Frieren - Ursachen und Behandlung

Jeder Mensch friert hin und wieder. Sofern keine Krankheit dahinter steckt, kann dem Frieren rasch entgegengewirkt werden.

Von Claudia Haut

Ursachen

Die Temperatur des menschlichen Körpers wird über das Gehirn reguliert. Hier wird auch gesteuert, welche Temperaturen ein Mensch als warm und auch als kalt empfindet. Damit der Mensch nicht erfriert, gibt das Gehirn bei einer bestimmten Temperatur den Hinweis an den Körper, dass die Muskeln beginnen sollen, zu zittern.

Dieser Vorgang wärmt den Körper und zeigt dem Menschen, dass er sich wärmer anziehen muss. Welche Temperatur von einem Menschen als kalt empfunden wird, ist individuell verschieden.

  • Dicke Menschen frieren aufgrund ihrer dickeren Fettschicht unter der Haut später als dünne Menschen.
  • Personen, die müde sind, frieren ebenfalls leichter als ausgeschlafene.

Und auch in Sachen Geschlecht gibt es Unterschiede...

Warum Frauen oft frieren

Es zählt schon fast zu einem Phänomen, dass bei Temperaturen unter 20 Grad Celsius die meisten Frauen bereits eine Gänsehaut bekommen und fröstelnd die Schultern hoch- und eine Jacke oder einen Pullover anziehen. Männer haben es da doch einen Tick besser bei dem Thema "schnelles Frieren" - und das hat vor allem hormonelle und körperliche Gründe.

Hormone

Wie so oft liegt einer der Hauptgründe für ein rasches Frieren bei Frauen in den hormonellen Gegebenheiten begründet. Präziser ausgedrückt erweisen sich die Östrogene, die dank einer Weithaltung der Gefäße für eine bessere Durchblutung sorgen.

Allerdings führt das bei exponierten Körperteilen, zu denen unter anderem

zählen, zu einer Auskühlung ab 15 Grad plus, da der Organismus erst einmal die "wichtigsten" Körperregionen warm halten will. Besteht eine Schwangerschaft, dann gesellt sich zu diesen Abläufen auch noch Progesteron hinzu, das die Blutzufuhr direkt auf die kleinen Gefäße verringert.

Hautstruktur und Muskulatur

Doch Hormone sind nur einige der Faktoren für das Frieren. So zeigt sich, dass Männer allein deshalb weniger schnell frieren, weil ihre Hautstruktur dicker und vor allem die Muskulatur in ihrer Masse deutlich größer ist.

Besonders die Muskeln erzeugen unter einem Einfluss der Androgene (männliche Hormone) mehr Energie und folglich auch mehr Wärme. Allerdings zeigt sich mit einem steigenden Alter auch bei Männern ein auftretender Verlust dieser körperlichen Vorteile, was schlussendlich wiederum zu einem schnelleren Frösteln führen kann.

Erkrankungen

Ursache des Frierens kann auch eine schlechte Durchblutung sein. In einigen Fällen arbeitet auch ein menschliches Organ wie zum Beispiel die Schilddrüse nicht richtig.

Produziert der Körper zu wenige Schilddrüsenhormone, wie dies bei der Schilddrüsenunterfunktion der Fall ist, verlangsamt sich der Stoffwechsel und der Mensch friert. Krankhaft dünne Menschen wie zum Beispiel Patienten, die unter Magersucht leiden, frieren aufgrund ihrer Erkrankung sehr stark. Durch das Hungern befindet sich nur eine minimale Fettschicht unter der Haut.

Sehr häufig friert man im Zusammenhang mit einer Grippe oder einem grippalen Infekt. Verbunden mit Husten, Schnupfen und Heiserkeit hat der Patient erhöhte Temperatur oder Fieber und häufig auch Schüttelfrost. Eisenmangel kann ebenfalls der Grund für (krankhaftes) Frieren sein.

Komplikationen

Eine gefürchtete Komplikation bei Frieren durch starke Kälte ist die Unterkühlung des Körpers. Bei einer Unterkühlung sinkt die Kerntemperatur des Körpers auf unter 37 Grad Celsius.

Zu einer Unterkühlung kommt es zumeist, wenn sich der Betroffene zu lange in einer kalten Umgebung aufhält, unzureichend bekleidet oder zuvor ins Wasser gestürzt ist. Aber auch durch einen Schock ist eine Unterkühlung möglich.

