Übelkeit - Ursachen und Behandlung

Übelkeit ist ein häufig vorkommendes Symptom verschiedener Erkrankungen. Meist verschwinden die Beschwerden von selbst wieder.

Von Claudia Haut
Klassifikation nach ICD-10: R11
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Übelkeit ist ein Schutz des Körpers gegen schädliche Stoffe wie zum Beispiel Bakterien oder verdorbene Speisen. Durch die Übelkeit wird verhindert, dass noch mehr Nahrung aufgenommen wird.

Durch die schädlichen Stoffe wird zusätzlich das Brechzentrum im Gehirn aktiviert. Oft treten zeitgleich mit der Übelkeit weitere Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel oder Fieber auf.

Ursachen

Wenn verdorbene Lebensmittel verzehrt werden, leidet der Patient anschließend häufig unter Übelkeit. Auch übermäßiger Alkoholkonsum führt zur Übelkeit.

Der Körper signalisiert dem Betroffenen damit, dass bereits zu viel Alkohol konsumiert wurde. Und auch verschiedene Medikamente können Übelkeit verursachen.

Menschen, die reisekrank sind, zählen ebenfalls zu der Risikogruppe, wenn sie sich auf einem Schiff oder im Flugzeug befinden bzw. wenn sie im Auto oder Bus sitzen. Die Übelkeit geht dann vom Ohr aus, in dem sich das Gleichgewichtsorgan befindet. Durch das leichte Schaukeln sendet das Ohr dem Gehirn falsche Informationen und verursacht so die Übelkeit.

Nach einem Auto- oder Sportunfall kann man sich eine Gehirnerschütterung zuziehen. Auch diese geht mit Übelkeit und Kopfschmerzen einher.

Auch Hormone können Übelkeit auslösen. Dies ist zum Beispiel zu Beginn der Schwangerschaft der Fall. Viele Frauen leiden dann unter der Schwangerschaftsübelkeit, die jedoch meist nur etwa bis zur 12. Schwangerschaftswoche andauert. Dann hat sich der Körper an die Schwangerschaft gewöhnt und nur noch wenige Frauen leiden danach unter den Beschwerden.

Erkrankungen

Wer sich zu lange in der Sonne aufgehalten hat, kann einen Sonnenstich oder Hitzschlag bekommen. Auch diese Krankheiten äußern sich unter anderem durch Übelkeit.

Patienten, die unter Migräne leiden, bemerken neben den rasenden Kopfschmerzen ebenfalls sehr häufig auch Übelkeit. Des Weiteren geht ein Magen-Darm-Virus mit diesem Symptom einher. Meist leidet der Patient dann zusätzlich unter Erbrechen sowie Durchfall.

Auch eine Magenschleimhautentzündung oder ein Tumor im Bereich des Magens können zur Übelkeit führen. Krebspatienten, die sich einer Chemotherapie oder Strahlentherapie unterziehen müssen, leiden als Nebenwirkung dieser Behandlungen ebenfalls häufig unter Übelkeit.

Besonders Erkrankungen des Verdauungstrakts wie Blinddarmentzündung oder die Entzündung der Gallenblase gehen mit Übelkeit einher. Beim Herzinfarkt kann Übelkeit sogar eins der ersten Symptome sein.

Psychische Krankheiten wie die Ess-Brech-Sucht Bulimie verursachen ebenfalls Übelkeit, wenn die Patienten selbst das Erbrechen herbeiführen. Zudem gehen starker Stress, Ekel oder Aufregung häufig auch mit Übelkeit und Beschwerden des Verdauungstrakts einher.

Komplikationen

Die häufigste Komplikation von Übelkeit ist Erbrechen. Dabei kommt es zum Zusammenziehen von Zwerchfell, Magen und Bauchmuskulatur, während sich gleichzeitig der Magenschließmuskel öffnet und den Mageninhalt über Speiseröhre und Mundraum aus dem Körper befördert.

Tritt das Erbrechen häufiger auf, besteht das Risiko eines Flüssigkeits- und Elektrolytmangels im Organismus. Mitunter sind auch Reizungen oder Einrisse der Speiseröhre möglich.

In manchen Fällen kann das Erbrechen aber auch das Ende der Übelkeit bedeuten, wenn der schlechte Mageninhalt aus dem Körper gelangt ist. So wird zum Beispiel bei einer Vergiftung oft induziertes Erbrechen vorgenommen, um die Aufnahme des Giftes in den Organismus zu reduzieren.

Wann zum Arzt?

Tritt das Erbrechen im Rahmen der Reisekrankheit, nach einem üppigen Essen oder bei einer heftigen Achterbahnfahrt auf, ist normalerweise kein Arztbesuch erforderlich. Das Gleiche gilt für eine Magen-Darm-Grippe, deren Symptome in der Regel von selbst wieder vergehen.

