Die Geschichte der Geburtshilfe

Früher war die Geburtshilfe eine reine Frauensache. Heutzutage hat sich dies etwas geändert. Die Geburt des eigenen Kindes ist eines der wichtigsten und tiefgreifensten Erlebnisse im Leben einer Frau bzw. eines Paares. Insbesondere Frauen, welche ihr erstes Kind bekommen, begleitet neben all der Vorfreude auch Angst und Unsicherheit, was sie zur Geburt erwartet. Informieren Sie sich, wie Hebamme und Arzt Sie während der Geburt begleiten und unterstützen - umso besser können Sie sich auf das noch Unbekannte einstellen.

Von Claudia Haut

Entwicklung der Geburtshilfe

Wissen über den weiblichen Körper und die ideale Geburt

Geburtshilfe wurde vor vielen hunderten von Jahren ausschließlich von Frauen betrieben. Männer wurden nur dann hinzu gerufen, wenn die Frau aufgrund des Geburtsverlaufes priesterlichen Beistand benötigte.

Nach und nach fand man in der Geburtshilfe heraus, dass die beste Position des Babys im Bauch der Frau die Kopflage war, eine Geburt mit den Füßchen voran war jedoch auch damals schon möglich, ohne dass Mutter und/oder Kind zwangsläufig Schaden genommen hätten.

Auch eine äußere Drehung wurde bereits damals schon mit Erfolg durchgeführt.

Fast alle Geburten wurden von Hebammen begleitet, männliche Entbindungshelfer konnten vermutlich an einer Hand abgezählt werden.

Lernen durch Erfahrungsaustausch

Eine Ausbildung der Hebammen, so wie dies heutzutage völlig normal ist, war damals undenkbar. Das Wissen über den Verlauf einer Schwangerschaft, der Geburt und der Wochenbettzeit wurde hier von Hebamme zu Hebamme mündlich weitergegeben.

Die Frauen lernten durch Zusehen und tauschten ihre Erfahrungen aus. Um 1700 gab es dann auch Fachliteratur für die Hebammen, aus der sie die Theorie erlernen konnten.

Einsatz der ersten medizinischen Instrumente

Seit dem 18. Jahrhundert gibt es Instrumente, die das Sterben der Babys deutlich minimiert haben. Babys, die im Geburtskanal der Mutter feststeckten, mussten früher - oftmals zusammen mit der werdenden Mutter - versterben, wenn die Hebamme sie nicht rechtzeitig gebären konnte.

Endlich wurde ein Instrument entwickelt, das für derartige schwierige Geburten eingesetzt werden konnte: die Geburtszange. Sie wird auch heute noch verwendet, allerdings modernisiert.

Etwa vierzig Jahre später konnten angehende Hebammen erstmals Kurse an der Universität in Halle besuchen und den Beruf der Hebamme erlernen.

Der Kaiserschnitt zu früheren Zeiten

Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts gab es keine Möglichkeit, eine Geburt künstlich einzuleiten. Dies änderte sich jedoch, so dass Kaiserschnitte dann dadurch teilweise vermieden werden konnten.

Früher wurden Kaiserschnitte natürlich nicht auf die Weise durchgeführt, wie dies heutzutage der Fall ist. Ein Kaiserschnitt konnte nur vorgenommen werden, wenn die Mutter verstorben war und vermutet wurde, dass das Baby in ihrem Bauch noch leben könnte.

Erste Geburten in Geburtshäusern

Die meisten Babys kamen früher zu Hause zur Welt, erst seit dem 18. Jahrhundert gibt es Geburtshäuser. Viele Mütter starben jedoch im Wochenbett an ihren starken Blutungen oder anderen Wochenbetterkrankungen.

Geburtshilfe heute

Rechtliche Lage

Der Arzt hat die Hinzuziehungspflicht einer Hebamme - so das Gesetz -, da die Geburtshilfe eine den Hebammen vorbehaltene Tätigkeit ist. Laut Gesetzgebung dagegen müssen die Hebammen den Arzt nur bei auftretenden Komplikationen hinzuziehen.

