Phytopharmaka - Wann können sie helfen und welche Nebenwirkungen sind möglich?

Als Phytopharmaka bezeichnet man rein pflanzliche Arzneimittel. Diese werden aus verschiedenen Bestandteilen von Heilpflanzen hergestellt. Der große Vorteil der Phytopharmaka liegt vor allem in ihrer guten Verträglichkeit. Wie sich zeigt, sind Phytopharmaka auch bei der Behandlung von Kindern sehr gefragt. Informieren Sie sich über den Einsatz von Phytopharmaka und lesen Sie über mögliche Nebenwirkungen.

Von Jens Hirseland

Phytopharmaka - Wie wirken sie und wie werden sie eingesetzt?

Zweck von Phytopharmaka ist die Behandlung von verschiedenen Krankheiten und Beschwerden durch die Verwendung von pflanzlichen Wirkstoffen. Phytopharmaka kommen oftmals im Rahmen einer Phytotherapie zum Einsatz und sind vielfältig anwendbar.

So eignen sie sich zur Behandlung und Linderung von:

Verabreicht werden sie in den verschiedensten Formen. Dazu gehören u.a.:

  • Tropfen
  • Kapseln
  • Extrakte
  • Salben
  • Säfte
  • Tees

Herstellung von Phytopharmaka

Die Pflanzenheilkunde kann auf eine sehr lange Geschichte zurückblicken und basiert oftmals auf alten Überlieferungen. Für die Herstellung von Phytopharmaka werden die unterschiedlichsten Bestandteile von Heilpflanzen benutzt, wie z.B.:

  • Blätter
  • Öle
  • Samen
  • Wurzeln
  • Früchte

Die Wirkstoffe der Pflanzen werden dann in drei verschiedenen Formen verwendet, als:

  1. Frischpflanzen
  2. Extrakte
  3. so genannte Drogen

Frischpflanzen werden in der Regel frisch verarbeitet und kommen dann in getrockneter Form als Teemischung zur Anwendung. Bei einer Extraktion werden die Pflanzen in Lösungsmittel wie z.B. Wasser oder Ethanol eingelegt.

Dadurch werden die Wirkstoffe herausgelöst und anschließend konzentriert. Danach werden sie in Form von Kapseln oder Tabletten verwendet. Drogen werden getrocknete Pflanzenteile, Harze, Wachse und Öle, die aus Heilpflanzen gewonnen werden, genannt.

Hilfreiche Phythopharmaka

Zu den häufig verwendeten Heilpflanzen gehören:

Eukalyptus

Eukalyptusöl kommt häufig bei Erkältungskrankheiten zum Einsatz und ist auch oftmals Bestandteil von Hustenbonbons. Das ätherische Öl kann inhaliert sowie in Form von Tropfen oder mit Wasser eingenommen werden.

Auch eukalyptushaltige Salben sind erhältlich. Bei Kleinkindern unter vier Jahren sollte es jedoch nicht verwendet werden, da es zu Schleimhautreizungen kommen kann.

Thymian

Die Heilkraft von Thymian ist schon seit dem Mittelalter bekannt. So hat das Kraut eine positive Wirkung auf Bronchien und Lunge und kommt daher bei Husten und Bronchitis zum Einsatz.

Thymian ist Bestandteil von zahlreichen Hustensäften und lässt sich zudem als Badezusatz oder Tee verwenden. Auch für Kinder ist es gut geeignet.

Efeu

Efeu wurde bereits von den antiken Griechen und im alten Ägypten als heilige Pflanze sehr geschätzt. Efeublätter gelten als hilfreich bei Atemwegserkrankungen und chronischer Bronchitis. Erhältlich sind sie als Tropfen, Säfte oder Tabletten.

Holunder

Holunder zählt zu den ältesten Heilpflanzen und wurde schon von den alten Germanen verehrt. Da Holunder eine schweißtreibende Wirkung hat, wird die Pflanze häufig bei Erkältungskrankheiten eingesetzt. Zur Anwendung kommen die Holunderblüten zumeist als Tee oder zum Gurgeln.

Linde

Lindenblüten sind ein bewährtes Mittel zur Behandlung von trockenem Reizhusten und Erkältungen. Darüber hinaus verwendet man sie zur Stärkung der Abwehrkräfte.

Verabreicht werden die Lindenblüten in der Regel als Tee.

Spitzwegerich

Spitzwegerich wurde schon von Hildegard von Bingen sehr geschätzt, da es eine wundheilende und schleimlösende Wirkung hat. Zur Anwendung kommt es bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum sowie bei Atemwegsbeschwerden.

Oftmals ist Spitzwegerich gemeinsam mit anderen Phytopharmaka in Hustensäften zu finden.

Sonnentau

Sonnentau wurde bereits im 12. Jahrhundert als Mittel gegen Reizhusten verwendet. Es eignet sich auch gut zur Behandlung von Krampfhusten und wird daher begleitend bei Keuchhusten und Asthma eingesetzt.

