Geburtseinleitung: Methoden, die helfen und wirken

Aus verschiedenen Gründen kann eine Geburtseinleitung notwendig werden. Es gibt dazu verschiedene Methoden, die angewendet werden können. In einer normalen Schwangerschaft setzen die Wehen zwischen der 39. Und 41. Schwangerschaftswoche ein. Manchmal macht das Baby aber keine Anstalten zu kommen, obwohl der errechnete Geburtstermin schon verstrichen ist. Oder die Kontraktionen der Gebärmutter reichen nicht aus, um die Geburt voranschreiten zu lassen. Lesen Sie über diei Gründe für eine Geburtseinleitung und informieren Sie sich über mögliche Methoden.

Von Claudia Haut

Wann sinnvoll? - Gründe für eine Geburtseinleitung

Unter einer Geburtseinleitung versteht man die Auslösung von Wehen bei einer schwangeren Frau, bevor die Wehen von selbst beginnen. Zu diesem Zweck kommen verschiedene Methoden und Möglichkeiten in Frage.

Aus unterschiedlichen Gründen kann eine Geburtseinleitung notwendig werden. Meist ist dies der Fall, wenn der errechnete Entbindungstermin bereits deutlich überschritten ist, ohne dass sich Wehen bilden.

Durch unterschiedliche Maßnahmen kann dann die Geburt künstlich eingeleitet werden. Dies ist jedoch mit Risiken verbunden - sowohl für die Mutter als auch für das Baby.

Zu den Faktoren, die eine Geburtseinleitung zwingend werden lassen, zählen zum Beispiel:

  • ein schlechtes CTG
  • die Übertragung des Kindes: wenn das Kind zehn Tage bis zwei Wochen nach dem errechneten Geburtstermin noch nicht auf der Welt ist
  • Größe des Kindes
  • ein vorzeitiger Blasensprung
  • verfärbtes Fruchtwasser
  • eine Plazentainsuffizienz
  • wenn das Baby im Mutterleib nicht mehr lebt

Eine Mutter mit Diabetes trägt ebenfalls ein erhöhtes Risiko. Auch eine akute oder chronische Erkrankung der Mutter kann eine Einleitung nötig machen.

Übertragung - Ab wann ist eine Geburtseinleitung sinnvoll?

Von einer Übertragung spricht man, wenn die Schwangerschaft länger als 40 Wochen dauert. Wenn es der werdenden Mutter und dem Kind gut geht, ist das in der 41. Wochen noch keine Grund zur Einleitung. Ab der 42. Woche kann es allerdings zu Problemen kommen.

Bei den meisten Frauen setzen die Wehen von alleine ein - ist dies nicht der Fall, kommt eine Geburtseinleitung in Frage. Das größte Risiko für das Baby ist bei einer Übertragung, dass die Plazenta ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen kann und es zu einer Mangelversorgung kommt.

Doch auch die Größe des Kindes kann ausschlaggebend sein. Wenn festgestellt wird, dass es bereits vor dem Geburtstermin eine bestimmte Größe erreicht hat, die bei einer längeren Schwangerschaft Probleme bereiten könnte, ist eine verfrühte, künstlich eingeleitete Geburt ratsam. Ist der Muttermund weitgehend geöffnet, gestaltet sich die Geburtseinleitung leichter als bei geschlossenem Muttermund.

Jede Geburt verläuft anders

Welche Methode zur Geburtseinleitung gewählt wird, müssen die Geburtshelfer zusammen mit der werdenden Mutter entscheiden. Oftmals muss eine Geburtseinleitung auch mehrmals wiederholt werden, bis sich endlich Wehen entwickeln. Das Ziel einer jeden Geburtseinleitung ist es, das Baby auf natürlichem Wege zu entbinden und einen Kaiserschnitt zu vermeiden.

Methoden der Geburtseinleitung

Mit verschiedenen Mitteln wird versucht, die Wehentätigkeit anzuregen, so dass das Baby im Rahmen einer normalen Geburt auf die Welt kommt.

Öffnen der Fruchtblase (Blasensprengung)

Es gibt unterschiedliche Methoden um die Geburt einzuleiten. Mit dem Öffnen der Fruchtblase fließt das Fruchtwasser ab, durch das veränderte Volumen in der Gebärmutter kommt es zu Kontraktionen und diese können die Wehen auslösen.

Eine künstliche Öffnung der Fruchtblase ist möglich, wenn schon ein entsprechend reifer Muttermundsbefund vorliegt. Das Köpfchen des Babys kann dann tiefer ins Becken rutschen und mehr Druck ausüben.

Oxytocin

Am häufigsten wird Oxytocin zur Einleitung der Geburt verabreicht. In manchen Fällen kombiniert man diese Methode mit der Eröffnung der Fruchtblase.

Die Oxytocinvergabe führt erfahrungsgemäß schneller zur Geburt als simples Abwarten. Jedoch steigt auch das Risiko eines Kaiserschnitts.

Der Wehentropf

Die meist letzte Methode der Geburtseinleitung ist der Wehentropf. Er wird angewendet, wenn die anderen Methoden nicht angeschlagen haben. Dies ist zugleich auch die gängigste Methode.

