Phobien - Ursachen, Symptome und Behandlung

Phobien können viele verschiedene Ursachen haben. Inwieweit diese psychischen Erkrankungen behandelt werden können, ist individuell verschieden. Phobien verursachen unterschiedliche Angstzustände. Die Diagnostik erfolgt meist bei einem Psychologen oder Psychotherapeuten.

Von Claudia Haut

Krankheitsbild

Man unterscheidet verschiedene Formen von Phobien. Alle diese Erkrankungen haben gemeinsam, dass der Patient panische Angst vor etwas hat. Dabei können die Angstzustände durch viele verschiedene Situationen, Personen, Tiere, Gegenstände usw. ausgelöst werden.

Arten von Phobien

Bei einer phobischen Störung wird zwischen drei verschiedenen Formen unterschieden. Dazu gehören:

Spezifische Phobie

Unter einer spezifischen Phobie versteht man die klassische Phobie vor bestimmten Dingen. Dazu gehört zum Beispiel

Sozialphobie

Es gibt Menschen, die Angst vor anderen Menschen haben bzw. Angst haben, von diesen abgelehnt zu werden, sich vor diesen zu blamieren usw. Diese Phobie wird soziale Phobie genannt.

Bei einer sozialen Phobie hat der Betroffene große Angst davor, negativ von anderen Menschen beurteilt zu werden. Auch das Gefühl kritisch beobachtet zu werden, löst bereits Angst aus. Besonders groß ist die Angst zu versagen oder etwas zu tun, was demütigend oder peinlich sein könnte.

Platzangst und Agoraphobie

Wieder andere Menschen haben Platzangst in Aufzügen oder Angst auf großen Plätzen. Als Agoraphobie bezeichnet man die Angst vor großen Menschenansammlungen.

Vor allem, wenn der Betroffene fürchtet, in einer Situation keine Hilfe in der Not zu erhalten, kommt es zu Angstgefühlen. Dies ist meistens in einem öffentlichen Verkehrsmittel wie Bus oder Bahn oder in einem Fahrstuhl der Fall.

Weniger bekannt und verbreitet sind zum Beispiel die

Ursachen

Generell lassen sich beim Ergründen der Ursachen von Phobien drei Ansätze finden:

  • Lerntheoretischer Ansatz
  • Neurobiologische Verstärker und
  • Tiefenpsychologischer Ansatz

Beim lerntheoretischen Ansatz geht man davon aus, dass eine unangenehme Situation entsteht, die die betroffene Person dazu bringt, Angst zu "erlernen". Mit neurobiologischem Verstärker ist gemeint, dass ein Mensch besonders anfällig ist, eine Angst zu entwickeln. Und der tiefenpsychologische Ansatz legt aus, dass ungelöste Konflikte irgendwann nach außen getragen werden und sich in Form einer Phobie ausdrücken.

Einige Phobien sind erblich bedingt und kommen daher in manchen Familien gehäuft vor. Es folgen einige Beispiele, die die verschiedenen Ansätze deutlich machen.

Kindheit

Teilweise liegt der Beginn einer Phobie in der Kindheit, wenn die Eltern ihr Kind stark unter Druck setzen und das Kind ihnen nichts recht machen kann.

Auch wenn die Kinder zu sehr von ihren Eltern behütet und beschützt werden, kann dies im Verlauf ihres Lebens der Grundstein einer Phobie sein. Sexueller Missbrauch kann ebenfalls eine Ursache einer Phobie sein. Auch Kinder aus Scheidungsfamilien sind häufiger von einer Phobie betroffen.

Prägende Situationen

Viele Phobien entstehen auch durch eine ursprünglich normale Situation, die jedoch anders verläuft, als der Betroffene dies erwartet oder gewohnt ist. Eine Flugangst kann zum Beispiel daraus entstehen, dass ein Betroffener einen äußerst unruhigen Flug mitmachen muss und daher künftig wieder Angst davor hat, es könnte erneut ein vergleichbarer Flug sein.

