Das Gehör - Für die Sinneswahrnehmung von Worten, Lauten und Tönen

Als Hören wird die Sinneswahrnehmung von Schall bezeichnet. Ermöglicht wird das Hören durch die Ohren. Das Gehör bzw. die Ohren dienen jedoch nicht nur der Wahrnehmung von Tönen - auch für den Gleichgewichtssystem spielen sie eine wichtige Rolle. Es gibt zahlreiche Beeinträchtigungen, von denen das Hörsystem betroffen sein kann. Lesen Sie alles Wissenswerte rund um das Gehör.

Von Jens Hirseland

Hören, das man auch als akustische oder auditive Wahrnehmung bezeichnet, ist die Sinneswahrnehmung von Schall, also von Geräuschen wie Tönen, Worten oder Lauten. Wahrgenommen wird der Schall durch das Hörorgan, dem Ohr.

Aufbau und Funktion des Gehörs: Ablauf des Hörvorgangs

Das Ohr unterteilt man in:

  1. Außenohr
  2. Mittelohr
  3. Innenohr

Vom Außenohr...

Das Hören beginnt stets mit einem Geräusch. Dieses entsteht durch vibrierende Körper oder Teilchen. Dabei kann es sich um Motorenlärm, eine Klingel, Musik oder ein menschliches Stimmband handeln.

Durch die Bewegung wird die Luft in Schwingungen versetzt und es kommt zur Bildung von Schallwellen. Diese Schallwellen fängt die Ohrmuschel ein und bündelt sie. Danach gelangen die Schallwellen durch den Gehörgang, wo sie auf das Trommelfell (Membrana tympani) treffen.

...zum Mittelohr...

Dieses Trommelfell wird in Schwingung versetzt und gibt auf diese Weise die Schallinformationen an die Gehörknöchelchen des Mittelohrs weiter. Als Gehörknöchelchen bezeichnet man die kleinsten Knochen des Körpers. Man unterteilt sie in:

  1. Steigbügel (Stapes)
  2. Hammer (Malleus)
  3. Amboss (Incus)

Durch die Knöchelchen werden die ankommenden Schallwellen bis zu zwanzigfach verstärkt. Letztes Glied der Kette ist der Steigbügel, der mit dem so genannten ovalen Fenster verwachsen ist. Dabei handelt es sich um eine Membran, durch die der luftgefüllte Raum des Mittelohrs von der Innenohrschnecke (Cochlea), die mit Flüssigkeit gefüllt ist, abgetrennt wird.

Grafik des menschlichen Ohr und Gehörs
Grafik des menschlichen Ohr und Gehörs

...bis zum Innenohr

Durch eine Trennwand wird die Innenohrschnecke in zwei Kammern eingeteilt, die man als Scala vestibuli und Scala tympani bezeichnet. An den Wänden der Kammern befinden sich ca. 20.000 Haarzellen. Die Fortsätze dieser Sinneszellen ragen in eine Flüssigkeit hinein.

Kommt es aufgrund von Bewegungen oder Schall zu einem Verbiegen der Härchen, gelangen Ione in die Haarzelle hinein. Diese Ionen dienen gewissermaßen als Dolmetscher und übersetzen die mechanische Energie der Schallwellen in ein elektrisches Signal. Dieses Signal leiten die Nervenzellen dann an das Gehirn weiter.

Durch die Schallwellen kommt es zudem zu einer Stimulation von Härchen in verschiedenen Regionen der Schnecke. So gelangen höhere Frequenzen in erster Linie zu den Härchen am Anfang, während tiefere Frequenzen Härchen am Ende der Schnecke bewegen. Dadurch können verschiedene Frequenzen im Innenohr grob vorsortiert werden.

Von den Haarzellen gelangen die elektrischen Impulse weiter an den Hörnerv, der wiederum für die Weiterleitung an das Gehirn sorgt. Im Hörzentrum kommt es schließlich zur Entschlüsselung der Impulse, wodurch sie eine bestimmte Bedeutung erlangen. Auf diese Weise wird aus einem Geräusch eine Information.

