Menière-Krankheit (Morbus Menière) - Ursachen, Symptome und Behandlung

Als Meniere-Krankheit oder Morbus Meniere wird eine seltene Erkrankung des Innenohrs bezeichnet. Dabei kommt es zu Schwindelanfällen, Tinnitus und Hörverlust.

Von Jens Hirseland

Die Menière-Krankheit, auch Morbus Menière genannt, zählt zu den Erkrankungen des Innenohrs. Als Namensgeber der seltenen Krankheit diente der französische Mediziner Prosper Menière (1799-1862). Dieser beschrieb als erster Arzt deren typische Symptome.

Vorkommen von Morbus Menière

In Europa leiden ca. 500.000 Menschen unter der Menière-Krankheit. Besonders betroffen sind Personen zwischen 40 und 60 Jahren.

Bei Frauen tritt die Erkrankung etwas häufiger auf als beim männlichen Geschlecht. Bei Kindern zeigt sich Morbus Menière nur sehr selten.

In den meisten Fällen nimmt die Menière-Krankheit einen chronischen Verlauf, sodass es immer wieder zu anfallartigen Beschwerden kommt. Mitunter heilt Morbus Menière aber auch nach etwa fünf Jahren von selbst wieder ab.

Grafik des menschlichen Ohrs und Gehörs
Grafik des menschlichen Ohrs und Gehörs

Ursachen

Die genauen Ursachen der Menière-Krankheit sind bislang unbekannt. Sicher ist jedoch, dass die Erkrankung im Innenohr entsteht. Als möglicher Auslöser gilt eine vermehrte Ansammlung von Wasser (Hydrops) innerhalb des Hör- und Gleichgewichtsorgans.

Zahlreiche Ärzte nehmen an, dass entweder ein Überschuss an Gewebeflüssigkeit, auch Endolymphe genannt, oder ein gestörter Flüssigkeitsabfluss die Ursache von Morbus Menière ist. Aber auch erbliche Faktoren spielen wohl eine Rolle, da die Meniere-Krankheit oftmals gehäuft in Familien vorkommt.

Aus welchen Gründen ein Überschuss an Wasser im Innenohr gebildet wird, ist noch immer unklar. Andere Mediziner haben die Theorie, dass die Menière-Krankheit auf eine Autoimmunreaktion zurückzuführen ist.

Ein Überschuss an Endolymphe hat einen Druckanstieg im Innenohr zur Folge, wodurch wiederum die umhüllende Membran zeitweilig einreißt. Innerhalb der Membran liegen die Sinneszellen des Gleichgewichts- und Hörorgans.

Reißt die Membran ein, führt dies zu einem abrupten Druckabfall. Dadurch kommt es dann zu Beschwerden wie Hörstörungen und Schwindelgefühlen. Außerdem können über die Einrisse in der Membran Mineralien wie zum Beispiel Kalium in den Endolymphenbereich eindringen, was sich negativ auf das Gleichgewichtsorgan auswirkt. Da sich die Risse wieder von selbst verschließen, lassen die plötzlichen Schwindelgefühle wieder nach.

Symptome

Charakteristisch für Morbus Menière sind plötzlich auftretende Anfälle. Dabei leiden die betroffenen Personen unter einer Kombination aus drei Symptomen.

Dazu gehört vor allem der Drehschwindel. Das heißt, dass sich um den Patienten auf einmal alles dreht.

Begleitet werden die Schwindelgefühle oft von Übelkeit. Manchmal ist auch Erbrechen möglich. Die Schwindelanfälle können sowohl lediglich einige Minuten als auch mehrere Stunden dauern.

Plötzlich auftretender Drehschwindel als Symptom
Plötzlich auftretender Drehschwindel als Symptom

Ein weiteres typisches Symptom der Menière-Krankheit ist Tinnitus (Ohrensausen), der zumeist nur auf einem Ohr auftritt. Dabei hören die Patienten Ohrgeräusche wie Rauschen oder Summen, die nur sie selbst wahrnehmen.

Tinnitus als weiters Symptom grafisch dargestellt
Tinnitus als weiters Symptom grafisch dargestellt

Das Ohrensausen kann auch nach dem Abklingen des Schwindelanfalls weiterhin anhalten. Ebenfalls zu den charakteristischen Symptomen von Morbus Menière zählt Hörverlust, der sich in den meisten Fällen auf ein Ohr beschränkt. Betroffen davon ist in der Regel das Ohr, in dem es zu Tinnitus kommt. Manche Patienten klagen zudem über ein Druckgefühl in dem betroffenen Ohr.

Die Hörprobleme treten gleichzeitig mit den Schwindelgefühlen auf und verschwinden auch zusammen mit ihnen wieder. Je länger Morbus Menière jedoch anhält, desto größer ist die Gefahr, dass der Tinnitus und die Schwerhörigkeit einen chronischen Verlauf nehmen.

