Niedriger Blutdruck (artielle Hypotonie) - Ursachen, Symptome und Behandlung
Unter einer arteriellen Hypotonie versteht man einen niedrigen Blutdruck. Im Unterschied zum Bluthochdruck gilt ein niedriger Blutdruck nicht als gesundheitsschädlich.
Von einer arteriellen Hypotonie ist die Rede, wenn der Blutdruck unter einer bestimmten Normgrenze liegt. Diese kann von Land zu Land unterschiedlich definiert werden. So gilt in Deutschland ein Blutdruck von weniger als 110/70 mmHg als zu niedrig, während in den USA die Grenze bei 90/60 mmHg liegt.
Unterschiede zum Bluthochdruck
Im Gegensatz zur arteriellen Hypertonie (Bluthochdruck) wird eine arterielle Hypotonie als nicht gravierend gesundheitsschädlich eingestuft. So löst sie keine schweren Erkrankungen aus.
Mediziner sehen einen niedrigen Blutdruck sogar als Schutz vor zahlreichen Herz-Kreislauf-Krankheiten an. Allerdings kann es durch einen zu niedrigen Blutdruck durchaus zu Beschwerden kommen.
Ursachen
Bei einer arteriellen Hypotonie gilt es, zwischen einer primären und einer sekundären Hypotonie zu unterscheiden. Erkennbare Ursachen für die primäre Hypotonie gibt es nicht. Daher bezeichnen sie Mediziner auch als idiopathische oder selbstständige Hypotonie.
Primäre Hypotonie
Die primäre Hypotonie ist die am häufigsten auftretende Form und kommt vor allem bei jungen Frauen vor. Meist ist sie bereits angeboren. Krankheitswert besteht bei der primären Hypotonie nicht.
Sekundäre Hypotonie
Dagegen wird die sekundäre Hypotonie durch bestimmte Erkrankungen hervorgerufen. Dazu zählen vor allem
- Herzkrankheiten
- Herzklappenverengungen
- Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) oder
- starker Blutverlust.
Manchmal bewirkt auch die Einnahme von bestimmten Medikamenten wie
- Diuretika
- Psychopharmaka
- Antihypertonika
- Vasodilatanzien und
- koronaren Mitteln
einen Abfall des Blutdrucks. Außerdem kann der Blutdruck bei längerer Bettlägerigkeit absinken.
Orthostatische Hypertonie
Eine Sonderform stellt die orthostatische Hypertonie dar. Dabei kommt es bei bestimmten raschen Bewegungen wie Aufstehen oder Aufsetzen zu einem Versacken des Blutes in den unteren Körperregionen, wodurch das Gehirn kurzfristig mit weniger Blut versorgt wird. Dadurch sind Beschwerden wie Schwindelgefühle und sogar kurze Ohnmachtsanfälle, die man als Synkopen bezeichnet, möglich.
Symptome
Auch ein niedriger Blutdruck kann Beschwerden hervorrufen. Dazu gehören vor allem
- Müdigkeit
- Konzentrationsprobleme und
- Schwindelanfälle.
Weitere mögliche Symptome sind
- kalte Hände
- kalte Füße
- Kopfschmerzen
- Ohrengeräusche
- Blässe
- Übelkeit
- beklemmende Gefühle in der Herzgegend oder
- Kraftlosigkeit.
Im manchen Fällen kann deswegen die Lebensqualität der betroffenen Personen darunter leiden. Allerdings ist durch den niedrigen Blutdruck die Gefahr eines Herzinfarktes oder eines Schlaganfalls eher gering.
Diagnose
Hält eine arterielle Hypotonie längere Zeit an, ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren. Dieser misst zunächst den Blutdruck des Patienten, um die Tätigkeit des Herz-Kreislaufsystems zu überprüfen. Auch eine 24-Stunden-Blutdruckmessung lässt sich ambulant mit einem tragbaren Messgerät durchführen.