Wahrnehmung von Tönen

Mit den Ohren hört man nicht einfach nur; sie sind zudem eine Art der Orientierung: dadurch, dass ein gesunder Mensch über zwei Ohren verfügt, kann er Töne, die aus verschiedenen Richtungen kommen, schneller orten. Zudem ist es möglich, mit dem Hörsinn zehn unterschiedliche Oktaven wahrzunehmen und bis zu 400.000 Töne zu unterscheiden.

Musik spielt eine ganz besondere Rolle für den Gehörsinn und damit auch für das Wohlergehen, hat sie doch mitunter eine heilende Wirkung. Schon in zahlreichen Studien wurde beispielsweise herausgefunden, dass klassische Musik der Genesung eines Menschen guttut.

Besonders die Stücke des Komponisten Mozart sind laut Forschern aus Tel Aviv geeignet: bei Frühgeborenen verhalfen sie diesen zu mehr Entspannung, wodurch sie neue Kraft schöpfen und schneller an Gewicht zulegen konnten.

Mögliche Beeinträchtigungen des Gehörsinns

Das Hören ist die Sinneswahrnehmung von Schall und wird durch die Ohren ermöglicht. Aufgrund von Hörstörungen kann es jedoch zur Beeinträchtigung dieser Wahrnehmung kommen.

Besonders zu viel Lärm ist häufig dafür verantwortlich, dass es zu - mitunter bleibenden - Hörschäden kommt, was vor allem die jüngere Generation betrifft. Ein maßvoller Umgang in Sachen Lautstärke ist ein einfacher Weg, diese zu vermeiden.

Schwerhörigkeit

Die häufigste Beeinträchtigung des Gehörs ist die Schwerhörigkeit. Diese kann aus unterschiedlichen Gründen entstehen und wird in drei verschiedene Formen unterteilt:

  1. Schallleitungsschwerhörigkeit
  2. Schallempfindungsschwerhörigkeit
  3. Schallwahrnehmungsschwerhörigkeit

Diese drei Formen von Schwerhörigkeit können aber auch gemeinsam auftreten. Kommen Kinder bereits mit einer Schwerhörigkeit zur Welt, ist es wichtig, dass diese noch im Babyalter diagnostiziert und behandelt wird. Ist dies nicht der Fall, kann es im späteren Alter zu deutlichen Defiziten im Sprachverständnis kommen.

Ein frühzeitiger Hörtest ist also sehr wichtig. Doch auch im Alter sollte das Hörvermögen regelmäßig geprüft werden - viele ältere Menschen, die ein Hördefizit aufweisen, tragen kein Hörgerät, da sie die Angebote der Tests nicht in Anspruch nehmen wollen und damit deutlich an Lebensqualität verlieren.

Schallleitungsschwerhörigkeit

Wenn die Schallwellen nur vermindert oder sogar überhaupt nicht mehr in das Innenohr übertragen werden, spricht man von einer Schallleitungsschwerhörigkeit. Die Ursachen dieser Hörstörung sind oftmals im Gehörgang zu finden.

Dabei handelt es sich beispielsweise um:

Aber auch Erkrankungen oder Verletzungen des Mittelohrs können der Grund für eine Schallleitungsschwerhörigkeit sein, wie:

Ein Trommelfellriss als mögliche Ursache
Ein Trommelfellriss als mögliche Ursache

Schallempfindungsschwerhörigkeit

Im Fall einer Schallempfindungsschwerhörigkeit werden die Schallwellen zwar von der Gehörknöchelchenkette und dem Trommelfell richtig weitergegeben, es kommt jedoch nicht zu einer korrekten Weiterleitung und Verarbeitung der Signale.

Mögliche Gründe für eine Schallempfindungsschwerhörigkeit sind:

Manchmal werden die Signale auch nicht korrekt an das Gehirn weitergeleitet. Dafür können beispielsweise verantwortlich sein:

Schallwahrnehmungsschwerhörigkeit

Bei einer Schallwahrnehmungsschwerhörigkeit handelt es sich um eine Hörstörung, bei der die Probleme erst im Gehirn auftreten. Das heißt, die eingehenden Hörsignale werden vom Gehirn fehlgeleitet oder falsch verarbeitet.

