Nikotinabhängigkeit - Ursachen, Symptome und Behandlung

Die Nikotinabhängigkeit äußert sich durch verschiedene Symptome. Die Diagnose kann im Prinzip bereits jeder Betroffene selbst stellen. Ursache für die Entstehung einer Nikotinabhängigkeit ist das regelmäßige oder längerfristige Rauchen von Zigaretten. Wie die Nikotinabhängigkeit verläuft, hängt stark vom Willen des Rauchers ab und wie lange und wie viel in der Vergangenheit geraucht wurde.

Von Claudia Haut
Klassifikation nach ICD-10: F17
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Bei der Nikotinabhängigkeit (Nikotinsucht, Tabaksucht) handelt es sich um die Sucht nach der Droge Nikotin, welche in den meisten Fällen durch das Rauchen zustande kommt.

Ursachen

Beim Rauchen einer Zigarette gelangt das Nikotin in die Lunge und von dort in das Blut des Rauchers. Nikotin gelangt auch als einer der wenigen Stoffe in das Gehirn des Menschen, und zwar innerhalb von sieben Sekunden ab dem Beginn des Rauchens der Zigarette.

Je mehr ein Raucher raucht, desto mehr Nikotin fordert der Körper schließlich auch. Es kommt zur Ausschüttung verschiedener Botenstoffe, wie

was schließlich zu den besagten Symptomen der Nikotinabhängigkeit führt.

Verlauf

Vielen Rauchern ist nicht bewusst, wie extrem gesundheitsgefährdend das Nikotin ist. Nikotin begünstigt das Wachstum von Krebszellen. Da das Nikotin auch die Blutgefäße verengt, kann die Folge des Rauchens auch eine Herz-Kreislauf-Erkrankung wie zum Beispiel ein lebensgefährlicher Herzinfarkt sein.

Da das Blut nicht mehr in alle Bereich des Körpers gelangen kann, verfärben sich die Finger, Hände, Zehen und Beine oft schwarz (Raucherbein) und müssen im schlimmsten Fall amputiert werden.

Da das Nikotin als erstes in die Lunge gelangt, sind besonders Lungenerkrankungen wie zum Beispiel der typische Raucherhusten oder auch die Raucherlunge sehr häufige Folgen des Rauchens.

Symptome

Die Nikotinabhängigkeit entsteht durch längerfristiges regelmäßiges Rauchen von Zigaretten.

Das Nikotin in den Zigaretten wirkt auf den Raucher

  • anregend
  • beruhigend
  • entspannend und gleichzeitig
  • stimulierend.

Der Herzschlag erhöht sich, wodurch auch der Blutdruck steigt. Das Nikotin bewirkt jedoch auch, dass die Durchblutung reduziert wird und die normale Körpertemperatur des Rauchers sinkt. Ferner bewirkt das eingeatmete Nikotin der Zigaretten im Körper eine Gefäßerweiterung, wodurch die Leistungsfähigkeit des Rauchers gesteigert wird.

Entzugssymptome

Hört der Raucher nun auf zu rauchen oder kann über eine gewisse Zeit nicht geraucht werden (zum Beispiel bei einem Langstreckenflug im Flugzeug), entstehen die so genannten Entzugssymptome. Die vormals positiven Merkmale des Nikotins, die der Raucher sofort beim Rauchen bemerkte, wandeln sich durch den Entzug ins Gegenteil um.

Raucher, die vom Nikotin bereits abhängig sind und dieses dem Körper über eine gewisse Zeit nicht mehr zuführen,

Zu diesen Symptomen kommt selbstverständlich noch das starke Verlangen nach einer Zigarette hinzu. Je nachdem, wie viel ein Betroffener geraucht hat, dauern diese Symptome bis zu einem Monat an.

Neben diesen Symptomen bemerken die Raucher ihre fehlenden Zigaretten auch in alltäglichen Situationen wie dem Kaffee nach dem Mittagessen, zu dem immer eine Zigarette geraucht wurde. Auch in Stresssituationen vermisst der ehemalige Raucher seine Zigarette, die ihn früher beruhigen konnte.

