Bedeutung, Aufgaben und Krankheitsbilder der Gerontopsychiatrie

Bei der Gerontopsychiatrie handelt es sich um ein medizinisches Fachgebiet. Sie befasst sich mit den psychischen Erkrankungen älterer Menschen.

Von Jens Hirseland

In den letzten Jahrzehnten ist die Lebenserwartung der Menschen stetig angestiegen. Dies hat jedoch auch zur Folge, dass die Anzahl an psychisch kranken älteren Menschen ebenfalls zugenommen hat. Mit diesen psychischen Störungen und Erkrankungen im Alter beschäftigt sich die Gerontopsychiatrie.

Aufgaben der Gerontopsychiatrie

Der Begriff "Gerontopsychiatrie" setzt sich aus den beiden griechischen Begriffen "Ger (Greis)" und "Psycho (Geist)" zusammen. Aufgabe dieses medizinischen Fachgebietes ist die Behandlung von älteren Menschen über 60 Jahren, die unter psychischen Störungen oder Erkrankungen leiden. Mitunter zieht man die Altersgrenze auch schon bei 55 Jahren.

In Deutschland zählt die Gerontopsychiatrie seit 1980 zu den Unterdisziplinen der Psychiatrie. Dabei befasst sich dieses Spezialgebiet nicht nur mit den medizinischen Aspekten, sondern auch mit den organisatorischen und sozialen Gesichtspunkten. Eine besonders wichtige Aufgabe der Gerontopsychiatrie ist es, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Ziel der Gerontopsychiatrie ist es, eine individuell an den Patienten angepasste Behandlung zu finden, sodass dieser seine noch vorhandenen Fertigkeiten und Fähigkeiten bestmöglich nutzen kann. Anhand der umfangreichen Diagnose überprüfen Mediziner die möglichen Therapiemaßnahmen.

Diese sind komplex und werden von einem ganzen Ärzteteam erstellt. Zu den dortigen Bereichen zählt beispielsweise die aktivierende Pflege, die beabsichtigt, dem Betroffenen so viel Selbstständigkeit wie möglich noch zu bewahren. Motivation und die Nutzung diverser Hilfsmittel gehören mit dazu.

Auch die medikamentöse Behandlung ist Teil des Aufgabenbereiches der Gerontopsychiatrie, ebenso die Psychotherapie und Rehabilitation. Vorurteile der Gesellschaft gegenüber älterer Menschen und der Psychiatrie sollen abgeschafft werden. Auch Selbsthilfegruppen, kirchliche Einrichtungen sowie Angehörige werden mit einbezogen.

Zu den weiteren Aufgaben zählen

  • die Erstellung von regionalen Versorgungsstrukturen
  • die Forschung über den Gesamtvorgang des Alterns
  • die Erarbeitung und Erforschung weiterer diagnostischer und vorbeugender Verfahren für Ältere
  • die Weiterbildung für professionelle Mitarbeiter
  • die Vermittlung wichtiger Wissensgrundlagen an Laien
  • die Förderung von Öffentlichkeitsarbeit

Psychische Störungen im Alter sind mannigfaltig. Zu den häufigsten Erkrankungen zählen

Aber auch die Abhängigkeit von Medikamenten oder Alkohol spielt eine Rolle.

Bedeutung der Gerontopsychiatrie

Die Bedeutung der Gerontopsychiatrie nimmt zu. Dies ist darauf zurückzuführen, dass ältere Menschen in der heutigen Gesellschaft eine immer größere Rolle spielen.

So geht die Geburtenrate in Deutschland seit Jahrzehnten kontinuierlich zurück, was zu einem größeren Bevölkerungsanteil an Senioren führt. Gleichzeitig steigt die Qualität der medizinischen Versorgung.

Die Gerontopsychiatrie dient auch dazu, psychische Störungen im Alter besser voneinander unterscheiden zu können, was nicht immer leicht ist. So kommt es häufig zu Überschneidungen zwischen krankhaften psychischen Störungen und altersbedingten physiologischen Vorgängen. Außerdem treten im Alter häufig mehrere Krankheiten gleichzeitig auf.

Die Gerontopsychiatrie ist aber auch für die Angehörigen der Patienten hilfreich, die oftmals erheblichen Belastungen ausgesetzt sind. So finden sie dort Beratung und Unterstützung.

Häufige Krankheitsbilder der Gerontopsychiatrie

Demenz

Zu den häufigsten Krankheiten, die durch die Gerontopsychiatrie behandelt werden, zählt Demenz. Bei Demenz handelt es sich um einen fortschreitenden Abbau des Gehirns.

Im Laufe der Zeit verlieren die Patienten sämtliche erworbenen Fähigkeiten. Besonders betroffen sind Denkvermögen, Wissen sowie das Urteilsvermögen und die Anpassungsfähigkeit.

Verwirrtheit

Ein weiteres Krankheitsbild, mit dem sich die Gerontopsychiatrie befasst, sind Verwirrtheitszustände (Delir). Darunter versteht man sämtliche akuten psychischen Störungen, die entweder einen organischen Grund haben oder durch exogene Substanzen wie Alkohol oder Medikamente hervorgerufen werden. Delirien treten vor allem bei älteren Menschen auf.

Depressionen

Auch Depressionen spielen in der Gerontopsychiatrie eine bedeutende Rolle. Depressionen machen sich in der Regel durch

bemerkbar. Weitere Symptome können

sein. Die Betroffenen werden immer passiver und tun sich schwer, selbst die einfachsten Dinge zu erledigen.

Schizophrenie

Ebenfalls zu den Krankheitsbildern der Gerontopsychiatrie gehört Schizophrenie. Dabei handelt es sich um erhebliche Beeinträchtigungen von kognitiven und psychischen Fähigkeiten. Außerdem kommt es zu einer Störung des Realitätsbezuges.

Typische Symptome der Schizophrenie sind

  • unrealistische Wahnvorstellungen
  • anhaltende Halluzinationen
  • das Hören von nicht vorhandenen Stimmen, die das Verhalten des Betroffenen kommentieren
  • Sprachverarmung und
  • Apathie.

  • Stefan Klöppel, Frank Jessen Praxishandbuch Gerontopsychiatrie und -psychotherapie: Diagnostik und Therapie im höheren Lebensalter, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437244353
  • Siegfried Charlier Fachpflege Gerontopsychiatrie, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2012, ISBN 3437285556
  • Farzaneh Naieni Handbuch Gerontopsychiatrie: Für Pflegende, Patienten und Angehörige, Shaker Media, 2018, ISBN 3956316908
  • Siegfried Steidl, Bernhard Nigg Gerontologie, Geriatrie und Gerontopsychiatrie: Ein Lehrbuch für Gesundheits- und Pflegeberufe, facultas.wuv, 2014, ISBN 3708909968
  • Klaus Maria Perrar, Erika Sirsch, Andreas Kutschke Gerontopsychiatrie für Pflegeberufe (Krankheitslehre), Thieme Verlagsgruppe, 2011, ISBN 9783131407221
  • Ulrike Marwedel Gerontologie und Gerontopsychiatrie: lernfeldorientiert, Europa-Lehrmittel, 2019, ISBN 3808565071

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