Dadurch hört der Patient Töne, mit denen er nichts anfangen kann. Verursacht wird eine Schallwahrnehmungsschwerhörigkeit zumeist durch:

Kombinierte Hörstörungen

In manchen Fällen können die Hörstörungen auch kombiniert auftreten, was z.B. bei einem Explosionstrauma oft vorkommt. So entsteht durch eine extreme Lärmbelastung der Ohren, wie einem Explosionsknall, eine kombinierte Schallleitungs- und Schallempfindungsschwerhörigkeit.

Einerseits reißt durch den Druck der Schallwellen das Trommelfell und andererseits werden die Haarzellen des Innenohrs durch den lauten Knall geschädigt.

Idiopathische Innenohrschwerhörigkeit

Unter einer idiopathischen Innenohrschwerhörigkeit versteht man eine Schwerhörigkeit, die vom Innenohr ausgeht, für die sich aber keine erkennbare Ursache finden lässt. Durch eine idiopathische Innenohrschwerhörigkeit kann es zu einem Tinnitus kommen.

Da die Ursache der Beschwerden unbekannt ist, lassen sie sich auch nicht ursächlich behandeln. Eine Anpassung mit einem Hörgerät ist jedoch möglich.

Immunogene Innenohrschwerhörigkeit

Eine weitere Form der Schwerhörigkeit stellt die immunogene Schwerhörigkeit dar. Sie entsteht durch die Anlagerung von Stoffwechselprodukten des Immunsystems an den Blutgefäßen im Innenohr.

Seelentaubheit

Bei der Seelentaubheit, auch akustische Agnosie oder auditive Agnosie genannt, handelt es sich um eine Störung, bei der der Betroffene Wörter zwar akustisch wahrnehmen, diese aber nicht verstehen kann. Man unterscheidet mehrere Formen:

  • Bei der generalisierten auditiven Agnosie oder verbalen auditiven Agnosie können Betroffene die Sprache nur als Geräusch wahrnehmen, ihr jedoch keinen Sinn zuschreiben; das eigene Sprachvermögen ist jedoch intakt
  • Bei der Geräuschsagnosie gibt es ebenfalls keine oder nur sehr geringe Beeinträchtigungen im Sprachvermögen; die Betroffenen können Alltags- oder Umweltgeräusche nicht zuordnen
  • Bei der affektiven auditiven Agnosie können Betroffene den sachlichen Inhalt einer Nachricht erfassen, jedoch sind sie nicht in der Lage, Alter, Geschlecht oder Befindlichkeit des Gesprächspartners zu erkennen

Taubheit

Die schwerste Beeinträchtigung des Gehörs ist die Gehörlosigkeit, die man auch als Taubheit bezeichnet. Taubheit kann angeboren sein oder durch bestimmte Erkrankungen erworben werden, wie:

Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen

Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen beschreiben Höreinschränkungen, welche jedoch nicht in Störungen des Hörorgans begründet liegen. Stattdessen ist die Fähigkeit, gehörte Informationen weiter zu verarbeitung, gestört, was einem Defekt der Hörnerven zuzuschreiben ist.

Je nach Lokalisation der Störung ist es Betroffenen beispielsweise nicht möglich, einem Gespräch in einem Umfeld zu folgen, in dem es Nebengeräusche gibt. Zu den weiteren möglichen Merkmalen zählen

  • Missverständnisse bei gesprochenen Aufforderungen
  • die verlangsamte Verarbeitung erhaltener Informationen
  • ein eingeschränktes auditives Gedächtnis
  • Schwierigkeiten, Schallreize zu erkennen und/oder zu unterscheiden
  • Probleme beim Richtungshören

Akustikus-Neurinom

Bei einem Akustikus-Neurinom (AKN) handelt es sich um einen gutartigen Tumor. Er geht vom Hör- und Gleichgewichtsnerv (Nervus vestibulochochlearis) aus. Da der Tumor auf den Nerv drückt, kann dies allmählich zu Gleichgewichtsproblemen, Schwerhörigkeit und Tinnitus führen.

Symptome

Als typische Symptome eines Akustikus-Neurinoms gelten

Mitunter treten auch

auf. Außerdem kann es zu einer Berührungssensibilität des äußeren Gehörgangs kommen.

