Schwerhörigkeit - Ursachen, Symptome und Behandlung

Schwerhörigkeit ist weit verbreitet. Man unterscheidet zwischen Schallleitungs- und Schallempfindungsschwerhörigkeit.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: H90 H91
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Krankheitsbild

Schwerhörigkeit (Hypakusis) ist in der heutigen Zeit weit verbreitet. Man versteht darunter ein eingeschränktes Hörvermögen. Dabei kann der Hörverlust sowohl geringfügig und vorübergehend als auch vollständig und dauerhaft sein.

Auf der ganzen Welt leiden ungefähr 300 Millionen Menschen unter Schwerhörigkeit. Vor allem ältere Menschen über 65 Jahren sind betroffen, aber auch bei jungen Menschen nimmt Schwerhörigkeit aufgrund von steigender Lärmbelastung immer mehr zu.

Auswirkungen

Für die Betroffenen kommt es durch das eingeschränkte Hörvermögen zu verschiedenen Nachteilen. So leidet vor allem die Kommunikation mit anderen Menschen unter der Schwerhörigkeit, was sich oft negativ auf das soziale Leben auswirkt.

Liegt eine Hörschwäche bereits bei Babys oder kleinen Kindern vor, besteht die Gefahr, dass es zu Störungen in ihrer Entwicklung kommt, denn das Hören ist sehr wichtig, damit das Sprechen erlernt werden kann.

Im Normalfall nimmt das Ohr, das aus dem Innenohr, dem Mittelohr und dem äußeren Ohr besteht, Schallwellen über das äußere Ohr auf. Durch das Trommelfell wird der Schall in Vibrationen umgewandelt und anschließend an das Mittelohr weitergeleitet.

In der Gehörschnecke, die sich im Innenohr befindet, kommt es zur Fortsetzung der Bewegungen. Je nach Tonhöhe werden Erregungen an verschiedenen Stellen ausgelöst. Letztlich wertet das Gehirn die Impulse aus und nimmt die Umwandlung in wahrgenommene Töne vor. Durch unterschiedliche Ursachen kann es jedoch zu Störungen und damit zu Schwerhörigkeit kommen.

Der HNO-Arzt unterscheidet die

  • Schallempfindungsschwerhörigkeit
  • Schallleitungsschwerhörigkeit
  • Kombination aus beidem sowie
  • eine akute und eine chronische Schwerhörigkeit.

Sowohl die Schallempfindungsschwerhörigkeit als auch die Schallleitungsschwerhörigkeit können akut auftreten und wieder verschwinden oder auch eine chronische Form annehmen und dauerhaft bleiben.

Schallleitungsschwerhörigkeit SLS

Mediziner bezeichnen die Schallleitungsschwerhörigkeit auch als Mittelohrschwerhörigkeit oder Schallleitungsstörung. Dabei wird der Schall, der über das Trommelfell kommt, nicht ausreichend an das Innenohr weitergegeben. Das heißt, dass die Betroffenen die Schallsignale leiser hören.

Allerdings bleibt die Verständlichkeit von gesprochenen Worten weitgehend erhalten. Darüber hinaus werden sämtliche Tonhöhen gleich schlecht wahrgenommen.

Schallempfindungsschwerhörigkeit (SES)

Zu einer Schallempfindungsschwerhörigkeit, die auch als Schallempfindungsstörung oder Innenohrschwerhörigkeit bezeichnet wird, kommt es, wenn eine Funktionsschwäche oder Schädigung im Innenohr vorliegt. Manchmal kann auch der Hörnerv, der zum Gehirn führt, geschädigt sein, was jedoch eher selten vorkommt.

Die Schallsignale werden bei einer Innenohrschwerhörigkeit verhältnismäßig gut empfangen, allerdings kommt es zu einer veränderten Wahrnehmung, denn die Frequenzen, vor allem die hohen Töne, gehen in unterschiedlichem Maße verloren. Dieser Vorgang wirkt sich auf das Klangbild, den Aufbau und die Qualität der wahrgenommenen Töne oder Sprache aus. Im Grunde genommen ist die Schallempfindungsschwerhörigkeit mehr eine Fehlhörigkeit.