Bei der Untersuchung ist es wichtig, abzuklären, ob es sich um eine harmlose primäre Hypotonie oder die sekundäre Form handelt, die womöglich von einer Erkrankung ausgelöst wird. Darüber hinaus muss der Arzt über sämtliche Arzneimittel Bescheid wissen, die der Patient einnimmt, da der niedrige Blutdruck eine Medikamentennebenwirkung sein kann.
Weitere mögliche Untersuchungen sind
- eine Elektrokardiographie (EKG)
- eine Blutuntersuchung oder
- eine Langzeit-Blutdruckmessung.
Behandlung
Handelt es sich um eine sekundäre Hypotonie, gilt es, die auslösende Grunderkrankung entsprechend zu behandeln. Da eine primäre Hypotonie harmlos ist, genügen meist schon simple physikalische Maßnahmen zur Besserung der Beschwerden. Dazu gehören zum Beispiel
Aber auch eine Ernährungsumstellung kann hilfreich sein. So sollte der Patient kochsalzreiche Mahlzeiten und viel Flüssigkeit zu sich nehmen.
Medikamente
In ausgeprägten Fällen werden auch Medikamente wie Mineralokortikoide, Sympathomimetika oder Dihydroergotamin verabreicht. Mithilfe von verschiedenen Wirkstoffgruppen ist es möglich, den Blutdruck leicht zu steigern und möglichen Beschwerden entgegenzuwirken. Allerdings werden Medikamente gegen Hypotonie nur eingesetzt, wenn es unbedingt nötig ist, da sie häufig unerwünschte Nebenwirkungen wie beispielsweise zu hohen Blutdruck aufweisen.
Sympathomimetika
Zu den häufigsten Medikamenten, die gegen Hypotonie zur Anwendung kommen, gehören Sympathomimetika. Diese haben die Eigenschaft, den Rückstrom des Blutes zum Herzen zu steigern und auf diese Weise den Herzschlag anzuregen.
Arten
Direkt an Herz und Blutgefäßen wirkt Etilefrin. Da das Herz durch das Sympathomimetikum kräftiger und schneller schlägt, steigt auch der Blutdruck, was zu einer verbesserten Durchblutung führt. Darüber hinaus werden kleinere Venen im Gewebe stabilisiert und gestärkt, was sich positiv auf den Kreislauf und das Gehirn auswirkt.
Besonders gut eignet sich Etilefrin, das in Form von Tabletten oder Tropfen eingenommen wird, bei chronischer Hypotonie sowie bei Schwindelanfällen nach dem Aufstehen. Weitere Sympathomimetika sind
- Norfenefrin
- Midodrin
- Pholedrin
- Ameziniummetilsulfat und
- Oxilofrin.
Nebenwirkungen und Kontraindikation
Bei der Einnahme von Sympathomimetika kann es zu Nebenwirkungen wie
- Herzrhythmusstörungen
- Herzrasen oder
- Blasenproblemen
kommen. Nicht eingenommen werden dürfen diese Mittel, wenn man unter
- einer koronaren Herzkrankheit
- einer Überfunktion der Schilddrüse
- einer vergrößerten Prostata oder
- einem Glaukom
leidet.
Dihydroergotamin
Bei Dihydroergotamin handelt es sich um einen Vasokonstriktor. Das heißt, dass der Wirkstoff die großen Venen verengt.
Auf diese Weise wird der Blutrückstrom zum Herzen verbessert, wodurch wiederum Kreislaufprobleme beim Aufstehen ausbleiben. Vor allem bei der sympathikotonen orthostatischen Hypotonie, bei der es häufig zu Stürzen kommt, setzt man dieses Mittel ein.
Nebenwirkungen und Kontraindikation
Mögliche Nebenwirkungen können ein Ziehen in den Fingern und den Fußzehen sein. Nicht eingenommen werden darf Dihydroergotamin bei Erkrankungen des Gefäßsystems sowie in Schwangerschaft und Stillzeit.
