Antibabypille - Für wen ist sie geeignet und welche Risiken bestehen?

Als Antibabypille bezeichnet man ein bewährtes Verhütungsmittel. Dieses ist auch unter dem Namen "die Pille" bekannt. Das Präparat wird regelmäßig oral eingenommen und kann so eine Schwangerschaft verhindern. Sie enthält weibliche Hormone; dabei gibt es je nach Pillenform Unterschiede. Informieren Sie sich über die unterschiedlichen Formen der Pille und lesen Sie, für wen sie geeignet ist und welche Risiken bestehen.

Von Jens Hirseland

Antibabypille - Wie sicher ist sie und wie sieht die Wirkung aus?

Ziel und Zweck der Antibabypille, die auch einfach nur als "die Pille" bezeichnet wird, ist die Verhütung einer Schwangerschaft. Durch die regelmäßige orale Einnahme des Präparats kann das Entstehen einer ungewollten Schwangerschaft verhindert werden. Darüber hinaus ermöglicht sie Paaren spontanen Sex und lässt sich unkompliziert einnehmen.

In Deutschland nehmen ca. sieben Millionen Frauen täglich die Antibabypille ein, um zu verhüten. Zu den Gründen für die Popularität der Pille gehört auch ihre relativ hohe Sicherheit. So weist sie einen Pearl-Index von 0,1 bis 0,9 auf.

Welche Inhaltsstoffe hat sie?

Hierzulande gibt es die Antibabypille schon seit 1961. In der heutigen Zeit bietet man das hormonelle Verhütungsmittel meist in Form von Kombinationspräparaten an. Inhaltsstoffe sind die Hormone Gestagen und Östrogen in unterschiedlichen Dosierungen und Zusammensetzungen.

Besonders wichtig ist das synthetische Östrogen Ethinylestradiol, welches man mit diversen Gestagen-Typen kombiniert. Durch dieses Östrogen wird die Bildung von Hormonen verhindert, die für den Eisprung erforderlich sind. Auf diese Weise ist es möglich, den Eisprung zu verhindern.

Die in der Pille enthaltenen Gestagene erschweren wiederum das Befruchten und Einnisten der Eizelle. So sorgen sie für eine Veränderung der Schleimhaut der Gebärmutter, was dazu führt, dass sich die Eizelle dort nicht einnisten kann.

Darüber hinaus bewirken sie, dass der Schleim zäher wird, wodurch die männlichen Samenzellen es schwer haben, bis zur Gebärmutter vorzudringen. Außerdem verkürzt sich der Zeitraum für eine erfolgreiche Befruchtung, da der Transport der Eizelle schneller abläuft.

Geschichte - Seit wann gibt es die Antibabypille?

Es gibt immer wieder Erfindungen, die für die Menschheit einen riesigen Sprung für ein Mehr an Selbstbestimmung oder Lebensqualität haben und doch wissen viele nicht, wer dann solch eine bahnbrechende Erfindung überhaupt ausgetüftelt hat. So auch zum Beispiel mit der Antibabypille, die seit 1957 als Präparat gegen Zyklusstörungen und vier Jahre später dann auch als Verhütungsmittel in Deutschland auf den Markt kam. Die Krankenschwester Margaret Sanger setzte alles daran, diese "magische Pille" zu entwickeln, und das aus einem recht traurigen Hintergrund.

Das Leben der Margaret Higgins

1879 wurde Margaret Higgins im Bundesstaat New York geboren. Als eines von 18 Kindern musste die junge Frau im Alter von 18 Jahren den qualvollen Tod ihrer Mutter mit erleben, die nach 18 Geburten an Gebärmutterkrebs erkrankt war und mit nur 49 Jahren starb.

Margaret entwickelte in ihrer Trauer gleichzeitig eine unbändige Wut auf die Tatsache, dass nicht nur ihre Mutter als Gebärmaschine fungiert hatte, sondern viele Frauen aufgrund eines Mangels an Schwangerschaftsabwehr ihr Leben lassen mussten. In ihr setzte sich die fixe Idee fest, dass es doch möglich sein müsste, eine Pille zu entwickeln, die die Frauen nur schlucken mussten und somit keine Schwangerschaft entstehen konnte.

Die Liga für Geburtenkontrolle

Im Jahre 1902 heiratete die kämpferische Krankenschwester den Architekten William Sanger und bekam im Laufe der Jahre drei Kinder mit ihm. Doch auch die eigene Mutterschaft hielt die junge Frau nicht davon ab, weiterhin ihr Ziel zu verfolgen, den Frauen mehr Freiheit zu ermöglichen.

1921 gründete Margaret Sanger die "Liga für Geburtenkontrolle", kämpfte gegen das Bild der Frau als Gebärmaschine und erregte mit ihren kämpferischen Aktionen sehr viel Aufmerksamkeit.