Ursachen

Akute Schallempfindungsstörung

Eine akute Schallempfindungsstörung entsteht zum Beispiel durch

  • äußerst starken Lärm von mehr als 120 dB wie zum Beispiel durch einen lauten Knall oder eine Explosion
  • Stress
  • einen Hörsturz
  • einen Membranenriss zwischen Innenohr und Mittelohr
  • eine schwere Schädelverletzung aufgrund eines Unfalles

Bei dieser Form der Schwerhörigkeit funktionieren die Gehörknöchelchen im Ohr oder der Hörnerv nur noch unzureichend. Auch das Gehirn kann daran beteiligt sein.

Aber auch verschiedene Infektionskrankheiten wie

wie Quecksilber, Blei, Kohlenmonoxid oder Fluor können eine Verminderung des Hörvermögens zur Folge haben.

Chronische Schallempfindungsstörung

Die chronische Schallempfindungsstörung entsteht durch

  • dauerhafte starke Lärmbelastung
  • das Alter oder auch durch
  • Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Nierenerkrankungen.

Diese Form der Hörstörung kann ebenfalls angeboren sein.

Akute Schallleitungsschwerhörigkeit

Von einer Schallleitungsschwerhörigkeit spricht man, wenn der Gehörgang verschlossen ist und die Töne somit nicht mehr bis ins Innenohr des Menschen gelangen können. Die akute Schallleitungsschwerhörigkeit kann harmlose Ursachen wie zum Beispiel zu viel Ohrschmalz oder Wasser im Ohr (wie nach dem Tauchen) haben.

Wird der Ohrschmalzpfropf entfernt bzw. läuft das Wasser wieder aus dem Ohr heraus, ist die Schallleitungsschwerhörigkeit behoben. Auch

  • eine Außen- oder Mittelohrentzündung
  • Beschädigungen des Trommelfells
  • ein Verschluss oder eine Verletzung der Ohrtrompete
  • ein Schlag auf das Ohr oder
  • starker Schnupfen

können ebenfalls eine akute Schallleitungsschwerhörigkeit verursachen.

Chronische Schallleitungsschwerhörigkeit

Eine chronische Schallleitungsschwerhörigkeit entsteht zumeist durch

Oftmals wird eine Schallempfindungsschwerhörigkeit auch durch diverse Alterungsprozesse hervorgerufen.

Kombinierte Schwerhörigkeit

In manchen Fällen ist es aber auch möglich, dass beide Formen zugleich auftreten. Ursache dafür kann beispielsweise ein Explosionstrauma sein. Kommt es durch die Explosion eines Feuerwerkskörpers unmittelbar neben dem Ohr zu einer starken Lärmbelastung, kann durch den lauten Knall das Innenohr geschädigt und den enormen Druck der Schallwelle das Trommelfell reißen, wodurch beide Formen der Schwerhörigkeit eintreten.

Ebenso kann eine gleichzeitige Erkrankung von Mittelohr und Innenohr zu einer kombinierten Schwerhörigkeit führen. Dazu gehören vor allem Mittelohrentzündungen wie die Labyrinthitis, bei denen auch das Innenohr in Mitleidenschaft gezogen wird.

Weitere Ursachen

Liegt eine Schwerhörigkeit bereits in der Familie, kann die Veranlagung dafür auch vererbt werden. Erkrankt die schwangere Frau während der Schwangerschaft zum Beispiel an Röteln, kann dies ebenfalls eine Schwerhörigkeit für das noch ungeborene Baby zur Folge haben. Auch ein Sauerstoffmangel während der Entbindung kann eine Hörstörung für das Neugeborene zur Folge haben.

Eine Vielzahl von Faktoren wie Lärm, ein Hörsturz oder eine Ohrentzündung ist für ein nachlassendes Gehör verantwortlich. Doch auch ein Mangel an Nährstoffen und Tabakkonsum gelten als Risikofaktoren für vorzeitigen Hörverlust.

Altersschwerhörigkeit: Rauchen und Nähstoffmangel schaden dem Ohr

Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis) tritt mit zunehmendem Alter auf, vorwiegend zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. Der Hörverlust ist durch den natürlichen Alterungsprozess bedingt.

Ursachen wie starke Lärmbelästigung, Durchblutungsstörungen oder Diabetes können den Hörverlust beschleunigen. Doch mittlerweile belegen etliche Studien, dass auch Nikotinkonsum und ein ungesunder Lebensstil die Gefahr für Hörschäden im Alter deutlich erhöhen. Wer mit dem Rauchen aufhört und auf eine ausreichende Nährstoffzufuhr achtet, kann das Risiko für Hörschäden erheblich senken.

