Die Niere - Wichtig für die Entgiftung des Organismus

Als Niere bezeichnet man ein endokrines paariges Organ. Zu ihren Aufgaben gehört die Bildung des Urins.

Von Jens Hirseland

Unter der Niere (Ren) versteht man ein lebenswichtiges endokrines Organ, zu dessen Hauptfunktionen die Bildung von Urin gehört. Jeder gesunde Mensch ist mit zwei Nieren ausgestattet.

Die Nieren sind lebenswichtig für den Organismus, da sie für die Entgiftung des Körpers sorgen. Durch sie wird der Urin gebildet, durch den Fremd- und Abfallstoffe aus dem Blut zur Blase geleitet und anschließend ausgeschieden werden. Die beiden Nieren liegen etwa auf der Höhe der unteren Rippen, beidseitig der Wirbelsäule.

Aufbau

Um einen sicheren Schutz vor äußeren Einflüssen zu gewährleisten, werden die Nieren von einer stabilen Fettschicht umhüllt. Die Größe einer Niere, die die Form einer Bohne hat, hängt von der Körpergröße des Menschen ab.

Durchschnittlich erreicht sie eine Länge von ca. zehn bis zwölf Zentimetern, eine Breite von ungefähr fünf bis sechs Zentimetern und eine Dicke von etwa vier Zentimetern. Das Gewicht einer Niere beträgt rund 160 Gramm.

Beide Nieren besitzen einen oberen und einen unteren Pol. Auf jedem oberen Pol liegt eine Nebenniere. Diese Nebennieren haben jedoch ganz andere Funktionen als die Nieren.

Anatomie der Nieren grafisch dargestellt
Anatomie der Nieren grafisch dargestellt

Nierenmark und Nierenrinde

Zusammengesetzt wird die Niere aus dem Nierenmark (Medulla renalis) und der Nierenrinde (Cortex renalis), die beide von zahlreichen Blutgefäßen durchzogen werden. Diese vereinigen sich im Nierenbeckenbereich zur Nierenvene und zur Nierenarterie.

Zu den Bestandteilen des Nierenmarks gehören ca. 16-20 so genannte Markpyramiden. Die Spitzen dieser Pyramiden zeigen ins Innere.

Da einige von ihnen miteinander verwachsen sein können, bilden sich zumeist etwa acht Pyramidenspitzen. In den Spitzen befindet sich eine Vielzahl von kleinen Öffnungen, die man als Foramina papillaria bezeichnet und über die der Harn austritt.

Die Pyramidenspitzen ragen in die Nierenkelche (Calix renalis) hinein. Diese Kelche schließen sich zum Nierenbecken (Pelvis renalis) zusammen. Die Mündung des Nierenbeckens liegt im Ureter (Harnleiter), der für den Abfluss des Urins zuständig ist.

Umgeben wird das Nierenmark von der Nierenrinde. Die Nierenrinde wird wiederum von der Nierenkapsel umhüllt. Durchzogen wird die Rinde von so genannten Markstrahlen, die aus den Markpyramiden stammen.

Nephrone

Im Inneren der Nierenrinde liegen die Nephrone, wichtige Grundeinheiten des Organs. Durch diese Nephrone wird der Urin gebildet. Jede Niere verfügt über ungefähr eine Million Nephrone.

Ein Nephron setzt sich zusammen aus:

  • den Nierenkanälchen (Tubulus renalis)
  • den Nierenkörperchen (Corpusculum renale)

Die Nierenkörperchen werden ihrerseits aus Gefäßknäueln gebildet, deren Blutgefäße über feine Poren verfügen. Über diese Poren erfolgt das Filtern von Giftstoffen aus dem Blut. Danach kommt es zum Abfluss des gereinigten Blutes aus den Nierenkörperchen.

Umhüllt werden die Gefäßknäuel der Körperchen von der so genannten Bowman-Kapsel. Diese Kapsel mündet in die Nierenkanälchen, von denen der Urin über das Nierenmark in den Nierenkelch gelangt und schließlich im Nierenbecken mündet.

Die Flüssigkeit, die sich in den Nierenkanälchen sammelt, bezeichnet man als Primärharn. Jede Minute bilden sich etwa 125 Milliliter Primärharn. Pro Tag sind dies rund 180 Liter.

Während der Primärharn die Nierenkanälchen durchläuft, nimmt er zahlreiche seiner Bestandteile sowie fast die ganze Flüssigkeit wieder auf, wodurch diese dem Körper erhalten bleiben. Durch diesen Vorgang kommt es zu einer Konzentration des Primärharns, dessen Ergebnis der eigentliche Urin ist.

Grafik der Nieren mit Nebennieren
Grafik der Nieren mit Nebennieren

Aufgaben

Wichtigste Aufgabe der Nieren ist die Entgiftung des Organismus. So werden giftige Substanzen wie Medikamente und harnpflichtige Substanzen wie

  • Kreatinin
  • Harnstoff und
  • Harnsäure

ausgeschieden. Außerdem produzieren sie Hormone wie Renin und Erythropoetin. Diese werden an das Blut abgegeben und regen die Bildung von roten Blutkörperchen (Erythrozyten) im Knochenmark an.

Weitere wichtige Aufgaben der Nieren sind:

  • das Regulieren des Elektrolythaushalts
  • das Regulieren des Flüssigkeitshaushalts
  • das Regulieren des Säure- und Basenhaushalts
  • das Regulieren des Blutdrucks und des Knochenstoffwechsels

Darüber hinaus sind sie wichtig für den Vitamin D-Stoffwechsel.

