Brustschmerzen

Ursachen und Behandlung

Brustschmerzen fühlen sich je nach Grunderkrankung für den Patienten unterschiedlich an. Eine Behandlung ist zwingend notwendig, um schwere Folgeerkrankungen zu verhindern. Lesen Sie mehr zu den Ursachen und der Behandlung.

Von Claudia Haut
Klassifikation nach ICD-10: R07
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Ursachen

Brustschmerzen bei Frauen

Wenn Frauen kurz vor ihrer Menstruation unter Schmerzen in den Brüsten leiden, hat dies hormonelle Ursachen. Treten die Schmerzen unabhängig von der monatlichen Regelblutung auf, kann dies auch ein Hinweis auf Brustkrebs sein.

Erkrankungen und Verletzungen

Ein Patient leidet unter Brustschmerzen, wenn die Herzkranzgefäße verengt sind. Dies kann zu Angina pectoris oder auch einem Herzinfarkt führen.

Patienten mit einer psychischen Krankheit wie zum Beispiel Depressionen können ebenfalls unter Brustschmerzen leiden, die dann jedoch keine körperlichen Ursachen haben. Die Gründe für Depressionen können Stress, eine unbewältigte Vergangenheit, Trauer usw. sein.

Häufig führt auch eine Lungenentzündung zu Brustschmerzen. Dies gilt besonders dann, wenn sich aus der Lungenentzündung eine Rippenfellentzündung entwickelt hat. Der Patient spürt die Schmerzen dann immer beim Einatmen, da beim Einatemvorgang auch das Rippenfell beteiligt ist.

Auch ein Pneumothorax kann der Grund für Brustschmerzen sein. Durch eine Verletzung im Bereich des Brustraumes kann Luft in den Körper zwischen das Rippenfell und die Lunge geraten und so die Schmerzen verursachen.

Brustschmerzen, die eher oberflächlich auftreten, kommen oft direkt vom Brustkorb oder den dort angesiedelten Organen. Rippenbrüche, Muskelverspannungen und Irritationen der Nerven können zu Schmerzen in der Brust führen.

Häufig verschlimmern sich die Symptome bei bestimmten Bewegungsmustern. Das Tietze-Syndrom löst beispielsweise einen Schmerz in den Rippenknorpeln aus und kann auch am Brustbein auftreten. Häufig bildet sich am betroffenen Körperbereich eine von außen sichtbare Schwellung.

Weitere, zum Teil lebensbedrohliche Krankheitsbilder, die Schmerzzustände im Brustkorbbereich verursachen können:

Ebenso kann eine Gürtelrose bei noch nicht sichtbarer Bläschenbildung Schmerzen in der Brust auslösen, wenn die Brustkorbnerven betroffen sind.

Herzinfarkt

Schmerzen im Bereich des Brustkorbs schüren die Angst vor einem Herzinfarkt. Diese Angst ist vor allem dann berechtigt, wenn es zu anhaltenden Schmerzen auf der linken Körperhälfte sowie hinter dem Brustbein kommt, die bis in die Arme und Schultern oder in den Bauch ausstrahlen. In diesem Fall ist eine sofortige Abklärung durch den Arzt erforderlich. Ein erhöhtes Risiko besteht außerdem, wenn

  • Brustschmerzen erstmals auftreten,
  • sich bei bereits länger bestehenden Herzbeschwerden wie Angina pectoris verstärken und
  • sich auch im Ruhezustand bemerkbar machen.

Diese klassischen Anzeichen eines Herzinfarts zeigen sich jedoch nicht in jedem Fall, denn auch andere Krankheitsbilder können für Brustschmerzen verantwortlich sein.

Das Herz ist bei tiefer gehenden Schmerzen häufig der Auslöser. Bei einem Herzinfarkt entstehen in vielen Fällen als vernichtend empfundene Schmerzen mit Beklemmungen und Engegefühlen, einhergehend mit

Komplikationen

Brustschmerzen können auch durch schwerwiegende Erkrankungen hervorgerufen werden, die mitunter sogar lebensbedrohlich sind. Dazu gehören vor allem

  • Herzrhythmusstörungen
  • Herzerkrankungen
  • ein Herzinfarkt
  • eine Lungenentzündung
  • eine Lungenembolie
  • ein Riss der Aorta (Hauptschlagader) oder
  • Lungenkrebs

Kommt es zu starken Schmerzen in der linken Brusthälfte, die ausstrahlen und mit

einhergehen, muss rasch ein Notarzt verständigt werden, da es sich um einen lebensgefährlichen Herzinfarkt handeln kann.

