Das Fettgewebe - Wichtig für die Wärmeproduktion, als Energiereserve sowie als Polsterung

Als Fettgewebe bezeichnet man eine spezielle Form des Bindegewebes. Zu seinen Aufgaben gehört die Speicherung von Fettreserven.

Von Jens Hirseland

Aufbau

Unter dem Fettgewebe versteht man eine besondere Form des Bindegewebes. Es kommt an verschiedenen Stellen des Körpers vor und wird aus Adipozyten (Fettzellen) aufgebaut. Diese Fettzellen speichern Fett in ihrem Zellleib und geben es bei Bedarf wieder frei.

Fettzellen können nahezu überall im Körper, entweder einzeln oder in Gruppen, vorkommen. Dabei sind sie in das lockere Bindegewebe eingelagert. Im Fettgewebe befinden sich dagegen zahlreiche Fettzellen, die vom Bindegewebe in Läppchen zusammengefasst werden.

Braune Fettzellen bezeichnet man als plurivakuolär. Sie sind mit kleinen Lipidtropfen ausgefüllt und besitzen zahlreiche Mitochrondrien, welche Proteine enthalten, die den Zellen ihre braune Farbe verleihen. Weiße Fettzellen sind hingegen univakuolär und enthalten nur einen großen Lipidtropfen, die so genannte Vakuole.

Diese drückt den Zellkern an den Zellrand und wird von Intermediärfilamenten, Proteinstrukturen, die für die Stabilität zuständig sind, umgeben. Eingehüllt ist jede Fettzelle von einer Schicht aus Proteinen, welche man als Basallamina bezeichnet.

Fettzellen bei Mann und Frau genetisch unterschiedlich?

Dass Männer und Frauen unterschiedlich sind, ist allgemein bekannt. Und dennoch haben wir bisher angenommen, dass wir zumindest hinsichtlich der Ernährung halbwegs gleich funktionieren.

Ein Forscherteam aus Amerika hat nun anhand von Mäusen festgestellt, dass es zwischen den Geschlechtern offenbar erhebliche Unterschiede hinsichtlich der Art und Weise der Fettzellen gibt. Die Forscher des Southwestern-Medical-Zetrums in Dallas, das zur renommierten "Universität of Texas" gehört, sagten, dass sie überaus überrascht gewesen seien, als sie genetisch deutliche Abweichungen zwischen männlichen und weiblichen Fettzellen feststellen mussten.

Durchführung und Ergebnis der Studie

Die Wissenschaftler sahen sich bei ihren Untersuchungen die Gene der Fettzellen von männlichen und weiblichen Mäusen etwas genauer an. Von über 40.000 Genen waren nur 138 bei beiden Geschlechtern gleich.

Dr. Deborah Clegg, eine der leitenden Autorin der Untersuchung, sagte, dass sie eigentlich genau das gegenteiliges Verhältnis erwartet habe - dass 138 Gene bei den männlichen und weiblichen Mäusen unterschiedlich wären, der Rest aber identisch.

Die Forscherin fanden bei ihrer Studie weitere Unterschiede heraus. Männliche Mause, die auf eine fettreiche Diät gesetzt wurden, nahmen mehr an Gewicht zu und hatten einen größeren Anteil an stark entzündeten Fettgewebe, als die Weibchen, die die gleiche Nahrung erhielten. Wenn den Weibchen jedoch die Ovarien entfernt wurden, nahmen sie ebenfalls stärker zu und sammelten das Fettgewebe eher am Bauch an.

Fazit

Die Wissenschaftler sehen darin einen Zusammenhang zur Menopause, in der Frauen häufig mit einer ungewollten Fettzunahme in der Bauchregion zu kämpfen haben. Die bisherigen Untersuchungen können zwar den genauen Mechanismus, der hinter der Verlagerung der Fettspeicherung steckt, nicht erklären, aber die Ergebnisse aus Texas bringen die Wissenschaft einen großen Schritt näher an die Antwort heran. Die Ergebnisse der Studie wurden im "International Journal of Obesity" veröffentlicht.

Funktion

Weißes Fettgewebe

Beim Fettgewebe wird zwischen zwei Formen unterschieden, dem weißen und dem braunen Fettgewebe. Diese haben verschiedene Aufgaben. Spricht man vom Fettgewebe, meint man damit in erster Linie das weiße Fettgewebe, denn dieses kommt im menschlichen Körper wesentlich häufiger vor als das braune Gewebe.

Drei Funktionen

Zu den Aufgaben des weißen Fettgewebes gehören drei Funktionen. Erste Aufgabe ist die Speicherung von

  • Lipiden
  • fettlöslichen Vitaminen und
  • Wasser.

Es sorgt also für das Anlegen von Energiereserven für den Körper. Da dieser über einen hohen Fettanteil verfügt, kann ein Mensch sogar bis zu 40 Tage ohne die Zufuhr von Nahrung auskommen.