Hebammen können Geburtshilfe als freiberufliche (Haus-, Beleg-, Geburtshaus-, Praxisgeburten) oder angestellte Hebammen in einer Klinik leisten. Ebenso arbeiten Frauenärzte/innen angestellt in der Klinik oder selbstständig in einer Praxis.

Einige der niedergelassenen Ärzte stehen den freiberuflichen Hebammen in Rufbereitschaft für Hausgeburten zur Verfügung oder schließen sich einem Geburtshaus an.

Betreuung durch die Hebamme im Kreißsaal

In der Regel betreut die Hebamme das werdende Elternpaar von der Minute der Ankunft im Kreißsaal bis zum Ende der Geburt.

Vaginale Untersuchung und CTG

Zunächst wird sie Sie mittels einer vaginalen Untersuchung feststellen, wie weit die Geburt im Gange ist. Mit einem CTG überprüft sie, ob die Herztöne des Ungeborenen normal sind und in welchem Abstand die Wehen kommen.

Diese beiden Untersuchungen werden bei einer normalen Geburt meist alle zwei Stunden wiederholt.

Vorbereitung auf die Entbindung

Anschließend bereitet die Hebamme das Paar auf die Entbindung vor:

  • sie füllt die Aufnahmepapiere aus
  • führt eine Blutentnahme durch
  • macht die werdenden Eltern mit dem Kreißsaal vertraut

Stets beobachtet sie, ob die Schwangere richtig atmet und in den Wehenpausen gut entspannen.

Tipps zur Geburt

Mithilfe zahlreicher Möglichkeiten wird die Hebamme bemüht sein, Ihnen Tipps und Anregungen zu geben, wie sie sich am besten in jeder der drei Geburtsphasen verhalten sollten, um dem Kind und sich selbst eine optimale Geburtssituation zu verschaffen.

Das kann zum Beispiel eine wohltuende Massage oder ein Entspannungsbad sein. Oder sie empfiehlt Ihnen das Schaukeln auf einem Pezziball, am Seil oder etwas Bewegung. Selbstverständlich wird die Hebamme sie gewähren lassen, wenn sie sich instinktiv richtig verhalten und es so für Ihr Kind gut ist.

Ablauf der Geburt

Während der Geburt wird die Hebamme Sie mit ruhigen, klaren Worten ansprechen und Sie motivieren, eine aufrechte Gebärposition einzunehmen. Ist das Baby geboren, durchtrennt sie gemeinsam mit dem Vater die Nabelschnur und führt sie in der Regel auch die Erstuntersuchung des Neugeborenen durch.

Die Hebamme ist auch dazu befähigt, einen Dammschnitt oder Riss zu versorgen - doch meist übernimmt das in der Klinik der Arzt.

Wann ein Arzt hinzugezogen wird

Treten Komplikationen oder Abweichungen vom normalen Geburtsverlauf auf, zieht die Hebamme sofort den Arzt hinzu. Er entscheidet, wann ein Kaiserschnitt gemacht werden muss oder informiert den Narkosearzt, falls eine Betäubung (PDA) notwendig wird.

Kommt eine Gebärende aber schon mit einem Risikobefund in den Kreißsaal, so überwachen grundsätzlich Arzt und Hebamme gemeinsam die Geburt. Der Arzt erstellt Anordnungen für benötigte Medikamente oder führt bei Bedarf eine Ultraschalluntersuchung durch.

Auch eine Saugglocken- oder Zangengeburt obliegt dem Arzt - hierbei assistiert ihm die Hebamme.

Frühzeitig Kontakt zur Hebamme suchen

Tipp: Nehmen Sie frühzeitig Kontakt mit einer Hebamme auf. Sie wird Ihnen die regionalen Gegebenheiten der für Sie in Frage kommenden Geburtskliniken erklären - so können Sie leichter entscheiden, ob und welche Klinik Ihr Geburtsort werden soll.