Psychischen Störungen - Ursachen, Symptome und Behandlung

Psychische Störungen äußern sich durch verschiedenste Symptome. Die Diagnose stellt meist ein Psychologe, Psychotherapeut oder Neurologe. Psychische Störungen haben unterschiedlichste Ursachen. Wenn der Patient sich auf die Therapie einlässt, können die Krankheiten häufig geheilt werden.

Von Claudia Haut

Krankheitsbild

Bei einer psychischen oder seelischen Störung handelt es sich um eine Beeinträchtigung

  • der Wahrnehmung
  • des Fühlens
  • des Denkens
  • des Verhaltens sowie
  • der sozialen Beziehungen.

Betroffene Patienten können diese Störung nicht oder nur zum Teil steuern. Oftmals entsteht sie aufgrund von seelischen Prozessen, doch auch verschiedene Erkrankungen können ein möglicher Auslöser sein. Dabei können sowohl der emotionale als auch der kognitive Bereich gleich stark beeinträchtigt sein, oder aber ein Bereich ist stärker beeinträchtigt.

Verbreitung

Generell lässt sich festhalten: Im Kindesalter bis zum 10. Lebensjahr sind Jungen häufiger von einer psychischen Störung betroffen. Geht es um emotionale Störungen, ist die Verteilung bis zur Pubertät etwa gleich. Ab der Pubertät überwiegen die Störungen dann beim weiblichen Geschlecht.

Bezogen auf spezifische Störungen liegt folgende Aufteilung vor:

Ursachen

Hypochondrie

Patienten mit einer Hypochondrie haben oftmals eine innere Angst, die sie auf ihren Körper projiziert. Häufig kann man dies dadurch beobachten, dass die Patienten Augenbeschwerden vortäuschen, weil sie eine bestimmte Situation nicht wahrhaben wollen ("sie wollen sie nicht sehen").

Meist haben Hypochonder auch eine negative Grundeinstellung, was die Krankheit fördert. Zusätzlich verstärken sich die wahrgenommenen Symptome dadurch, dass sich die Patienten schonen wollen.

Je mehr sie sich jedoch schonen, desto schlechter ist ihr körperlicher Trainingszustand. Dadurch entwickeln sich wiederum Symptome, die die Patienten als krankhaft interpretieren.

Beispiel: Je weniger sich ein Patient regelmäßig bewegt, desto höher wird sein Pulsschlag, wenn er sich doch einmal sportlich betätigt. Der Körper ist dann nicht an die Bewegung gewöhnt.

Depression

Eine Depression kann unterschiedlichste Ursachen haben. Eine Ursache können zum Beispiel die trüben Wintermonate sein. Auch völlig verregnete Monate in der übrigen Jahreszeit die Trennung oder der Tod eines geliebten Menschens sind mögliche Auslöser.

Demenz

Ursache einer Demenz ist meist die Alzheimer-Erkrankung. Auch ein Schlaganfall kann die Ursache für eine Demenz sein.

Zudem können weitere Krankheiten die Ursache darstellen, wie zum Beispiel HIV oder die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus.

Bulimie

Die Ursache einer Bulimie ist meist umfassend. Einige Betroffene haben in ihrer Kindheit oder Jugend sexuellen Missbrauch erlebt. Wieder andere haben ein gestörtes Verhältnis zu den Eltern.

Auch der Tod eines nahen Angehörigen kann zu einer Bulimie führen. In der Regel liegen mehrere Faktoren vor, die bei den Patienten zusammenkommen.

Verlauf

Patienten mit einer Hypochondrie leiden häufig lebenslang unter ihrer psychischen Störung. Sie wird oft zum Markenzeichen dieser Patienten.

Eine depressive Verstimmung hingegen kann oft gut behandelt werden und verschwindet teilweise von selbst wieder, wenn die Sonne wieder scheint und es wärmer wird, der Patient über den Tod des geliebten Menschen hinweg ist usw.

Auch die Demenz ist eine chronische Erkrankung. Der Verlauf kann zwar verlangsamt, jedoch nicht aufgehalten werden. Einige Formen der Demenz haben einen schleichenden Verlauf, andere entwickeln sich in Schüben.

In vielen Fällen werden die Patienten jedoch früher oder später ein Pflegefall. Besonders die Angehörigen leiden dann sehr unter der Erkrankung des Patienten, während dem Patienten selbst die Verschlechterung der Symptome häufig gar nicht bewusst ist.

Wenn sich der Bulimiepatient auf die Behandlung einlässt, kann die Krankheit behandelt werden. Häufig leiden die Patienten jedoch an Folgeerkrankungen durch das regelmäßige Erbrechen, die auch lebensgefährlich werden können. Das regelmäßige Erbrechen greift verschiedene Organsysteme an und kann auch zur Unfruchtbarkeit führen, so dass die Patienten keine Kinder zeugen bzw. bekommen können.

Symptome

Viele verschiedene Krankheiten zählen zu den psychischen Störungen. Jede Krankheit zeigt andere Symptome und wird auch anders behandelt.

Zu den psychischen Störungen gehören zum Beispiel Krankheiten wie

Im Folgenden wird die Symptomatik einiger Erkrankungen kurz geschildert.

Hypochondrie

Patienten mit einer Hypochondrie haben ständig die Angst, krank zu sein. Dabei werten sie sämtliche körperliche Merkmale als krankhaft.

Wenn der Betroffene beispielsweise eine Treppe hinaufsteigt und der Herzschlag sich daraufhin beschleunigt (was völlig normal ist), steigert er sich dadurch hinein und ist der Meinung, er wäre schwer krank, weil doch der Herzschlag erhöht ist. Auch wenn vom Arzt bestätigt wird, dass sämtliche Untersuchungen negativ (also ohne Befund) ausgefallen sind, lässt sich der Hypochonder nicht von seiner (eingebildeten) Krankheit abbringen.