In manchen Fällen können die Beschwerden auch von dem typischen Muster abweichen und hintereinander auftreten. Mitunter kommt es durch die Schwindelanfälle sogar zu Stürzen. Darüber hinaus leiden die Patienten oftmals psychisch unter der Menière-Krankheit.

Diagnose

Morbus Menière zu diagnostizieren, ist nicht immer leicht. Daher sind verschiedene Untersuchungen erforderlich. Begonnen wird die Diagnostik mit der Anamnese. Das bedeutet, dass sich der Arzt mit der Krankengeschichte des Patienten befasst.

Als Kriterien zum Erkennen der Menière-Krankheit, gelten

  • der Nachweis einer Hörverschlechterung
  • das Auftreten von Schwindelanfällen, die wenigstens 20 Minuten anhalten, sowie
  • Tinnitus oder
  • Druckgefühle in einem Ohr.

Darüber hinaus ist es von Wichtigkeit, andere mögliche Erkrankungen auszuschließen. Des Weiteren werden das Ohr sowie das Gleichgewichtsorgan von einem HNO-Arzt und einem Neurologen untersucht. Durch eine Audiometrie kann das Ausmaß des Hörverlusts auf dem betroffenen Ohr festgestellt werden.

Als hilfreich gilt zudem der Einsatz von bildgebenden Verfahren wie einer Computertomographie (CT) oder einer Kernspintomographie (MRT). Auf diese Weise lassen sich Entzündungen im Innenohr wie eine Labyrinthitis, Tumore im Hörnervenbereich oder Durchblutungsstörungen im Gehirn erkennen.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Menière-Krankheit gilt bislang als unheilbar. Es gibt aber Möglichkeiten, die Symptome und ihre Auswirkungen effektiv zu behandeln.

Kommt es zu einem akuten Menière-Anfall, muss der Patient Bettruhe einhalten. Des Weiteren kann der Anfall durch Medikamente abgemildert werden. Dazu gehören zum Beispiel Antiemetika gegen Übelkeit und Erbrechen.

Zur Behandlung der Schwindelanfälle werden zumeist Antivertiginosa, spezielle Arzneimittel gegen Schwindelgefühle, verabreicht. Ein bewährtes Mittel ist unter anderem Dimenhydrinat. Die beschriebenen Präparate sind allerdings nicht bei jedem Patienten wirksam.

Leiden die Betroffenen aufgrund der Schwindelgefühle unter Angstzuständen, können Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine eingenommen werden. Normalerweise klingt ein Meniere-Anfall aber auch ohne die Einnahme von Arzneimitteln wieder ab. So haben die Medikamente eher eine lindernde Wirkung.

Medikamente

Um die Häufigkeit von Menière-Anfällen zu verringern, werden unterschiedliche Arzneimittel wie

eingesetzt. Kortison wie Dexamethason führt man über die Paukenhöhle ein. Das Präparat hat die Eigenschaft, die Schwindelanfälle zu lindern. Das Antibiotikum Gentamycin bewirkt ein Absenken der Anfallsdichte.

Ein Nachteil ist allerdings, dass das Mittel nur dann eingesetzt werden kann, wenn bereits ein dauerhafter Hörschaden vorliegt. Ähnlich wie Dexamethason verabreicht der Arzt Gentamycin per Infusion unmittelbar in die Paukenhöhle. Mithilfe von Betahistin lässt sich die Durchblutung des Innenohrs verbessern, was zu einem Ausgleich der Balancestörung zwischen Herstellung und erneuter Aufnahme von Endolymphe führt.

Zur Behandlung von Tinnitus kommen spezielle Hör- oder Tinnitusgeräte wie Noiser oder Masker zur Anwendung. In manchen Fällen kann auch eine psychologische Betreuung sinnvoll sein.

Ernährung

Auch die Ernährungsweise spielt bei der Behandlung der Menière-Krankheit eine Rolle. So sollten sich die Patienten möglichst salzarm und kaliumreich ernähren. Gleichzeitig wird empfohlen, den Konsum von

einzuschränken. Außerdem gilt es, Lärm und negativen Stress zu vermeiden. Hilfreich dabei können verschiedene Entspannungstechniken wie die Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training sein.

Operativer Eingriff

In besonders schweren Fällen lässt sich auch eine Operation zur Behandlung der Beschwerden durchführen. Dabei wird im Rahmen einer Sakkotomie ein Bohrloch angelegt, das zur Entlastung des Innenohrs dient.

Eine andere Methode ist das chirurgische Durchtrennen des Gleichgewichtsnervs. Eine Operation führt man heutzutage jedoch nur noch sehr selten durch.