Endlich der Erfolg

Nach Inhaftierungen musste sie aus den USA flüchten und hierbei auch ihre Kinder zurücklassen. Trotzallem schaffte sie es, Geldgeber und auch Wissenschaftler zu finden, die ihr bei der Entwicklung der "magischen Pille" zur Seite standen.

1957 war es so weit und der Traum von Margaret Sanger wurde mit der Marktreife der ersten Pillengeneration wahr. Zunächst als Pille gegen Zyklusstörungen kategorisiert, wurde schon kurze Zeit später die Antibabypille daraus, die dann vier Jahre nach der Markteinführung auch in Deutschland als solche erhältlich war.

Margaret Sanger selbst starb hochbetagt 1966 in Tucson, USA. Doch bis heute verdanken ihr Millionen von Frauen die Möglichkeit, selbst bestimmen zu können, wann der passende Zeitpunkt für ein Baby ist und nach wie vielen Kindern dann die Familienplanung ein Ende findet.

Inzwischen ist die erste Generation der Pille von einer dritten und vierten Generation, begründet durch ständige Weiterentwicklungen, abgelöst worden. Doch an den Ursprung selbst soll durch diesen Artikel erinnert werden und den Hintergrund der "magischen Pille" etwas mehr verdeutlichen, der aufzeigt, dass durch Mut und Kampfgeist viele wertvolle Entwicklungen für die Menschheit entstehen können.

Welche Formen der Pille gibt es?

Je nach Inhaltsstoffen und deren Konzentration lassen sich mehrere Pillenformen unterscheiden.

Kombinationspräparate in Form der Mikropille

Die Kombinationspräparate werden nahezu alle über 21 Tage lang eingenommen; anschließend erfolgt eine siebentägige Pause. Dabei gibt es Blister mit 21 Tabletten sowie solche mit 28 Stück - die letzten sieben sind dabei hormonfrei und dienen der Möglichkeit, den täglichen Einnahmerhythmus weiter einzuhalten.

Es gibt auch Kombinationspräparate, die nach dem "24 und 4"-Einnahmeschema konzipiert sind. Kombinationspräparate lassen sich weiter unterteilen.

In der Regel handelt es sich um Mikropillen. Dabei können verschiedene Phasen differenziert werden. So gibt es Einphasen-, Zweiphasen- und Dreiphasenpillen. Detailliertere Informationen zur Mikropille erhalten Sie hier.

Natürliche Pille

Schon einige Jahre lang gibt es zudem Präparate, die eine natürliche Form von Östrogen enthalten. "Natürlich" ist dabei relativ - die zwei gebräuchlichen Verbindungen - Estradiol und Estradiolvalerat - werden synthetisch hergestellt, allerdings weist ersteres die Struktur des im Körper befindlichen Estradiol auf, während Estradiolvalerat in das natürliche Estradiol umgewandelt wird.

Minipille

Unter der Minipille versteht man ein Einfachpräparat, das nur Gestagen enthält. Durch die Einnahme wird die körpereigene Produktion von Hormonen kaum beeinflusst. Hier gehen wir genauer auf die Wirkungsweise der Minipille ein.

Die Pille einnehmen - Was muss man beachten?

Die Antibabypille wird in erster Linie zur Verhütung genutzt. Sie kann aber auch zur Anwendung kommen bei:

In den meisten Fällen entsteht bei der Einnahme der Pille ein Zyklus, bei dem 21 Tage lang die Pille eingenommen wird. Danach erfolgt eine Pause von sieben Tagen, in der auf die Anwendung der Pille verzichtet wird. Es gibt aber auch den Langzeitzyklus, bei dem man die Pille durchgehend einnimmt.

Wann muss man mit der Pille anfangen?

Möchte man mit der Pilleneinnahme beginnen, sollte der richtige Zeitpunkt im Menstruationszyklus gewählt werden. Idealerweise beginnt man am ersten Tag der Regelblutung; in diesem Fall besteht sofortiger Schutz vor einer Schwangerschaft.

Liegt der erste Einnahmetag später, so erfolgt der Schutz erst einige Tage später. Während dieser Zeit sollte man zusätzlich verhüten, zum Beispiel mit einem Kondom.

Für wen ist die Pille geeignet und welche Form sollte man wählen?

Die Pille als alltäglich anzusehen, scheint angesichts der Risiken nicht der richtige Weg zu sein. Vielmehr sollten sich Frauen überlegen, ob es nicht Alternativen zur Pille gibt.

