Niesen - Ursachen und Behandlung

Das Niesen gehört zu den normalen Reflexen des menschlichen Körpers. Es kann jedoch auch das Symptom einer Krankheit sein.

Von Claudia Haut

Medizinisch betrachtet ist Niesen ein Reinigungsprozess durch schwallartiges Ausatmen, verursacht durch verschiedene Reize, die die Nasennervenenden kitzeln. Normalerweise schließt jeder während des Niesens die Augen, doch es gibt auch Menschen, die ihre Augen beim Niesprozess offenhalten können, wie Internet-Videos beweisen.

Dass es dennoch fast immer zum unwillkürlichen Augenschließen kommt, liegt daran, dass sich nicht nur die Atemmuskulatur in der Brust- und Bauchregion anspannt, sondern auch Gesichts- und Augenmuskeln. Wenn sich die Muskulatur um die Augen zusammenzieht, schließen sich die Augenlider. Die Vermutung, dass dieser Augenreflex vor dem hohem Druck schützen soll, halten viele Mediziner für eher unwahrscheinlich.

Die oft hohe Lautstärke beim Prusten entsteht, wenn der Luftstrom sehr schnell ist und explosionsartig Keime, Sekret, Staub und Speichel durch Nase und Mundraum nach draußen schleudert.

Ursachen

Das Niesen ist eine Schutzreaktion des Körpers. Beim Menschen wird der Niesreflex ausgelöst, wenn sich Schmutz wie zum Beispiel Staub in der Nase befindet.

Durch das Niesen wird der Staub aus der Nase entfernt. Besonders häufig muss man daher niesen, wenn man einen verstaubten Raum aufräumt und säubert.

Einige Menschen müssen auch niesen, wenn es sehr hell ist, wie zum Beispiel in der prallen Sonne. Die Ursachen des so genannten Photischen Niesreflexes sind noch nicht gänzlich aufgeklärt.

Man vermutet, dass bei empfänglichen Menschen der Sehnerv besonders nah an jenem Nerv liegt, der die Nasenschleimhaut durchzieht. Werden starke Impulse über den Sehnerv transportiert, so soll ein Teil dieser Erregung auf den Nerv der Nasenschleimhaut überspringen können.

Der Niesreflex setzt plötzlich ein und kann so leicht nicht mehr aufgehalten werden. Innerhalb weniger Sekunden wird das Luftvolumen in der Lunge komprimiert.

Der so entstehende enorme Druck wird durch das Herauspressen der Luft aus der Nase wieder abgebaut. Dabei erreicht die Luft Spitzenwerte von bis zu 160km/h.

Erkrankungen

Niesen kommt häufig auch zusammen mit Erkältungssymptomen vor. Oftmals kündigt das Niesen auch eine Erkältung an.

Die Ursache des Niesens sind dann Bakterien oder Viren, die durch das Niesen auch von Mensch zu Mensch übertragen werden können. Auch wenn der Patient in die Hand niest und mit dieser Hand Gegenstände berührt, können die Krankheitserreger über diese Gegenstände weiter verbreitet werden.

Menschen, die auf einen Stoff allergisch reagieren, niesen ebenfalls häufig. Das Immunsystem dieser Patienten wertet Tierhaare, Pollen, Gräser etc. als Fremdstoff und arbeitet dagegen an. Zu den Allergien, die mit Niesen einhergehen, gehören zum Beispiel die Katzenhaarallergie und der Heuschnupfen.

Bei einer Allergie oder während einer Erkältung erfolgt das Niesen häufiger, weil sich größere Mengen Schleimhautsekret ansammeln, die die Nase nach draußen befördern will.

Dauerndes Niesen aufgrund von übersensibler Nase

Ein häufiger Niesreiz kann mitunter auch ein Symptom der so genannten nasalen Hyperreaktivität oder vasomotorischen Rhinitis sein. Dabei handelt es sich um einen Schnupfen, der weder durch eine Allergie, noch einen Infekt ausgelöst wird.

Stattdessen ist die Nase des Betroffenen übersensibel und reagiert auf allerlei äußerer und innerer Reize. Dabei kann es sich beispielsweise um Abgase, Reizstoffe, Umweltverschmutzung oder Tabakrauch, aber ebenso um spezielle Gerüche handeln. Auch Bewegung an kalter Luft sowie Temperaturwechsel gelten als mögliche Auslöser, die mitunter zu häufigem Niesen führen können.

