Unterschiedliche Anwendungsgebiete und Durchführung der Akupunktur

Als Akupunktur bezeichnet man eine Heilmethode der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Dabei werden bestimmte Stellen der Haut mit Nadeln punktiert. Bei verschiedenen Krankheiten und Beschwerden kann die Anwendung einer Akupunktur sehr hilfreich sein. Dabei gibt es verschiedene Varianten.

Von Jens Hirseland

Ziel und Zweck

Ziel und Zweck der Akupunktur ist die Behandlung von bestimmten Krankheiten durch das Punktieren von so genannten Akupunkturpunkten, damit Reaktionen im Gehirn und im Nervensystem ausgelöst werden. Auf diese Weise können Schmerzen gelindert und das Wohlbefinden gesteigert werden.

Eine Akupunktur erfolgt in bestimmte Einstichpunkte, die sich über den ganzen Körper verteilen. Diese Punkte werden als Meridiane oder Energiebahnen bezeichnet. In diesen wiederum fließt die körpereigene Energie, die Qi genannt wird. Festgelegt wurden diese Einstichpunkte durch traditionelle Erfahrungen.

Grundlage

Das Prinzip der Akupunktur beruht auf dem Verständnis der Traditionellen Chinesischen Medizin, bei der das Gleichgewicht zwischen Ying und Yang erhalten werden soll. Wenn dieses Gleichgewicht gestört wird, kommt es nach Ansicht der Traditionellen Chinesischen Medizin zu Krankheiten.

Damit die Lebensenergie wieder ungehindert durch die Energiebahnen oder Meridiane fließen kann, wird das Gleichgewicht durch die Anwendung von Akupunkturnadeln stimuliert oder sediert. Dabei werden auch die Krankengeschichte, die Lebensweise und die Ernährung des Patienten berücksichtigt.

In der modernen Akupunktur klammert man den philosophischen Aspekt hingegen aus und erklärt sich die Wirkung der Akupunktur dadurch, dass der Körper eigene morphinartige Stoffe wie Endorphine herstellt und das schmerzleitende oder schmerzkontrollierende Nervenzellen entweder deaktiviert oder aktiviert werden.

Außerdem entsteht ein Einfluss auf Transmittersubstanzen an den Muskel- oder Nervenzellen sowie eine Reflexwirkung auf erkrankte Organe.

Wirkungsweise

Die Therapie erfolgt durch das exakte Setzen von Nadeln an genau definierten Körperpunkten. Wie die Akupunktur als reines Naturheilverfahren letztendlich wirkt, ist, zumindest aus der Theorie europäischer Schulmedizin, nicht eingängig nachvollziehbar. Nachgewiesen ist jedoch, dass durch die Stimulation via Nadel Einfluss auf

ausgeübt wird.

Im menschlichen Körper befinden sich 361 klassische Akupunkturpunkte. Jeder Punkt steht in enger Verbindung mit einem Organsystem. Liegt eine körperliche oder psychische Störung vor, werden die jeweiligen Akupunkturpunkte per Nadelstich aktiviert. Hierbei wird Energie entweder zugeführt oder entzogen, sodass Energiestaus und Blockaden eliminiert werden und die Energie wieder ungehemmt fließen kann.

Nach chinesischer Auffassung kreist auf sogenannten meridianen Körperlinien, die man auch als Energiebahnen bezeichnet, die Lebensenergie, welche zwei Pole, Yin und Yang, besitzt. Sind diese im Gleichgewicht, ist der Mensch gesund. Geraten sie jedoch in dauerhaftes Ungleichgewicht können Krankheiten auftreten. Das Ziel der Akupunktur ist

  • die Wiederherstellung des Gleichgewichtes zwischen Yin und Yang,
  • um das freie Fliessen der Lebensenergie Qi zu gewährleisten.

Anwendungsgebiete

Zur Anwendung kann eine Akupunktur bei zahlreichen verschiedenen Krankheiten und Beschwerden kommen.

Dazu gehören Erkrankungen wie:

Auch zur Raucherentwöhnung kann eine Akupunktur zum Einsatz kommen.

