Merkmale verschiedener Studienarten im Bereich der Forschung, Medizin und Wissenschaft

Unter Studien versteht man in der Regel detaillierte Untersuchungen im Bereich von Forschung, Medizin und Wissenschaft. Dabei gibt es unterschiedliche Studienarten. Es kommt bei der Wahl auf viele verschiedene Faktoren an; entscheidend ist jedoch auch immer die Forschungsfrage. Eine sorgfältige Planung von Beginn an ist notwendig, um verlässliche Ergebnisse zu erhalten. Verschaffen Sie sich einen Überblick über unterschiedliche Studienarten.

Von Jens Hirseland

Studie: Definition und Merkmale

Spricht man von einer Studie, ist damit vor allem eine wissenschaftliche Untersuchung zu einer bestimmten Frage gemeint. Der Begriff kommt aber auch in der Kunst zur Anwendung und bezeichnet damit Entwürfe oder Vorarbeiten für größere Werke.

In der Regel befasst man sich im Rahmen einer Studie jedoch um Fragen aus der Forschung, der Medizin oder der Wissenschaft. Diese sollen mithilfe von systematisch gesammelten Daten beantwortet werden.

Welche Ziele man dabei in Angriff nehmen möchte, wird in einem Studienprotokoll notiert. Hieraus wird auch ersichtlich, wie man die Studienarbeit angeht. Zu den typischen Fragen, die im Rahmen einer Studie beantwortet werden sollen, zählen beispielsweise:

  • die Frage nach der Wirksamkeit oder des Nutzens, z.B. von Medikamenten oder Behandlungen
  • die Frage nach der diagnostischen Aussagekraft eines bestimmten Verfahrens
  • die Frage nach einer Prognose, wenn es um den Verlauf einer Erkrankung samt Behandlungen geht

Es gibt Studien bzw. Tests, die nur wenige Stunden dauern; für andere bedarf es mehrere Tage, mit oder ohne Nachuntersuchung, ganz nach Themenbereich. Diejenigen, die sich als Testperson für eine Studie zur Verfügung stellen, werden als Probanden bezeichnet.

Anforderungen

Damit eine Studie funktioniert, muss sie bestimmte Anforderungen mitbringen. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang stets ein Vergleich, um ermitteln zu können, ob von einer Wirksamkeit die Rede sein kann, oder nicht. Zu diesem Zweck wird in der Regel eine Kontrollgruppe herangezogen - in diesem Fall spricht man vone einer prospektiven vergleichenden Interventionsstudie.

Faktoren, die ein Ergebnis verzerren könnten, gilt es, zu vermeiden. Zu den wesentlichen Merkmalen einer qualitativ hochwertigen Studie zählen

  • eine gründliche und schriftlich festgehaltene Planung
  • ein Vorgehen, welches die Qualität einer Studie sichern kann
  • eine Berichterstattung, die transparent ist und in sämtlichen Bereichen nachvollziehbar ist
  • eine Publikation mit möglichst internationalem Charakter

Studienergebnisse - Wahre Fakten oder wage Aussagen?

Trotz des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts, der unsere Welt täglich etwas erklärbarer und verständlicher macht, gilt der Mensch nach wie vor als eine Art Black-Box. Zwar sind viele physiologische und psychologische Vorgänge erkannt und untersucht worden, aber mathematische Modelle, die sie abstrakt greifbar machen, konnten bisher nicht aufgestellt werden.

Deshalb ist in der Sportwissenschaft die sogenannte Studie, also eine Versuchsreihe, das wichtigste Instrument, um Antworten auf Fragen wie die nach der besten Diät oder der optimalen Trainingsmethode zu finden. Doch wann ist eine Studie eigentlich aussagekräftig und wann kann sie verlässliche Erkenntnisse für die eigene Trainingsgestaltung oder Ernährungsweise liefern?

Unabhängigkeit

"Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast." - Dieses leicht sarkastische Sprichwort könnte auch grundsätzliche für Studien gelten. Denn gerade weil Studien so einen hohen Stellenwert in der Wissenschaft und auch in der Wirtschaft haben, sind Interessensgruppen nicht selten bemüht, auf die Ergebnisse Einfluss zu nehmen.

Insofern gewinnt eine Studie an Anerkennung, wenn sie von einem unabhängigen Institut durchgeführt wurde. Dennoch darf man nicht vergessen, dass viele Forschungseinrichtungen trotz staatlicher Subventionen auf private Geldgeber angewiesen sind. Im Zweifel muss man also kritisch den Aufbau der Studie betrachten, um zu erkennen, ob es Möglichkeiten für eine gewisse "Unschärfe" gegeben hat.

