Schwedenkräuter - Wirkung und Anwendungsgebiete

Unter Schwedenkräutern versteht man ein traditionelles Kräuterheilmittel. Sie kommen gegen zahlreiche Beschwerden und Krankheiten zur Anwendung.

Von Jens Hirseland

Als Schwedenkräuter oder Schwedenbitter bezeichnet man eine altbewährte Kräutermischung. Die Kräuter sind in der Apotheke erhältlich, lassen sich aber auch selbst ansetzen. Zubereitet wird Schwedenbitter in erster Linie aus unterschiedlichen Bitterkräutern.

Geschichte der Schwedenkräuter

Kräutermischungen kommen schon seit Jahrtausenden zur Behandlung von Krankheiten und Beschwerden zur Anwendung. In dieser langen Tradition stehen auch die Schwedenkräuter. Seit wann sie genau Verwendung finden, ist allerdings nicht bekannt.

Häufig wird der berühmte Arzt und Alchemist Paracelsus (1493-1541) als Erfinder der Schwedenkräuter genannt. So zählte Paracelsus zu den bekanntesten Kräuterheilern seiner Zeit. Allerdings sprach sich Paracelsus gegen den Einsatz von exotischen Heilpflanzen aus und setzte dagegen lieber auf regionale Kräuter.

Schwedenkräuter enthalten jedoch Kampfer, der ausschließlich in Asien wächst. Es wird vermutet, dass die ersten Schwedenkräuter-Mischungen während des 30jährigen Krieges in Mitteleuropa zur Anwendung kamen. So wurden sie von den Wundärzten zur Behandlung von kranken und verletzten Soldaten eingesetzt.

Genauer zurückverfolgen lässt sich die Geschichte der Schwedenkräuter aber erst in Schweden. So verwendete dort der schwedische Leibarzt des Königs, Urban Hjärne (1641-1724), eine bittere Kräutermischung mit Namen Elixir amarum Hjaerni (Bitteres Heilmittel von Hjärne) gegen zahlreiche Beschwerden. Ende des 18. Jahrhunderts gelangte das Kräutermittel auch nach Deutschland unter dem Namen Kronessenz.

Im 20. Jahrhundert wurden die Schwedenkräuter von der österreichischen Kräuterspezialistin Maria Treben (1907-1991) verbreitet, die der Mixtur weitere Inhaltsstoffe hinzufügte. Treben führte das Rezept der Schwedenkräuter auf den schwedischen Arzt Klaus Samst zurück. Von diesem soll auch der Name "Schwedenkräuter" stammen.

Bestandteile und Wirkung

Die Schwedenkräuter enthalten vorwiegend pflanzliche Bestandteile, doch auch mineralische Stoffe wie

sowie Bibergeil können in ihnen vorkommen. Bei den meisten Inhaltsstoffen handelt es sich um traditionelle Heilpflanzen wie

Als traditionelle Bestandteile der Schwedenkräuter gelten auch

die man jedoch aufgrund ihrer stark abführenden Wirkung heutzutage häufig weglässt. Auch

  • Kampfer

ist ein traditioneller Bestandteil des Schwedenbitters, steht aber im Verdacht, Krebs zu erregen. Schwedenkräuter haben eine

  • entzündungshemmende und
  • antibakterielle

Wirkung. Darüber hinaus

  • fördern sie die Durchblutung.

So lassen sich zahlreiche Beschwerden durch das Auflegen von Umschlägen oder Einreiben behandeln, da sich die Schwedenkräuter sowohl auf die Haut als auch auf den Bewegungsapparat auswirken. Wegen des hohen Alkoholgehalts sollten die Schwedenkräuter bei Kindern möglichst nur zur äußerlichen Behandlung eingesetzt werden.

Anwendungsgebiete

Zur Anwendung kommen Schwedenkräuter gegen die unterschiedlichsten Krankheiten und Beschwerden. Dazu gehören unter anderem

Weitere Anwendungsgebiete sind

Darreichungsformen und Dosierung

Anwenden lassen sich Schwedenkräuter auf unterschiedliche Weise. So können sie innerlich

  • als Getränk

oder äußerlich als

  • Umschlag
  • Creme oder
  • Salbe

dargereicht werden. Ebenso ist

  • ein Schwedenkräuter-Bad

möglich.

