Hämofiltration - Funktion, Ablauf und Risiken

Die Hämofiltration stellt eine Form der Dialyse dar. Sie ähnelt vom Aufbau her der Hämodialyse, arbeitet jedoch ohne Reinigungsflüssigkeit und basiert somit auf dem Prinzip der Ultrafiltration. Es handelt sich um eine eher selten angewandte Dialyseform. Sie kommt vor allen Dingen bei akutem Nierenversagen zur Anwendung. Lesen Sie alles Wissenswerte über Funktion, Ablauf und Risiken der Hämofiltration.

Gracia Sacher
Von Gracia Sacher

Hämofiltration - Merkmale und Funktionsprinzip

Die Hämofiltration stellt eine Methode der Blutreinigung dar. Sie zählt somit zu den Dialyseverfahren.

Unterschied der Hämofiltration zur Hämodialyse

Ähnlich wie bei der Hämodialyse leitet man auch bei der Hämofiltration Blut aus dem Körper, welches dann in einem speziellen Gerät gereinigt wird. Dabei kommt jedoch keine Reinigungslösung zur Anwendung. Stattdessen beseitigt man einen Teil der Flüssigkeit mitsamt den Giftstoffen durch eine Membran, die über größere Poren verfügt.

Ermöglicht wird dieser Vorgang durch Druckunterschiede. Um die entfernte Flüssigkeit wieder zu ersetzen, erhält der Körper eine bestimmte Menge an Elektrolytlösungen.

Arbeitsweise (CVVH und CVVHDF): der Filter bei der Hämofiltration

Bei der Hämofiltration handelt es sich um eine reine Ultrafiltration. Dem Blut wird Flüssigkeit entzogen; dabei verzichtet man jedoch auf das so genannte Dialysat, also die Spüllösung.

Über eine Pumpe wird ein Druckgradient an die Filtermembran angelegt. Nun entzieht man konvektiv Plasmaflüssigkeit aus dem Blut über eine Membran.

Dabei entfernt man auch sämtliche filtergängigen Stoffe, sodass eine langsame Entgiftung vonstatten geht. Als Ersatz der entzogenen Flüssigkeit dient eine Elektrolytlösung.

Zunächst machte man sich das Prinzip der Spontanfiltration zunutze: bei der kontinuierlichen arteriovenösen Hämofiltration (CAVH) wurde Plasmaflüssigkeit durch den Schlagadereigendruck abgepresst udn ersetzt. Diese Methode war abhängig vom Blutdruck und erwies sich als wenig effektiv, sodass die pumpengetriebene kontinuierliche venovenöse Hämofiltration (CVVH) folgte.

Sie wurde zur kontinuierlichen venovenösen Hämodiafiltration erweitert, indem sie mit Diaylse kombiniert wurde. Der Einsatz der Verfahren erfolgt auf Intensivstationen, um Menschen mit akutem Nierenversagen zu behandeln.

Anwendungsgebiete der Hämofiltration

Die Hämofiltration zählt im Vergleich zu den anderen Dialyseverfahren zu den selteneren Blutwäsche-Methoden. Zur Anwendung kommt sie vor allem bei akutem Nierenversagen.

So hat die Hämofiltration den Vorteil, das Blutdruck und Volumen präzise geregelt werden können. Sie gilt als gut geeignet für Patienten, die unter einem Flüssigkeitsüberschuss oder Kreislaufproblemen leiden. Häufige Indikationen für eine Hämofiltration sind:

  • Lungenödeme
  • Schockzustände
  • Multiorganversagen
  • Vergiftungen
  • therapieresistente Hypotonie während der Hämodialyse
  • Überwässerungszustände
  • schwerer Phosphatüberschuss
  • ARDS (acute respiratory distress syndrome)

Die Effizienz der Hämofiltration gilt als ähnlich gut wie bei einer Hämodialyse. Ein Vorteil des Verfahrens ist, dass sich damit sogar mehr Stoffe aus dem Blut entfernen lassen als bei der herkömmlichen Blutwäsche.

Kontraindikation: Wann darf keine Hämofiltration durchgeführt werden?

Liegt eine Erkrankung vor, die mit einer deutlichen Austrocknung (Exsikkose) einhergeht, ist auf eine Hämofiltration zu verzichten.

Ablauf: Durchführung der Hämofiltration

Bei der Hämofiltration schließt man den Patienten an ein Gerät an, das wie eine künstliche Niere arbeitet. Über eine Hohlnadel wird das Blut zum Hämofiltrations-Gerät geleitet. Über einen weiteren Zugang kann es dann wieder in den Körper zurückfließen.

Innerhalb des Geräts durchquert das Blut zahlreiche Kapillaren. Ebenso wie bei einem herkömmlichen Dialyse-Gerät verfügen diese Röhrchen über eine Membran mit feinen Poren. Diese sind jedoch deutlich größer als bei den anderen Geräten.

Ein Druckunterschied ermöglicht es, Flüssigkeit aus dem Blut auf die gegenüberliegende Seite des Hämofiltrations-Geräts zu transportieren. Dabei bleiben jedoch Blutzellen und Eiweiße im Blut zurück, während andere Stoffe die Poren der Membran durchqueren können.

  • Auf diese Weise lassen sich toxische Stoffe aussortieren.
  • Gleichzeitig wird das Blutvolumen reduziert.

Der Druck innerhalb des Blutes kommt in erster Linie durch die Schwerkraft zustande. Das heißt, dass eine Tieflagerung des Filtersystems gegenüber dem Körper des Patienten erfolgt.

Um ein Austrocknen des Körpers zu verhindern, führt man ihm eine bestimmte Menge an Flüssigkeit wieder zu. Dabei handelt es sich um eine Lösung aus diversen Elektrolyten. Außerdem erhält das Blut Heparin zur Gerinnungshemmung.

Zeitaufwand der Hämofiltration

Eine Hämofiltration kann mindestens 24 Stunden lang durchgeführt werden. Sie lässt sich aber auch nach einigen Stunden mehrmals wiederholen. Zum Anschluss des Schlauchsystems legt man eine Kanüle in eine Armvene an.

Der Patient liegt während der Dialyse auf einem Bett. Im Verlauf der Hämofiltration überwacht das ärztliche Personal den Fortschritt der Blutwäsche und misst unterschiedliche Parameter.

Risiken: Mögliche Komplikationen der Hämofiltration

Mögliche Komplikationen bei einer Hämofiltration sind:

  • Blutungen
  • Narben
  • Infektionen an der Einstichstelle am Arm
  • Thrombosen
  • Luftembolie

Da sich während der Blutwäsche die Elektrolyte und der Säure-Basen-Haushalt verändern, ist ein rasches Absinken des Blutdrucks möglich. Außerdem kann es zum Rückgang der Körpertemperatur kommen, weil das Blut außerhalb des Organismus abgekühlt wird.