Repräsentativität

Damit eine Studie eine gewisse Allgemeingültigkeit erreicht, muss die Versuchsreihe mit einer Anzahl an Probanden oder Testobjekten durchgeführt werden, die eine repräsentative Größe hat. Je mehr Probanden an den Versuchen teilgenommen haben, um so wahrscheinlicher ist es, dass die Ergebnisse auch auf den Durchschnittsmenschen zutreffen. Studien mit weniger als zehn Teilnehmern können höchsten einen Ansatz, aber keine konkrete Aussage liefern.

Kontrollgruppen

Um auszuschließen, dass die Ergebnisse durch einen Placeboeffekt verfälscht werden, sollte neben der eigentlichen Testgruppe eine Kontrollgruppe gebildet werden. Wenn beispielsweise ein Eiweißpräparat in seiner Effektivität getestet werden soll, erhält die Kontrollgruppe lediglich ein Placebo.

Die eigentliche Testgruppe hingegen das Präparat. Je ähnlicher die Ergebnisse der beiden Gruppen ausfallen, um so eher ist von einer Placebo-Wirkung des Testpräparates auszugehen. Gleiches trifft zum Beispiel auch auf Trainingsmethoden zu.

Doppelblind

Wird eine Studie doppelblind durchgeführt, wissen weder Forscher noch Probanden, ob es sich bei der Messung bzw. Einnahme um das Placebo oder Testpräparat handelte. Durch ein Entschlüsselungsverfahren kann erst bei der Auswertung festgestellt werden, wer was bekommen hat. So wird verhindert, dass die Messergebnisse durch die eigenen Erwartungen der Wissenschaftler verfälscht werden.

Statistische Bereinigung

Zu guter Letzt müssen alle Ergebnisse mit einfachen mathematischen Mitteln interpretiert werden. Bei allen Messungen können naturgemäß Messfehler und natürliche Schwankungen der Messwerte auftreten.

Misst man zum Beispiel den Körperfettanteil, ist ein Fehlerbereich von 1 bis 1,5 Prozent nicht ungewöhnlich. Weist eine Versuchsreihe Ergebnisse in diesem Bereich auf, wäre sie nur beschränkt aussagekräftig, da es sich bei den Veränderungen auch um schlichte Messfehler handeln könnte. Eine statistische Bereinigung solcher Fehlerbereiche verhilft der Studie also zu wissenschaftlicher Korrektheit.

Zusammenfassend sind demnach vier Faktoren zu nennen, die eine Studie aussagekräftig und auf den durchschnittlichen Athleten übersetzbar machen.

  1. Ausreichend große Anzahl an Probanden oder Testobjekten
  2. Die Studie ist kontrollgruppen- und placebogestützt
  3. Die Versuchsreihe wird doppelblind durchgeführt
  4. Messfehlerbereiche werden statistisch bereinigt und bei der Interpretation nicht berücksichtigt

Arten von Studien

Studien gibt es in der heutigen Zeit zu den unterschiedlichsten Themenbereichen. Besonders häufig werden sie zu Gesundheitsfragen angefertigt. Als Grundlage von Studien dienen statistische Auswertungen von Zahlenmaterial, die den Erstellern einer Studie zur Verfügung stehen.

Damit eine Studie Sinn macht, benötigt man die Daten von möglichst vielen Personen, um Schwankungen durch individuelle Unterschiede niedrig zu halten und Trends erkennen zu können. So gilt eine geringe Anzahl an Testpersonen im Rahmen einer Studie als großes Manko. Nicht selten lösen Studien unter Medizinern und Wissenschaftlern auch kontroverse Diskussionen aus.

Zu den verschiedenen Studienarten im Bereich von Forschung, Medizin und Wissenschaft gehören vor allem die

  • Fallstudie
  • die Feldstudie
  • die Laborstudie
  • die Cross-Over-Studie
  • die Fall-Kontroll-Studie sowie
  • die Klinische Studie.

Weitere Arten von Studien sind Langzeitstudien, nicht-interventionelle Studien, ökologische Studien, Kohortenstudien, randomisierte kontrollierte Studien, Querschnittstudien, Längsschnittstudien sowie die prospektive und retrospektive Studie. Ebenfalls von Bedeutung sind Meinungsumfragen und Erhebungen.

Auf den folgenden Seiten dieses Artikels gehen wir auf die unterschiedlichen Arten einer Studie ein.