Niesreflex eine Schutzreaktion

Das Niesen ist eine Schutzreaktion des Organismus, ein spontaner Reflex, der sich nicht kontrollieren lässt. Beim Niesvorgang entledigt sich die Nase reizender Substanzen wie

  • Schmutzpartikel,
  • Krankheitskeime,
  • Blütenpollen und
  • Nasensekret.

Staub oder Partikel in der Umgebungsluft dringen in die Nase ein. Dadurch wird die Nasenschleimhaut gereizt, da sie die Eindringlinge als Fremdkörper einstuft.

Signale an das Nieszentrum in Großhirn und Rückenmark

Werden die Nasennerven gereizt, leiten sie umgehend Signale an das Nieszentrum im Großhirn. Kommt das Signal in diesem speziellen Zentrum an, wird der Niesvorgang ausgelöst.

Es scheint sicher, dass auch das verlängerte Rückenmark ein Nieszentrum besitzt, das sich mit dem im Großhirn verbindet, um die empfangenen Signale zu verarbeiten. Dann reagiert der Organismus automatisch. Der Niesreflex kann nicht willentlich gesteuert werden.

Durch das Zusammenziehen der Atemmuskulatur stößt die Nase die Luft schlagartig aus; Zeitlupenaufnahmen belegen, dass die Tröpfchen bis zu drei Meter in die Umgebung geschleudert werden. Auf diese Weise lassen sich störende Substanzen unter enormem Druck aus der Nase befördern, was die Atemwege frei macht.

Komplikationen

Durch Niesen muss in der Regel nicht mit schweren Komplikationen gerechnet werden. Allerdings können hartnäckige Niesanfälle die Lebensqualität des Patienten erheblich beeinträchtigen.

Wer einmal eine richtige Nies-Salve erlebt hat, der weiß, wie anstrengend Niesen wirklich sein kann. Gefährlich kann es jedoch für gesunden Menschen nicht werden.

Wichtig ist, dass man dem eigentlichen Nieser nicht mit dem Zuhalten der Nase begegnet. Der aufgebaute Druck muss entweichen können, da er sonst dem Mittelohr schaden kann.

Durch den starken Druckanstieg ist es schon zu Rissen im Trommelfell gekommen. Hatte man einen chirurgischen Eingriff im Bereich des Kopfes, besteht außerdem eine erhöhte Gefahr für gefährliche Blutungen.

Nicht selten wird auch der Hals durch das ständige Niesen in Mitleidenschaft gezogen. Außerdem sind chronische Reizungen der Atemwege möglich.

Für Menschen mit einer Herz-Kreislauferkrankung kann ständiges Niesen ein Risiko bedeuten, da der Blutdruck durch den Niesreiz deutlich steigen kann. Auch für Allergiker kann mehrmaliges Niesen zur Gefahr werden, beispielsweise während einer Autofahrt. Sind die Augen für längere Zeit geschlossen und tränen zusätzlich, ist eine Konzentration auf den Straßenverkehr nur schwer möglich.

Wann zum Arzt?

Wird das Niesen durch eine schwere Erkältung hervorgerufen, kann ein Arztbesuch sinnvoll sein. Mitunter gehen die Niesanfälle auch mit Fieber oder einer schweren Infektion einher. Aber auch bei allergischem Niesreiz ist es wichtig, der auslösenden Ursache auf die Spur zu kommen.

Diagnose

Muss wegen ständiger Niesanfälle ein Arzt aufgesucht werden, erkundigt sich dieser zunächst danach, ob die betroffene Person noch unter weiteren Beschwerden wie Schnupfen, Husten, Halsschmerzen oder Fieber leidet. Außerdem möchte der Mediziner wissen,

  • wann das Niesen angefangen hat
  • ob es saisonal bedingt ist
  • wie heftig die Niesanfälle ausfallen und
  • wie lange sie andauern.

Auch die Einnahme von bestimmten Medikamenten sowie der Besitz von Haustieren sind von Interesse.

Bei erkältungsbedingtem und allergischem Niesen

Wird das Niesen durch eine Erkältung hervorgerufen, kann der Arzt dies rasch anhand weiterer typischer Erkältungssymptome feststellen. Liegt dagegen ein allergischer Schnupfen vor, gilt es, die auslösenden Allergene wie zum Beispiel Pollen ausfindig zu machen. Zu diesem Zweck kommen verschiedene Allergietests zur Anwendung.

