Sterilisation

Voraussetzungen, Durchführung und Risiken einer Verhütung durch chirurgische Eingriffe

Im Rahmen der Empfängnisverhütung können auch chirurgische Eingriffe durchgeführt werden. Dazu zählen die Vasektomie und die Tubensterilisation.

Von Jens Hirseland

Definition der Sterilisation

Von einer Sterilisation ist die Rede, wenn ein operativer Eingriff erfolgt, der die Fortpflanzung des Menschen verhindert. Die Sterilisation zählt zu den effizientesten Methoden der Empfängnisverhütung. So lässt sie sich nicht mehr oder nur durch eine erneute Operation aufheben.

Der Pearl Index für eine Sterilisation beträgt bei Männern 0,1 bis 0,2 und bei Frauen 0,1 bis 0,3.

Sterilisation von Tieren

Man unterscheidet zwischen der Sterilisation von Menschen und Tieren. Tierbesitzer, lassen ihre Haustiere oft sterilisieren, wenn sie keinen Nachwuchs wünschen. Besonders häufig werden deshalb

sterilisiert, wenn diese in der Mietwohnung zu Hause sind. Die meisten Besitzer würden es nicht übers Herz bringen, die Kleinen ihres Lieblings ins Tierheim oder in fremde Obhut zu geben.

Indikationen

Durchgeführt wird eine Sterilisation bei Männern oder Frauen, die keine Kinder bekommen möchten. Vor dem Eingriff wird die Einwilligung des Patienten benötigt.

Es gilt als empfehlenswert, sich im Vorfeld bei einer entsprechenden Stelle beraten zu lassen. Zwischen der Beratung und der Sterilisation sollte eine gewisse Zeit vergehen.

Eine Entscheidung fürs Leben

In den meisten Fällen lässt sich das Ganze nicht mehr - oder nur mit großen Risiken verbunden - rückgängig machen. Dies sollte man bedenken, da bei vielen Frauen Jahre nach der Sterilisation doch noch einmal der Kinderwunsch auftritt.

Kein Schutz vor Geschlechtskrankheiten

Obwohl immer wieder behauptet wird, die Sterilisation sei eine der sichersten Methoden zur Verhütung, kann auch mit diesem Eingriff keine 100-prozentige Garantie gewährt werden. Auch das sollte man sich klar machen, bevor man sich zu diesem entscheidenden Schritt entschließt.

Eine eingehende Beratung beim Frauenarzt sollte ohnehin vor jeder Sterilisation stehen.

Außerdem ist zu beachten, dass die Sterilisation zwar vor Schwangerschaft, keinesfalls aber vor der Übertragung von Geschlechtskrankheiten schützen kann. Hier ist immer zusätzlich eine Schutzmaßnahme zu treffen, insbesondere, wenn es sich um wechselnde Partner handelt.

Außerdem sollte man sich regelmäßig auf derartige Krankheiten untersuchen lassen, um auch wirklich jedem Risiko aus dem Weg zu gehen.

Unterschiede zur Kastration

Mitunter wird eine Sterilisation auch mit einer Kastration verwechselt. Bei dieser werden jedoch die weiblichen Eierstöcke bzw. die männlichen Hoden operativ entfernt oder mit Medikamenten gezielt zerstört. Im Unterschied zur Kastration ist nach einer Sterilisation auch weiterhin sexuelles Erleben möglich.

In Deutschland gibt es derzeit etwa 1,45 Millionen sterilisierte Frauen sowie ca. 450.000 sterilisierte Männer.

Methoden bei Mann und Frau

Bei der Sterilisation unterscheidet man zwischen:

  1. der Vasektomie, der Sterilisation des Mannes
  2. der Tubensterilisation, der Sterilisation der Frau

Im Rahmen der Vasektomie wird die Zeugungsfähigkeit des Mannes durch die Durchtrennung der Samenleiter erreicht. Bei der Tubensterilisation der Frau durchtrennt oder verklebt man die Eileiter, sodass kein Eisprung mehr erfolgen kann.

Im Folgenden gehen wir etwas näher auf die unterschiedlichen Verfahren ein.