Diagnose

Um ein Akustikus-Neurinom eindeutig zu diagnostizieren, bedarf es einer histologischen Untersuchung. Dabei wird dem Patienten Tumormaterial entnommen und anschließend mikroskopisch untersucht. Unter Umständen genügt aber auch schon eine Magnetresonanztomographie (MRT). Allerdings muss das Akustikus-Neurinom von anderen Erkrankungen, die ähnliche Symptome hervorrufen, eindeutig abgegrenzt werden.

Therapie

Behandeln lässt sich ein Akustikus-Neurinom entweder

Bei älteren Patienten beschränkt man sich manchmal auf zuwartendes Beobachten. Welche Behandlung letztlich erfolgt, hängt von bestimmten Faktoren ab. So spielen

  • die Größe des Tumors
  • sein Wachstum
  • die Gehörbeeinträchtigungen sowie
  • Alter und Gesundheit des Patienten

eine wichtige Rolle.

Chronische Innenohrschwerhörigkeit

Als chronische Innenohrschwerhörigkeit bezeichnet man eine länger anhaltende Schallempfindungsstörung. Sie tritt zumeist zwischen dem 30. und dem 50. Lebensjahr auf und betrifft beide Seiten gleichermaßen.

Die Erkrankung verläuft von Mensch zu Mensch unterschiedlich. So kann sie sich plötzlich durch einen Hörsturz bemerkbar machen oder schleichend voranschreiten. Bei zahlreichen Patienten tritt auch Tinnitus auf.

Verursacht wird eine chronische Innenohrschwerhörigkeit von Erkrankungen des Innenohrs, wie zum Beispiel Morbus Meniere oder Labyrinthitis. Ausgleichen lässt sich die Schwerhörigkeit mithilfe eines Hörgerätes oder eines Cochlea-Implantats.

Wichtige Begriffe rund um das Gehör

Rund um das Hören gibt es zahlreiche Fachbegriffe, die für einen Laien nicht unbedingt verständlich sind - im Folgenden wird genauer auf diese eingegangen.

Amboss

Als Amboss (Incus) wird ein Gehörknöchelchen im Mittelohr bezeichnet. Zu finden ist er zwischen Hammer und Steigbügel. Der Amboss ist wichtig für die Übertragung von Schall.

Zusammengesetzt wird der Gehörknochen aus einem Corpus (Körper), der über eine Gelenkfläche verfügt, die eine gelenkige Verbindung mit dem Hammer herstellt. Der Corpus erreicht eine Länge zwischen 4,8 und 5,4 Millimetern. Außerdem gehen von ihm ein kurzer und ein langer Schenkel aus.

Diese beiden Schenkel bezeichnet man als Crus breve und Crus longum. Der Crus longum geht in den Linsenbeinfortsatz über, der gelenkig mit dem Steigbügel verbunden ist.

Audiogramm

Bei einem Audiogramm oder Tonaudiogramm handelt es sich um eine Hörkurve, mit deren Hilfe sich das subjektive Hörvermögen einer Person darstellen lässt. Das Audiogramm zählt zu den Methoden der Audiometrie, die wiederum wichtig für die Tinnitus-Diagnostik ist. So werden dem Patienten im Rahmen einer Hörprüfung Tonhöhen in unterschiedlicher Lautstärke vorgespielt.

Sobald der Patient einen Ton wahrnimmt, gibt er dies per Knopfdruck zu erkennen. Ein Audiogramm liefert Aufschluss darüber,

  • ob eine Hörstörung besteht
  • welche anatomischen Strukturen an der Störung beteiligt sind und
  • wie groß ihr Ausmaß ist.

Bogengänge

Bei den Bogengängen (Ductus semicirculares) handelt es sich um drei dünne, ringförmige Schläuche im Innenohr, die miteinander verbunden sind. Sie gehören zum Gleichgewichtsorgan und haben die Aufgabe, Drehbewegungen festzustellen und zu regulieren.

Die Bogengänge kann man sich in Form einer dreidimensionalen Brezel vorstellen. Die Anordnung der Ringe zueinander geht in unterschiedliche Richtungen.

Ihr jeweiliger Durchmesser beträgt ca. sechs Millimeter. Die Bogengangsschläuche befinden sich aufgehängt im Gangsystem des Felsenbeins und sind mit Endolymphe gefüllt.

