Anwendungsgebiete, Wirkungsweise und Ablauf einer Fastenkur

Unter einer Fastenkur versteht man eine Fastenzeit von mehreren Wochen. Dabei kann der Verzicht auf Nahrung auch aus seelischen oder religiösen Gründen erfolgen.

Von Jens Hirseland

Beim Fasten unterscheidet man zwischen Fasten aus religiösen Motiven sowie Fastenkuren wie das Heilfasten, bei denen das Entschlacken des Organismus sowie die Abnahme von Gewicht im Vordergrund stehen. Ziel ist dabei die Regeneration des Körpers.

Wissenswertes

Fasten bedeutet vor allem Verzicht auf Nahrung. Erhält der Körper ein oder zwei Tage lang keine Nahrung mehr, kommt es zum Umschalten in den Hungerstoffwechsel. Das bedeutet, dass der Organismus weniger Energie verbraucht. Weitere Folgen sind:

Da das Fasten eine starke physische Belastung nach sich zieht, wird es nur gesunden Menschen empfohlen.

Setzt man die Fastenzeit fort, lösen sich die Reserven an Fett und Eiweiß langsam auf. Dabei kommt es zur Bildung von Ketokörpern wie Aceton. Bemerkbar macht sich dieser Vorgang durch unangenehmen Körpergeruch und Mundgeruch.

Hält das Fasten länger an, werden vom Körper Endorphine ausgeschüttet. Auf diese Weise versucht er, die Hungerprozedur erträglicher zu machen.

Im Durchschnitt werden bei einer Fastenkur jeden Tag rund 400 Gramm an Gewicht eingebüßt. Dabei handelt es sich vor allem um Muskelsubstanz und Eiweiß. Dauert die Fastenkur nur kurze Zeit, lässt sich dieser Verlust rasch wieder ausgleichen. Bei einer Fastenzeit von mehreren Wochen kann jedoch sogar der Herzmuskel in Mitleidenschaft gezogen werden.

Medizinische Anwendungsgebiete von Fastenkuren

Neben dem Abbau von Übergewicht gibt es auch einige Krankheitsbilder, die sich nach Meinung von Fastenbefürwortern mit einer Fastenkur positiv beeinflussen lassen. Dazu gehören u.a.:

Gegenanzeigen

Zahlreiche Ärzte sprechen sich gegen Fastenkuren aus. So sollten nur Menschen kurze Zeit fasten, die gesund sind. Von einer längeren Fastenkur ohne ärztliche Aufsicht wird dagegen dringend abgeraten.

Nicht sinnvoll sind Fastenkuren für:

Arten von Fastenkuren

Bei Fastenkuren wird zwischen unterschiedlichen Arten differenziert. Zu den bekanntesten Formen zählen das so genannte Heilfasten sowie Saftfasten und die Nulldiät.

Heilfasten

Ziel des Heilfastens ist es, den Organismus von schädlichen Schlacken zu befreien. Darüber hinaus sollen die Selbstheilungskräfte im Körper aktiviert werden.

Begründer des Heilfastens war der deutsche Mediziner Otto Buchinger (1878-1966). Nach seiner Ansicht sollen mit der Entschlackung des Körpers Krankheiten verhindert oder geheilt werden.

Aus medizinischer Sicht gilt die Theorie des Entschlackens als sinnlos, da sich im Körper weder Schlackenansammlungen noch Stoffwechselendprodukte befinden, die ein Fasten nötig machen. So werden Stoffe, die der Organismus nicht verwerten kann, rasch wieder ausgeschieden, was über die Nieren und den Darm erfolgt.

Das Heilfasten hat aber auch durchaus positive Aspekte. Zum Beispiel lassen sich mit ihm oft Rückenschmerzen oder Gelenkschmerzen lindern sowie zu hohe Blutzucker- und Cholesterinwerte absenken. Sogar das seelische Befinden kann mit dem Heilfasten verbessert werden.

Ein weiterer positiver Effekt ist der Verlust von Gewicht. Allerdings kommt es nach der Beendigung der Fastenkur wieder rasch zur Zunahme des Gewichts.

Negativ zu betrachten ist der hohe Verlust an Eiweiß. Außerdem werden schlechte Essgewohnheiten durch das Heilfasten nicht verändert. Aus diesem Grund sollte neben der Fastenkur auch eine Ernährungsschulung erfolgen.

Die Durchführung eines Heilfastens nach Buchinger findet in Spezialkliniken statt.

Die Dauer der Fastenkur beträgt 2 bis 4 Wochen. Therapeutisches Heilfasten kann aber auch stationär in Krankenhäusern durchgeführt werden. Dies ist zum Beispiel der Fall bei:

  • Herzkrankheiten
  • Hauterkrankungen
  • Gelenkerkrankungen
  • Durchblutungsstörungen
  • Morbus Crohn
  • einem Reizdarm
  • Allergien
  • chronischer Verstopfung

Saftfasten

Als Saftfasten wird eine Fastenkur bezeichnet, bei der sich der Fastende nur von Gemüsebrühe, Gemüsesaft, Obstsaft und Kräutertee ernährt. Beim Obstsaft darf es sich ausschließlich um frische Produkte handeln. Weiterhin nimmt der Fastende pro Tag 2 bis 3 Liter Wasser zu sich.

Ernährungsexperten lehnen das Saftfasten allerdings ab. So erhält der Körper bei längerer Durchführung nicht mehr ausreichend Eiweiß und andere wichtige Stoffe. Außerdem besteht das erhöhte Risiko von Mangelerscheinungen.

Der Gewichtsverlust durch das Saftfasten ist nur von kurzer Dauer. So kommt der Organismus auch nach Ende des Fastens mit weniger Nahrung aus, was letztlich zum Jo-Jo-Effekt führt.

Nulldiät

Unter einer Nulldiät versteht man einen völligen Verzicht auf Nahrung im Rahmen einer Fastenkur. Dabei nimmt der Fastende nur Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine und Mineralstoffe sowie kalorienfreie Getränke zu sich.

Mit der Nulldiät lässt sich ein rascher Gewichtsverlust erzielen. Allerdings ist die Nulldiät auch mit Gefahren verbunden. Daher sollte sie nur stationär und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.

In der heutigen Zeit werden Nulldiäten kaum noch vorgenommen. So rufen sie aufgrund des starken Eiweißverlustes eine übermäßige Belastung von Herz und Kreislauf hervor. Empfehlenswert ist diese Form der Fastenkur nur für Menschen, die unter starkem Übergewicht leiden, und wenn anschließend die Ernährung umgestellt wird.

Fazit

Zur Abnahme von Gewicht sind Fastenkuren nicht zu empfehlen. Während der Fastenzeit arbeitet der Körper auf Sparflamme.

Isst der Fastende nach Ende der Kur jedoch wieder normal, legt der Körper sofort Fettdepots an, um einer erneuten Hungerperiode vorzubeugen. Eine Folge davon ist der gefürchtete Jo-Jo-Effekt, der häufig dafür sorgt, dass der Fastende später sogar noch mehr Übergewicht aufweist als zuvor.