Für wen die Akupunktur nicht geeignet ist

Nicht zur Anwendung kommen sollte eine Akupunktur:

Kostenregelung

Bei bestimmten Beschwerden wie

werden die Kosten für eine Akupunktur von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Durchführung verschiedener Akupunkturvarianten

Durchführung einer Nadelakupunktur

Die Nadelakupunktur als klassische Variante
Die Nadelakupunktur als klassische Variante

Die gängigste Form der Akupunktur ist die klassische Nadelakupunktur, bei der sterile Nadeln in bestimmte Stellen des Körpers eingestochen werden.

Während einer Akupunkturbehandlung sitzt oder liegt der Patient möglichst bequem. Die Stellen, an denen der Nadeleinstich erfolgt, werden zuvor leicht massiert. Bei der Durchführung der Akupunktur werden so wenige Punkte wie möglich punktiert.

In der Regel nimmt eine Sitzung etwa zwanzig bis dreißig Minuten in Anspruch. Oftmals tritt schon nach der ersten Akupunkturbehandlung bei den Patienten eine Besserung ihrer Beschwerden ein. Erforderlich sind normalerweise mindestens zehn Sitzungen.

Durchführung einer Moxibustion

Bei der Moxibustion werden die Akupunkturpunkte durch Wärme stimuliert
Bei der Moxibustion werden die Akupunkturpunkte durch Wärme stimuliert

Eine weitere Form der Akupunktur ist die Moxibustion, bei der die Akupunkturpunkte durch Wärme stimuliert werden. Dazu verbrennt man aus Beifußblättern hergestellte Moxawolle auf der Haut, ohne das diese dabei geschädigt wird.

Durchführung einer Ohrakupunktur

In der Ohrmuschel befinden sich zahlreich Akupunkturpunkte
In der Ohrmuschel befinden sich zahlreich Akupunkturpunkte

Ebenfalls eine spezielle Form der Akupunktur ist die Ohrakupunktur. Dabei setzt man Nadeln in die Ohrmuschel, da sich dort zahlreiche Nervenenden befinden, die über das Gehirn einer bestimmten Körperregion oder einem Organ zugeordnet werden. Auf diese Weise können ganze Körperbereiche durch die Akupunktur beeinflusst werden.

Weitere Akupunkturvarianten und mögliche Komplikationen

Weitere Varianten sind

bei der man Elektro- oder Laserenergie anstelle von Nadeln einsetzt.

Risiken und Nebenwirkungen

Größere Nebenwirkungen oder Komplikationen treten bei fachgerechter Anwendung der Akupunktur nicht auf. Gelegentlich kann es zu Rötungen oder Wärmegefühlen kommen. In seltenen Fällen können Unwohlsein oder Hämatome auftreten.

Erfahren Sie hier mehr über die Behandlung von Pollenallergie und die Geburtshilfe mit Akupunktur...

Pollenallergie mithilfe der Akupunktur ohne Medikamente behandeln

Sobald es draußen etwas milder wird, kommt die Freude auf die warme Jahreszeit. Doch für etwa 17 bis 20 Prozent von uns sind Frühling und Sommer mit unangenehmen Beschwerden wie tränenden und juckenden Augen sowie einer laufenden Nase verbunden: der Heuschnupfen kündigt sich an.

Diese allergische Reaktion ist saisonal bedingt und kann bereits von Janauar an auftreten. Bis Ende Oktober kann die Pollenallergie Betroffenen den Aufenthalt im Freien beschwerlich machen.

Akupunktur zur Mobilisierung des körpereigenen Heilungssystems

Die meisten Menschen lassen sich gegen die Symptome Medikamente wie Kortison oder Antihistaminika verschreiben, denn diese lindern die Beschwerden. Doch eine Heilung erfolgt durch diese Mittel nicht; Jahr für Jahr tritt die allergische Reaktion wieder auf. Zudem kann es zu einer Vielzahl von Nebenwirkungen kommen, die den Patienten weitere Unannehmlichkeiten bringen.