Wissenswertes zur Vasektomie

Eine Vasektomie wird in Deutschland jährlich bei ca. 30.000 bis 50.000 Männern durchgeführt. Sie gilt als wirksamste Form zur Empfängnisverhütung. Im Rahmen des Eingriffes erfolgt die Durchtrennung der Samenleiter, wodurch keine Spermien mehr von den Hoden bis zur Harnröhre gelangen können.

Ablauf

Eine Vasektomie erfolgt zumeist ambulant. Vor Beginn des Eingriffs verabreicht man dem Patienten eine lokale Betäubung.

  1. Erster Schritt der Vasektomie ist das Vornehmen von kleinen Hautschnitten am Hodensack, wodurch die Samenleiter, die sich unmittelbar unter der Haut befinden, freigelegt werden.
  2. Anschließend erfolgt das Durchtrennen der Samenleiter. Dazu werden ein bis drei Zentimeter vom Samenleiter herausoperiert.
  3. Danach verödet oder vernäht der Operateur die Öffnungen oder bindet sie ab.

Insgesamt nimmt eine Vasektomie rund 20 Minuten in Anspruch.

Nach der Operation

Nach der Vasektomie ist einige Tage lang Schonung zu empfehlen. Geschlechtsverkehr kann theoretisch nach etwa sieben Tage wieder erfolgen.

Allerdings ist der Mann noch bis zu drei Monate nach dem Eingriff weiterhin zeugungsfähig. Das liegt daran, dass sich im Gangsystem und der Samenblase noch einige Zeit befruchtungsfähige Samenfäden halten können. Aus diesem Grund muss vorerst weiterhin auf Verhütung geachtet werden.

Die Unfruchtbarkeit des Mannes lässt sich durch eine Nachuntersuchung feststellen, die ungefähr 6 bis 8 Wochen nach der Vasektomie stattfindet. Erst, wenn sich im Ejakulat keine Spermien mehr befinden, gilt der Mann als unfruchtbar. Zur Ermittlung werden hintereinander zwei Spermienproben entnommen.

Nebenwirkungen

Durch eine Vasektomie kann es zu kleineren Nebenwirkungen kommen, die jedoch als beherrschbar gelten. Dazu gehören

Zu diesen unerwünschten Nebeneffekten kommt es bei etwa 5 Prozent aller betroffenen Männer.

Folgen

Die Vasektomie wirkt sich auf die Zusammensetzung des Spermas aus. Obwohl sich keine Samen mehr im Sperma befinden, kommt es dennoch beim Orgasmus zu einer Ejakulation. Das Ejakulat setzt sich dann aus Flüssigkeit zusammen, die in der Prostata (Vorsteherdrüse) entsteht. Sexualität und Hormonhaushalt werden durch eine Vasektomie nicht negativ beeinträchtigt.

Nach einer Vasektomie ist es möglich, diese durch eine operative Refertilisierung wieder rückgängig zu machen. Mit zunehmender Dauer der Sterilisation sinken jedoch die Erfolgschancen. Studien zufolge sollte eine Refertilisierung möglichst in den ersten drei Jahren nach der Vasektomie erfolgen.

Bei rund 10 Prozent aller Männer kommt es nach der Sterilisation doch noch zu einem Kinderwunsch.

Sicherheit

Der Pearl Index der Vasektomie liegt bei 0,1 bis 0,2. So gilt die Sterilisation des Mannes als eine der zuverlässigsten Methoden zur Empfängnisverhütung.

Nur selten kommt es zum erneuten Zusammenwachsen der Samenleiter. Aus diesem Grund wird empfohlen, nach einem Jahr noch einmal eine Spermaprobe untersuchen zu lassen.

Kosten

Die Kosten für eine Vasektomie betragen etwa 400 bis 500 Euro. Da die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die männliche Sterilisation seit 2004 nur noch in medizinisch notwendigen Fällen tragen, muss der Patient sie meist selbst übernehmen.

Wissenswertes zur Tubensterilistion

In der Medizin bezeichnet man die Tubensterilisation der Frau auch als Tubenligatur. Gemeint ist damit das Durchtrennen der Eileiter (Tuben), um auf die Dauer eine Zusammenkunft zwischen der weiblichen Eizelle und den männlichen Spermien zu unterbinden.

Anwendungsgebiete

Die Tubensterilisation dient zur Empfängnisverhütung der Frau. Darüber hinaus kann der operative Eingriff aber auch aus medizinischen Gründen erfolgen. So gibt es zum Beispiel Frauen, für die eine Schwangerschaft erhebliche gesundheitliche Risiken mit sich bringen würde.