Faktor Rauchen: 15 Prozent höheres Risiko für Hörverluste

Raucher haben bekanntlich ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, doch Nikotin kann auch ursächlich für Schwerhörigkeit sein. HNO-Ärzte schätzen die Gefahr zwar als relativ gering ein, doch der Risikofaktor Nikotin erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Beeinträchtigung des Hörvermögens im Vergleich mit Nichtrauchern um immerhin rund 15 Prozent.

Dabei steigt die Gefahr für einen Hörverlust, je länger und häufiger Raucher Tabak konsumieren. Nach einem Rauch-Stopp sinkt das Risiko für Hörprobleme sogar unter das von Nichtrauchern. Wissenschaftler schreiben das der Umstellung auf eine allgemein gesundheitsbewusste Lebensweise zu.

Durchblutungsstörungen nach Hörsturz

Auch nach einem Hörsturz sollten Raucher den Zigaretten entsagen, denn diese Art Schwerhörigkeit entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen. Nikotin fördert die Verengung der kleinen Gefäße zusätzlich, wodurch das Hörsturz-Risiko steigt.

Neben Tabakkonsum kann auch der Genuss von Kaffee entgegen der weitläufigen Annahme zu einer Gefäßverengung im Hirn führen. Ebenso ist zu viel Alkohol Gift für die im Innenohr befindlichen Haarzellen, denn diese Zellen sind unverzichtbar für die Erhaltung des Hörvermögens. Ein alkoholisches Getränk in der Woche soll dagegen sogar gut für die Ohren sein.

Gehörverlust eindämmen mit ausgewogener Ernährung

Meistens wird behauptet, dass sich das Risiko für vorzeitigen Hörverlust durch die Vermeidung von Lärm eindämmen lässt, doch auch eine nährstoffarme Ernährung kann den Verlust des Gehörs beschleunigen. Forschungsteams aus verschiedenen Ländern kamen ohne Ausnahme zu der Erkenntnis, dass eine ausgewogene Ernährungsweise in Kombination mit der Zufuhr qualitativer Nahrungsergänzungsmittel einen Hörverlust verhindern kann.

Osteopenie durch Vitamin-D-Mangel

Die Studienergebnisse verdeutlichen außerdem, dass sich die Sensitivität in Bezug auf Geräusche sogar besserte. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass ein Vitamin-D-Mangel nicht nur zu einer Rachitis bei Kindern führen kann, sondern bei Erwachsenen die Osteopenie (Demineralisierung der Knochen) fördert. Ist ein Mangel an Vitamin D verantwortlich für poröse Gehörknöchelchen, ist das Risiko für die Entstehung eines Hörschadens bis hin zur Taubheit drastisch erhöht.

Die regelmäßige Zufuhr komplexer Vitamine kann das Hörvermögen deutlich verbessern. Dieser Zusammenhang macht klar, dass Altersschwerhörigkeit wie so viele andere altersbedingte Einschränkungen durch eine nährstoffreiche Kost verhindert oder hinausgezögert werden könnten. Ein ausgewogener Ernährungsstil und ein gesundes Körpergewicht in Verbindung mit viel Bewegung sind die besten Voraussetzungen, um Schwerhörigkeit im Alter entgegenwirken.

Verlauf

Wie die Schwerhörigkeit verläuft, ist individuell verschieden. Je früher eine Behandlung erfolgt, desto besser sind in der Regel die Heilungschancen. In vielen Geburtskliniken wird bei den Neugeborenen routinemäßig ein Neugeborenen-Screening durchgeführt, so dass bereits bei einem wenige Tage alten Baby festgestellt werden kann, ob Hörstörungen bestehen oder nicht.

Symptome

Patienten mit einer Schwerhörigkeit hören Töne und Geräusche schlechter oder gar nicht mehr. Der Hörfehler kann sowohl von Geburt an bestehen als auch erworben sein.

Viele ältere Menschen leiden an einer Schwerhörigkeit. In gewissem Maße ist dies dann jedoch ein normaler Vorgang. Schwerhörigkeit kann nur leicht ausgeprägt sein und bis zur Taubheit reichen.

Schwerhörige Patienten drehen Radio und Fernseher besonders laut auf und sprechen meist auch lauter. Wer mit ihnen spricht, muss oftmals auch lauter und deutlicher sprechen, damit der Betroffene versteht was gemeint ist.