Sonnentau kann sowohl als Fertigpräparat als auch als Tee verabreicht werden.

Anis

Anis wurde schon von den ägyptischen Pharaonen zur Linderung von Zahnschmerzen benutzt. In der heutigen Zeit setzt man das ätherische Öl oder die getrockneten Samen der heilenden Pflanze gegen Entzündungen des Rachens und Bronchitis ein.

Anis kann inhaliert oder als Tee getrunken werden.

Kiefer

Kiefernadelöl wurde bereits von dem antiken griechischen Arzt Hippokrates zur Behandlung von Geschwüren eingesetzt. Später verwendete man es gegen Zahnschmerzen und Leberleiden. Heutzutage benutzt man die Bestandteile der Heilpflanze zur Behandlung von Atemwegserkrankungen.

Kiefernadelöl kann inhaliert oder als Tee eingenommen werden. Auch zur äußerlichen Anwendung in Form von Salbe ist es gut geeignet.

Weitere pflanzliche Wirkstoffe

Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche andere Phytopharmaka wie z.B.:

Weitere bewährte pflanzliche Wirkstoffe sind:

Nebenwirkungen von Phytopharmaka und Hinweise zur Einnahme

Auch wenn es sich um pflanzliche Mittel handelt, können mitunter Nebenwirkungen auftreten. Man findet im pflanzlichen Bereich sehr wirksame Inhaltsstoffe, die man isoliert als hochpotente Medikamente einsetzen kann. Dazu zählen beispielsweise Atropin aus der Tollkirsche, Morphin aus dem Schlafmohn oder Herzglycoside aus dem Fingerhut oder dem Maiglöckchen.

Einige Phytopharmaka wurden zur medizinischen Verwendung nicht mehr zugelassen, da sie starke Nebenwirkungen haben können. In diesem Zusammenhang wären Leberschäden oder ein erhöhtes Krebsrisiko zu nennen.

Ebenfalls kann es zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen. Ginkgo beispielsweise hat eine die Blutgerinnung hemmende Wirkung. Diese Pflanze führt somit zur verstärkten Wirkung von Blutverdünnern.

Gewisse Enzyme werden durch Johanniskraut in ihrer Aktivität beeinflusst. Zahlreiche Arzneimittel können dadurch eine geringere Wirkung aufweisen.

Allergien und Überdosierung

Phytopharmaka sind zwar schonender als synthetische Präparate, können aber trotzdem in einigen Fällen unangenehme Nebenwirkungen auslösen. So reagieren manche Menschen allergisch auf bestimmte pflanzliche Stoffe, wodurch es zu

kommen kann. Auch bei zu hoher Dosierung können unangenehme Effekte auftreten. So sind z.B. bei einer Überdosierung von Eukalyptus Beschwerden wie

möglich.

Vorsicht bei der Anwendung bei Kindern

Darüber hinaus dürfen verschiedene ätherische Öle nicht bei Kindern unter vier Jahren verwendet werden, da es sonst zu Krämpfen der Atemwege und Reizungen der Schleimhaut kommen kann.

Einnahmehinweise für Phytopharmaka

Generell sollten bei der Behandlung mit Phytopharmaka einige Hinweise beachtet werden:

  • Auch pflanzliche Arzneimittel sind mit teils gefährlichen Nebenwirkungen verbunden
  • Eine Beeinflussung der Wirkung anderer Medikamente ist auch durch Nahrungsergänzungsmittel möglich
  • Eine Einnahme von Mitteln mit exotischen Pflanzen sollte vorab immer mit einem Arzt oder Apotheker besprochen werden
  • Pflanzliche Präparate sollten niemals online von nicht nachvollziehbaren Quellen erworben werden
  • Man sollte bei der Auswahl von Phytopharmaka immer auf einen Aufdruck achten, der auf die Zulassung als Arzneimittel hindeutet

Die Entwicklung von Phytopharmaka

Die Pflanzenheilkunde gibt es schon seit Menschengedenken. Bereits im alten Ägypten und in China war das Heilen mit pflanzlichen Stoffen bekannt. Auch im antiken Griechenland hatte die Pflanzenheilkunde ihren festen Platz. Nach dem Niedergang des römischen Reiches erblühte im Mittelalter die arabische Medizin und setze Heilpflanzen ein.

In unserem Kulturkreis sorgte Karl der Große mit seiner Landgüterordnung dafür, dass Heilpflanzen angebaut wurden. Vor allen Dingen in der Klostermedizin hatten heilende Pflanzen einen hohen Stellenwert. Kaiser Friedrich II schuf den Apothekerberuf und ebnete den Weg für die Heilkräuter.

Auch Paracelsus war ein Verfechter der Heilpflanzenkunde. Die Klosterfrau Hildegard von Bingen wurde für ihr Heilkräuterwissen berühmt. Auch für Naturvölker war und ist das Heilen mit Pflanzen eine Selbstverständlichkeit.