Die werdende Mutter erhält eine Infusion in eine Vene am Handrücken mit einem Medikament, das Wehen fördernd wirkt. Durch den Tropf bekommt die Schwangere ein Hormon verabreicht, welches so in ihren Kreislauf kommt und genau dosiert werden kann. Manchmal braucht die Gebärmutter nur einen kleinen Anstoß, um dann selbst Wehen zu erzeugen. Sind die richtigen Wehen da, wird der Wehentropf wieder abgehängt und die Geburt kann ihren natürlichen Verlauf nehmen.

Die Wehen werden dann meist als sehr schmerzhaft und heftig empfunden, so dass daher viele Frauen ein Schmerzmittel oder eine PDA (Periduralanästhesie) benötigen. Dies bedeutet eine Einschränkung in der Bewegungsfreiheit der Gebärenden, allerdings kann auf diese Weise die Wehentätigkeit durch eine eventuelle Erhöhung der Dosis bei fortlaufender Infusion kontrolliert werden, bis sie sich auf einem notwendigen Level befindet. Bei der Verabreichung von Tabletten oder Gel in der Nähe des Muttermundes bleibt die Bewegungsfreiheit erhalten, die Kontrollmöglichkeiten des medizinischen Fachpersonals ist allerdings nicht so hoch.

Beobachtung des Muttermundes

Die Einleitungsphase hängt von unterschiedlichen Faktoren wie der Reaktion der werdenden Mutter auf die Infusion ab, weiterhin wird sie davon beeinflusst, ob sich der Muttermund bereits geöffnet hat oder nicht.

Tritt die erstgenannte Situation ein, so gestaltet sich die Geburtseinleitung einfacher. Ist der Muttermund dagegen noch nicht reif und somit noch verhärtet, sollte eine Geburtseinleitung gut durchdacht werden.

Zunächst muss er durch die Gabe von Prostaglandin ein Stück geöffnet werden, ehe die Weheneinleitung stattfinden kann. Zwischen diesen beiden Vorgängen sollte ausreichend Zeit liegen, um die Gebärmutter nicht zu stark zu stimulieren.

Prostaglandin

Das Hormon Prostaglandin kann in Form von

angewendet werden. Diese werden in die hintere Scheide gelegt, man kann sie aber nicht so genau dosieren wie ein Wehentropf.

Durch das Hormon wird der Muttermund weicher und der Gebärmutterhals verkürzt sich. Das Hormon wird von der Gebärmutter aufgenommen und diese reagiert mit Kontraktionen und die Wehen setzen ein. Eine Geburtseinleitung ist immer das Ergebnis von strapazierendem Warten, vielleicht werden deshalb die Wehenschmerzen einer Einleitung oft stärker beschrieben als bei einem natürlichen Verlauf.

Lösung der Membranschichten (Eipol-Lösung)

Eine andere Möglichkeit ist, die Membranschichten, die das Baby umgeben, zu lösen. Häufig werden durch diese Methode, die jedoch oftmals recht unangenehm ist, die Wehen ausgelöst.

Wehencocktail

Hebammen schwören im Rahmen der Geburtseinleitung auf den so genannten Wehencocktail. Er kann individuell auf die Frau abgestellt werden und enthält als einen von mehreren Bestandteilen Rizinusöl. Der Cocktail regt die Darmaktivität an, was wiederum zur Folge hat, dass die Gebärmuttermuskulatur angeregt wird und dadurch oftmals Wehen entwickelt werden.

Zutaten und Herstellung des Wehencocktails

Man benötigt dazu folgende Zutaten:

Das Rizinusöl erhält man in der Apotheke. Diesen Wehencocktail muss die Schwangere nun trinken. Er soll bewirken, dass der Darm dadurch aktiver wird, mit dieser vermehrten Aktivität die Gebärmuttermuskulatur anregt und die Gebärmutter somit Wehen entwickelt.

Wenn der Körper der werdenden Mutter allerdings noch nicht bereit für Wehen ist, so hilft auch dieser Cocktail nichts. Und teilweise ist es auch notwendig, den Wehencocktail etwas abzuwandeln und individuell auf die Frau abzustellen.

Zutaten und Herstellung des Wehentees

Eine andere Möglichkeit eines Wehencocktail ist ein "Wehentee". Man benötigt für diesen Tee

Dieser Tee wirkt jedoch nicht so schnell wie der Rizinuscocktail. Es kann hier bis zu zwei Tage dauern, bis sich Wehen bilden.

Weder Tee noch Cocktail dürfen auf eigene Faust getrunken werden und schon gar nicht ohne Rücksprache mit der Hebamme vor dem Geburtstermin. Letztlich muss die Hebamme entscheiden, ob und wann ein Wehencocktail sinnvoll ist und in welcher Zusammensetzung er verabreicht werden soll.

Ein Wehencocktail ist für die Frau jedoch allemal angenehmer als die Geburtseinleitung in der Klinik mit Medikamenten. Ein Versuch ist es somit wert, schaden kann er nicht, wenn er unter Aufsicht getrunken wird.

Welche Einleitungsmethode ist optimal?

