Vergiftungen - Ursachen, Symptome, Behandlung und Hinweise zum Giftnotruf
Vergiftungen oder auch Intoxikationen können akut oder chronisch sein. Ausgelöst werden sie durch giftige Stoffe, Pflanzen oder Tiere. Der Kontakt mit der giftigen Substanz kann innerlich oder auch äußerlich erfolgen. Vor allem bei Kindern kommt es nicht selten zu Unfällen, die mit einer Vergiftung einhergehen. Hier ist rasche Hilfe erforderlich. Informieren Sie sich über Ursachen, Symptome und Behandlung von Vergiftungen und lesen Sie, wie ein Giftnotruf richtig durchgeführt wird.
Vergiftung - eine Definition
Vergiftungen, die man in der Medizin auch als Intoxikationen bezeichnet, werden durch die Zufuhr von Toxinen (giftigen Stoffen) in den Organismus ausgelöst. Dies kann versehentlich, aber auch beabsichtigt geschehen.
Das Krankheitsbild, das durch eine Vergiftung entsteht, wird als Toxikose bezeichnet. Kommt es zu einer Vergiftung mit mehreren Giftstoffen, spricht man von einer Poly- oder Mischintoxikation.
Arten einer Vergiftung
Bei Vergiftungen unterscheidet man zwischen:
- akuten Vergiftungen
- chronischen Vergiftungen
- angeborenen Vergiftungen
Akute Intoxikationen entstehen durch eine akzidentelle (versehentliche) oder beabsichtigte Einnahme von giftigen Stoffen. Im Falle von chronischen Vergiftungen kommt es zu lang anhaltenden Einwirkungen von Toxinen. Darunter fallen auch die dauerhafte Einnahme von bestimmten Medikamenten sowie Rauchen und Alkoholismus.
Angeborene Vergiftungen werden durch Fehlfunktionen des Körpers und durch körpereigene Stoffe verursacht.
Besonders häufig kommen Vergiftungen bei kleinen Kindern vor, die aus Neugier giftige Stoffe zu sich nehmen. Gefährdungen entstehen auch durch Alkohol- und Drogenmissbrauch.
Zu den Giftstoffen, die häufig Vergiftungen auslösen, gehören:
- Reinigungs- und Putzmittel
- Medikamente
- Chemikalien
- Gifte von Pilzen, Pflanzen oder Tieren
- Alkohol
- Zigaretten
Eine weitere Form von Vergiftungen sind Lebensmittelvergiftungen, die durch verdorbene Nahrungsmittel entstehen.
Ursachen von Vergiftungen
Besonders betroffen von Vergiftungen sind kleine Kinder. Aus Neugier oder weil sie Reinigungsmittel oder Pillen für Nahrungsmittel halten, nehmen sie die giftigen Stoffe zu sich. So kommt es bei Kindern unter sechs Jahren sehr häufig zu Vergiftungen durch:
- Medikamente
- Putzmittel
- Waschmittel
- giftigen Pflanzen
Nicht nur im Wald gesammelte Pilze können giftig sein, sondern auch Beeren, die an Sträuchern hängen. Eine weitere Ursache für Vergiftungen sind verdorbene oder verseuchte Nahrungsmittel, was man als Lebensmittelvergiftung bezeichnet.
Bei Jugendlichen kommt es immer wieder zu Alkoholvergiftungen durch zu hohen Alkoholkonsum. Ebenso ist Drogenmissbrauch ein häufiger Grund für Vergiftungen.
In manchen Fällen werden Vergiftungen durch giftige Tiere wie zum Beispiel Giftschlangen ausgelöst.
Vergiftungen entstehen aber nicht nur versehentlich. Auch durch Selbstmord- oder Mordabsichten kann es zur Einnahme von giftigen Stoffen kommen.
Verlauf von Vergiftungen
Der Verlauf einer Vergiftung hängt von der Art des Giftstoffes und der eingenommenen Menge ab. Während leichte Vergiftungen meist positiv verlaufen, kann es bei schweren Vergiftungen zu schlimmen gesundheitlichen Schäden kommen. So können Atemstillstand, ein Schock und Herz-Kreislaufversagen eintreten. In besonders schweren Fällen kann eine Vergiftung auch zum Tode führen.
