Blähungen - Ursachen und Behandlung

Jeder Mensch leidet irgendwann an Blähungen. Häufig muss keine Behandlung erfolgen.

Von Claudia Haut
Klassifikation nach ICD-10: R14
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Ursachen

Häufig sind Blähungen die Folge von schnellem und hastigem Essen. Dabei wird viel Luft geschluckt, die sich im Bauchraum zu Gasen sammelt. Besonders Menschen, die unter Stress stehen, essen häufig zu hastig und kauen zu wenig.

Generell gelangen bei der Nahrungsaufnahme auch kleinere Mengen an Luft in unser Verdauungssystem; dieser Wert erhöht sich bei Stress oder gleichzeitigem Sprechen. Diese Luft sammelt sich an und als Resultat bläht sich der Bauch auf.

Etliche Lebensmittel wirken zudem grundsätzlich eher blähend, so dass auch diese die Ursache von Blähungen sein können. Vor allem Hülsenfrüchte fördern eine erhöhte Gasproduktio, da sie durch ihren hohen Anteil an Zuckermolekülen nicht im Dünndarm, sondern erst in der anschließenden Dickdarmpassage verdaut werden können.

Auch sehr fettreiches oder scharf gewürztes Essen kann zu Blähungen führen. Gleiches gilt für Getränke mit Kohlensäure.

Bei Säuglingen treten Blähungen oftmals auf, wenn sie zu viel Milch getrunken haben. Meist muss sich der kleine Darm jedoch erst noch an Nahrung gewöhnen, so dass die Blähungen nur auftreten, bis das Baby einige Monate alt ist.

Erkrankungen

In einigen Fällen stecken jedoch auch behandlungsbedürftige Erkrankungen hinter den Blähungen. Die Patienten leiden dann zum Beispiel unter einer

Oftmals handelt es sich bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten um eine Laktoseintoleranz. Hierbei besteht keine ausreichende Menge an dem Enzym Laktase, welches dazu dient, den Milchzucker bei der Verdauung aufzuspalten. Dieser bleibt im Darm und vergärt dort, wobei als Nebenprodukt der Gärung Gase entstehen.

Auch Gluten, das in vielen Getreidesorten enthaltene Klebereiweiß, ist für manche Menschen unverträglich und kann somit Blähungen fördern.

Vegetarier neigen häufiger zu Blähungen als Menschen, die sich nicht ausschließlich fleischlos ernähren. Grund dafür ist, dass Vegetarier vermehrt schwerer verdauliche Ballaststoffe zu sich nehmen.

Komplikationen

Normalerweise sind Blähungen harmlos und verlaufen ohne Komplikationen. Schränken die Patienten ihre Mahlzeiten jedoch zu sehr ein, besteht die Gefahr, dass es zu Mangelerscheinungen kommt. Bei chronischen Erkrankungen, die mit Blähungen einhergehen, ist es möglich, dass eine Minderversorgung mit Vitaminen und anderen wichtigen Nährstoffen auftritt.

Diagnose

Wird zur Untersuchung der Blähungen ein Arzt aufgesucht, erkundigt sich dieser beim Patienten danach, ob er unter einer Nahrungsmittelunverträglichkeit oder bestimmten Vorerkrankungen leidet, spezielle Medikamente einnimmt und ob Begleiterscheinungen wie Übelkeit oder Durchfall auftreten. Auch das Ernährungs- und Bewegungsverhalten des Patienten spielt eine wichtige Rolle.

Untersuchungen

Nach der Befragung des Patienten wird an diesem eine gründliche körperliche Untersuchung durchgeführt. Dabei erfolgt das Abtasten, Abklopfen und Abhorchen des Bauches. Gegebenenfalls lässt sich auch der Enddarm des Patienten untersuchen.

Zur Absicherung der Diagnose müssen mitunter weitere Untersuchungen stattfinden. Dabei kann es sich um eine

handeln.

Bei Bedarf führt man zudem Tests auf Lebensmittelunverträglichkeiten wie einen Laktose-Toleranztest durch. Gelegentlich sind auch eine Magen- oder Darmspiegelung mit einem Endoskop oder eine Biopsie (Gewebeentnahme) nötig.

Als mögliche weitere bildgebende Untersuchungsverfahren kommen zudem eine Computertomographie (CT), eine Magnetresonanztomographie (MRT) sowie eine Untersuchung des Gallengangs und des Bauchspeicheldrüsengangs infrage.