Ein Arzt muss jedoch konsultiert werden, wenn die Übelkeit ständig auftritt, sie länger als drei Tage anhält, es immer wieder zu Erbrechen kommt oder Beschwerden wie

vorkommen.

Notfälle

Manchmal kann Übelkeit auch ein Hinweis auf einen medizinischen Notfall sein, der einer Behandlung durch einen Notarzt bedarf. Dazu gehören zum Beispiel

Zeigt sich die Übelkeit nach einer Kopfverletzung, gilt dies als Hinweis auf eine Gehirnerschütterung.

Diagnose

Bei anhaltender Übelkeit ist es wichtig, sich an einen Arzt zu wenden. Dieser nimmt eine genaue Untersuchung vor.

Anamnese

Macht ständige Übelkeit einen Arztbesuch nötig, stellt der Mediziner dem Betroffenen zunächst einige Fragen. So möchte er wissen, ob der Patient unter einer Krankheit leidet, die Übelkeit verursacht und ob begleitende Beschwerden wie zum Beispiel

auftreten. Ebenfalls von Interesse sind eingenommene Drogen oder Medikamente sowie der Genuss von Alkohol.

Körperliche Untersuchung

Nächster Diagnoseschritt ist das Vornehmen einer körperlichen Untersuchung. Dabei wird der Bauch des Patienten gründlich abgetastet. Auf diese Weise kann der Arzt schmerzhafte Druckstellen aufspüren.

Ferner erfolgt das Abhören von Atem- und Darmgeräuschen. Hin und wieder kann zudem eine Untersuchung des Enddarms erforderlich sein.

Als weitere mögliche Diagnoseverfahren kommen

infrage.

Zusätzliche Untersuchungsmöglichkeiten

Je nachdem, welcher Verdacht sich während der körperlichen Untersuchung ergibt, können noch weitere Verfahren zur Anwendung kommen. Dazu zählen

Behandlung

Gegen die Übelkeit bei einer Auto- oder Schifffahrt oder während eines Fluges kann der Arzt spezielle Medikamente gegen Reiseübelkeit verschreiben. Wenn die Übelkeit über längere Zeit hinweg andauert und/oder wenn der Patient Blut erbricht, muss unbedingt eine ärztliche Behandlung erfolgen.

Bei einer Vergiftung

Tritt die Übelkeit zum Beispiel aufgrund einer Vergiftung auf, so kann es häufig notwendig werden, dass der Mageninhalt ausgepumpt wird, um das Gift aus dem Körper zu entfernen.

Bei Migräne

Patienten, die neben der Übelkeit starke Kopfschmerzen haben, sollten sich hinlegen. Meist empfinden die Patienten einen abgedunkelten ruhigen Raum als sehr angenehm. Auch ein kaltes Tuch auf der Stirn kann Linderung verschaffen.

Bei schwerer Migräne können auch verschiedenartige Präparate eingenommen werden. Akupunktur, eine Therapiemethode aus der Traditionellen Chinesischen Medizin, kann ebenfalls zur Behandlung von Migräne eingesetzt werden.

Bei einer Magenerkrankung

Ist die Ursache der Übelkeit eine Magenerkrankung, so kann der Arzt verschiedenartige Medikamente verordnen. In einigen Fällen kann auch eine Operation am Magen notwendig werden, um die Übelkeit zu heilen.

Bei einer psychischen Erkrankung

Konnte der Arzt eine psychische Erkrankung feststellen, so erfolgt die weitere Therapie bei einem Psychologen. Häufig ist auch eine stationäre Behandlung notwendig, bei der die Patienten zum Beispiel ein gesundes Essverhalten erlernen.

Selbsttherapie

Um gegen Übelkeit vorzugehen, gibt es einige Mittel, deren Anwendung von der Ursache der Beschwerden abhängt. Dazu gehört zum Beispiel eine magenschonende Kost, die aus zartem Fleisch und Kartoffeln bestehen sollte. Dagegen muss auf blähende Nahrungsmittel wie Hülsenfrüchte und Kohl sowie Süßigkeiten oder Eis für die Dauer der Übelkeit verzichtet werden.

Im Falle von starker Übelkeit empfiehlt es sich, auf weitere Bewegungen zu verzichten und sich ins Bett zu legen. So bewirkt die Bewegung eine Reizung des Gleichgewichtsorgans innerhalb des Ohrs, was die Beschwerden wiederum verschlimmert. Hilfreich kann auch das Auflegen eines kühlen Lappens auf die Stirn sein.