Messung der Nierenfunktion

Urinprobe als grundlegende Diagnosemethode
Urinprobe als grundlegende Diagnosemethode

Um die Nierenleistung zu messen, wird neben der Urinmenge und -konzentration auch die Konzentration der harnpflichtigen Substanzen im Blut analysiert. Dafür stehen unterschiedliche Verfahren zur Auswahl.

Die präzise Leistung der Nieren wird mithilfe der renalen Clearance gemessen. Sie zeigt die Klärfunktion des Organs an: sinkt sie und die Leistung nimmt ab, besteht eine Niereninsuffizienz.

Die Inulin-Clearance wird genutzt, um das Filtrationsvermögen der Niere zu messen. Man gibt dem Patienten Inulin und misst, wie viel davon wieder ausgeschieden wird.

Häufiger wird aufgrund der einfacheren Anwendung die Creatinin-Clearance gemessen. Im Rahmen dieses Verfahrens misst man die Kreatinin-Ausscheidung, welche der von Inulin fast entspricht.

Die Blutuntersuchung zur ergänzenden Diagnostik
Die Blutuntersuchung zur ergänzenden Diagnostik

Beschwerden und Erkrankungen der Niere

Die Nieren können von zahlreichen verschiedenen Krankheiten in Mitleidenschaft gezogen werden.

Nierenbeckenentzündung

Eine äußerst unangenehme Erkrankung der Nieren ist die Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis). Dabei handelt es sich um eine akute oder chronische Infektion des Nierenbeckens, die sich zumeist aus einer Blasenentzündung entwickelt, da die Keime über den Harnleiter in das Nierenbecken gelangen.

Zu den Symptomen gehören:

Als Therapie werden in der Regel Antibiotika verabreicht.

Nierensteine

Als Nierensteine bezeichnet man Ablagerungen, die sich aus Urinbestandteilen bilden und in den Nierenkanälchen oder dem Nierenbecken entstehen.

Beschwerden verursachen sie erst dann, wenn sie in den Harnleiter vordringen und es dort zu einer langsamen Abwanderung kommt. Durch den sehr langsamen Abgang besteht die Gefahr einer Entzündung, wodurch eine schmerzhafte Nierenkolik auftreten kann. Des Weiteren kann es zu einer Nierenbeckenentzündung oder Harnwegsinfektion kommen.

Niereninsuffizienz

Eine der schwersten Nierenerkrankungen ist die Niereninsuffizienz (Nierenversagen). Bei einer akuten oder chronischen Niereninsuffizienz verschlechtern sich die Nierenfunktionen, wodurch es zu Nierenversagen kommen kann.

Dadurch erhöht sich jedoch die Konzentration von harnpflichtigen Substanzen im Blut. Während es bei einer chronischen Niereninsuffizienz zu einer langsamen kontinuierlichen Verschlechterung der Nierenfunktionen kommt, tritt diese Verschlechterung bei einer akuten Insuffizienz in kürzester Zeit ein.

Ursachen

Als mögliche Ursachen für eine Niereninsuffizienz kommen unterschiedliche Vorerkrankungen in Frage:

Symptomatik und Therapiemaßnahmen

Zu den unterschiedlichen Beschwerden gehören u.a.:

In schweren Fällen muss als Therapie eine Dialyse (Blutwäsche) oder Nierentransplantation erfolgen.

  • Krankenschwester behandelt einen Patienten vor einer Dialyse-Therapie

    © Tyler Olson - www.fotolia.de

  • Hände eines Arztes bei Nierentransplantation

    © horizont21 - www.fotolia.de

  • Nahaufnahme eines türkisfarbenen Dialysegerätes

    © Dario Lo Presti - www.fotolia.de

Nierenkrebs

Eine weitere schwere Nierenkrankheit ist Nierenkrebs (Nierenzellkarzinom). Diese Krebsform ist relativ selten und entwickelt sich aus unterschiedlichen Zellen des Nierengewebes. Vor allem ältere Menschen werden von dieser Erkrankung betroffen.

Zu den Risikofaktoren zählen:

Als Therapie wird in der Regel eine Entfernung der erkrankten Niere sowie der benachbarten Lymphknoten vorgenommen.

Nierenkrebs grafisch dargestellt
Nierenkrebs grafisch dargestellt

Nierenarterienstenose

Bei einer Nierenarterienstenose kommt es zu einer Verengung der Arterie, die die Nieren versorgt. Als mögliche Folge gilt Bluthochdruck.

Zu den Ursachen zählt in den meisten Fällen eine Arteriosklerose. Behandelt wird mit Medikamenten oder durch eine Operation.

Erbliche Nierenerkrankungen

Des Weiteren gibt es eine Vielzahl an Erkrankungen der Niere, welche vererbt werden. Dazu zählen mitunter

  • das Bartter-Syndrom (es kommt zu niedrigem Blutdruck und Salzverlust)
  • das De-Toni-Fanconi-Syndrom, bei dem es zu Funktionsstörungen des Energiehaushalts der proximalen Tubuluszellen kommt
  • Phosphatdiabetes, bei dem zu viel Phosphat ausgeschieden wird
  • die Cystinurie, bei der es zu einer erhöhten Ausscheidung von Cystin kommt oder
  • Diabetes renalis, eine Funktionsstörung, bei der dauerhaft Glucose ausgeschieden wird, während Glucosetoleranz und Blutzuckerspiegel normale Werte aufweisen.

Fehlbildungen der Niere

Neben den unterschiedlichen Erkrankungen kann es auch zu Fehlbildungen der Niere kommen. Möglich sind beispielsweise

  • eine fehlende oder zusätzliche Niere (Nierenagenesie, Nierenhypoplasie)
  • Nierenfehllagen
  • Fehlbildungen der Nierengefäße