Die Dosierung richtet sich nach Art der Anwendung. Wendet man Schwedenkräuter äußerlich an, sollte man die entsprechende Hautstelle zunächst mit Ringelblumensalbe einreiben. Nun tränkt man ein Tuch oder Watte in dem Schwedenkräuter-Sud und fixiert dieses auf der schmerzenden Stelle. Mehrere Stunden, am besten über Nacht, einwirken lassen.

Bei der innerlichen Anwendung als Getränk sollte man die Schwedenkräuter niemals unverdünnt zu sich nehmen, sondern mit Tee oder Wasser verdünnen. Zur Stärkung der Abwehrkräfte reichen morgens und abends 1 TL aus; bei Erkältungsbeschwerden erhöht man die Dosis auf 3 TL.

Man kann die Wirkung der Kräuter im Falle von stärkeren Beschwerden noch weiter steigern, indem man jeweils eine halbe Stunde vor und nach dem Essen 1 EL mit 125 ml Tee (bestenfalls Kräutertee) zu sich nimmt.

Nebenwirkungen

Bei der Einnahme von Schwedenkräutern können mitunter Nebenwirkungen auftreten. Dazu gehören vor allem

Bei äußerlicher Anwendung sind

möglich.

Schwedenkräuter selbst ansetzen

Schwedenkräuter werden als Fertigflüssigkeit in Apotheken oder Kräuterhandlungen angeboten. Es ist aber auch möglich, sie zuhause selbst anzusetzen. Zu unterscheiden ist dabei zwischen großem Schwedenbitter und kleinem Schwedenbitter.

Zutaten

Im Unterschied zum kleinen Schwedenbitter enthält der große Schwedenbitter mehr Kräuter sowie Kieselerde und Tonerde.

Kleiner Schwedenbitter

Für den kleinen Schwedenbitter benötigt man:

  • 10 Gramm Aloe
  • 10 Gramm Zitwerwurzel
  • 10 Gramm Naturkampfer
  • 10 Gramm Manna
  • 10 Gramm Sennesblätter
  • 10 Gramm Angelikawurzel
  • 10 Gramm Theriak venezian
  • 5 Gramm Eberwurzel
  • 5 Gramm Myrrhe
  • 0,2 Gramm Safran

Großer Schwedenbitter

Die Zutaten für den großen Schwedenbitter sind:

  • 35 Gramm Muskatnuss
  • 26 Gramm Wermut
  • 18 Gramm Rhabarber
  • 18 Gramm Therak venezian
  • 18 Gramm Kalmus
  • 13 Gramm Myrrhe
  • 9 Gramm Zitwerwurzel
  • 7 Gramm Angelikawurzel
  • 7 Gramm Kieselerde
  • 7 Gramm Enzianwurzel
  • 5 Gramm roter Ton
  • 5 Gramm Lärchenschwamm
  • 4 Gramm Eberwurz
  • 2 Gramm Muskatblüte
  • 2 Gramm Bibergeil
  • 2 Gramm Tormentill
  • 2 Gramm echter Kampfer
  • 2 Gramm Sennesblätter
  • 1 Gramm Safran

Zubereitung

Beim Ansetzen des Schwedenbitters verteilt man die Ansetzkräuter in gleichen Mengen in Marmeladengläsern. Die Kräuter sollten ca. 1/5 des Glases ausfüllen. Nächster Schritt ist das Eingießen von 1,5 bis 2,5 Litern Doppelkorn oder Wodka in die Gläser, die anschließend verschlossen und gut durchgeschüttelt werden. Auf diese Weise können sich die Kräuter im Glas verteilen.

Danach stellt man die Gläser an einen warmen Platz und lässt den Ansatz mindestens 14 Tage lang ziehen. Während dieser Zeit sollten die Gläser ein- bis zweimal täglich durchgeschüttelt werden.

Nach Ablauf der 14-Tage-Frist wird ein Kaffeefilter in einen Trichter gegeben, den man wiederum auf ein Apothekerfläschchen setzt. Durch diesen Filter gießt man dann die Flüssigkeit. Dabei werden die Ansetzkräuter aufgefangen.

Die dunklen Apothekerfläschchen haben den Vorteil, dass die Schwedenkräuter in ihnen länger wirksam bleiben. Grundsätzlich ist Schwedenbitter mehrere Jahre lang haltbar. Beim Ansetzen ist zu bedenken, dass Sennesblätter, Rhabarber und Aloe über eine stark abführende Wirkung verfügen.