In den meisten Fällen bedarf es dieser aufwendigen Untersuchungen jedoch nicht, um eine Diagnose zu erstellen. So liefert in der Regel ein Lebensmittelunverträglichkeitstest dem Arzt alle nötigen Hinweise.

Behandlung

In manchen Fällen liegt den Blähungen eine Krankheit zugrunde. Je nach Untersuchungsergebnis verordnet der Arzt dann spezielle Medikamente zur Behandlung der Magen- oder Darmbeschwerden. Auch eine Operation kann notwendig werden, wenn zum Beispiel ein Tumor der Auslöser der Blähungen ist.

Bei einer Bösartigkeit des Tumors können auch eine Chemo- und/oder Strahlentherapie durchgeführt werden. Vermutet der Arzt eine allergische Ursache hinter den Blähungen, werden spezielle Medikamente zur Behandlung, so genannte Antihistaminika, verordnet.

Bei einigen Allergien ist auch eine Hyposensibilisierungsbehandlung möglich. Im Rahmen dieser mehrjährigen Behandlung werden dem Patienten in regelmäßigen Abständen geringe Mengen seines Allergie auslösenden Stoffes unter die Haut gespritzt. Bei guter Verträglichkeit wird die Dosis langsam gesteigert, bis der Patient keine allergischen Symptome mehr verspürt.

Selbsttherapie

Werden Blähungen durch eine bestimmte Krankheit hervorgerufen, gilt es, diese medizinisch entsprechend behandeln zu lassen. Haben sie jedoch eine harmlose Ursache, ist auch eine Selbsttherapie möglich. Dazu kann man auf bewährte Hausmittel zurückgreifen.

Hausmittel gegen Blähungen

Da Blähungen durch verschluckte Luft oder Gase des Verdauungstraktes entstehen, ist der Einsatz von Hausmitteln sinnvoll, die entkrampfend und entspannend auf den Darm wirken. Dazu gehören zum Beispiel Wärmeanwendungen in Form

Da der Darm durch Wärme entkrampft wird, können ihn die feinen Gasbläschen, die das unangenehme Druckgefühl hervorrufen, wieder verlassen. Wichtig ist jedoch, dass die Wärme angenehm wirkt und es nicht zu heiß auf der Bauchdecke wird.

Alternativ zu einem Heizkissen oder einer Wärmflasche besteht die Möglichkeit warme und feuchte Wickel auf den Bauch zu legen. Ein warmer Kartoffelwickel beispielsweise gilt als sehr hilfreich.

Zu diesem Zweck zerstampft man 3 bis 5 frische Kartoffeln zu einem Brei und lässt diesen etwas abkühlen. Dann wird er in ein Tuch gewickelt und auf den Bauch gelegt.

Bereiten die Blähungen Schmerzen, gilt eine Kombination aus

als sinnvoll. Bei der Massage kreist die Hand im Uhrzeigersinn um den Bauchnabelbereich. Durch das Massieren werden die Gasbläschen dazu angeregt, den Verdauungstrakt zu verlassen.

Bei Tees greift man am besten auf spezielle Magen-Darm-Verdauungstees zurück. Diese gibt es als vorgefertigte Mischungen in Drogerien und Apotheken.

Zu den Inhaltsstoffen der Tees zählen bewährte Heilkräuter wie

Diese haben die Eigenschaft, dass sie beruhigend auf den Darm wirken. Wichtig ist es, den Tee warm und in kleinen Schlucken zu trinken.

Eine positive Eigenschaft bei Blähungen mit Völlegefühl schreibt man auch Auszügen aus

zu. So wird von diesen Stoffen die Herstellung von Magensäften und Galle angeregt, was sich wiederum positiv auf die Verdauung auswirkt.

Vorbeugung

Leidet man häufiger unter Blähungen, ist es ratsam, ihnen vorzubeugen. Dazu empfiehlt es sich, bei den Mahlzeiten nur Speisen einzunehmen, die leicht zu verdauen sind

Blähende Speisen meiden

Dagegen sollte der Verzehr von zu vielen Ballaststoffen, scharfen Gewürzen und rohem Gemüse lieber vermieden werden. Das Gleiche gilt für Lebensmittel, die blähend wirken, wie

Während der Mahlzeiten sollte man ruhig und langsam kauen. Bei sehr empfindlichen Menschen können auch kohlensäurehaltige Getränke blähend wirken. In solchen Fällen ist es besser, stattdessen vor dem Essen stilles Mineralwasser zu trinken. Auch ausreichende Bewegung und sportliche Aktivitäten fördern die Verdauung und wirken damit Blähungen entgegen.

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