Geschmacksstörungen - Ursachen und Behandlung

Geschmacksstörungen sind ein eher seltenes Symptom. Nicht immer muss eine Behandlung erfolgen.

Von Claudia Haut
Klassifikation nach ICD-10: R43
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Ursachen

Geschmacksstörungen können die Folge von Operationen, zum Beispiel an den Ohren oder den Mandeln, sein. Auch ein Unfall mit einer schweren Kopfverletzung kann eine Geschmacksstörung hervorrufen.

In seltenen Fällen kann eine Form der Geschmacksstörung auch vererbt sein und somit von Geburt an bestehen.

Erkrankungen

Die Ursache einer Geschmacksstörung können Viren sein, die eine starke Erkältung verursachen. Wenn der Patient eine verstopfte Nase hat und dadurch nur noch durch den Mund atmen kann, kann dies auch zu einer Geschmacksstörung führen. Diese gibt sich jedoch nach kurzer Zeit wieder.

Einige Tumore können Veränderungen am Geschmackssinn verursachen. Dazu zählt zum Beispiel der Hirntumor. Auch bei der Behandlung von Krebspatienten mit einer Chemo- oder Strahlentherapie kann eine Geschmacksstörung als Nebenwirkung dieser Therapie auftreten.

Produziert die Schilddrüse des Menschen zu wenige Hormone (Hypothyreose, Schilddrüsenunterfunktion), so führt dies zu diversen Beschwerden, unter anderem kann auch eine Geschmacksstörung auftreten. Einige Diabetiker können als Begleiterscheinung ihrer Krankheit ebenfalls unter einer Geschmacksstörung leiden.

Arbeiten Leber und/oder Nieren nicht richtig, so kann auch dies zu Geschmacksstörungen führen. Geschmacksstörungen sind jedoch auch eine eher seltene Begleiterscheinung der Epilepsie.

Kommt es zum gänzlichen Ausfall der Geschmackswahrnehmung, ist von der so genannten Ageusie die Rede. Neben genannten Faktoren kann auch eine Zahnerkrankung dafür verantwortlich sein.

Komplikationen

Geschmacksstörungen treten in verschiedenen Ausprägungen auf. Nicht selten werden sie von den Betroffenen als ziemlich belastend empfunden. Dies kann sich auch auf die Psyche negativ auswirken, sodass mitunter sogar eine psychotherapeutische Behandlung erfolgen muss.

Mitunter sind Geschmacksstörungen eine Begleiterscheinung von schweren und komplizierten Erkrankungen wie der Alzheimer-Krankheit oder multipler Sklerose.

Wann zum Arzt?

Kommt es zu erheblichen Veränderungen des Geschmackssinns oder sogar zu dessen kompletten Ausfall ist es besser, einen Arzt aufzusuchen. So kann sich möglicherweise eine behandlungsbedürftige Erkrankung hinter den Geschmacksstörungen verbergen. Außerdem ist es eher unwahrscheinlich, dass die Geschmacksstörung sich von selbst wieder zurückbildet.

Diagnose

In der Regel wird im Falle von Geschmacksstörungen der Hausarzt aufgesucht. Der Mediziner nimmt eine erste Einschätzung vor, indem er die Krankengeschichte des Betroffenen erstellt. Außerdem finden eine körperliche Untersuchung und labortechnische Verfahren statt.

Falls erforderlich, erfolgt eine Überweisung an einen Facharzt für Schmeck- und Riechstörungen. Aber auch der Besuch in einem Zentrum für Schmeckstörungen, das sich auf die Untersuchung und Behandlung von Geschmacksstörungen spezialisiert hat, ist oft hilfreich. Unter Umständen kann zusätzlich die Inanspruchnahme weiterer Spezialisten wie eines Radiologen oder Neurologen erforderlich sein.

Anamnese

Um die Krankengeschichte des Patienten zu erfassen, erkundigt sich der Arzt danach, seit wann die Geschmacksstörung besteht und ob sie abrupt einsetzte oder sich schleichend ankündigte. Von Bedeutung ist auch, ob die Geschmacksprobleme die ganze Zeit über oder nur vorübergehend auftreten und ob der Patient zusätzlich unter Riechproblemen oder anderen Beschwerden wie

leidet.Außerdem gilt es zu klären, ob vom Patienten bestimmte Medikamente eingenommen werden, ob er raucht oder Alkohol trinkt und ob eventuelle Vorerkrankungen bestehen.