Zu unterscheiden gilt es bei einer Unterkühlung, zwischen einer leichten, mittelschweren und schweren Unterkühlung.

  • Bei einer leichten Unterkühlung hat die betroffene Person eine kalte, blasse Haut, einen beschleunigten Herzschlag und einen tiefen Atem. Außerdem zittert sie.
  • Im Falle einer mittelschweren Unterkühlung verlangsamen sich Herzschlag und Atmung dagegen. Darüber hinaus neigt der Betroffene zu Teilnahmslosigkeit und Schläfrigkeit.
  • Von einer schweren Unterkühlung ist die Rede, wenn es zur Bewusstlosigkeit des Betroffenen kommt. Darüber hinaus besteht die Gefahr eines tödlichen Atem- und Herzstillstands.

Im Falle einer mittelschweren oder schweren Unterkühlung muss unbedingt rasch ein Notarzt alarmiert werden. Außerdem sind Erste-Hilfe-Maßnahmen zu ergreifen.

Wann zum Arzt?

Ein Arztbesuch kann erforderlich sein, wenn das Frieren durch eine Infektionskrankheit wie zum Beispiel eine Grippe entsteht. Dann ist meist eine spezielle medizinische Behandlung nötig.

Diagnose

Leidet man häufiger unter starkem Frieren, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Dieser befragt den Patienten nach weiteren möglichen Beschwerden. Nur selten stellt Frieren eine eigenständige Krankheit dar, sondern ist lediglich eines unter mehreren Symptomen.

Körperliche Untersuchung

In den meisten Fällen lässt sich die Ursache für die Kälteempfindlichkeit durch eine körperliche Untersuchung herausfinden. Außerdem werden die Schilddrüsenwerte mithilfe einer Blutprobe überprüft. Für den Fall, dass eine Unterfunktion der Schilddrüse oder Durchblutungsstörungen für das Frieren verantwortlich sind, müssen noch mehr Untersuchungen stattfinden.

Nicht selten wird Frieren durch einen grippalen Infekt hervorgerufen. Dieser lässt sich anhand weiterer typischer Symptome wie

diagnostizieren.

Behandlung

Hinter dem Frieren kann jedoch auch eine ernstzunehmende Krankheit stecken. Wer regelmäßig ohne ersichtlichen Grund friert, sollte einen Arzt aufsuchen. Je nach Untersuchungsergebnis kann es notwendig sein, Medikamente einzunehmen, um die Funktionsfähigkeit der menschlichen Organe wieder herzustellen und so das Frieren zu behandeln.

Bei einer Erkältung oder einem grippalen Infekt ist das Frieren ebenfalls ein häufiges Begleitsymptom. Dieses kann hier ebenso mit Wärme in Form einer Decke oder eines heißen Getränkes gelindert werden. Wenn die Erkältung vorüber ist, normalisiert sich auch das Frieren wieder.

Selbsttherapie

Wärme

Wird das Frieren durch Kälte hervorgerufen, kann man dagegen auch selbst vorgehen. Vor allem in der kalten Jahreszeit neigen die Menschen leicht dazu, zu frieren, was wiederum grippale Infekte zur Folge haben kann.

Wärmflasche und Kirschkernkissen

Kommt der Betroffene von draußen und ist er richtig durchgefroren, empfiehlt es sich, erst einmal einen heißen Tee zu trinken und eine Wärmflasche oder ein Kirschkernkissen aufzulegen. So helfen diese Mittel dabei, den Körper wieder aufzuwärmen.

Massagen

Gegen Kälte können auch Massagen mit wärmenden Ölen hilfreich sein. Besonders zu empfehlen ist Rosmarinöl. Dieses verfügt über die Eigenschaft, die Durchblutung der Haut anzuregen, was zu angenehmer Wärme führt. Ebenfalls wärmende Effekte haben Ingweröl und Arnikaöl.

Fuß- und Vollbad

Gegen kalte Füße schafft ein warmes Fußbad (vor allem mit dem Zusatz Rosmarin) Abhilfe. Auch ein Vollbad lässt sich nehmen. Allerdings muss dabei bedacht werden, dass es den kalten Körper unter Umständen überfordern könnte.

Die Temperatur des Badewassers sollte 38 Grad Celsius nicht überschreiten. Nach dem Bad ist es ratsam, sich dick anzuziehen und noch etwas auszuruhen.

Die Wärme des Wassers beim Fußbad lässt man am besten allmählich von 35 Grad Celsius auf 42 Grad ansteigen. Anschließend werden dicke Socken übergezogen.

