Entstehung und Wirkung verschiedener Endorphine (Glückshormone)

Bei Endorphinen handelt es sich um körpereigene Morphine. Man nennt sie auch Glückshormone.

Von Jens Hirseland

Als Endorphine werden körpereigene Opioidpeptide bezeichnet. Der Begriff "Endorphine" ist eine Kurzform von "Endogene Morphine".

Die Morphine entstehen im Körper selbst, haben aber die gleiche Wirkung wie körperfremde Morphine. Erstmals entdeckt wurden die Endorphine 1975 von den Pharmakologen Hans Walter Kosterlitz (1903-1996) und John Hughes, die sie im Zwischenhirn eines Schweins nachwiesen. Unterteilt werden Endorphine in

  • Alpha-Endorphine
  • Beta-Endorphine und
  • Gamma-Endorphine.

Physiologie

Endorphine, die zu den Neurotransmittern zählen, entstehen größtenteils in der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) sowie im Hypothalamus. Ihre biochemische Konstruktion ist recht simpel. So sind in ihnen bis zu fünf Aminosäuren vorhanden.

Im Gehirn docken sie an die gleichen Rezeptoren an wie Opiate, wodurch es zu euphorischen und berauschenden Gefühlen kommen kann. Häufig erfolgt die Aktivierung des Endorphinsystems in Notfallsituationen.

Zum Beispiel verspüren verletzte Menschen in der ersten Zeit nach der Verletzung keine Schmerzen. Wissenschaftler vermuten, dass die Endorphine bei schweren Verletzungen eine Reizüberflutung verhindern sollen.

Wirkung von Endorphinen

Endorphine haben verschiedene Wirkungen. So werden von ihnen Schmerzen und Hunger geregelt. Darüber hinaus haben sie Anteil an der Herstellung von Sexualhormonen, wirken beruhigend und fördern den Schlaf.

Da sie zudem in besonderen Glücksmomenten gebildet werden und Euphorie auslösen können, nennt man sie auch Glückshormone. Werden die Endorphine regelmäßig produziert, können sie das Immunsystem stärken und somit die Gesundheit fördern.

Die Glückshormone können durch Lachen gebildet werden
Die Glückshormone können durch Lachen gebildet werden

Eine besonders hohe Konzentration an Endorphinen bildet sich bei schwangeren Frauen während des Geburtsvorgangs. Nach der Geburt kommt es dann zu einem Endorphin-Rückgang bis zu 90 Prozent, was als möglicher Grund für eine Wochenbettdepression gilt.

Bei einem Mangel an Endorphinen besteht die Gefahr, dass Depressionen auftreten. Vollständig geklärt ist der Wirkmechanismus der Glückshormone jedoch noch nicht.

Auslöser für Endorphinbildung

Die Bildung von Endorphinen kann sowohl durch physiologische als auch durch psychologische Faktoren ausgelöst werden. So entstehen Endorphine in physischen Extremsituationen.

Aber auch Bewegungen wie kurzes, intensivem Laufen oder langes, langsames Laufen können die Endorphinkonzentration im Organismus erhöhen. Bei Laufsportlern tritt häufig der so genannte "Runner's High" auf, bei dem die Athleten trotz großer Erschöpfung Momente der Euphorie erleben.

Biologisch abhängig ist die Endorphinkonzentration davon, wie sehr der Körper übersäuert wird. Um den Endorphinspiegel durch Laufen gezielt zu beeinflussen, ist allerdings regelmäßiges Lauftraining über einen Zeitraum von zwei Monaten erforderlich.

Gefördert wird die Endorphinherstellung auch von psychologischen Faktoren wie

  • Belohnungen
  • körperlichen Berührungen und
  • sozialer Einbindung.

So wirkt ein positives soziales Umfeld gesundheitsfördernd. Genauso können

die Bildung von Endorphinen fördern.

Besonders im Frühjahr kommt es vermehrt zur Ausschüttung von Endorphinen - es wird heller und die Menschen zieht es nach draußen - auf diese Weise kommt es zu den bekannten Frühlingsgefühlen...

Frühlingsgefühle - warum sie entstehen und was dabei im Körper abläuft

Unter Frühlingsgefühlen versteht man die Auswirkungen des Frühlings auf den Menschen. So kommt es durch die vermehrte Lichtintensität im Frühjahr zur vermehrten Ausschüttung der Hormone Dopamin und Serotonin.