Wann zum Arzt?

Ein Arzt sollte konsultiert werden, wenn der Patient wiederholt unter Brustschmerzen leidet oder noch weitere Symptome wie

auftreten. Meist ist es bei Schmerzen in der Brust besser, etwas zu vorsichtig zu sein als zu spät zu reagieren.

Auf den nächsten Seiten informieren wir Sie über die häufigsten Brustbeschwerden.

Diagnose

Zu Beginn der Untersuchung erkundigt sich der behandelnde Arzt beim Patienten danach:

  1. Ob die Schmerzen direkt im Brustkorb auftreten oder sich nicht genau zuordnen lassen
  2. Ob die Schmerzen dauerhaft auftreten
  3. Ob die Schmerzen dumpf oder stechend empfunden werden
  4. Ob die Schmerzen in bestimmten Situationen auftreten
  5. Ob die Schmerzen im Verlauf an Intensität zunehmen oder beim Atmen schlimmer werden

Untersuchungsmethoden

Um die Ursache der Brustschmerzen herausfinden zu können, kommen in der Regel bildgebende Untersuchungsverfahren zur Anwendung. Dabei kann es sich um:

Mit der Ultraschalluntersuchung lassen sich nicht nur die Herzfunktionen, sondern auch ein Zwerchfellbruch sowie das Ansammeln von freier Flüssigkeit im Bauch feststellen.

Weitere Untersuchungsmöglichkeiten sind das Durchführen:

Bei zyklusabhängigen Brustschmerzen muss die betroffene Frau oftmals ein Schmerztagebuch führen.

Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt

Besteht der Verdacht auf einen Herzinfarkt, ist der Zeitfaktor ein entscheidendes Kriterium. Untersuchungen im Labor und bildgebende Diagnosemethoden kommen erst später zur Anwendung, denn zunächst richtet sich der Fokus auf die Lebensrettung.

Chest Pain Unit (CPU) für Notfälle

Atemnot, Beklemmungen und Brustschmerzen können auf eine ernsthafte Herzerkrankung hinweisen. Da die ersten Stunden nach Auftreten der Schmerzen die Heilungschancen erheblich beeinflussen, ist schnelles Eingreifen notwendig.

Die Chest Pain Unit ist ein modernes Behandlungsverfahren, das insbesondere für Notfallpatienten mit Herzrhythmusstörungen oder Infarkt entwickelt wurde.

"Chest Pain" heißt im Englischen so viel wie Brustschmerz. Das Konzept dient dazu, in möglichst kurzer Zeit eine Ursache zu finden. In modernen Kliniken gibt es zu diesem Zweck spezielle Räumlichkeiten, die mit allen wichtigen Geräten für eine gezielte Diagnose ausgestattet sind.

Sollte tatsächlich ein Herzinfarkt festgestellt werden, wird umgehend die Behandlung eingeleitet. Das medizinische Personal ist extra geschult und hochqualifiziert. So können verschlossene oder verengte Koronararterien (Herzkranzgefäße) sofort mithilfe innovativer Technik wieder geöffnet werden.

Behandlung

Je nachdem, welche ursächliche Krankheit der Arzt vermutet, werden unterschiedliche Diagnosemöglichkeiten und demnach Behandlungen durchgeführt.

Bei Herzerkrankungen

Vermutet der Arzt eine Herzerkrankung, führt er zuerst einige Herzuntersuchungen durch. Je nach Krankheit verordnet der Arzt Herzmedikamente oder auch ein Spray, um die Herzkranzgefäße wieder zu weiten.

Liegt ein Notfall vor, erfolgt eine sofortige Einweisung in ein Krankenhaus. Dort kann eine intensivmedizinische Behandlung notwendig sein, bei der der Patient rund um die Uhr überwacht wird.