Eine soziale Phobie kann zum Beispiel auch dadurch entstehen, dass ein Betroffener eine Rede vor vielen Menschen hält und vor lauter Nervosität rot wird und zu schwitzen anfängt.

Die Zuhörer sind vielleicht auch nicht konzentriert und so wird die Situation für den Betroffenen unerträglich. Vor der nächsten Rede entwickelt er womöglich große Angst, die Situation könnte sich wiederholen. Die Patienten haben in diesen Fällen große Angst vor ihrer Angst.

Verlauf

Je nach Art der Phobie kann eine Nichtbehandlung dazu führen, dass sich der Patient immer weiter von seiner Umwelt abkapselt und den Kontakt zur Außenwelt verliert. Letztlich treibt dieses Verhalten einige Patienten in den Selbstmord.

Andere Patienten wiederum greifen zu Drogen wie Alkohol oder auch zu Beruhigungsmitteln. Daher ist es zwingend notwendig, dass derartige Phobien behandelt werden, auch damit sie nicht chronisch werden.

In den meisten Fällen entwickelt sich eine Phobie bereits im Jugendalter. Bereits dann sollte die Behandlung beginnen.

Je nachdem, welche Phobie besteht, ändert sich auch das Leben der Betroffenen erheblich, da sie die Angst auslösenden Situationen völlig meiden. Folge davon kann auch die Arbeitslosigkeit sein, wenn die berufliche Tätigkeit unter der Phobie leidet.

Eine Phobie kann jedoch durchaus behandelt werden, wenn der Betroffene einsieht, dass eine Behandlung notwendig ist und er aktiv daran mitarbeitet.

Symptome

Normalerweise gehört Angst zu den wichtigsten Empfindungen des Menschen und jeder Mensch verspürt in bestimmten Situationen Angst. Es ist also nichts Außergewöhnliches, wenn man gelegentlich vor etwas Angst hat. Bei einer Phobie ist das Angstgefühl jedoch so stark, dass es dadurch zu physischen Beschwerden kommen kann.

Alle Phobien haben gemeinsam, dass den Patienten während einer extremen Angstsituation übel wird und sie teilweise auch erbrechen müssen. Des Weiteren kommt es zum Erröten und ständigen Haarndrang.

Zusätzlich bestehen auch Atembeschwerden und die Angst, zu ersticken. Die Patienten schwitzen stark und haben heftiges Herzklopfen.

Während einer Angstattacke haben die Betroffenen auch oft das Gefühl, sterben zu müssen. Zu den weiteren möglichen Symptomen zählen Zittern und Magen- und Darmbeschwerden.

Schon beim bloßen Gedanken an die Situation, durch die die Angst ausgelöst wird, verspürt der Betroffene große Furcht. Manchmal kann es sogar zu einer regelrechten Panikattacke kommen.

Ein weiteres Merkmal der Angststörung ist, dass die Phobie meist völlig unbegründet ist, also gar keine Bedrohung existiert, vor der man sich fürchten müsste. Doch selbst dann, wenn eine kleine Spinne keinen Schaden verursachen kann, hat der Betroffene große Angst vor ihr, wenn er unter einer Spinnenphobie leidet.

Problem der Vermeidungsstrategien

Obwohl der Betroffene durchaus weiß, dass seine Angst übertrieben ist, vermag er nichts dagegen zu tun. Schließlich kommt es bei diesen Menschen sogar dazu, dass sie Angst vor der Angst haben. Daher entwickeln sie Vermeidungsstrategien, damit es gar nicht erst zu den unangenehmen Angstgefühlen kommt.

Dies hat jedoch zur Folge, dass sich der Betroffene der Angst nicht stellt und erkennen kann, dass sie unbegründet ist. Manchmal führt dies auch zu gesundheitlichen Schäden, wenn zum Beispiel ein Besuch beim Zahnarzt ständig vermieden wird, obwohl Behandlungsbedarf besteht.