Fludrocortison
Der Arzneistoff Fludrocortison ist ein Hormon und wird synthetisch aus der Nebennierenrinde hergestellt. Indem der Stoff die Ausscheidung von Wasser und Salz in den Nieren unterbindet, bewirkt er einen Anstieg des Blutvolumens und damit auch des Blutdrucks. Zum Einsatz kommt Fludrocortison in erster Linie bei Patienten, die unter Kreislaufproblemen beim Aufstehen leiden.
Nebenwirkungen
Allerdings weist auch dieses Mittel verschiedene Nebenwirkungen auf. Dazu gehören unter anderem
- Akne
- Kaliummangel
- Bluthochdruck
- Gewichtszunahme
- Ödeme und
- Depressionen.
Vorbeugung
Um Beschwerden durch zu niedrigen Blutdruck zu vermeiden, wird empfohlen, Selbsthilfemaßnahmen zu ergreifen, wie zum Beispiel
- Saunabesuche
- regelmäßige Bewegung
- Wechselduschen oder
- Bürstenmassagen.
Auf diese Weise lässt sich der Blutdruck stabilisieren. Außerdem sollte man vermeiden, abrupt seine Position zu wechseln.
Viel trinken
Bei niedrigem Blutdruck ist es wichtig, dass die Betroffenen viel Flüssigkeit zu sich nehmen, denn durch eine höhere Flüssigkeitszufuhr wird der Blutdruck erhöht. Pro Tag sollten wenigstens zwei bis drei Liter Flüssigkeit getrunken werden.
Zu empfehlen sind
- Wasser
- Kräutertees
- Früchtetees
- Gemüsesäfte und
- verdünnte Fruchtsäfte.
Kaffee und schwarzen Tee sollte man nur in Maßen genießen, da diese bei einer Hypotonie nur zeitweise hilfreich sind. Bei hohen Temperaturen ist es ratsam, mehr als drei Liter zu trinken.
Keinen Alkohol
Eine Flüssigkeit, die es bei starkem niedrigem Blutdruck zu meiden gilt, ist Alkohol, da dieser Kreislaufregulationsstörungen verursacht. Außerdem vermindert er das Leistungsvermögen des Herzens und er wirkt sich negativ auf das Gleichgewicht in Kleinhirn und Hirnstamm aus. Ein weiterer Negativeffekt ist, dass durch Alkohol mehr Flüssigkeit aus dem Körper ausgeschieden wird.
Mehr Salz
Leidet man unter Hypotonie, hilft es, Speisen mehr zu salzen. So bewirkt eine höhere Menge an Kochsalz, dass mehr Flüssigkeit im Körper gebunden wird. Dies führt wiederum zu einem Anstieg des Blutdrucks.
Am effektivsten ist das Salz am Morgen, sodass man ein salzreiches Frühstück zu sich nehmen sollte. Nicht zu empfehlen ist eine höhere Salzzufuhr jedoch
- bei Nierenfunktionsstörungen
- bei Herzschwäche oder
- während einer Schwangerschaft.
Kleine Mahlzeiten
Da durch üppige Mahlzeiten das Blut im Magen-Darm-Trakt gebunden wird, kommt es vor allem nach dem Essen zu Hypotonie-Beschwerden. Aus diesem Grund ist es besser, kleine Mahlzeiten zu essen, die man über den ganzen Tag verteilt.
Kneipp-Anwendungen
Eine hilfreiche Vorbeugemaßnahme gegen zu niedrigen Blutdruck sind Anwendungen aus der Kneipp-Medizin wie kalte Güsse oder Wassertreten. Durch die Anregung des sympathischen Nervensystems wird der Blutdruck gesteigert.
Wer unter Morgenmüdigkeit leidet, sollte sich kurz kalt abduschen. Nicht zu empfehlen sind dagegen warme Bäder, da diese den Blutdruck zum Absinken bringen.