Ist niedriger Blutdruck für die Übelkeit verantwortlich, empfiehlt es sich, die Beine hochzulagern. Tritt die Übelkeit nach einem ausgedehnten Sonnenbad auf, so sollte der Betroffene sich unverzüglich in den Schatten begeben und viel trinken.

Auch Übungen aus dem Bereich des autogenen Trainings können gegen Übelkeit helfen. Dies gilt überwiegend dann, wenn der Betroffene sehr nervös ist und in diesem Zusammenhang die Übelkeit auftritt.

Hausmittel

Zur Bekämpfung von Übelkeit lassen sich auch einige Hausmittel einsetzen. Als bewährte Methode gilt das Trinken von lauwarmer Cola, aus der man die Kohlensäure herausrührt. Bei manchen Menschen lässt sich der lindernde Effekt auch mit schalem Ginger Ale oder Limonade erzielen.

Beruhigend auf den Magen wirken zudem Pfefferminztee und Kamillentee. Diese eignen sich besonders gut zur Behandlung einer akuten Magenverstimmung.

Wird die Übelkeit durch einen unruhigen Magen hervorgerufen, gilt die Einnahme von etwas Traubenzucker oder Honig als hilfreich. Trockenes Toastbrot sowie Salzcracker können Abhilfe schaffen, wenn unterdrückter Hunger der Grund für die Übelkeit ist.

Ein weiteres altes Hausmittel zur Selbstbehandlung von Übelkeit stellt Ingwer dar, der am besten in Form eines Tees eingenommen wird. Wer mag, kann den Ingwertee auch selbst herstellen, indem er eine Ingwerwurzel zerkleinert und einen Teelöffel davon mit kochendem Wasser übergießt.

Alternativ ist der Verzehr von frischem Ingwer möglich, der allerdings einen recht scharfen Geschmack aufweist. Leidet man unter der Reisekrankheit, eignen sich für zwischendurch Ingwerkekse oder kandierter Ingwer. Eine Ingwerähnliche Wirkung wird der Kalmuswurzel zugeschrieben.

Auch ein Tee aus Pflanzen, die Magen und Darm beruhigen wie beispielsweise Kümmel, Fenchel oder Anis kann Wunder wirken. Ebenso geeignet sind Pflanzen mit einem hohen Bitterstoffgehalt wie Tausendgüldenkraut oder Wermut in Verbindung mit beruhigend wirkenden Pflanzen wie beispielsweise der Melisse. Heilerde kann innerlich angewendet helfen, Schadstoffe und Toxine zu binden und auszuscheiden.

Ebenfalls zu den Möglichkeiten, Übelkeit zu bessern, zählt die Akupressur. Zu diesem Zweck drückt der Betroffene mit dem Daumen auf einen bestimmten Punkt in der Nähe des Handgelenks, der Perikard 6 genannt wird und sich an der Unterarminnenseite zwischen den Beugesehnen befindet.

Das Drücken des Akupressurpunktes erfolgt eine Minute lang. Danach setzt man die gleiche Prozedur am anderen Arm fort. Kommt es durch ein zu üppiges Essen zu Übelkeit, wird empfohlen, sich eine Wärmflasche oder einen feuchten warmen Lappen auf den Bauch zu legen.

Gegen Übelkeit in der Schwangerschaft gelten die Einnahme eines kleinen Frühstücks im Bett sowie der Verzehr von kleinen Mahlzeiten, die reichlich Kohlenhydrate enthalten, als hilfreich. Außerdem sollten schwangere Frauen schwarzen Tee, Kaffee, Getränke mit Kohlensäure sowie fettige, stark gewürzte Mahlzeiten meiden.

Homöopathische Mittel und Schüßler-Salze

Eine positive Wirkung schreibt man auch Homöopathika wie

  • Ipecacuanha D12 bei anhaltender Übelkeit
  • Cocculus D12 bei der Reisekrankheit und
  • Colchicum D12

zu. Geeignete Schüßler-Salze gegen Übelkeit sind

  • Nr. 4 Kalium chloratum D6
  • Nr. 8 Natrium chloratum D6 sowie
  • Nr. 11 Silicea D12.

Leidet der Patient zusätzlich unter Erbrechen oder Magenschmerzen, sollte Nr. 3 Ferrum phosphorcium zur Anwendung kommen. Gegen die Reisekrankheit hilft Nr. 9 Natrium phosphoricum D6.

Vorbeugung

Vorbeugen lässt sich Übelkeit vor allem vor bei Reisen, die im Auto, der Bahn oder auf einem Schiff stattfinden. So stehen dazu mehrere Präparate zur Verfügung, die im Vorfeld eingenommen werden und damit den Beschwerden entgegenwirken. Zeigt sich die Übelkeit nach dem Verzehr von fetthaltiger Nahrung, gilt es, diese zu vermeiden.

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