Ablauf vom Kaiserschnitt: geplant, spontan oder Notfall

Es gibt unterschiedliche Gründe, die einen Kaiserschnitt unumgänglich werden lassen. Ein Kaiserschnitt ist ein operativer Eingriff, bei dem das Kind durch einen Bauchschnitt geholt wird. Für die Ärzte ist es mittlerweile ein Routineeingriff. Der Kaiserschnitt wird unter Vollnarkose oder einer Regionalanästhesie, wie der Peridualanästhesie (PDA), durchgeführt. Mediziner unterscheiden hier den primären und den sekundären Kaiserschnitt. Informieren Sie sich über den Ablauf eines Kaiserschnitts, ob geplant, spontan oder als Notfall.

Von Claudia Rappold

Was versteht man unter einem Kaiserschnitt und wann wird er durchgeführt?

Bei einem Kaiserschnitt, auch Schnittenbindung, Sectio caesaria oder Sectio, handelt es sich um einen operativen Eingriff. Dabei wird ein Schnitt durch die Bauchdecke gemacht; das Baby wird somit nicht vaginal geboren.

Es gibt unterschiedliche Narkoseverfahren, die zum Einsatz kommen. Verschiedene Gründe sprechen für einen so genannten primären und einen sekundären Kaiserschnitt.

Gründe für einen primären Kaiserschnitt

Ein primärer Kaiserschnitt ist ein geplanter Kaiserschnitt, der praktisch in aller Ruhe durchgeführt wird. Oftmals wird der primäre Kaiserschnitt bereits schon in der Schwangerschaft geplant. Ein Kaiserschnitt kann z.B. notwendig werden, wenn das Kind falsch im Mutterleib liegt.

Manchmal muss ein Kaiserschnitt schon vor dem errechneten Geburtstermin geplant werden, zum Beispiel wenn das Kind für das Becken der Mutter zu groß ist oder wenn Beckenanomalien bei der Mutter vorliegen und dadurch Komplikationen erwartet werden. Bei einem geplanten Kaiserschnitt, kann sich die werdende Mutter auf diese Art von Entbindung einstellen.

Bei einem vorzeitigen Blasensprung besteht die Gefahr einer aufsteigenden Infektion, welche das Kind gefährden könnte. Auch dann können sich die Ärzte für einen Kaiserschnitt entscheiden.

  • Einige Stellungen des Babys lassen eine natürliche (vaginale) Entbindung zu, andere nicht.

  • Leidet die werdende Mutter unter einer schweren Erkrankung, wie z.B. HIV, so ist auch dann ein geplanter primärer Kaiserschnitt indiziert.

    Während eines Kaiserschnittes ist in diesem Fall die Gefahr für das Baby deutlich geringer, sich an der Krankheit der Mutter zu infizieren.

  • Hat die Mutter eine Wirbelsäulenerkrankung, so kann diese der Grund dafür sein, dass eine natürliche Entbindung unmöglich gemacht wird. In diesem Fall ist nur eine Geburt per Schnittentbindung möglich.

  • Auch wenn das Baby im Verhältnis zum Körperbau der werdenden Mutter zu groß ist, so raten die Frauenärzte in einigen Fällen zum Kaiserschnitt.

  • Hat eine Frau erst vor einigen Monaten ein Kind per Kaiserschnitt geboren, so raten die Ärzte bei der nächsten Entbindung ebenfalls zu einem Kaiserschnitt. Die Gefahr während einer natürlichen Entbindung ist hier groß, dass die alte Kaiserschnittnarbe am Bauch aufreißt.

Ein primärer Kaiserschnitt wird durchgeführt, wenn die Schwangere noch keine Geburtswehen hat und auch die Fruchtblase noch intakt ist.

Gründe für einen sekundären Kaiserschnitt

Von einem sekundären Kaiserschnitt wird gesprochen, wenn dieser eigentlich nicht geplant war. Die Geburt beginnt ganz normal mit Geburtswehen und/oder einem Blasensprung. Über einen gewissen Zeitraum hinweg sieht auch alles nach einer normalen Geburt aus.