Die Bogengangsschläuche verfügen in Auftreibungen über Sinneshärchen. Über diese Härchen streicht bei einer Rotation des Kopfes Lymphe, was über die Nerven zu einer Drehempfindung führt. Die durch die Stimulation ausgesendeten Signale verarbeitet das Gehirn weiter, wodurch der Mensch im Gleichgewicht bleiben kann.

Cochlea-Implantat

Unter einem Cochlea-Implantat (CI) versteht man eine Hörprothese für hochgradig schwerhörige Patienten. Dieses Implantat besteht aus einem digitalen Sprachprozessor, einem Mikrofon, einer Sendespule mit Magnet sowie dem Implantat mit seinen Stimulationselektroden.

Während der Patient die Empfangsspule des Implantats meist hinter dem Ohr trägt, pflanzt man die Elektroden in die Hörschnecke (Cochlea) ein. Von dort aus werden von den Elektroden Schallsignale aufgenommen, die sie dann an den Hörnerv weiterleiten.

Dieser gibt die Signale bis zur Hirnrinde weiter, wo es zum Höreindruck kommt. Leidet der Patient neben der Schwerhörigkeit zusätzlich unter Tinnitus, hilft das Cochlea-Implantat bei der Überlagerung der Ohrgeräusche.

Wenn Sie mehr über die Funktionsweise und Implantation eines Chochlea-Implantats erfahren möchten, informieren Sie sich hier in unserem separaten Artikel zum Thema.

Dezibel

Dezibel (dB) verwendet man als Maßeinheit für Lärm.

  • Während Atmen einen Lärmpegel von ca. zehn Dezibel erzeugt
  • verursacht ein laufendes Fernsehgerät ungefähr 55 dB.
  • Ein vorbeifahrender Zug führt zu etwa 90 dB
  • während Düsenflugzeuge 120 dB erzeugen.

Zu ersten Hörschäden kann es bei einer dauerhaften Berieselung ab 85 Dezibel kommen.

Frequenzbereich

Durch den Frequenzbereich wird angegeben, wie viele Schwingungen in der Minute durch einen Ton entstehen. Als Maßeinheit verwendet man Hertz.

Während hohe Töne hohe Frequenzen haben, weisen niedrige Töne auch niedrige Frequenzen auf. Der Frequenzbereich, auf den das Ohr des Menschen reagiert, liegt zwischen 15 und 20.000 Hertz.

Gleichgewichtsnerv

Beim Gleichgewichtsnerv (Nervus vestibularis) handelt es sich um einen Teil des Hör-Gleichgewichtsnervs. Er stellt eine Verbindung zwischen dem Gehirn und dem Gleichgewichtsorgan innerhalb des Innenohrs her.

Kommt es zu Veränderungen der Körperposition, wie beispielsweise beim Aufstehen, sorgt der Gleichgewichtsnerv für die Übertragung dieser Information an das Gehirn, das sie anschließend weiterverarbeitet. Wird der Gleichgewichtsnerv beeinträchtigt, besteht die Gefahr von Schwindelanfällen.

Haarzelle

Haarzellen werden auch als Haarsinneszellen oder Hörzellen bezeichnet. Gemeint sind damit sekundäre Sinneszellen im Innenohr, genauer gesagt in der Hörschnecke. Zu ihren Aufgaben gehört das Umwandeln von Schallwellen in elektrische Impulse, auch Transmission genannt.

Jedes Ohr verfügt über etwa 40.000 Haarzellen, die für verschiedene Frequenzen zuständig sind. Während sich die Haarzellen für tiefe Frequenzen im hinteren Bereich der Hörschnecke befinden, sind die Haarzellen für höhere Frequenzen im Vorderteil der Cochlea ansässig.

Hörspektrum

Mit dem Hörspektrum ist der Frequenzbereich gemeint, in dem der Mensch Töne wahrnehmen kann. Dieses Hörspektrum liegt zwischen 15 und 20.000 Hertz. Der hörbare Frequenzbereich ist jedoch stark von

  • Lebensalter
  • Geschlecht und
  • Beruf

eines Menschen abhängig. So können die meisten Menschen im Teenageralter Töne mit 20.000 Hertz nicht mehr wahrnehmen. Außerdem werden mit zunehmendem Alter hohe Töne immer schlechter registriert. Am empfindlichsten reagiert das menschliche Ohr auf Tonhöhen zwischen 1000 und 3500 Hertz.

