Der Unterarm - Wichtig für die Kraftübertragung auf die Hand

Als Unterarm bezeichnet man einen Teil der oberen Extremität. Er liegt zwischen dem Ellenbogen und dem Handgelenk.

Von Jens Hirseland

Funktion

Unter dem Unterarm (Antebrachium) versteht man den Teil der oberen Extremität, der zwischen dem Ellenbogen und dem Handgelenk liegt. Er ermöglicht komplexe Bewegungen des Arms und dient der Kraftübertragung auf die Hand.

Aufbau

Knochen

Zusammengesetzt wird der Unterarm aus zwei langen Knochen. Dabei handelt es sich um:

  1. die Elle (Ulna)
  2. die Speiche (Radius)

Im Zwischenraum dieser beiden Knochen befindet sich ein Spalt, den man als Spatium interossum antebrachii bezeichnet. Miteinander verbunden werden die Elle und die Speiche durch:

  1. das Ligamentum anulare radii, ein Band
  2. sowie die Membrana interossea antebrachii, eine bindegewebige Struktur

Die Elle besteht aus einem knöchernen Hauptteil, dem Ulnaschaft, der Extremitas proximalis, die zum Ellbogengelenk und der Extremitas distalis, welche zum Handgelenk liegt. Die Speiche besteht aus dem Kopfteil (Caput radii), der an den Oberarm grenzt, den Halsteil (Collum radii) sowie den Hauptteil, den Corpus radii.

Muskeln

Die Muskulatur des Unterarms besteht aus den Beugemuskeln (Flexoren), die sich an der Innenseite befinden und den Streckmuskeln (Extensoren), die an der äußeren Seite liegen. Diese Muskeln sorgen für die Bewegungen des Unterarms und der Hand.

Abgegrenzt werden die verschiedenen Muskelbäuche durch die Unterarmfaszie (Fascia antebrachii). Zudem sorgt sie gemeinsam mit der Membrana interossea antebrachii für die Einteilung der Muskeln in einer Strecker- und eine Beugerloge.

Aufteilen lässt sich die Unterarmmuskulatur auch durch die ventrale (vorne liegende) sowie die dorsale (auf der Rückfläche liegende) Muskelgruppe. Diese wiederum wird in die oberflächliche und die tiefe Schicht gegliedert.

Die oberflächliche, ventrale Muskelgruppe besteht aus

  • dem Musculus palmaris longus
  • dem Musculus flexor carpi radialis
  • dem Musculus pronator teres
  • dem Musculus flexor carpi ulnaris und
  • dem Musculus flexor digitorum superficialis.

Ihren Ursprung haben die Muskeln vorwiegend am Oberarm; der Musculus pronator teres entspringt zusätzlich aus einem Teil der Elle. Der Musculus palmaris longus beugt das Handgelenk sowie den Unterarm im Ellenbogengelenk.

Der Musculus flexor digitorum superficialis dient der Beugung im Handgelenk und Ellbogengelenk; zudem ermöglicht er die Bewegung der Hand zum kleinen Finger. Mit dem Musculus flexor carpi ulnaris ist eine Beugung der Hand im Handgelenk möglich.

Die tiefe, ventrale Muskelgruppe besteht aus

  • dem Musculus flexor pollicis longus
  • dem Musculus flexor digitorum profundus sowie
  • dem Musculus pronator quadratus.

Durch den Musculus pronator quadratus ist es möglich, die Handinnenfläche nach unten zu drehen. Der Musculus flexor digitorum profundus beugt das Handgelenk sowie die Finger, während der Musculus flexor pollicis longus für die Beugung des Daumens zuständig ist.

Die Muskeln im Unterarm grafisch dargestellt
Die Muskeln im Unterarm grafisch dargestellt

Die oberflächliche dorsale Muskelgruppe besteht aus

  • dem Musculus extensor carpi ulnaris
  • dem Musculus extensor digitorum sowie
  • dem Musculus extensor digiti minimi

Der Musculus extensor digitorum gilt als stärkster Beuger der Finger- und Handgelenke. Durch den Musculus extensor digiti minimi kann der kleine Finger gestreckt werden. Der Musculus extensor carpi ulnaris dient als Kapselverstärkung im fünften Mittelhandknochen; zudem ermöglicht er die Handgelenksbewegung zur Seite hin.

Die tiefe, dorsale Muskelgruppe besteht aus

  • dem Musculus extensor indicis
  • dem Musculus supinator
  • dem Musculus extensor pollicis brevis und longus sowie
  • dem Musculus abductor pollicis longus.

Der Musculus supinator dreht die Innenfläche der Hand nach oben. Durch den Musculus abductor pollicis longus ist eine Abspreizung und Streckung des Daumens möglich; gleiches gilt für den Musculus abductor pollicis brevis.