Wer diesen gänzlich aus dem Weg gehen möchte, sollte die Behandlung durch Akupunktur in Erwägung ziehen. Durch die feinen Nadeln sollen Niesen und Co. unterdrückt werden, indem das körpereigene Heilungssystem mobilisiert wird. Nebenwirkungen entfallen und was am wichtigsten ist: in vielen Fällen soll der Heuschnupfen durch diese Methode gänzlich bekämpft werden können; dies ist vor allem dann zutreffend, wenn die Behandlung mit anderen Naturheilverfahren kombiniert wird. Auch eine Ernährungsumstellung kann dies offenbar bewirken.

Wie funktioniert die Therapie?

Durch die feinen Nadelstiche wird das Nervensystem stimuliert; dadurch folgt eine vermehrte Produktion von Immunstoffen, welche dafür sorgen, dass sich die Allergene nicht einfach so ausbreiten können.

Experten raten dazu, acht bis fünfzehn Sitzungen wahrzunehmen und diese nach einem Jahr zu wiederholen. Wichtig dabei: die erste Behandlung sollte bereits vor Beginn der Pollenzeit durchgeführt werden.

Kosten

Die Kosten pro Sitzung betragen nach Angaben der Ärzte zwischen 25 und 50 Euro; ob die Krankenkasse etwas davon übernimmt, ist von Versicherung zu Versicherung unterschiedlich. Am besten ist, man informiert sich vor der ersten Behandlung bei seiner Kasse.

Die Bekämpfung des Heuschnupfens durch Akupunktur eignet sich für all diejenigen, die es Leid sind, wieder und wieder auf Medikamente angewiesen zu sein und deren Nebenwirkungen ertragen zu müssen. Durch die sanfte Methode der Akupunktur kann so mancher Patient auf einen Langzeiterfolg und damit auf ein Leben ohne die Pollenallergie hoffen.

Akupunktur in der Schwangerschaft und bei der Geburtshilfe

Bei der Akupunktur werden hauchdünne Nadeln in bestimmte Energiepunkte des Körpers gesteckt. Die Behandlung ist praktisch schmerzfrei, aber dennoch sehr effektiv.

Durchgeführt wird die Akupunktur von Ärzten mit entsprechender Zusatzausbildung, von Heilpraktikern und aber auch von Hebammen. Denn gerade in der Schwangerschaft wird die Akupunktur gerne eingesetzt.

Schwangerschaftsbeschwerden lindern

So kann die Akupunktur zu Beginn der Schwangerschaft helfen, die morgendliche Übelkeit bzw. den Brechreiz zu lindern. Die wenigsten Schwangeren wollen dagegen Medikamente einnehmen, und so vertrauen viele von ihnen auf die Akupunktur.

Oft bemerkt man schon nach der ersten Sitzung eine Besserung.

Wird der Bauch größer, so klagen viele Frauen über Rückenschmerzen. Der Bauch verschwindet durch eine Akupunktur zwar nicht, die Rückenschmerzen können durch die feinen Nadeln jedoch gelindert werden.

Auch Kopfschmerzen, unter denen einige Schwangere leiden, können mit Akupunktur therapiert werden.

Akupunktur als Hilfe für eine natürliche Geburt

Natürliche Geburt und Kaiserschnitt?

Die Schwangerschaft wird als die schönste Zeit im Leben einer Frau beschrieben. Im Idealfall trifft man gemeinsam mit dem Partner die nötigen Vorkehrungen, damit sich das Baby im neuen Zuhause wohlfühlen kann. Doch mit der Vorfreude auf die Geburt steigt auch die Angst vor zu großen Schmerzen. Vor allem hört man dabei immer wieder, wie lange ein Geburtsvorgang andauern kann. Um sich dies zu ersparen, entscheiden sich viele werdende Mütter für einen Kaiserschnitt.