Durch eine Herzkatheter-Untersuchung können dann beispielsweise verschlossene Herzkranzgefäße geöffnet werden. Teilweise ist auch eine Operation notwendig, bei der zum Beispiel ein Bypass gelegt wird, um eine Engstelle in einem wichtigen Blutgefäß zu überbrücken.

Bei Bakterieninfektionen

Liegt eine Infektion den Brustschmerzen zugrunde, die durch Bakterien verursacht wurde, so verordnet der Arzt ein Antibiotikum zur Behandlung.

Bei psychischen Erkrankungen

Ist eine psychische Erkrankung der Grund für die empfundenen Brustschmerzen, so erfolgt die Behandlung bei einem Facharzt für Psychotherapie oder Psychologie. Im Rahmen einer Gesprächs- oder Verhaltenstherapie gehen die Patienten zusammen mit dem Therapeuten ihren Problemen auf den Grund. Die Behandlung dauert - je nach Ursache - Monate bis Jahre.

Bei Menstruationsbeschwerden

Wenn Brustschmerzen bei Frauen im Zusammenhang mit der Menstruation auftreten, kann die Gabe von Hormonen Linderung verschaffen. Liegt eine ernste Erkrankung der Brust hinter den Schmerzen, so müssen oftmals eine operative Entfernung bzw. eine Chemo- oder Strahlentherapie erfolgen.

Selbsttherapie

Haben die Brustschmerzen harmlose Gründe, ist auch eine Selbstbehandlung möglich. Bei Muskelverspannungen gilt eine Kombination aus Bewegung und Wärme als hilfreich. So können die Muskeln durch das Anlegen eines Wärmepflasters, das Capsaicin enthält, aufgelockert werden. Mit Bewegungsübungen lassen sie sich wiederum dehnen.

Leidet der Patient unter Sodbrennen, sollte er auf seine Ernährung achten. So wird empfohlen, vor dem Schlafen keine schweren Mahlzeiten mehr zu sich nehmen. Sinnvoll ist zudem der Verzicht auf Speisen, die scharf gewürzt sind, sowie auf Alkohol und Zigaretten.

Hausmittel

Zeigen sich die Brustschmerzen bei Frauen im Rahmen ihrer monatlichen Menstruation, können auch Hausmittel zum Einsatz kommen. Dazu gehören kühlende Quarkwickel.

Dabei wird der Quark reichlich auf ein Tuch aufgetragen, welches die Patientin dann auf ihrer schmerzenden Brust befestigt. Über den Quarkwickel legt man noch ein zweites Tuch.

Das altbewährte Hausmittel hat die Eigenschaft, Schmerzen zu lindern und Schwellungen entgegenzuwirken. Ähnliche Effekte schreibt man Umschlägen mit breiigen

  • Sellerieblättern
  • Himbeerblättern
  • Ruprechtskraut und
  • Möhren

zu. Diese trägt man 20 bis 30 Minuten lang auf die Brust auf. Schwillt die Brust schon vor Beginn der Menstruation an, wird empfohlen, während dieser Zeit jeden Tag zwei Tassen Tee aus der schwarzen Johannisbeere zu trinken. Zu diesem Zweck werden 30 Gramm Blätter von schwarzen Johannisbeeren in einen Liter kochendes Wasser gegeben. Nachdem die Blätter zehn Minuten lang gezogen haben, filtriert man den Tee.

Ebenfalls gegen Brustschmerzen bewährt hat sich Fencheltee. Für den Fall, dass sich die Brust entzündet, können auch Umschläge mit Fenchelblättern, die zuvor in Milch gekocht werden, schmerzlindernd wirken.

Vorbeugung

Schmerzen in der Brust kann nur schwer vorgebeugt werden. Um zyklusbedingte Brustschmerzen zu vermindern, besteht die Möglichkeit, sich weitgehend fettarm zu ernähren und überschüssiges Gewicht abzubauen. Vor allem beim Sport sollten Frauen darauf achten, dass ihr Büstenhalter gut sitzt.

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