Heranführung und Streckung des Daumens erfolgt durch den Musculus extensor pollicis longus. Mithilfe des Musculus extensor indicies lässt sich der Zeigefinger strecken.

Angrenzende Gelenke

Zu den angrenzenden Gelenken des Unterarms gehören das Ellenbogengelenk (Articulatio cubiti), das sich aus drei Teilen zusammensetzt und für eine Verbindung mit dem Oberarm (Brachium) sorgt sowie das Handgelenk (Articulatio manus), das von zwei Teilgelenken gebildet wird und eine Verbindung zwischen Unterarm und Hand herstellt.

Das Ellbogengelenk als Verbindung zum Oberarm
Das Ellbogengelenk als Verbindung zum Oberarm

Zwischen der Elle und der Speiche befinden sich zwei Gelenke. Dies sind:

  1. das proximale (körpernahe) Speichenellengelenk (Articulatio radioulnaris proximalis)
  2. das distale (körperferne) Speichenellengelenk (Articulatio radioulnaris distalis)

Durch diese beiden Gelenke werden die Drehbewegungen der Speiche um die Elle ermöglicht, die für komplexe Bewegungen wie beispielsweise Greifen oder Klettern von großer Wichtigkeit sind.

Die beiden Speichenellengelenke ermöglichen die Drehungen des Unterarms
Die beiden Speichenellengelenke ermöglichen die Drehungen des Unterarms

Blut- und Nervenversorgung

Die Blutversorgung des Unterarms erfolgt größtenteils durch die Arteria brachialis, die vom Oberarm kommt. In der Ellenbeuge gabelt sie sich in zwei Gefäßäste, die man als Arteria radialis und Arteria ulnaris bezeichnet. Innerviert wird die Muskulatur des Unterarms durch die Fasern des Nervus radialis, des Nervus ulnaris und des Nervus medianus, die dem Armgeflecht (Plexus brachialis) entstammen.

Verletzungen des Unterarms

Radiusfraktur

Häufigste Verletzung des Unterarms ist die distale Radiusfraktur (handgelenksnaher Speichenbruch). Mit einem Anteil von rund 25 Prozent ist der Speichenbruch sogar die häufigste Fraktur des Menschen.

Betroffen davon sind vor allem ältere Menschen und Personen, die an Knochenschwund (Osteoporose) leiden. Aber auch bei jungen Menschen kommt es oftmals durch Sportverletzungen, Stürze oder Unfälle zu einem Speichenbruch. Der Bruch kann dabei sowohl glatt als auch als Trümmerbruch erfolgen.

Zu den Beschwerden gehören Schmerzen, die vor allem bei Drehbewegungen des Unterarms auftreten. Darüber hinaus lässt sich die Hand nicht mehr benutzen. Es kann auch zu Hautverfärbungen infolge eines Hämatoms (Bluterguss) kommen.

Galeazzi-Fraktur

Verläuft der Bruch handgelenksnah oder im Schaftbereich und ist auch die Bandverbindung mit der Elle gerissen, spricht man von einer Galeazzi-Fraktur. Der Bruch entsteht durch Krafteinwirkung auf den auswärts gedrehten Unterarm.

Radiusköpfchenbruch

Bei einem Radiusköpfchenbruch ist das obere Ende der Speiche betroffen. Diese Form gilt als häufigster Bruch im Ellbogenbereich.

Ein Sturz auf den ausgestreckten Arm gilt als häufigste Ursache. Ist das Radiusköpfchen gänzlich abgebrochen, dabei jedoch intakt, spricht man von einer Radiushalsfraktur.

Ulnafraktur

Auch eine Frkatur der Elle ist möglich. Bedeutend ist die Monteggia-Fraktur.

Dabei bricht der körpernahe Anteil; zudem kommt es zur Ausrenkung des Speichenköpfchens. Die Monteggia-Fraktur entsteht häufig als Folge eines Unfalls, wie etwa bei einem Verkehrsunfall.

Behandlung von Brüchen

Bei einem offenen Bruch ragen oftmals die Knochenenden heraus. Während einfache unverschobene Brüche durch Ruhigstellung mit einem Gipsverband behandelt werden, ist bei komplizierten Brüchen zumeist eine Operation erforderlich, bei der die Knochenfragmente mithilfe von speziellen Drähten, Platten oder Schrauben fixiert werden.

Fixation eines Speichenbruchs grafisch dargestellt
Fixation eines Speichenbruchs grafisch dargestellt

Fehlstellungen

Im Bereich des Unterarms kann es zudem zu Fehlstellungen kommen. Als häufige Ursache gelten Verletzungen, die mit Knochenbrüchen einhergehen; mitunter kann so eine Fehlstellung aber auch angeboren sein. Möglich sind etwa