Mechanorezeptoren

Mechanorezeptoren sind spezielle Sinneszellen. Sie wandeln mechanische Kräfte in Nervenerregung um. Man findet sie in

Aufbau und Funktionen der Mechanorezeptoren sind sehr verschieden. Als mögliche Beispiele gelten

  • der Hörsinn im Innenohr
  • der Gleichgewichtssinn in den Bogengängen
  • der Tast- und Vibrationssinn in der Haut
  • die Rezeption des Blutdrucks im Blutkreislauf
  • die Rezeption der Muskellänge in der Muskulatur sowie
  • die Wasserströmungen im Seitenlinienorgan.

Otoakustische Emissionen

Spricht man von otoakustischen Emissionen (OAE), sind damit akustische Aussendungen des Ohrs gemeint. Sie gelangen retrograd über die Gehörknöchelchen und das Trommelfell in den Gehörgang. In der Medizin nutzt man die otoakustischen Emissionen zur Messung der Innenohrfunktionen.

Die otoakustischen Emissionen entstehen im Innenohr, wo sie von den Haarzellen erzeugt werden. Man unterscheidet zwischen

  • spontanen und
  • durch akustische Reize entstandenen (evozierten)

otoakustischen Emissionen. Spontane otoakustische Emissionen zeigen sich bei 35 bis 50 Prozent aller Menschen, können von diesen aber nicht wahrgenommen werden. Wodurch sie entstehen, ist ungeklärt. Von klinischer Bedeutung sind sie jedoch nicht. Zu evozierten otoakustischen Emissionen kommt es durch akustische Stimulationen des Ohrs.

Eine Messung der otoakustischen Emissionen findet bereits im Babyalter zur Prüfung des Hörvermögens statt. Außerdem lässt sich gezielt die Cochlea-Funktion testen. Dazu werden hochempfindliche Messgeräte eingesetzt, da der OAE-Pegel sehr niedrig ist. Eine Messung macht aber nur dann Sinn, wenn die Verhältnisse im Mittelohr normal sind.

Paukenröhrchen

Als Paukenröhrchen bezeichnen Mediziner eine Paukendrainage oder Mittelohrdrainage, die zur zeitweiligen Belüftung des Mittelohrs dient. Das Röhrchen, das die Form eines T hat, setzt man ein, wenn eine unzureichende Belüftung des Mittelohrs besteht, wie zum Beispiel nach einem Paukenerguss.

Um das Paukenröhrchen einzusetzen, ist es erforderlich, das Trommelfell durch eine Parazentese zu öffnen. Der Öffnungsdurchmesser eines Paukenröhrchens liegt zwischen 1,0 und 1,5 Millimetern. Nach etwa 9-12 Monaten stößt der Körper das Röhrchen spontan wieder ab. Ansonsten entfernt es ein Arzt.

Recruitment

Als Recruitment wird ein psychoakustisches Phänomen bezeichnet, das bei Innenohr-Erkrankungen auftritt. Übersetzt bedeutet der englische Begriff Recruitment "Lautheitsausgleich".

Bei einem Recruitment liegt eine Störung des Innenohrs vor. So wird leiser Schall von den Haarzellen derart verstärkt, dass die Betroffenen leise Töne deutlicher wahrnehmen. Dagegen wirken laute Töne wiederum leiser.

Sinustöne

Sinustöne sind reine Töne, deren Schwingungen einen gleichmäßigen Ablauf haben. Um einen Sinuston handelt es sich, wenn sich die Schwingung, die ihn erzeugt, mathematisch durch eine Sinus- oder Kosinus-Funktion beschreiben lässt.

Eine praktische Erzeugung von reinen Sinustönen ist nicht möglich, dafür jedoch von Tönen, die als Sinustöne wahrnehmbar sind. Dies geht zum Beispiel mit einem speziellen Schallwandler.

Dagegen gelten Töne, die auf natürliche Weise entstehen, wie die Töne von Musikinstrumenten, nicht als Sinustöne. Lediglich die Stimmgabel ist in der Lage, einen reinen Sinuston zu erzeugen. Die meisten Menschen empfinden Sinustöne als leer oder steril.