Sanfte natürliche Geburt

Doch auch die Geburt auf natürlichem Wege kann sanft verlaufen, ohne dass die Schmerzen unerträglich werden. Mit der richtigen Vorbereitung - mit einer Kombination aus Schulmedizin und Akupunktur - können Schmerzen gelindert und die Geburt erleichtert werden. Wie bislang mehrere Studien nachweisen konnten, können die feinen Akupunkturnadeln die Geburtsdauer um etwa ein Fünftel verkürzen; zudem werden die Beschwerden deutlich weniger stark wahrgenommen.

Es gibt mehrere Punkte am Körper der Frau, die akupunktiert werden und somit die Geburt positiv beeinflussen können; dazu gehören beispielsweise

Geburtsvorbereitende Akupunktur

Viele Hebammen bieten in den Wochen vor der Geburt eine sogenannte geburtsvorbereitende Akupunktur an. Dazu kommt die werdende Mutter etwa ab der 36. Schwangerschaftswoche zweimal wöchentlich zu ihrer Hebamme und wird akupunktiert.

Nachweislich verkürzt sich der Geburtsverlauf durch diese Akupunktursitzungen. Auch der Muttermund wird durch die Akupunktur weicher.

Selbst wenn das Baby noch falsch im Bauch der Mutter liegt, kann man mit der Akupunktur Erfolge erzielen und das Baby durch die Nadeln dazu animieren, sich zu drehen.

Geburtsverlauf beeinflussen

Haben die Wehen eingesetzt, so kann mit der Akupunktur aber auch der Geburtsverlauf beeinflusst werden. Dies ist unabhängig davon, ob bereits eine geburtsvorbereitende Akupunktur durchgeführt wurde oder nicht.

Die Geburtsschmerzen können gelindert und die Geburt somit erleichtert werden.

Ist das Baby geboren, so löst sich nach kurzer Zeit die Plazenta ab. Geschieht dies nicht, ist dies erneut ein Fall für die Akupunktur.

Akupunkturnadeln an den richtigen Punkten tragen dazu bei, dass sich die Plazenta ablöst, wenn dies nicht automatisch geschieht. Dadurch wird übrigens ein chirurgischer Eingriff verhindert.

Selbst wenn der Milchfluss nach der Geburt nicht in Gang kommen will, kann mit Akupunktur nachgeholfen werden. Die Blockade wird dabei gelöst und schon nach kurzer Zeit der Milchfluss deutlich angeregt.

Auf Fachkraft vertrauen

Wird die Akupunktur von jemandem durchgeführt, der diese Behandlungsform erlernt hat, so ist sie äußerst hilfreich und schonend für den Körper. Nebenwirkungen treten in der Regel nicht auf.

Frauen, die große Angst vor Nadeln haben, können vielleicht leichte Kreislaufbeschwerden bekommen. Diese sind jedoch harmlos und verschwinden nach kurzer Zeit wieder.

Die Stelle, an der sich eine Nadel befindet, kann leicht rot werden, teilweise auch ein wenig schmerzen. Doch auch dies verschwindet rasch wieder.

  • Gabriel Stux Akupunktur. Grundlagen, Techniken, Anwendungsgebiete., C.H. Beck Verlag, 1996, ISBN 3406410456
  • Susanne Bihlmaier Die Akupunktur: Lehrbuch, Bildatlas, Repetitorium, Kvm, 2009, ISBN 3940698105
  • Reinhard Bayerlein und Brigitte Bayerlein Energetische Akupunktur: Leitbahn-, Organ- und Konstitutionstherapie, Pflaum, 2008, ISBN 3790509639
  • Giovanni Maciocia Leitbahnen der Akupunktur: Klinischer Einsatz der Sekundärleitbahnen und Außerordentlichen Gefäße - mit Zugang zum Elsevier-Portal, Elsevier, München, 2009, ISBN 3437582909
  • Hans-Ulrich Hecker, Angelika Steveling, Elmar T. Peuker, Stefan Englert und Kay Liebchen Praxis-Lehrbuch Akupunktur, Hippokrates, 2009, ISBN 3830454147
  • Albrecht Molsberger und Gabriele Böwing So hilft mir die Akupunktur: Für Sie bewertet: Wie die fernöstliche Methode bei 55 Krankheiten hilft, Haug Sachbuch, 2006, ISBN 3830422156

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