Phytotherapie in der heutigen Zeit

Heute, nach mehrtausendjähriger Tradition, erfährt die Pflanzenheilkunde regen Zuspruch. Dabei ist sie noch lange nicht am Ende ihrer Entwicklung. Weltweit gibt es schätzungsweise mehrere Hunderttausend Heilpflanzen, von denen viele noch nicht ausgiebig erforscht sind.

Phytopharmaka auf dem Vormarsch

Wie Umfragen zum Thema Arzneimittel immer wieder ergeben, greift eine steigende Anzahl an Menschen auf pflanzliche Arzneimittel zurück. Dabei entscheidet man sich aus eigenem Antrieb für das Pflanzenpräparat; die meisten anderen verlassen sich auf mündliche Empfehlungen von einem Arzt oder Apotheker.

Eltern greifen vor allem bei Erkältung und Bauchweh am liebsten auf pflanzliche Wirkstoffe zurück. Dies geschieht nach Angaben von Umfrageergebnissen meist allerdings nicht auf Anraten eines Heilpraktikers, sondern man vertraut auf den Kinderarzt.

Dabei äußern die befragten Eltern meist kein Misstrauen gegenüber der "Schulmedizin" - viele befinden pflanzliche Medikamente als ebenso wirksam wie nicht-pflanzliche. Einige rechnen letzteren auch eine größere Wirksamkeit zu.

Den meisten ist jedoch besonders eine natürliche Behandlungsweise mit wenigen Nebenwirkungen wichtig. Auffällig ist auch, dass jene Eltern, die Gebrauch von Phytopharmaka machten, meist einen höheren Bildungsstand haben als jene, die sich ausschließlich der "Schulmedizin" bedienen. Zudem sind in den alten Bundesländer pflanzliche Arzneimittel offenbar verbreiteter als in den neuen.

Entgegen der weit verbreiteten Meinung, Heilpflanzen seien nebenwirkungsfrei, können auch Heilpflanzen jedoch durchaus Nebenwirkungen haben. Trotzdem sind diese meist gering und überschaubar. Aber auch die Phytopharmaka gehören in die kundigen Hände eines Arztes, Apothekers, Heilpflanzenkundigen oder Heilpraktikers.

Manche Heilpflanzen sind auch giftig und deshalb ist vom Sammeln und einer Selbstmedikation abzuraten. Einige Heilpflanzen, wie die Tollkirsche, sind verschreibungspflichtig.

Abgrenzung zur Homöopathie

Auch die Homöopathie wird fälschlicherweise oft mit der Pflanzenheilkunde verwechselt.

  • Die Homöopathie basiert auf potenzierten Mitteln die pflanzlicher, tierischer oder mineralischer Herkunft sein können oder auch auf Nosoden, die verwendet werden.
  • Die Pflanzenheilkunde beschäftigt sich ausschließlich mit Heilpflanzen.

Anbau und Kriterien der Heilpflanzen

Viele Heilpflanzen stammen aus Wildsammlungen. Zur kommerziellen Nutzung werden manche großflächig angebaut. Dabei spielt es eine entscheidende Rolle, wie und wo die Pflanzen kultiviert werden.

Vorzugsweise sollten sie aus kontrolliertem biologischem Anbau stammen, damit sie nicht mit Umweltgiften belastet sind. Umso besser kann die Pflanze auch ihr Wirkungsspektrum entfalten.

Fast jeder kennt den Satz "Für jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen", so bieten die Heilpflanzen eine Vielzahl an Möglichkeiten, um bestimmte Beschwerden zu lindern oder zu heilen. Die meisten Heilkräuter wirken vielschichtig und sind für mehrere Beschwerden geeignet.

Jeder Mensch reagiert unterschiedlich und spricht deshalb auch ganz individuell auf eine Heilpflanze an. Darin besteht die Kunst, die geeignete Heilpflanze und die richtige Dosierung zu finden.

Eine Heilpflanze sollte bestimmte Kriterien erfüllen; ihre Inhaltsstoffe müssen bekannt und in ausreichender Menge vorhanden sein. Weiterhin sollte die Wirkung pharmazeutisch beweisbar sein.

Die heutige Bedeutung der Heilpflanzen beruht zum größten Teil auf der Verwendung in Fertigarzneimittel. Es gibt bundesweit viele Tausend industriell gefertigte Arzneimittel die eine pflanzliche Herkunft haben.

Natürlich sind bei einer Fertigarznei die Wirkstoffe wesentlich höher konzentriert, als wenn das einzelne Kraut verwendet wird. Aber auch Pflanzenextrakte oder Tinkturen können sehr konzentriert sein.

Ein Tee oder eine Teemischung wirkt da schon wesentlich milder. Es liegt in den Händen des Behandlers, für welche Rezeptur er sich entscheidet und oft können Heilpflanzen auch in geringer Dosierung schon eine erstaunliche Wirkung erzielen.