Depression

Eine weitere psychische Störung sind die Depressionen. Patienten sind dann häufig müde und erschöpft. Sie haben keine Freude mehr am Leben und ziehen sich von ihrer Umwelt immer mehr zurück. Sie zeigen für nichts mehr Interesse, was ihnen früher Freude bereitet hat.

Zusätzlich haben die Patienten wenig Appetit und schlafen nachts schlecht. Männer mit einer depressiven Verstimmung können auch aggressiv und unruhig werden und ihr Verhalten nicht mehr kontrollieren.

Demenz

Patienten mit einer Demenz leiden unter einer Gedächtnisschwäche, die zu Beginn der Erkrankung nur das Kurzzeitgedächtnis betrifft, im späteren Verlauf jedoch auch das Langzeitgedächtnis. Die Patienten erkennen dann nicht einmal mehr die nächsten Angehörigen. Zusätzlich können sich die Patienten immer schlechter orientieren und verlernen das Sprechen.

Auch das Wesen der Patienten ändert sich. Häufig werden sie aggressiv. Im Endstadium der Erkrankung sind die Patienten inkontinent und auf Pflege angewiesen.

Bulimie

Auch die Bulimie (Ess-Brech-Sucht) gehört zu den psychischen Störungen. Wie der Name der Erkrankung bereits aussagt, essen die Patienten und erbrechen dies anschließend wieder. Die meisten Patienten nehmen während ihrer Essattacken Unmengen an Nahrungsmitteln zu sich.

Zusätzlich zum Erbrechen nehmen die Patienten häufig auch Abführmittel. Sie finden sich permanent zu dick, auch wenn dies nicht der Fall ist. Im Verlauf der Krankheit kann es zu Folgeerkrankungen zum Beispiel im Bereich des Herzens kommen.

Diagnose

Körperliche Untersuchungen

Bei allen psychischen Störungen werden zuerst meist körperliche Ursachen für die Krankheiten ausgeschlossen. Dazu führt der Hausarzt eine körperliche Untersuchung durch, hört die Patienten ab, tastet den Bauch und misst Puls und Blutdruck.

Bei der Bulimie können während einer EKG-Untersuchung häufig bereits Veränderungen am Herzen festgestellt werden. Auch die Blutwerte werden kontrolliert, um zum Beispiel Krankheiten wie eine Schilddrüsenerkrankung ausschließen zu können.

Vermutet der Arzt eine Bulimie, wird auch der so genannte BMI errechnet. Dieser Wert ergibt sich aus der Körpergröße und dem Körpergewicht des Patienten und sagt aus, ob ein Patient zu dünn oder zu dick ist oder das Gewicht im Normalbereich liegt. Bei der Demenz wird zusätzlich eine Computertomografie oder Magnetresonanztomografie durchgeführt, um zum Beispiel Krankheiten wie einen Schlaganfall als Ursache für die Symptome ausschließen zu können.

Neurologische und psychologische Untersuchungen

Erst wenn körperliche Krankheiten als Ursache für die psychischen Störungen ausgeschlossen werden können, erfolgt die Überweisung zu einem Neurologen bzw. Psychologen oder Psychotherapeuten.

Vermutet der Arzt eine Demenz, prüft der Neurologe anhand verschiedener Tests die Defizite im Gehirn. Ein Psychologe oder Psychotherapeut führt ein ausführliches Gespräch mit seinem Patienten.

Oft wird dabei anhand vorgefertigter Fragebögen vorgegangen, damit der Arzt die bestehende Krankheit von anderen psychischen Störungen abgrenzen kann. Häufig müssen die Symptome über einen bestimmten Zeitraum hinweg bestehen, damit die Diagnose gestellt werden kann.

Behandlung

Hypochondrie

Patienten mit Hypochondrie müssen erst davon überzeugt werden, sich in psychologische oder psychotherapeutische Behandlung zu begeben, da sie davon überzeugt sind, körperlich krank zu sein. Die Patienten lernen im Rahmen der Therapie, positiv zu denken und nicht jede Reaktion ihres Körpers als krankhaft zu werten.

Depressionen

Depressionen können mit Medikamenten (zum Beispiel Antidepressiva oder pflanzliche Präparate) behandelt werden. Häufig hilft hier jedoch auch schon ein Spaziergang an der frischen Luft.

Demenz

Die Demenz kann mit verschiedenen Medikamenten behandelt werden. Das Fortschreiten der Erkrankung kann dadurch verlangsamt werden. Zusätzlich werden die Angehörigen frühzeitig über entsprechende Pflegemöglichkeiten informiert.

Bulimie

Patienten mit einer Bulimie werden häufig stationär in einem entsprechenden Krankenhaus behandelt. Im Rahmen der Therapie müssen sie lernen, wieder normal zu essen und die Nahrung nicht wieder zu erbrechen.

Zusätzlich erhalten die Patienten eine Psychotherapie und können so die Ursachen der Erkrankung aufarbeiten. Die Patienten lernen hier auch, ihren Körper so zu akzeptieren wie er ist und sich nicht ständig zu dick zu fühlen.

Vorbeugung

Psychischen Störungen kann man nur bedingt vorbeugen. Wer zu saisonalen Depressionen neigt, sollte sich trotz schlechten Wetters zu regelmäßigen Spaziergängen aufraffen.

Eine Demenz kann häufig verhindert werden, wenn die Patienten ein hohes Bildungsniveau haben und regelmäßige Gedächtnistrainings durchführen. Einer Bulimie sowie Hypochondrie kann man nicht vorbeugen.

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  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165

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