Damit eventuelle Risiken möglichst gering gehalten werden können, sollte bei der Wahl der passenden Einleitungsmethode auf einige Punkte geachtet werden. So gibt es einige Anforderungen, die erfüllt werden sollten.

Die Mutter sollte mit der gewählten Einleitungsmethode zufrieden sein. Des Weiteren ist es wichtig, dass die vaginale Geburt innerhalb eines Zeitraums unter 24 Stunden erfolgt.

Die werdende Mutter sollte zudem möglichst gering in der Klinik bleiben müssen. Ebenfalls wichtig: eine möglichst geringe Rate an

  • uteriner Hypertonus (Wehen dauern länger als zwei Minuten an)
  • mütterlichen Komplikationen
  • kindlichen Herztonveränderungen
  • Tachysystolie (mehr als fünf Wehen in 10 Minuten über einen Zeitraum von 20 Minuten)

Es gibt aktuell keine Methode, welche alle Voraussetzungen erfüllen kann. Zu den Faktoren, die sich positiv auf das schnelle Ansprechen einer Geburtseinleitungsmethode auswirken können, zählen

  • ein größerer Wert als sechs im Bishop-Score (zur Beurteilung der Geburtsreife des Muttermundes)
  • ein geringes fetales Gewicht
  • eine höhere Parität
  • eine Schwangerschaftsdauer von mehr als 37 Wochen
  • das Herkunftsland
  • ein Body-Mass-Index von weniger als 35
  • ein mütterliches Alter unter 35

Risiken einer Geburtseinleitung

Wie jeder medizinische Eingriff birgt auch die Geburtseinleitung Risiken. So kann eine Zangen-, Saugglocken- oder Kaiserschnittgeburt nötig werden.

Beim Wehentropf kann die Gebärmutter zu stark angeregt werden, damit könnte das Baby mit Sauerstoff unterversorgt sein oder es kann zu Gebärmutterverletzungen kommen. Eine Blasensprengung bringt nicht immer den gewünschten Erfolg und das Baby ist einer erhöhten Infektionsgefahr ausgesetzt.

Fehlende Wehen

Die künstliche Einleitung einer Geburt - egal mit welcher Methode - ist in der Regel nur dann erfolgreich, wenn der Körper der Frau auch dazu bereit ist. Es kann demnach sein, dass mehrere Einleitungsmethoden ausprobiert werden müssen oder dass die Geburt mehrmals mit der gleichen Methode eingeleitet werden muss, bis sich Wehen entwickeln.

In einigen Fällen kann die Geburtseinleitung jedoch auch misslingen, so dass sich keine Wehen entwickeln. Meist muss das Kind dann per Kaiserschnitt geboren werden.

Infektionen

Wurde die Fruchtblase künstlich eröffnet, so besteht die Gefahr, dass Keime zum Baby gelangen und eine Infektion auslösen, wenn die Geburt danach noch lange auf sich warten lässt.

Eingeschränkte Bewegung aufgrund von Schmerzmitteln

Künstlich eingeleitete Wehen durch einen Wehentropf verursachen in der Regel stärkere und schmerzhaftere Wehen, als dies bei spontanen Wehen der Fall ist. Meist benötigen die Frauen dann eine PDA (Periduralanästhesie) zur Schmerzlinderung.

Der Nachteil ist dann jedoch, dass sich die werdende Mutter nicht mehr richtig bewegen kann. Sie ist zum einen am CTG angeschlossen, zum anderen hängt sie an einer Infusion. Bis zur Entbindung muss sie dann meist liegen.

Folgen für die Entbindung

Oftmals muss ein Baby nach einer künstlich eingeleiteten Geburt mit einer Saugglocke oder Zange geboren werden. Meist ist dies der Fall, wenn die Wehen durch einen Wehentropf ausgelöst wurden.

Das Ziel einer künstlichen Einleitung der Geburt ist, dass das Baby trotz fehlender spontaner Wehen normal geboren werden kann. Dies ist immer mit Risiken verbunden, in einigen Fällen ist trotz Geburtseinleitung ein Kaiserschnitt notwendig.

Nachteile von Oxytocin

Durch die Gabe von Oxytocin werden die Oxytocinrezeptoren herabreguliert. Dies wird teils auch als kritisch angesehen. Des Weiteren ist bei der perinatalen Verabreichung von Oxytocin von einer ungünstigen Auswirkung auf die anfängliche Mutter-Kind-Beziehung die Rede. Hinzu kommen Probleme beim Stillen sowie exzessives Schreien des Säuglings.

Kontraindikationen - Was spricht gegen eine Geburtseinleitung?

Es gibt einige Gründe, die gegen die Einleitung der Geburt sprechen. Dazu zählen beispielsweise:

  • akuter Herpes genitalis
  • ein Nabelschnurvorfall
  • ein chirurgischer Eingriff an der Gebärmutter mit Längsschnitt
  • Placenta praevia - eine Fehllage der Plazenta
  • eine Unverträglichkeit auf Prostaglandine
  • ein schweres Amnioninfektionssyndrom
  • ein Missverhältnis zwischen mütterlichem Becken und kindlichen Kopf