Meist sehen Ärzte und Hebammen im Verlauf der Geburt, wenn ein Kaiserschnitt notwendig wird. Auch bei Zwillings- oder Mehrlingsgeburten wird in der Regel ein Kaiserschnitt vorgenommen.

Bei einer Rhesusfaktor-Unverträglichkeit oder einer HIV-Infektion der Mutter ist ein Kaiserschnitt wahrscheinlich, da sich das Kind bei der HIV-Infektion oder akutem Genitalherpes während der Entbindung anstecken könnte.

Weitere Auffälligkeiten sprechen für einen Kaiserschnitt:

Ein Kaiserschnitt kann schon vor der Geburt oder aber auch während laufender Wehentätigkeit gemacht werden. Sobald Gefahr für Mutter und Kind besteht, wird er durchgeführt.

Möglicher Grund ist ein Geburtsstillstand. Dieser tritt ein, wenn die Mutter zu erschöpft ist, um weiter mitzuarbeiten. Auch kann es passieren, dass die Wehen zu leicht sind, um das Baby auf normalem Wege entbinden zu können.

Auch wenn es der Mutter schlechter geht und sie z.B. einen massiv erhöhten Blutdruck bekommt, so können sich Hebamme und Gynäkologe zu einem Notkaiserschnitt entscheiden.

Weitere Komplikationen können sein:

Gründe für einen Notfall-Kaiserschnitt

Als Notfall-Kaiserschnitt bezeichnet man die Situation, wenn schnell entschieden werden muss und dieser Begriff bezeichnet die Dringlichkeit für den operativen Eingriff. Dies geschieht, wenn:

  • die kindlichen Herztöne abfallen
  • eine vorzeitige Plazentaablösung vorliegt
  • die Mutter schwangerschaftsbedingt schwer erkrankt ist (z.B. HELLP-Syndrom)

Von einem sekundären Kaiserschnitt redet die Medizin, wenn die Geburt bereits begonnen hat, bevor man sich zu einem Kaiserschnitt entschlossen hat.

Tabelle: Wann wird ein Kaiserschnitt durchgeführt?

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über mögliche Gründe, die einen Kaiserschnitt erforderlich machen.

Kaiserschnitt-Indikationen
Absolute Indikation für einen KaiserschnittRelative Indikation für einen Kaiserschnitt
- Querlage des Kindes
- Missverhältnis zwischen Kopfgröße des Kindes und Beckengröße der Mutter
- Beckendeformalitäten
- Riss in der Gebärmutter
- vorzeitige Ablösung des Mutterkuchens
- Fehllage des Mutterkuchens
- HELLP-Syndrom
- Nabelschnurvorfall
- übersäuerte Stoffwechsellage des Kindes
- kindliches Gewicht von über 4.500 g
- Mehrlingsschwangerschaft
- auffälliges Kardiotokogramm
- Geburtsstillstand
- Erschöpfung der Mutter
- Beckenendlage des Kindes
- Kaiserschnitt bei vorangegangener Geburt

Sonderform: Kaiserschnitt auf Wunsch

Gibt es keine medizinische Indikation, spricht man von einem Kaiserschnitt auf Wunsch. Dabei führt man den Kaiserschnitt als geplanten Kaiserschnitt durch, also an einem bestimmten Termin.

Es kommt immer häufiger zu dem Wunsch nach einem Kaiserschnitt. Auf diese Weise lässt sich die Geburt planen; außerdem brauchen Frauen keine Agnst vor möglichen Verletzungen bei der Geburt haben. Allerdings bereitet dieser Trend Ärzten Sorgen, da der Kaiserschnitt ohne medizinische Gründe merh Nachteile hat.

Ablauf des Kaiserschnitts

Der Kaiserschnitt läuft nach einem bestimmten Prinzip ab. Zunächst wird die Patientin vorbereitet. Meist erfolgt der Eingriff unter örtlicher Narkose.

Die Schwangere legt sich mit leicht gespreizten und angewinkelten Beinen auf den Rücken. Abgesehen vom Operationsbereich wird sie mit sterilen Tüchern abgedeckt. Es wird ein Blasenkatheter angelegt.

Der Kaiserschnitt kann auch unter Vollnarkose durchgeführt werden. Dies ist meistens in Notfallsituationen der Fall.