Tubendurchgängigkeit

Spricht man von Tubendurchgängigkeit, ist damit die Fähigkeit der Ohrtrompete (Eustachi-Röhre) gemeint, für die Belüftung des Mittelohrs zu sorgen. So ermöglicht die Ohrtrompete einen Luftdruckausgleich, wodurch es zu einem Ausgleich des Drucks im Mittelohr und dem Druck im Nasenrachenraum kommt. Durch diesen Druckausgleich ist es möglich, zu gähnen und zu schlucken.

Tympanometrie

Die Tympanometrie ist ein Messverfahren der Audiologie. Dabei findet mit einem speziellen Messinstrument eine Messung der Schwingungsfähigkeit des Trommelfells statt.

Gleichzeitig lässt sich indirekt auch die Belüftung des Mittelohrs messen. Ebenso kann der Zustand der Gehörknöchelchen überprüft werden.

Durchführung

Für die Durchführung einer Tympanometrie benötigt man ein Tympanometer. Ausgeführt wird die Messung mit einer Sonde, die mit drei Bohrungen und kleinen Schläuchen ausgestattet ist. Die erste Bohrung löst mit einem Tongenerator einen Dauerton aus, während die zweite Bohrung über ein Mikrofon verfügt. Dieses wird an ein Messinstrument angeschlossen.

Über die dritte Bohrung baut man mittels einer Druckpumpe Druck im Gehörgang auf. Bei normalen Verhältnissen kommt es zu einem akustischen Widerstand, den der Tympanometer als Bezugspunkt bzw. Nullpunkt verwendet.

Erzeugt man mit der Druckpumpe einen Über- oder Unterdruck, spannt sich das Trommelfell an, was zu einer Veränderung seines akustischen Widerstands führt. Gleichzeitig erhöhen sich die reflektierte Schallenergie des Sondentons sowie der Schalldruckpegel innerhalb des Gehörgangs.

Feststellen lässt sich dies durch das angeschlossene Messmikrofon. Im Tympanogramm können die veränderten Reflexionen als Compliance des Trommelfells auf grafische Weise dargestellt werden. Liegt ein Krankheitswert vor, kommt es im Tympanogramm zu einer Veränderung der Normalkurve, was zur Erkennung von Erkrankungen dient.

Vestibularis-Diagnostik

Unter dem Begriff Vestibularis-Diagnostik fasst man verschiedene medizinische Tests zusammen, die dazu dienen, die Funktionstüchtigkeit des Gleichgewichtsnervs zu überprüfen. Dazu gehören

  • die kalorische Prüfung
  • die Posturographie sowie
  • die Optokinetik.

Bei der kalorischen Prüfung spült man die Gehörgänge mit kalter und warmer Luft. Gleichzeitig werden die Bewegungen der Augen mit einer Videobrille aufgezeichnet. Mithilfe der Daten, die man anschließend auswertet, lassen sich Störungen im zentralen oder peripheren vestibulären System erkennen.

Bei der Posturiographie stellt sich der Patient auf eine Sensorplatte. Diese zeichnet die Körperbewegungen oder Schwankungen auf und gibt sie an einen Computer weiter. Im Rahmen der Optokinetik werden Störungen der Augenbewegungen festgestellt.

  • Jürgen Hellbrück, Wolfgang Ellermeier Hören: Physiologie, Psychologie und Pathologie, Hogrefe, Verlag für Psychologie, 2004
  • Annette Leonhardt, Antja Aschendorff Frühes Hören: Hörschädigungen ab dem ersten Lebenstag erkennen und therapieren, Reinhardt, 2012
  • Eberhard Zwicker Psychoakustik, Springer, 1982
  • Claudia Bruhn Neuartige Hörgeräte dank Psychoakustik, Deutsche medizinische Wochenschrift, 2010, Volume 135, Issue 50
  • Thieme Sprache - Stimme - Gehör - Anatomische Grundlagen, Thieme, 2016, ISBN 9783132412675
  • Jürgen Wendler, Wolfram Seidner, Ulrich Eysholdt Lehrbuch der Phoniatrie und Pädaudiologie, Thieme, 2014, ISBN 3131022957

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