Symptome einer Vergiftung
Typische Symptome für eine Vergiftung sind:
- Übelkeit
- Durchfall
- Erbrechen
- Unruhezustände
- Zittern
- ein unsicherer Gang
- Bewusstseinsstörungen
- Müdigkeit
- Lethargie
- Speichelfluss
- Kopfschmerzen
- Schwindelgefühle
- Bauchschmerzen
- Krämpfe
- Atemstillstand
- Schock
- Herz-Kreislaufversagen
Diagnose von Vergiftungen
Eine Diagnose lässt sich bei einer Vergiftung schon aufgrund der Symptome und der Umstände erstellen. Um eine Analyse des Giftstoffes vornehmen zu können, ist eine Giftprobe hilfreich. Oftmals werden auch laborchemische Tests oder eine Gas-Flüssigkeits-Chromatographie (GLC) durchgeführt.
Behandlung von Vergiftungen
Für den Fall, dass eine Vergiftung eintritt, muss umgehend ein Notarzt gerufen werden. Hilfreich kann auch ein Anruf bei der Giftnotrufzentrale sein. Dort erhält man Ratschläge von medizinischem Fachpersonal.
Im Falle von Bewusstlosigkeit wird die vergiftete Person in eine stabile Seitenlage gebracht und ihre Atmung kontrolliert. Setzt die Atmung aus, muss rasch eine Herz-Lungen-Wiederbelebung vorgenommen werden.
Der Anruf beim Giftinformationszentrum
Unter dem Giftnotruf versteht man in Deutschland ein Giftinformationszentrum. Im Falle einer Vergiftung oder dem Verdacht erhalten sowohl Laien als auch Ärzte und medizinisches Personal dort wichtige Auskünfte.
In den Giftinformationszentren ist stets jemand erreichbar. Die Beratung im Notfall erfolgt durch Mediziner aus unterschiedlichen Fachrichtungen wie
- Toxikologie, Pharmakologie
- Intensivmedizin
- innere Medizin oder
- Kinderheilkunde.
Diese nehmen aufgrund der Krankengeschichte des Betroffenen eine Einschätzung des Vergiftungsrisikos vor und erteilen Empfehlungen, wie im jeweiligen Fall vorzugehen ist, wie zum Beispiel
- einen Notarzt zu alarmieren
- in ein Krankenhaus zu fahren
- Laboruntersuchungen oder eine toxikologische Analyse durchführen zu lassen, sowie
- Maßnahmen zum Entfernen des Giftes zu ergreifen,
wie zum Beispiel Erbrechen auslösen oder Aktivkohle verabreichen. Sich beim Giftnotruf zu informieren, ist also im Notfall sehr hilfreich. Doch wie sieht die richtige Vorgehensweise dabei aus?
Präzise Schilderung beim Giftnotruf
Da bei einer Vergiftung unter Umständen jede Minute zählen kann, ist es wichtig, keine Zeit zu vergeuden und präzise Schilderungen abzugeben. Dabei sollte man angeben,
- welcher Giftstoff eingenommen wurde
- wann der Giftstoff eingenommen wurde
- welche Menge des Giftstoffs eingenommen wurde
- welche Symptome bereits auftreten
- das Alter und das Gewicht des Betroffenen
Kennt man die Substanz nicht, die die Vergiftung ausgelöst hat, sollte man sie so gut wie möglich beschreiben. Handelt es sich um eine giftige Pflanze, teilt man ihr Aussehen sowie den Standort, an dem sie wächst, mit.
Auch welche Pflanzenteile verzehrt wurden, sollte der Giftnotruf erfahren. Von großer Bedeutung kann zudem sein, ob der Betroffene die Pflanze verschluckt oder nur in den Mund gesteckt hat. Ebenfalls wichtig ist die genaue Schilderung der Beschwerden.
Nachdem man dem Giftnotruf sämtliche relevanten Informationen übermittelt hat, sollte man dessen Anweisungen unbedingt Folge leisten. Für den Fall, dass man in ein Krankenhaus fährt, ist es ratsam, Teile des Giftstoffes mitzunehmen, sofern noch welche vorhanden sind. Im akuten Vergiftungsfall sollte umgehend ein Notarzt verständigt werden.
Erste Hilfe bei Vergiftungen
Bei der Anwendung von Erste Hilfe-Maßnahmen ist die Erhaltung der Vitalfunktionen von Bedeutung. Auch Spülungen mit Wasser auf der Haut oder in den Augen können durchgeführt werden.
Nicht zum Erbrechen bringen und keine Milch geben
Den Betroffenen zum Erbrechen zu bringen, ist dagegen nicht sinnvoll, da sich dieser Vorgang nicht steuern lässt. So besteht das Risiko, dass giftige Substanzen bis zur Lunge vordringen.
Außerdem darf man dem Vergifteten keine Milch zu trinken geben, da die Milch eine schnellere Aufnahme des Giftes in den Blutkreislauf bewirkt.