Als häufigste Indikationen gelten

Ablauf

Die Durchführung einer Tubensterilisation erfolgt oftmals stationär mit einem Klinikaufenthalt von ein bis zwei Tagen. In den letzten Jahren haben aber auch ambulante Sterilisationen zugenommen.

Laparoskopie

Bei den meisten Patientinnen wird ein minimal-invasiver Eingriff durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine Laparoskopie (Bauchspiegelung). Es ist aber auch möglich, die Tubensterilisation mit einer anderen Operation am Bauch zu verbinden.

  1. Vor dem Eingriff erhält die Patientin eine Vollnarkose.

  2. Dann nimmt der Operateur einen kleinen Hautschnitt am Bauchnabel vor.

  3. Zur Durchtrennung der Eileiter ist deren Verschweißen mittels Hitze möglich, was man als Thermokoagulation bezeichnet.

Als weitere Methoden kommen das Durchtrennen der Eileiter oder das Zusammenpressen mit Clips aus Kunststoff infrage. Auf diese Weise können die Eizellen nicht mehr durch die Eileiter zur Gebärmutter gelangen. Auch die männlichen Samenzellen schaffen es nicht mehr zu den Eizellen.

Nach der Tubensterilisation findet der Eisprung weiterhin statt. Das Ei wird in die Bauchhöhle transportiert, wo sein Abbau erfolgt.

Essure-Methode

Ein neuartiges Verfahren zur Tubensterilisation stellt die Essure-Methode dar. Dabei setzt man über die Vagina und die Gebärmutter eine Mikrospirale ein, die entweder aus Metall oder Kunststoff besteht.

Einer Vollnarkose bedarf es dazu nicht. In einem Zeitraum von drei Monaten wächst das Körpergewebe allmählich in die Spirale ein, was wiederum zu einer Blockade der Eileiter führt.

Da die Frau während dieser Zeit noch Kinder bekommen kann, ist es wichtig, auf die Verhütung zu achten.

Nebenwirkungen

Bei einer Tubensterilisation bestehen gewisse Risiken und Nebenwirkungen. So sind durch die Operation

  • Infektionen
  • Blutungen und
  • Verletzungen in der Bauchhöhle

im Bereich des Möglichen. Darüber hinaus erhöht sich das Risiko, dass es zu einer Eileiterschwangerschaft oder Bauchhöhlenschwangerschaft kommt.

Gelegentlich können nach dem Eingriff auch Zyklusstörungen oder vorzeitig einsetzende Wechseljahresbeschwerden auftreten.

Folgen

Auf den Hormonhaushalt der Frau wirkt sich die Tubensterilisation nicht aus. Das Gleiche gilt für ihren Sexualtrieb. Die Eizelle, die nun nicht mehr bis zur Gebärmutter gelangt, wird von dem Gewebe der Eileiter aufgenommen und abgebaut.

Für den Fall, dass sich nach der Sterilisation doch noch ein Kinderwunsch einstellt, besteht die Möglichkeit einer Refertilisation, deren Erfolgschancen allerdings ungewiss sind. Etwa 54 bis 75 Prozent aller betroffenen Frauen können nach einer Refertilisation wieder schwanger werden. Dazu muss ein erneuter operativer Eingriff erfolgen.

Generell wird empfohlen, sich vor der Durchführung einer Tubensterilisation ausführlich von einem Frauenarzt beraten zu lassen.

Sicherheit

Die Tubensterilisation gehört zu den zuverlässigsten Methoden der Empfängnisverhütung. So liegt der Pearl Index bei 0,1 bis 0,3.

Kosten

Die Kosten für eine Tubensterilisation betragen zwischen 1.000 und 1.500 Euro. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen seit dem Jahr 2004 nur noch die Kosten für medizinisch notwendige Sterilisationen. Das heißt, dass eine Schwangerschaft eine Gefahr für die physische oder psychische Gesundheit der Frau bedeuten muss.

Weitere Gynäkologische Eingriffe

Auf den folgenden Seiten behandeln wir die unterschiedlichen gynäkologischen Eingriffe.

Erhalten Sie einen Überblick zum Thema in unserem allgemeinen Artikel:

Gynäkologische Erkrankungen