen.

So wünschen sich schwule Familien:

  • dass ihr Anderssein befürwortet wird
  • dass sie Gleichberechtigung erfahren
  • dass sie ihre Lebensform offen leben dürfen