Der Eingriff wird mit einem acht bis zwölf Zentimeter langen Schnitt begonnen. Es handelt sich um den Pfannenstiel-Schnitt, der am Unterbauch quer etwas oberhalb der Schambeinfuge verläuft.

Wurden Haut-, Fett- und Muskelschicht durchtrennt, wird die freiliegende Blase zur seite gelegt. Mit einem Schnitt wird die Gebärmutter geöffnet. Nun dehnt man sie mit dem Finger und holt das Kind heraus.

Wurde die Nabelschnur durchtrennt, wird das Neugeborene gesäubert und der Mutter gegeben. Nach Entnahme des Mutterkuchens vernäht man den Kaiserschnitt.

Misgav-Ladach-Technik beim Kaiserschnitt

Alternativ zum klassischen Kaiserschnitt kommt die so genannte Misgav-Ladach-Technik zur Anwendung. Sie gilt als sanftere Methode und unterscheidt sich dadurch, dass der Arzt nach dem Pfannenstiel-Schnitt die weiteren Gewebeschichten nicht aufschneidet, sondern aufdehnt bzw. aufreißt. Die Vorteile:

  • ein kürzerer Klinikaufenthalt
  • weniger postoperative Schmerzen
  • Zeitersparnis
  • geringerer Blutverlust
  • geringere Gewebsverletzung

Die Geschichte der Kaiserschnitt-Geburt

Schon seit vielen hundert Jahren werden Kaiserschnitte durchgeführt. Früher konnte dieser jedoch nur vorgenommen werden, wenn die Mutter bereits verstorben war.

Anästhesieverfahren ermöglichen Kaiserschnittentbindung

Was heute so selbstverständlich ist, war früher noch ganz anders. Heutzutage werden Babys, die nicht auf normalem Wege geboren werden können, per Kaiserschnitt entbunden. Früher konnten die Frauen nicht auf die Weise betäubt werden, wie dies heutzutage möglich ist.

Die Frauen erhalten heute für den Kaiserschnitt meist eine Rückenmarksnarkose (PDA) sowie in Ausnahmefällen auch eine Vollnarkose. Diese Anästhesieverfahren waren vor hunderten von Jahren natürlich noch unbekannt.

Ein Kaiserschnitt bei einer noch lebenden Frau war daher unmöglich. Die Ärzte führten Kaiserschnitte daher nur durch, wenn die Mutter bereits verstorben war, das Kind aber noch als lebensfähig eingestuft wurde.

Der Kaiserschnitt diente früher dazu, zumindest das Baby zu retten.

In einigen Fällen wurde der Kaiserschnitt auch dann durchgeführt, wenn das Baby im Bauch der Mutter bereits verstorben war. So konnten Mutter und Kind getrennt voneinander beerdigt werden.

Der erste Kaiserschnitt

Aufzeichnungen zufolge wurde im Jahr 1500 erstmals ein Kaiserschnitt bei einer noch lebenden Mutter durchgeführt, den sowohl Mutter als auch das Kind überlebt haben.

Erst im Jahr 1881 entwickelte ein Arzt eine Operationsmethode, die unserem heutigen Kaiserschnitt sehr ähnlich war. Der Arzt setzte damals erstmals den Bauchschnitt quer und nicht von oben nach unten, wie dies zuvor üblich war.

Von der Not-OP zum Statussymbol

Was früher eine Notoperation war, um das Leben des Kindes und später auch der Mutter zu retten, ist heute bei einigen Paaren Statussymbol geworden. Der Kaiserschnitt erfreut sich größter Beliebtheit, nicht nur bei den werdenden Eltern, sondern auch bei den Ärzten.

Frauen gehen oft davon aus, dass es sich beim Kaiserschnitt um eine schmerzarme Geburt handelt, die zusätzlich auch planbar ist. Die Entbindung nach Plan ist auch für die Ärzte ein großer Pluspunkt des Kaiserschnittes.

Zusätzlich ist jedoch auch der Kostenfaktor entscheidend: Für einen Kaiserschnitt können Ärzte deutlich mehr verlangen als für eine normale Entbindung.