Während sehr schlanke Menschen und Sportler einen Fettanteil von zehn Prozent im Körper haben, verfügen normalgewichtige Menschen über einen Anteil von 15-25 Prozent. Bei fettleibigen Menschen kann der Fettanteil des Körpergewichts sogar mehr als 50 Prozent betragen. Dieses Depotfett befindet sich vor allem in der Subkitis, dem Fettgewebe der Unterhaut und macht sich als Speckschicht am Bauch, am Bauchfell und am Gesäß bemerkbar.

Die zweite Aufgabe des weißen Fettgewebes ist die Isolation von Wärme. Dabei sorgt vor allem das Fett in der Haut dafür, dass es nicht zu einem zu raschen Wärmeverlust des Körpers kommt. Mit einem Anteil von 65 Prozent befindet sich das meiste Gesamtfett in der Unterhaut. Der Rest verteilt sich auf den Bauchraum.

Die dritte Aufgabe des weißen Fettgewebes ist das Bilden eines mechanischen Schutzes an bestimmten Körperstellen. Dazu gehören:

  • die Gelenke
  • das Gesäß
  • die Fußsohlen
  • der Augapfel
  • die Nieren
  • die Herzkranzgefäße

Dieses so genannte Baufett bildet zudem die letzte Reserve im Falle von Nahrungsmangel.

Braunes Fettgewebe

Das braune Fettgewebe, das im Körper eines erwachsenen Menschen nur an wenigen Stellen zu finden ist, dient zur direkten Erzeugung von Wärme. Bei Neugeborenen hat das braune Fettgewebe einen Anteil von ca. fünf Prozent am Körpergewicht und konzentriert sich dabei an den großen Blutgefäßen im Brustkorb sowie am Rücken.

Für Säuglinge kann das Erzeugen von braunem Fett lebenswichtig sein, da sie für Unterkühlungen sehr empfindlich sind. Bei Erwachsenen findet man braunes Fettgewebe nur als Reste an den Nieren, den großen Arterien, unter den Achseln und am Mediastinum (Mittelfell).

Beschwerden und Erkrankungen des Fettgewebes

Fettleibigkeit

Liegt eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung von Körperfett vor, spricht man von einer Fettleibigkeit oder auch Adipositas bzw. Obesitas. Dabei leiden die Betroffenen unter starkem Übergewicht, welches zahlreiche Erkrankungen zur Folge haben kann, wie etwa

und viele weitere. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt eine Fettleibigkeit vor, wenn der Body-Mass-Index über 30 kg/m² vorliegt.

Forscher können Fettzellen deaktivieren

Ein Forscher-Team aus dem australischen Melbourne erlebte jüngst einen Durchbruch bei seinen Arbeiten und hofft nun, den Weg für eine endgültige Lösung gegen Fettsucht und Übergewicht geebnet zu haben. Die Wissenschaftler am "Bernard O'Brien Institut" sind in den letzten vier Wochen zwei Chemikalien auf die Spur gekommen, die als An- und Ausschalter für Fettzellen fungieren und dafür sorgen, dass diese sich vergrößern oder vermehren.

Die Forscher haben außerdem zwei Wirkstoffe entwickelt, die Fettzellen in ihrer Funktionsweise hemmen können. Die Substanzen sollen nun in einer Langzeitstudie an Ratten getestet werden, um zu sehen, ob in weiteren Schritten eine Anwendung bei Menschen möglich wäre.

Genauere Ergebnisse noch nicht bekannt

Das Team am "Bernard O'Brien Institut" hat in den letzten zwei Jahren bereits mehrfach für Schlagzeilen in der Fachpresse gesorgt. Zum Beispiel, als es Ihnen gelang, aus Fettzellen Brust- und schlagendes Herzgewebe herzustellen. Da die Wissenschaftler die Ergebnisse ihrer Arbeit noch nicht offiziell publiziert haben, ist bislang noch nicht bekannt, um welche Enzyme und Wirkstoffe es sich genau handelt, die offenbar einen solch signifikanten Effekt auf die Lipidspeicher haben.

Professor Greg Dusting, der Leiter des Teams, verriet jedoch, dass die vorliegenden Resultate eine deutliche Sprache sprechen würden und eine entscheidende Bedeutung im Kampf gegen krankhafte Fettleibigkeit einnehmen werden. Er hofft, dass die Tierversuche innerhalb der nächsten zwei Jahre genügend Aufschluss darüber geben, inwieweit die Forscher das Wachstum der Fettzellen steuern können und ob die entwickelten Wirkstoffe, die auf molekularer Ebene arbeiten, für den Menschen ungefährlich sind.