Grundsätzlich sollte die Pille nicht über Jahrzehnte hinweg eingenommen werden, auch wenn es als normal erscheint. Man bedenke, dass viele Frauen über 30 Jahre lang die Pille einnehmen und sich kaum über die eventuellen Folgen im Klaren sind.

Generell gilt: Die Pille ist verschreibungspflichtig, ohne Rezept darf sie also nicht ausgegeben werden. Der Frauenarzt wird sich für das Präparat entscheiden, welches er als besonders geeignet empfindet. Dabei spielen der Gesundheitszustand sowie auch mögliche Beschwerden oder Risikofaktoren, etwa

eine Rolle. Zudem ist auch beispielsweise der Nikotinkonsum entscheidend.

Pille vergessen - Was tun?

Um vom sicheren Verhütungsmittel "Pille" zu profitieren, ist die richtige Einnahme wichtig. Die meisten Präparate erlauben dabei ein Zeitfenster von 12 Stunden. Hier sollte man sich jedoch die Packungsbeilage genau durchlesen und sich bei Zweifeln an den Frauenarzt wenden.

Pille absetzen - Was muss beachtet werden?

Wer die Pille absetzen möchte, sollte sich sicherheitshalber von seinem Frauenarzt beraten lassen. Generell ist es bei Kombipräparaten sinnvoll, den Blister zuende zu nehmen. Die Einnahme der Minipille kann jederzeit beendet werden.

Pille ohne Rezept? - Was kostet die Antibabypille und wo kann man sie kaufen?

Im Falle von Krankheiten werden die Kosten für die Pille auch von den Krankenkassen übernommen. Ansonsten tragen die Kassen die Kosten nur bei jungen Frauen bis zum vollendeten 20. Lebensjahr. Je nach Präparat und Größe der Packung liegt der Preis normalerweise zwischen 5 und 17 Euro pro Monat.

Die Pille ist verschreibungspflichtig. Man erhält sie auf Rezept in der Apotheke.

Nebenwirkungen und Risiken der Antibabypille

Wie bei jedem anderen Medikament, kann es auch bei der Einnahme der Antibabypille zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen.

Dazu gehören:

Besonders in der Anpassungsphase, also in den ersten drei bis sechs Monaten der Einnahme, kommt es mitunter zu

Bevor man jedoch auf ein anderes Präparat umsteigt oder die Pille absetzt, wird empfohlen, diese Zeit erst einmal abzuwarten.

Mit Präparaten, in denen das Gestagen Drospirenon enthalten ist, lassen sich Wassereinlagerungen jedoch meist vermeiden, weil das Gestagen die Wasserausscheidung fördert. Allerdings können die Hormone der Pille sich auf den Appetit auswirken, sodass man gut auf seine Ernährung achten sollte.

In manchen Fällen kommt es in der Blutungsphase zu Migräne, die durch den plötzlichen Abfall von Östrogen hervorgerufen wird. In diesem Fall sollte man den Arzt nach einer östrogenfreien Verhütungsmethode befragen.

Gelegentlich sind auch schwerere Nebenwirkungen wie Thrombosen, Leberfunktionsstörungen oder zu hoher Blutdruck möglich.

Erhöhtes sowie niedrigeres Krebsrisiko durch die Pille

Doch gerade die Langzeiteinnahme der Pille fordert ihren Tribut. Bereits im Jahre 2003 zeigte eine Studie aus Oxford, dass die Einnahme der Pille das Krebsrisiko stark erhöht. Besonders das Risiko an Gebärmutterhalskrebs wird bei einer Einnahme der Pille über fünf Jahre um ein Eineinhalbfaches höher, bei der Einnahme über zehn Jahre sogar um das Doppelte.

Wann darf die Pille nicht eingenommen werden?

Unter bestimmten Umständen darf die Antibabypille überhaupt nicht eingenommen werden, weil sie sich sonst negativ auf die Gesundheit auswirken würde. Dazu gehören vor allem

  • schwere Leberschädigungen
  • Krankheiten der Augen- und Hirngefäße
  • Herz- oder Nierenerkrankungen, sowie
  • hormonabhängige Tumore.

Ebenso wird bei

  • starker Migräne
  • Diabetes oder
  • schwerem Bluthochdruck

von der Einnahme der Pille abgeraten. Frauen, die unter thromboembolischen Krankheiten wie zum Beispiel

leiden, müssen ebenso auf die Einnahme der Antibabypille verzichten.

Wechselwirkungen der Pille

Auch Wechselwirkungen, die die Wirksamkeit der Pille vermindern, sind möglich. Daher ist grundsätzlich Vorsicht bei der zusätzlichen Einnahme von anderen Arzneimitteln wie Antibiotika angebracht. Darüber hinaus kann die Wirkung der Antibabypille durch Erbrechen und Durchfall beeinträchtigt werden.