Menschen, die Angst vor anderen Menschen oder größeren Ansammlungen haben, trauen sich oftmals nicht mehr aus dem Haus und leiden irgendwann unter Einsamkeit und sozialer Isolation, sodass ein normales Leben kaum noch möglich ist.

Diagnose

Teilweise können die Patienten die Diagnose selbst stellen, zum Beispiel wenn sie unter Flugangst leiden.

Beim Hausarzt

Bevor ein Psychologe ein umfassendes Gespräch mit dem Patienten führt, werden meist zuerst körperliche Ursachen für die Phobie abgeklärt. Dies können zum Beispiel Schilddrüsenerkrankungen sein.

Dazu erfolgt eine körperliche Untersuchung beim Hausarzt mit anschließender Kontrolle der Blutwerte und gegebenenfalls Untersuchung von Urin und Stuhlgang. Wenn diese Untersuchungen ergebnislos verlaufen, erfolgt die Überweisung zum Psychologen.

Beim Psychologen

Der Psychologe oder Psychotherapeut führt ein langes Gespräch mit dem Patienten, in dem er nach den genauen Symptomen fragt und in welcher Situation diese auftreten. Häufig werden die Patienten von ihrem Therapeuten auch gebeten, ein Angsttagebuch zu führen.

In diesem Tagebuch sollen die Patienten notieren, in welcher Situation sie Angstzustände haben, wie sich diese äußern und wie lange die Symptome anhalten. Für seine Diagnosestellung verwendet der Psychologe häufig auch spezielle Fragebögen, die er mit dem Patienten durchgeht.

Behandlung

Verhaltenstherapie

Viele Phobien werden im Rahmen einer Verhaltenstherapie behandelt. Diese lässt sich wiederum einteilen in:

  • die kognitive Verhaltenstherapie
  • die systematischen Desensibilisierung und das
  • Expositionsverfahren

Kognitive Verhaltenstherapie

Ziel der kognitiven Verhaltenstherapie ist es, die Denkmuster, die den Patienten dazu bringen, Angst vor etwas zu empfinden, zu korrigieren. Um dieses zu erreichen, gilt es zunächst, diese Denkmuster zu ergründen.

Systematische Desensibilisierung

Bei diesem Verfahren soll die Angst Schritt für Schritt abgebaut werden, indem Patient und Therapeut eine Hierarchie erstellen, die deutlich machen soll, welche Angst am größten ist und welche Situation einem am wenigsten Angst macht.

Letztere muss der Patient sich anschließend bildlich vorstellen. Allerdings wird er zuvor in einen körperlich entspannten Zustand gebracht. Dieser kann nicht gleichzeitig mit einer verängstigten Erregung bestehen, sodass die Angst auf diese Weise Stück für Stück abgebaut wird.

Expositionsverfahren

Im Rahmen des Expositionsverfahrens muss der Patient sich zusammen mit dem Therapeuten gezielt seinen Angst auslösenden Situationen stellen, wie einen Flug mitmachen, sich auf einen großen Platz begeben oder in einen Aufzug einsteigen. Der Patient merkt dabei, dass nichts Schlimmes passiert, wenn er sich seiner Angst stellt.

Entspannungsverfahren

Zusätzlich erlernen die meisten Patienten Entspannungsverfahren wie zum Beispiel autogenes Training oder progressive Muskelentspannung, welche sie bei großer Angst anwenden können.

In einigen Fällen verordnet der Therapeut auch Medikamente zur unterstützenden Behandlung der Phobien. Zur Anwendung kommen beispielsweise

Patienten mit einer Phobie sollten sich so früh wie möglich behandeln lassen, da dann die größten Erfolge verzeichnet werden können.

Vorbeugung

Um eine Phobie zu vermeiden, sollte man die Risikofaktoren der Erkrankung ausschalten wie zum Beispiel sexuellen Missbrauch, strenge Erziehung der Eltern usw. Grundsätzlich kann man einer Phobie auch dadurch vorbeugen, dass man sich seiner Angst auslösenden Situation immer wieder gezielt stellt und diese keinesfalls meidet.

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