Viel Bewegung

Bei Kälte ist viel Bewegung wichtig. Muss man bei Eiseskälte auf Bus oder Bahn warten, ist es ratsam, sich währenddessen zu bewegen, um die Durchblutung zu stimulieren. Kalte Hände lassen sich unter die Achseln halten, wodurch sie wärmer werden.

Wer im Büro friert, sollte zwischendurch aufstehen, die Treppen hinunter und wieder hinauf gehen oder einen Spaziergang machen. Auf diese Weise kehrt die Wärme schneller in den Körper zurück.

Bereits eine halbe Stunde

heizt dem Körper ein und das auch noch mit einiger Zeit der nachwirkenden Wärme. Wer keine große Lust hat, sich richtig sportlich zu bewegen, der kann alternativ auch zuhause Gymnastik machen oder den Staubsauger schwingen.

Ausreichend Flüssigkeit

Aber auch das Trinken sollte nicht vergessen werden. So wird empfohlen, pro Tag mindestens zwei Liter Flüssigkeit wie

zu sich zu nehmen.

Hausmittel

Mit Gewürzen einheizen und richtig ernähren

Dass Tee Wärme spendet, ist hinlänglich bekannt. Noch effizienter geht dies jedoch, wenn man dem Tee bestimmte Gewürze beimischt.

Besonders bewährt hat sich Ingwer, dessen Scharfstoffe für das Aktivieren der Wärmerezeptoren im Körper sorgen.

Durch den Verzehr von bestimmten Nahrungsmitteln lässt sich der Körper von innen erwärmen. Dazu gehören zum Beispiel Speisen mit Capsaicin, denn dieser Stoff kurbelt die Durchblutung an.

Capsaicin findet man vor allem in Gewürzen wie Pfeffer, Tabasco und Chili.

Obwohl Alkohol ebenfalls über wärmende Eigenschaften verfügt, sollte er nur in Maßen genossen werden. Da er die Erweiterung der Blutgefäße bewirkt, kommt es letztlich sogar zum Entzug von Wärme.

Und auch das Essen von Nahrungsmitteln mit Omega-3-Fettsäuren (Fisch oder Öle) sowie das Vermeiden von Nikotin und Koffein sind sehr gute Gegenmittel bei einem anhaltenden Frieren.

Abhärtung

Um nicht mehr so leicht so frieren, empfehlen Experten, den Körper abzuhärten. Dies geht mit

Durch das Anwenden dieser Maßnahmen kann sich der Organismus besser an wechselhafte Temperaturen gewöhnen.

Vorbeugung

Die richtige Kleidung

Um der Kälte vorzubeugen, ist es wichtig, sich auch entsprechend zu kleiden, selbst wenn dies nicht dem aktuellen Modegeschmack entspricht. Neben warmer Kleidung sollte zudem für warme Schuhe gesorgt werden. Vor allem, wenn man bereits unter einer Erkältung leidet, gilt es, sich gut warmzuhalten.

Grundsätzlich ist zu bedenken, dass vor allem Körperstellen leicht frieren, die von der Mitte des Körpers weit entfernt sind. Daher müssen diese Stellen besonders gut geschützt werden.

Zwiebelprinzip

Als empfehlenswert gilt das so genannte Zwiebelprinzip. Das heißt, dass man mehrere Schichten Kleidungsstücke übereinander trägt.

Diese sollten möglichst dünn sein und können zum Beispiel aus einem mittleren Pullover, einem T-Shirt und einem Unterhemd bestehen.

Auf diese Weise bildet sich zwischen den verschiedenen Schichten eine Isolierschicht, die bewirkt, dass man nicht friert. Da besonders im Winter die Temperaturen auch rasch wechseln können, fällt es mit dem Zwiebel-Look leichter, sich den Veränderungen anzupassen.

Qualität der Materialien

Natürlich spielt auch die Qualität der Kleidungsstücke eine Rolle, da nicht alle Materialien den gleichen Kälteschutz bieten. Experten empfehlen Naturmaterialien wie

Diese haben die Eigenschaft, nicht nur vor Kälte zu schützen, sondern auch atmungsaktiv zu sein. Auf diese Weise wird die Körperwärme nicht nach außen geleitet. Dagegen kommt es bei manchen Kunstfasern leicht zum Schwitzen, wodurch sich wiederum die Haut abkühlt und man schneller friert.

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