Infolgedessen fühlen sich viele Menschen besser und manchmal auch ein wenig euphorisch. Nicht selten stellt sich im Frühling auch der verstärkte Wunsch nach einem Partner ein.

Entstehung von Frühlingsgefühlen

Viele Menschen befinden sich Jahr für Jahr im Frühling in einer Art körperlichen Ausnahmezustand, den die Wissenschaft als Frühlingsgefühle bezeichnet. Wodurch dieses Phänomen verursacht wird, ist unter Verhaltensforschern und Medizinern allerdings umstritten. So halten die einen die Hormone für die Auslöser der Frühlingseuphorie, während andere dagegen Frühlingsgefühle nur als subjektives Empfinden einstufen.

Faktor Licht

Verhaltensforscher glauben, dass das Licht eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Frühlingsgefühlen spielt. So kommt es durch den Lichtmangel im Winter im Körper zu einer verstärkten Herstellung des Schlafhormons Melatonin.

Wird es ab März jedoch draußen wieder heller, beginnt der Körper auch wieder aktiver zu werden. So schüttet er verstärkt so genannte Glückshormone (Endorphine) wie Dopamin und Serotonin aus, die eine euphorisierende Wirkung haben können.

Gleichzeitig verringert sich der Einfluss von Melatonin. So verspüren die meisten Menschen wieder mehr Bewegungsdrang und auch Lust auf Sex.

Hormone doch nicht der Grund?

Manche Wissenschaftler bezweifeln jedoch, dass die Frühlingsgefühle von Hormonen ausgelöst werden. Zumindest spielen sie in der heutigen modernen Zeit im Frühling keine bedeutende Rolle mehr.

Grund dafür ist die Erfindung des künstlichen Lichts, das auch im Winter für genügend Helligkeit sorgt. Außerdem gibt es bei Frauen seit der Verbreitung der Antibaby-Pille nur noch selten natürliche Hormonzyklen. Hormon-Experten führen die Frühlingsgefühle deswegen eher auf das subjektive Empfinden der Menschen zurück.

Psychische Einflüsse

Es sind wohl psychische Einflüsse oder Umwelteinflüsse, die den größten Anteil am Entstehen der Frühlingsgefühle haben. So verknüpfen viele Menschen mit dem Ende des Winters und dem Beginn des Frühjahrs positive Erinnerungen, die im Gehirn abgespeichert sind. Durch die Vorfreude auf den Frühling werden auch die Lebensgeister wieder geweckt.

Auch optische Reize spielen eine Rolle

Für Frühlingsgefühle können auch optische Reize sorgen. So legen die Menschen ihre dicke Winterkleidung ab, wenn die Temperaturen im Frühjahr ansteigen, und tragen wieder knappere Kleidung, was wiederum das andere Geschlecht anlockt. Die meisten Kinder werden allerdings nicht im Frühjahr gezeugt, sondern im September und während der Weihnachtszeit.

Frühjahrsmüdigkeit

Manche Menschen verspüren zu Beginn des Frühjahrs anstelle von Frühlingsgefühlen nur Frühjahrsmüdigkeit. Das heißt, dass sie unter

leiden. Die genaue Ursache dafür ließ sich bislang noch nicht klären. Es wird vermutet, dass bei den Betroffenen das Schlafhormon Melatonin auch im Frühling noch immer stark vorhanden ist.

Sucht nach Endorphinen

Da Endorphine an die gleichen Rezeptoren wie Opiate andocken, rufen sie eine ähnlich berauschende Wirkung hervor. Ob Endorphine auch Suchtpotential haben, ließ sich bislang nicht genau klären.

Man weiß jedoch, dass es einen psychologischen Suchtfaktor gibt. So kann es mitunter bei Arbeitssucht oder Spielsucht zu einem starken Verlangen nach Endorphinen bzw. Glücksgefühlen kommen.

Mitunter besteht bei Endorphinsüchtigen der ständige Wunsch nach Schokolade. Dies wird darauf zurückgeführt, dass Schokolade Inhaltsstoffe enthält, deren biochemischer Aufbau ähnlich dessen der Endorphine ist. Nach dem Genuss von Schokolade kommt es zu einem beträchtlichen Anstieg des Endorphinspiegels.