Der Körper des Ex-Rauchers muss sich ebenfalls erst an die nikotinfreie Zeit gewöhnen. Der Stoffwechsel arbeitet langsamer, so dass viele ehemalige Raucher mit dem Aufhören des Rauchens auch an Gewicht zunehmen. Viele Raucher haben nach dem Aufhören auch das starke Bedürfnis nach Süßigkeiten, wodurch die Gewichtszunahme noch gefördert wird.

Diagnose

Raucher wissen meist selbst, dass sie von dem Nikotin in den Zigaretten abhängig sind. Für den Arzt steht die Diagnose ebenfalls sofort fest, wenn ihm diese Symptome geschildert werden.

Patienten mit einer Nikotinabhängigkeit werden vom Arzt gründlich untersucht, da viele Raucher bereits Spätfolgen des Rauchens aufweisen. Dazu gehört unter anderem der Raucherhusten, das Raucherbein usw.

Je nachdem, ob bereits Folgeschäden des Rauchens vermutet werden, führt der Arzt im Anschluss an die körperliche Untersuchung noch eine

oder weitere Untersuchungen durch.

Behandlung

Starke Willenskraft

Wer an Nikotinabhängigkeit leidet, muss mit dem Rauchen völlig aufhören und darf auch nicht zwischendurch ausnahmsweise eine Zigarette rauchen. Raucher brauchen eine sehr starke Willenskraft, um mit dem Rauchen aufzuhören. Je mehr Zigaretten geraucht wurden, desto größer ist die Abhängigkeit von Nikotin.

Ärztliche und medikamentöse Behandlung

Wer nicht alleine durch seine Willenskraft die Symptome des Nikotinentzuges verkraften kann, kann sich auch ärztlich behandeln lassen. Hilfreich kann beispielsweise eine Verhaltenstherapie sein.

In Apotheken sind viele freiverkäufliche Medikamente zur Linderung der Entzugssymptome (zum Beispiel Pflaster, Kaugummi) erhältlich. Ebenso können so genannte Nikotin-Agonisten verabreicht werden. Kombiniert werden diese mitunter auch mit niedrigpotenten Antidepressiva oder Neuroleptika.

Viele Ärzte bieten auch Akupunkturbehandlungen zur Raucherentwöhnung an. Während der Akupunktur werden feine Nadeln in bestimmte Stellen des menschlichen Körpers gestochen. Die Behandlung ist praktisch schmerzfrei und dauert meist mehrere Wochen an.

Möglich ist auch Hypnose zur Raucherentwöhnung an. Welche Therapie hilfreich ist, ist individuell verschieden und muss vom Raucher ausprobiert werden.

Vorbeugung

Wer gar nicht erst mit dem Rauchen beginnt, kann sich sowohl die Symptome einer Nikotinabhängigkeit als auch die Therapien zur Behandlung der Abhängigkeit ersparen. Man sollte auch seinen Kindern frühzeitig die Folgen des Rauchens erklären, damit gar nicht erst mit dieser Sucht begonnen wird.

Wer nicht sicher ist, ob er bereits an einer Nikotinabhängigkeit leidet, kann dies auch mit Hilfe diverser Fragebögen (z.B. dem Fagerström-Test) herausfinden. Hier werden verschiedene Fragen zu täglichen Gewohnheiten und persönlichen Vorlieben gestellt. Für die Beurteilung einer Nikotinabhängigkeit ist zum Beispiel entscheidend,

  • wann morgens nach dem Aufstehen die erste Zigarette geraucht wird
  • ob ein Raucher sich an rauchfreien Orten unwohl fühlt
  • auf welche Zigarette man verzichten könnte (zum Beispiel die erste Zigarette am Morgen) oder
  • wie viele Zigaretten täglich geraucht werden.

Am Ende des Testes wird der Grad der Abhängigkeit angezeigt.

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  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165

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