Langsames Aufstehen
Wer unter Schwindelgefühlen am Morgen leidet, sollte nach dem Schlafen langsam aufstehen. Das heißt, dass man sich nach dem Aufwachen erst einmal eine Minute an den Bettrand setzt. Auf diese Weise gewöhnt man den Körper behutsam an neue Anstrengungen und reduziert Schwindelanfälle.
Was Patienten mit niedrigem Blutdruck bei der Reiseplanung beachten sollten
Bei niedrigem Blutdruck (Hypotonie) liegt der Blutdruck unter den normalen Werten. Zwar kommt es dadurch nicht bei jedem Menschen zu gesundheitlichen Problemen, doch manche Hypotoniker leiden unter
- starken Kreislaufbeschwerden
- Sehstörungen
- Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- Schwindelgefühlen und
- Bewusstseinsstörungen.
Daher müssen verschiedene Dinge berücksichtigt werden, wenn eine Urlaubsreise geplant wird.
Das passende Reiseziel
Ein besonders wichtiges Kriterium für Menschen mit niedrigem Blutdruck ist die Auswahl eines geeigneten Reiseziels. So sind Länder, in denen es schwül und heiß ist, nicht unbedingt zu empfehlen, da es unter solchen klimatischen Bedingungen häufig zu Beschwerden kommt.
Aus diesem Grund ist es besser, sich für ein gemäßigtes Klima zu entscheiden. Dazu gehören zum Beispiel
- Nord- und
- Ostsee oder
- das Mittelgebirge.
Vor allem hitzeempfindliche Menschen kommen dort mehr auf ihre Kosten. Wer jedoch auf Palmenstrände und Sonne nicht verzichten möchte, sollte einige Vorsichtsmaßnahmen treffen.
Kofferpacken
Eine gute Reisevorbereitung beginnt schon beim Packen. Vor allem, wenn es im Winter auf eine Fernreise in warme Gefilde geht, werden häufig zu warme Kleidungsstücke mitgenommen.
Wichtig für Hypotoniker ist jedoch eine luftige und lockere Kleidung, damit es nicht zu einem Wärmestau kommt, denn sonst besteht die Gefahr, dass die Blutgefäße erweitert werden, wodurch der Blutdruck sinkt.
Für den Fall, dass es zu Beginn der Reise noch zu kalt ist, sollte man auf den Zwiebellook zurückgreifen und mehrere Schichten Kleidung übereinander tragen. Im Verlauf der Reise können die Kleidungsstücke dann abgelegt werden.
Wer Medikamente gegen niedrigen Blutdruck benötigt, sollte diese stets im Handgepäck mit sich führen.
Bei einer Flugreise zu beachten
Tritt man eine Flugreise an, ist es wichtig, viel zu trinken. In einem Flugzeug herrschen nämlich klimatische Verhältnisse, die denen in einer Wüste gleichen. Durch Bewegungsmangel und Austrocknung des Körpers während des Fluges kommt es zu einem Absinken des Blutdrucks.
Um Beschwerden entgegenzuwirken, sollte jede Stunde ein kleines Glas mit Mineralwasser oder Fruchtsaft getrunken werden, selbst dann, wenn man keinen Durst verspürt. Nicht zu empfehlen sind Kaffee oder Tee, da diese eher austrocknen.
Tipps, die man vor Ort beherzigen sollte
Herrschen am Urlaubsort auch in der Nacht warme Temperaturen, kann dies zu verstärkter Morgenmüdigkeit und Blutdruckabfall führen. Daher sollte man es morgens erst einmal ruhig und langsam angehen lassen.
Um sich an das Klima zu gewöhnen, empfiehlt es sich, leichte sportliche Aktivitäten auszuüben. Gut geeignet sind Walken oder Schwimmen. Wichtig ist zudem,
- den Kopf vor der Sonne zu schützen
- genügend Ruhepausen im Schatten einzulegen und
- auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten.