Allgemeines über Kohlenhydrate - Merkmale, Vorkommen in der Nahrung und Verwertung

Als Kohlenhydrate oder Saccharide bezeichnet man eine biologisch wichtige Stoffklasse. Sie gehören zu den bedeutendsten Nahrungsanteilen.

Von Jens Hirseland

Unter Kohlenhydraten oder Sacchariden (Zucker) versteht man eine Stoffklasse, die biologisch von großer Bedeutung ist. Gemeinsam mit Fetten und Eiweißen (Proteinen) zählen sie zu den wichtigsten Anteilen an der Nahrung.

Zusammensetzung

Je nach Art ihrer Zusammensetzung unterteilt man die Kohlenhydrate in:

  • Einfachzucker (Monosacharide wie Fruchtzucker (Fructose) und Traubenzucker (Glucose))
  • Zweifachzucker (Disaccharide wie Milchzucker (Lactose), Kristallzucker sowie Malzzucker (Maltose))
  • Mehrfachzucker (Polysaccharide wie Stärke)

Bei stärkehaltigen Lebensmitteln handelt es sich zum Beispiel um:

Auch Ballaststoffe werden zu den Polysacchariden gezählt. Stark vertreten sind sie in Vollkornprodukten.

Eine weitere Variante sind Oligosaccharide, die aus drei bis neun Einfachzuckermolekülen bestehen. Dazu gehören Verbascose und Stachyose, die in Hülsenfrüchten wie Erbsen und Bohnen zu finden sind.

Aus chemischer Sicht sind Kohlenhydrate eine Verbindung aus Kohlenstoff und Wasser. Der Begriff "Hydrat" stammt aus dem Griechischen und wird von dem Wort "Hydro", das Wasser bedeutet, abgeleitet.

Funktion

Kohlenhydrate sind für den menschlichen Körper als Energielieferant unverzichtbar. Vor allem das Gehirn ist beinahe vollständig auf die Versorgung mit den Sacchariden angewiesen. Außerdem dienen die Kohlenhydrate als Energiespeicher sowie als Gerüstsubstanz für Körpergewebe wie Knorpel und Knochen.

Des Weiteren sind sie an Fettstoffwechselprozessen sowie an der Regulierung des Elektrolyt- und Wasserhaushalts des Organismus beteiligt. Besonders wichtig für die Gewinnung von Energie ist Traubenzucker. Dieser ist für den menschlichen Körper so wichtig wie Benzin für das Auto. So wird die Glucose vom Körper benötigt, damit er Energie erzeugen kann.

Wichtig für:

  • Energielieferung
  • Knorpel und Knochen
  • Fettstoffwechsel
  • Wasserhaushalt

Ernährungsempfehlung

Bei einem erwachsenen Menschen sollte sich die tägliche Ernährung aus mehr als fünfzig Prozent Kohlenhydraten zusammensetzen. Als besonders gesund gelten Lebensmittel mit Mehrfachzuckern. Diese haben nicht nur einen sättigenden Effekt, sondern verfügen auch über wertvolle Mineralstoffe und Vitamine. Empfohlen werden vor allem stärkehaltige Nahrungsmittel wie:

  • Nudeln
  • Kartoffeln
  • Reis

Ein weiterer wichtiger Teil der Kohlenhydratzufuhr sind Ballaststoffe, die die Verdauung fördern und als Krankheitsvorbeugend gelten. Die empfohlene tägliche Menge an Ballaststoffen liegt bei 30 Gramm.

Vorkommen von Kohlenhydraten in der Nahrung

Die verschiedenen Kohlenhydrate findet man in den unterschiedlichsten Lebensmitteln.

  • So kommen in Obst und Honig Traubenzucker und Fruchtzucker vor,
  • während im Bier Malzzucker enthalten ist.
  • Rohr- und Rübenzucker (Saccharose) befindet sich im handelsüblichen Haushaltszucker.
  • Dagegen enthalten Kartoffeln, Reis, Getreide und Getreideprodukte vor allem Mehrfachzucker.
  • Ebenfalls reich an Kohlenhydraten sind Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen und Erbsen.

Verzehrsempfehlung: Um Übergewicht zu vermeiden, besser auf Einfach- und Zweifachzucker verzichten!

Die "schlechten" Kohlenhydrate

Ein Problem der modernen Ernährung ist, dass zu viele Nahrungsmittel verzehrt werden, die vorwiegend Einfachzucker und Zweifachzucker enthalten. Dazu gehören z.B.:

Die Mono- und Disaccharide liefern zwar schon nach kurzer Zeit Energie, verfügen jedoch über zu wenige Vitamine. Außerdem haben sie keinen anhaltend sättigenden Effekt, weswegen man mehr von ihnen verspeist, was jedoch Übergewicht fördert.

Verdauung und Verwertung von Kohlenhydraten

Verdauung

Kohlenhydrate sind für den Menschen wichtig als Energielieferanten. Durch die Verdauung müssen die Kohlenhydratmoleküle, die dem Organismus mit der Nahrung zugeführt werden, in Traubenzucker bzw. Glucose umgewandelt werden. Dies erfolgt im Magen- und Darm-Trakt mithilfe von unterschiedlichen Enzymen.

Zweifachzucker

Zweifachzucker, zu denen auch der Haushaltszucker gehört, lassen sich leicht umwandeln, denn sie bestehen nur aus zwei Molekülen. Dadurch sind die Disaccharide schnell als Energiequelle für den Körper verfügbar, wodurch es zu einem raschen Anstieg des Blutzuckerspiegels kommt.

Mehrfachzucker

Mehrfachzucker setzen sich dagegen aus zehn Kohlenhydratmolekülen zusammen, wodurch der Körper mehr Zeit für den Umbau in Traubenzucker benötigt. Infolgedessen verläuft der Anstieg des Blutzuckerspiegels langsamer.

Im Anschluss an diesen Vorgang erfolgt der Transport der Glucose über das Blut in die Körperzellen, wo sie durch Sauerstoff sozusagen verbrannt wird, was man als Glykolyse bezeichnet. Bei dem Glykolysevorgang kommt es zur Entstehung von Energie.

Verwertung

Wird die zur Verfügung stehende Glucose vom Körper jedoch nicht benötigt, wird sie von der Leber und den Muskeln in den Mehrfachzucker Glykogen umgewandelt. Besteht Energiebedarf, der sich nicht durch Nahrung decken lässt, kommt es zu einer erneuten Umwandlung in Glucose. Dieser Prozess wird als Gluconeogenese bezeichnet.

Nachdem die Glykogenspeicher aufgefüllt wurden, erfolgt die Umwandlung der überschüssigen Kohlenhydrate in Fett, das im Fettgewebe gespeichert wird. Werden dem Körper jedoch auf Dauer zu viele Kohlenhydrate zugeführt, droht Übergewicht.

Eine besondere Rolle unter den Kohlenhydraten spielen die Ballaststoffe. Sie lassen sich grundsätzlich nicht verdauen und sind für die Energiegewinnung eher unwichtig. Stattdessen regen die Ballaststoffe durch ihr Aufquellen im Darm die Peristaltik (Darmbewegung) an, wodurch der Transport des Darminhalts gefördert wird.

Mögliche Auswirkungen eines Kohlenhydratmangels

Eine zu geringe Zufuhr an Kohlenhydraten lässt sich durch Nahrungsfette ausgleichen. Sind weder Kohlenhydrate noch Fett ausreichend im Körper vorhanden, kommt es stattdessen zum Abbau von Eiweiß. Hält der Mangelzustand länger an, kann dies einen Rückgang der Muskulatur zufolge haben.