Körperliche Untersuchung

Nächster Schritt ist eine gründliche Untersuchung von Mund, Rachen und Nase. Auf diese Weise lassen sich Entzündungen oder Tumore feststellen. Da die Geschmacksknospen an der Zunge liegen, wird auch diese ausführlich überprüft.

Weil Geschmacksstörungen auch durch Ausfälle von Gehirnfunktionen oder der Hirnnerven verursacht werden können, ist eine neurologische Untersuchung erforderlich. Dabei werden einfache Tests vorgenommen, wie beispielsweise dem Folgen eines Fingers mit den Augen.

Weiterhin tastet der Arzt die Lymphknoten in der Region von Kopf und Hals ab, um zu überprüfen, ob diese geschwollen sind.

Elektrogustometrie

Speziell zur Überprüfung des Geschmackssinns dient die Elektrogustometrie. Bei diesem Verfahren legt man an die Zunge geringfügigen Strom an, um die Geschmacksknospen zu reizen. Auf diese Weise lässt sich eine Geschmackswahrnehmung auslösen.

Der Arzt stellt dabei fest, ab welcher Stromstärke eine Geschmackswahrnehmung erfolgt. Die zweifelsfreie Klärung einer Geschmacksstörung ist mit der Elektrogustometrie allerdings nicht möglich.

Messung der Hirnströme

Um die Geschmacksstörungen objektiv zu überprüfen, kann eine Messung der Hirnströme stattfinden. Am Kopf des Patienten befestigt man zu diesem Zweck Elektroden.

Diese registrieren, ob die Zunge die Geschmacksreize an das Gehirn weitergibt. Auf diese Weise lässt sich auch herausfinden, ob die Störung von den Geschmacksknospen, den Hirnzellen oder den Hirnnerven hervorgerufen wird.

Weitere Untersuchungsverfahren

Um die Ursache einer Geschmacksstörung zu ermitteln, können noch weitere Untersuchungen nötig sein. Dies sind vor allem

Außerdem ist die Entnahme einer Gewebeprobe von der Mundschleimhaut oder der Zunge möglich. Diese untersucht man anschließend feingeweblich in einem Labor.

Behandlung

Tritt die Geschmacksstörung unabhängig von einer Erkältung auf, so sollte dies ärztlich abgeklärt werden. Viele Geschmacksstörungen verschwinden von selbst wieder, ohne dass eine Therapie erfolgen muss. In anderen Fällen gibt es einige Medikamente, die zur Behandlung eingesetzt werden können, zum Beispiel ein Zinkpräparat.

Konnte der Arzt durch seine Untersuchungen eine bakterielle Erkrankung feststellen, so verordnet er ein Antibiotikum. Nimmt der Patient Medikamente ein, die die Geschmacksstörung verursachen, so kann der Arzt meist ein anderes Präparat mit gleicher Wirkung jedoch ohne dieser Nebenwirkung verordnen.

Hat ein Tumor im Körper die Geschmacksstörung ausgelöst, so erfolgt meist eine Operation. Soweit dies möglich ist, wird der Tumor entfernt. Anschließend ist meist eine Chemo- und/oder Strahlentherapie notwendig. Bei großen Tumoren, die sich an einer schlecht zugänglichen Stelle befinden, können diese Therapien auch vor einer Operation durchgeführt werden, um den Tumor erst zu verkleinern und dann besser entfernen zu können.

Hat der Arzt eine Schilddrüsenerkrankung festgestellt, so verschwindet die Geschmacksstörung häufig, wenn der Patient entsprechende Schilddrüsentabletten einnimmt.

Selbsttherapie

Wird die Geschmacksstörung durch eine ungenügende Mundhygiene verursacht, ist eine Selbstbehandlung durch regelmäßiges Zähneputzen und die Anwendung einer Mundspülung möglich. Auf diese Weise lässt sich gleichzeitig der Entstehung von Infektionen im Mund- und Rachenbereich entgegenwirken.

Wer unter Geschmacksstörungen leidet, sollte zudem auf den Genuss von Tabak verzichten. So hat der Rauch von Zigaretten oder Zigarren direkte schädliche Auswirkungen auf die Mundschleimhaut und die Geschmacksknospen. Außerdem ist es ratsam, Alkohol nur in Maßen zu genießen.

Vorbeugung

Um dem Entstehen von Geschmacksstörungen vorzubeugen, ist eine regelmäßige und ausführliche Mundhygiene unerlässlich. Besteht eine Unterfunktion der Schilddrüse, müssen die entsprechenden Medikamente zur Behandlung konsequent eingenommen werden.

Wichtig sind außerdem eine gesunde Ernährung, das Vermeiden von Mangelerscheinungen sowie genügend Bewegung.

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