Dusting rät trotz aller Zuversicht zu gemäßigten Erwartungen. Schließlich wisse man noch nicht, welche Nebenwirkungen das Deaktivieren von Fettzellen haben könnte und wie sich der Körper verhält, wenn er ein Kalorienüberschuss nicht als Fetteinlagerung kompensieren kann.

Das Institut hat es schon vor längerer Zeit geschafft, einen etwas faustgroßen Fettklumpen im Labor künstlich herzustellen. Bis vor wenigen Wochen war ihnen jedoch nicht genau klar, was das Wachstum der Fettzellen eigentlich anregt.

Oxidaseenzymen auf der Spur

Der Durchbruch kam in Zusammenarbeit mit der Melbourne-Universität, als zwei Oxidaseenzyme ausfindig gemacht werden konnten, die den Fettzellen Wachstum signalisieren. Mitarbeiter der Melbourne-Universität haben Ratten eine enorm kalorienreiche Diät verabreicht, die aus

bestand. Die Tiere haben in wenigen Wochen ihr Körpergewicht um mehr als 10 Prozent erhöht und litten zudem unter Bluthochdruck. Neben größerer Fettzellen konnten die Wissenschaftler ein erhöhtes Vorkommen eben jener Oxidaseenzyme feststellen, die sich später als An- und Ausschalter für das Fettzellenwachstum herausstellen sollten.

Laut Professor Dusting ist Fett der aktivste Stoff in unserem Organismus und hat eine unmittelbare Wirkung auf alle Organe. Gerade deshalb will er besonders vorsichtig mit seiner neuen Entdeckung umgehen, hofft aber, dass er allen krankhaft Übergewichtigen in absehbarer Zeit ein helfendes Medikament zur Seite stellen kann.

Lipom und Liposarkom

Manchmal kann es im Fettgewebe zur Bildung eines Lipoms kommen. Dabei handelt es sich um eine gutartige Fettgeschwulst. In den meisten Fällen bilden sich Lipome im Unterhautfettgewebe:

  • des Rückens
  • des Nackens
  • der Arme
  • der Oberschenkel
  • der Bauchmitte

Ihr Wachstum ist sehr langsam und kann sogar Jahrzehnte dauern. Lipome sind immer gutartig und entarten nur in den seltensten Fällen. Daher bedürfen sie, solange es zu keinen Bewegungseinschränkungen kommt, keiner medizinischen Behandlung.

Ist die Wucherung jedoch bösartig, spricht man von einem Liposarkom. Dieses macht sich durch Schmerzen und schnelles Wachstum bemerkbar.

Behandlung

Bei gutartigen Lipomen ist eine medizinische Therapie nur dann erforderlich, wenn es zu Druckbeschwerden auf Nerven oder Sehnen kommt. Ansonsten erfolgt eine Behandlung lediglich aus kosmetischen Gründen. In diesem Fall ist stets eine Operation zur Entfernung des Lipoms erforderlich.

Die Bildung von überschüssigem Fettgewebe ist oftmals auch der Grund für Schönheitsoperationen. Dabei wird zumeist eine Liposuktion (Fettabsaugung) durchgeführt, um die unerwünschten Fettzellen zu entfernen.

Fettgewebsnekrose

Bei der Fettgewebsnekrose kommt es zum Absterben von Fettzellen. Die Lipidtröpfchen, die sich darin befinden, gelangen in das umliegende Bindegewebe, was dazu führt, dass sich so genannte Scheinzysten bilden.

Vor allem die weibliche Brust ist von der Nekrose betroffen. Als Ursache gilt in der Regel eine Verletzung oder Quetschung des Brustgewebes.

Lipodystrophie

Bei der Lipodystrophie liegt eine Veränderung des Unterhautfettgewebes vor. Hierbei wird zum einen die Lipohypertrophie unter Insulintherapie unterschieden, welche entsteht, wenn sich mit der Zeit Fett an der Einstichstelle sammelt.

Es kommt zu einer schlechteren Aufnahme und Verstoffwechselung des Insulins. Spart man die Injektionsstelle aus, kommt es zu einer Rückbildung.

Die Lipodystrophiesyndrom unter antiretroviraler Therapie führt zu einer Erhöhung der Blutfette; zudem wird das Fettgewebe umverteilt. Besonders der Gesichtsbereich sowie die Extremitäten sind von Fettauszehrungen betroffen. Ein erhöhtes Risiko stellt die HIV-Infektion bzw. deren Behandlung dar.

Schließlich gibt es noch die familiäre Lipodystrophie-Syndrome, die genetisch bedingt ist, sowie nicht familiäre Syndrome, wie das Barraquer-Simons-Syndrom, bei dem es zu einem Verlust des Unterhautfettgewebes kommt. Beim Parry-Romberg-Syndrom kommt es zu einer halbseitigen Verkrümmung des Gesichts.