Konsumierten Giftstoff ins Krankenhaus mitnehmen
Vor allem muss der Patient so schnell wie möglich in ein Krankenhaus gebracht werden, wo er fachgerecht versorgt wird. In manchen Fällen ist auch die Behandlung mit einem speziellen Gegengift (Antidot) erforderlich.
Bringt man den Patienten selbst in ein Krankenhaus, sollte man, wenn möglich, den Giftstoff mitnehmen. Dabei kann es sich um einen Behälter, eine Schachtel oder Pflanzenblätter handeln. Dies kann die Bestimmung des Toxins erleichtern.
Durch eine Vergiftung kann es sogar zu einem lebensgefährlichen Schock kommen - in diesem Fall ist es sehr wichtig, dessen Anzeichen rechtzeitig zu erkennen und den Betroffenen richtig zu lagern...
Anzeichen eines Schocks durch Vergiftung und die richtige Lagerung
Unter einem Schock versteht man das Versagen des Kreislaufs. Hervorgerufen werden kann ein solcher Schock durch eine Medikamenten- oder Nahrungsmittelvergiftung.
Bei einem Schock vermindert sich die zirkulierende Menge des Blutes in den Endorganen, was eine mangelnde Durchblutung zur Folge hat. So verteilt sich die Blutmenge so, dass zuerst die Organe, die lebenswichtig sind, wie
Blut zugeführt bekommen, damit deren Funktionen erhalten bleiben. Dagegen fällt die Versorgung anderer Organe mit Blut, Nährstoffen und Sauerstoff geringer aus. Da infolgedessen die Stoffwechselendprodukte nicht mehr in ausreichendem Maße aus dem Organismus abtransportiert werden können, hat dies die Ansäuerung des Blutes zur Folge.
Ursachen und Symptome eines Schocks
Das Auftreten eines Schocks ist ein lebensbedrohlicher Zustand. Zu seinen Ursachen gehören neben hohem Blutverlust, schweren Infektionen und Flüssigkeitsverlust auch Vergiftungen. Auslöser des Kreislaufversagens können eine Entgleisung des Stoffwechsels aufgrund einer Arzneimittelvergiftung oder Giftstoffe von Krankheitserregern bei einer Lebensmittelvergiftung sein.
Typische Anzeichen für einen Schock sind
- eine blass-gräulich verfärbte Haut
- kalter Schweiß
- starkes Frösteln
- kalte Hände und Füße
- Unruhe
- Verwirrtheit
- Apathie sowie
- ein schneller und flacher Puls.
Im weiteren Verlauf dämmert der Betroffene immer weiter vor sich hin und wird schließlich bewusstlos. Bei Sauerstoffmangel des Gehirns besteht die Gefahr, dass der Tod eintritt.
Erste-Hilfe-Maßnahmen bei einem Schock
Kommt es aufgrund einer Vergiftung zu einem Schock, sollte der Betroffene angesprochen werden, um seine Bewusstseinslage zu prüfen. Ist er ansprechbar, kann man mit ihm reden, um ihn zu beruhigen.
Des Weiteren ist es wichtig, den Patienten in Schocklage zu bringen. Dazu wird er flach auf den Rücken gelegt.
Außerdem sollten die Beine 20 bis 30 Zentimeter höher positioniert werden; das heißt, dass man eine Decke oder ein Kissen darunter legt. Auf diese Weise wird das Zurückfließen des Blutes in den Körper ermöglicht und die lebenswichtige Versorgung der Organe gewährleistet.
Um den Betroffenen warmzuhalten, ist es ratsam, ihn in eine Rettungsdecke einzuwickeln. Außerdem müssen die Vitalzeichen ständig überprüft werden. Dazu gehören Bewusstsein, Atmung und Puls. Bis zum Eintreffen des Notarztes sollte man den Patienten nicht alleine lassen.
Vorbeugung von Vergiftungen
Damit es gar nicht erst zu einer Vergiftung kommt, können einige Vorsorgemaßnahmen getroffen werden. So müssen Medikamente grundsätzlich so aufbewahrt werden, dass sie für Kinder nicht zugänglich sind. Ein Hausapotheken-Schränkchen sollte verschließbar sein.
Medikamente dürfen niemals offen herumliegen, auch Spül-, Putz- oder Waschmittel sollten für Kinder nicht erreichbar sein. Das Gleiche gilt für Alkohol und Zigaretten.
Chemikalien sollten grundsätzlich nicht in leere Getränkeflaschen gefüllt werden, da Verwechslungsgefahr besteht. Bei Aufenthalten im Freien darf man niemals unbekannte Pilz- oder Beerenarten zum Verzehr mit nach Hause nehmen.
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