Als Standardtest gilt der so genannte Prick-Test. In Form von Tropfen gibt der Arzt dabei unterschiedliche Allergene auf die Innenseite des Unterarms. Dann sticht er die Haut mithilfe einer Nadel oder Lanzette etwas ein.

Reagiert der Patient auf eines der Allergene, rötet sich die entsprechende Stelle nach 5 bis 60 Minuten. Ebenso sind Juckreiz und Quaddelbildung möglich. Zur Behandlung erhält der Patient in der Regel ein linderndes Antihistaminikum.

Behandlung

Gegen die typischen Allergiesymptome kann der Arzt Medikamente wie zum Beispiel Antihistaminika verordnen. Sobald der Patient jedoch wieder mit seinem Allergie auslösenden Stoff in Kontakt kommt, leidet er wieder unter den genannten Symptomen.

Gegen einige Allergien kann eine so genannte Hyposensibilisierungsbehandlung durchgeführt werden. Diese Behandlung erstreckt sich über einen Zeitraum von etwa drei Jahren.

Während dieser Zeit muss der Patient regelmäßig zum Arzt. Er erhält dort minimale Dosen seines Allergie auslösenden Stoffes unter die Haut gespritzt. Die Dosis wird von Behandlung zu Behandlung gesteigert, wenn der Patient diese gut verträgt. Nach Abschluss der Behandlung hat sich der Körper an den Stoff gewöhnt und reagiert nicht mehr mit allergischen Symptomen darauf.

Selbsttherapie

Die Behandlung von Niesen hängt davon ab, ob es durch eine Erkältung oder eine Allergie ausgelöst wird. Im Falle einer Erkältung ist das Niesen ein Symptom, welches zusammen mit Schnupfen, Halsschmerzen oder Husten auftritt. Daher muss stets die gesamte Erkältung behandelt werden.

Handelt es sich dagegen um eine Allergie wie einen Heuschnupfen, ist es nötig, entweder das auslösende Allergen zu meiden oder ein wirksames Antihistaminikum einzunehmen, um das Niesen zum Abklingen zu bringen.

Hausmittel

Wer an einem grippalen Infekt leidet, kann dessen Symptome wie das Niesen mit verschiedenen Hausmitteln bekämpfen. Dazu gehört zum Beispiel die Anwendung eines Kamillen-Dampfbads.

Zur Behandlung gibt man einige Beutel oder frischen Kamillentee in eine Schüssel mit heißem, abgekochtem Wasser. Anschließend hält man das Gesicht über die Schüssel, das mit einem Handtuch abgedeckt wird und atmet den Kamillendampf ein. Kamille hat die Eigenschaft, sowohl abschwellend als auch entzündungshemmend zu wirken, was sich wiederum positiv auf den ständigen Niesreiz auswirkt.

Ebenfalls zu empfehlen ist die Anwendung einer Nasenspülung mit einer Lösung aus Kochsalz. Für Nasenspülungen sind auch spezielle Geräte erhältlich.

Wenn möglich, sollte die Kochsalzlösung isotonisch sein. Manchmal wird die Nasenschleimhaut durch trockene Zimmerluft so stark gereizt, dass es zu fortwährendem Niesen kommt. Um dagegen vorzugehen, wird das Aufstellen eines Luftbefeuchters im Raum empfohlen. Einige Luftbefeuchter sorgen sogar für ein Aroma mit ätherischen Ölen.

Homöopathische Mittel

Als homöopathisches Mittel gegen allergischen Niesreiz gilt Apis. Die empfohlene Potenz beträgt D6 bis D12.

Vorbeugung

Um lästigem Niesen aufgrund einer Erkältung vorzubeugen, ist es wichtig, das Immunsystem zu stärken. Als sinnvolle Maßnahmen dazu gelten

Allergiker, die unter Niesreiz und Heuschnupfen leiden, müssen auslösende Faktoren unbedingt vermeiden. Dabei kann es sich um Tierhaare, Pollen oder Staub handeln.

Außerdem sollte die Nase regelmäßig mit lauwarmem Salzwasser ausgespült werden. Zu diesem Zweck sind spezielle Nasenkännchen erhältlich, die für eine gute Durchblutung und Befeuchtung der Nasenschleimhaut sorgen.

Beim ersten Kribbeln in der Nase können unterschiedliche Tricks helfen, damit der Niesreflex erst gar nicht einsetzt. Manch einer schwört darauf, die Nase leicht zuzuhalten oder hochzuziehen. Andere meinen, dass nur die Zunge fest gegen den Gaumen drücken muss.

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