Die Faszination des absoluten Gehörs (Tonhöhengedächtnis) - Definition, Varianten, Bedeutung

Das absolute Gehör bezeichnet man auch als Tonhöhengedächtnis. Bei Musikern und Sängern ist diese Fähigkeit sehr erwünscht; mit ihr kann die Höhe eines Tones genau bestimmt und innerhalb eines Tonsystems zugeordnet werden. In der Regel ist das absolute Gehör angeboren; dabei unterscheidet man zwischen der aktiven und der passiven Form. Lesen Sie alles Wissenswerte zum Thema absolutes Gehör.

Von Claudia Rappold

Definition

Musikalische Genies haben sich immer durch ein absolutes Gehör ausgezeichnet. Die Fähigkeit des absoluten Gehörs ist in den meisten Fällen angeboren; sie kann mitunter aber auch erlernt werden.

Dabei handelt es sich dann entweder um Genialität oder um einen bedeutenden Lerneffekt. Also kann man annehmen, dass das absolute Gehör durch eine Gehörbildung geschult werden kann.

Das absolute Gehör beschreibt die Fähigkeit, die Höhe eines Tons, den man hört, ohne einen Bezugston zu haben, zu bestimmen. Was das Erlernen angeht, so ist dies im Erwachsenenalter in der Regel nur unvollkommen machbar; im Kindesalter lässt es sich von manchen Kindern erlernen, sei es bewusst oder unbewusst durch musikalische Erfahrung. Allerdings ist dieses Zeitfenster nur sehr klein.

Die frühkindliche Prägung des absoluten Gehörs

Man geht davon aus, dass Babys noch ein absolutes Gehör haben. Weiter fördert eine frühmusikalische Erziehung das absolute Gehör entscheidend. Die Begabung des absoluten Hörens findet man oft bei blinden Menschen.

Durch ihre Behinderung müssen sie vermutlich die anderen Sinne mehr ausbilden. Ob das absolute Hören angeboren ist, ist nicht eindeutig belegt. Vielmehr vermutet man, dass es schon frühkindlich geprägt wird.

Das absolute Gehör bei tonalen Sprachen

Bei so genannten tonalen Sprachen, wird die Bedeutung eines Wortes wesentlich durch die benutzte Tonhöhe verändert. Menschen die eine tonale Sprache sprechen, wie beispielsweise vielerorts im asiatischen Raum, haben eine natürliche Begabung für das absolute Gehör.

Varianten

Sängern bietet das absolute Gehör den großen Vorteil, dass Töne ohne eine Tonvorgabe angesungen werden können. Sie können auf die Stimmgabel verzichten und den richtigen Ton wiedergeben.

Dabei unterscheidet man zwischen dem passiven und aktiven absoluten Gehör. Bei ersterem wird der Ton gehört und die Höhe kann dann genau angegeben werden, bei dem aktiven absoluten Gehör können die vorgegebenen Töne genau angesungen werden.

Das aktive absolute Gehör beinhaltet das passive. Ebenfalls notwendig ist eine musikalische Vorstellungskraft in ausgeprägter Form.

In einigen Fällen kann von einer schwächeren Form des absoulten Gehörs gesprochen werden. So gibt es Sänger, die den ersten Ton einer bestimmten Melodie richtig singen können; benennnen können sie diesen jedoch nicht.

Instrumentalisten wiederum können teils ihr Instrument exakt einstimmen. Übt man diese schwächere Form, so kann man diese manchmal zum aktiven absoluten Gehör verbessern.

Was die Genauigkeit des absoluten Gehörs angeht, so lässt sich diese nicht pauschal bestimmen. Manchmal beispielsweise besteht eine Abhängigkeit zur Tonquelle: lässt sich ein von der Geige gespielter Ton gut erkennen, nicht jedoch der eines Klaviers, spricht man vone einem selektiv absoluten Gehör.

Im Laufe des Alters ist es üblich, dass die Wahrnehmbarkeit abnimmt. Menschen mit absoluten Gehör bekommen im hohen Alter Probleme bei der Tonbestimmung; meist wird der Ton etwa einen Halbton höher gehört. Die Ursachen dafür sind nicht bekannt.

Bedeutung und Nachteile des absoluten Gehörs

Absoluthörer sind immer von der Aura der Faszination umgeben. Dabei kann das absolute Gehör aber auch Nachteile bieten.

So empfinden sie beispielsweise ein verstimmtes Instrument oder Falschsingen als wesentlich schmerzlicher als ein Relativhörer. Auch beim Transponieren können Schwierigkeiten entstehen.

Das bedeutet, dass ein transponiertes Stück - das bedeutet, dass dieses in einer andere Tonlage gespielt wird, als im Original - den Musikern Probleme bereitet, da es sich nicht um die erfahrungsgemäßen Tonhöhen handelt.

Relatives Gehör

Bei dem Großteil der Menschen ist es so, dass diese nicht die Tonhöhen beurteilen, sondern die Intervalle zwischen zwei Tönen. Dabei ist eon einem relativen Gehör die Rede. Diejenigen mit absolutem Gehör fällt diese Fähigkeit deutlich leichter, da ihr relatives Gehör überdurchschnittlich gut ist.