Babys mit einer angeborenen Hörstörung geben keine oder nur wenige Brabbellaute von sich und reagieren auch nicht, wenn sie angesprochen werden oder auf auf Spielzeug mit integrierten Rasseln oder Glöckchen. Je nach Ausprägung der Erkrankung besteht bei Erwachsenen oft neben der Hörstörung auch ein dauerndes Schwindelgefühl.

Schwerhörigkeit bei Schülern erkennen

Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass eine Hörminderung auch erst im Laufe des Alters auftreten kann. Wenn die schulischen Leistungen des eigenen Kindes auf einmal schlechter werden und es sich nicht mehr konzentrieren kann und will, muss es nicht gleich Faulheit oder Desinteresse sein.

Ein Hörtest beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt kann Eltern die Gewissheit geben, ob es sich um eine Verschlechterung des Hörvermögens handelt. Ist dies der Fall, erscheint die Auswirkung - nämlich Konzentrationsstörungen und schulische Probleme - auf einmal ersichtlich.

Dem Schüler oder der Schülerin fällt es zunehmend schwerer, dem Lehrer zu folgen wenn der Lärm der Mitschüler diesen übertönt. Irgendwann kommt der Punkt, an dem Betroffene es aufgeben, dem Lehrer zuhören zu wollen, da es schlichtweg zu anstrengend wird.

Diagnose

Der HNO-Arzt befragt den Patienten und gegebenenfalls auch die Angehörigen nach den Beschwerden. Der Facharzt führt eine Untersuchung der Ohren mit dem Otoskop durch.

In jedem Fall wird ein Hörtest durchgeführt. Der Patient hört dazu über Kopfhörer Töne in verschiedenen Tonlagen und Lautstärken, erst auf dem einen, dann auf dem anderen Ohr.

Jedes Mal, wenn er einen Ton hört, muss er auf einen Knopf drücken. Mit Hilfe einer Stimmgabel kann der Arzt feststellen, um welche Hörstörung es sich genau handelt.

Oft wird auch eine Röntgen- oder Computertomografieaufnahme der Ohren angefertigt. Muss der HNO-Arzt weitere Erkrankungen als Ursache für die Schwerhörigkeit ausschließen, erfolgt auch oftmals noch eine Untersuchung des Blutes.

Weitere Untersuchungsmöglichkeiten sind

  • der Weber- und der Rinneversuch
  • eine Hirnstammaudiometrie
  • ein Ton- und Sprachaudiogramm sowie
  • eine Stapediusreflex-Messung.

Behandlung

Ohrspülung und Medikamente

Ist die Ursache der Schwerhörigkeit ein Ohrschmalzpfropf, muss dieser durch den HNO-Arzt oder den Hausarzt entfernt werden. Dazu wird das Ohr mit einem Wasserstrahl ausgespült, so dass das Ohrschmalz heraus fließen kann und der Gehörgang wieder frei ist. Das Ohrenschmalz kann auch abgesaugt werden.

Ist ein Hörsturz die Ursache der Schwerhörigkeit, erfolgt die Therapie meist in Form von Tabletten und durchblutungsfördernden Infusionen. Liegt der Schwerhörigkeit eine bakterielle Infektion wie zum Beispiel eine Mittelohrentzündung zugrunde, wird diese mit Antibiotika behandelt. Bei einem akuten Tubenkatarrh genügt zumeist die unterstützende Gabe von abschwellenden Nasentropfen, da die Erkrankung in der Regel von selbst wieder ausheilt.

Operationen und Hörgeräte

Bei einer Schalleitungsschwerhörigkeit wird oftmals auch eine operative Therapie eingesetzt. Erfüllen beispielsweise die Gehörknöchelchen im Ohr nicht mehr ihre Funktion, können sie durch eine kleine Prothese, eine so genannte Steigbügelplastik, ersetzt werden.

Hat das Trommelfell einen Riss und besteht zusätzlich eine unzureichende Funktion der Gehörknöchelchen, kann auch eine so genannte Tympanoplastik durchgeführt werden. Hier werden die Gehörknöchelchen entweder durch eine Prothese oder körpereigene Knochen ersetzt.

Viele schwerhörige Patienten tragen auch ein Hörgerät am Ohr. Dieses wird hinter dem Ohr angebracht und bewirkt, dass die Betroffenen wieder (besser) hören können.

Es gibt auch Hörgeräte, die im Ohr getragen werden. Diese sind jedoch meist technisch schlechter als die Geräte, die außen getragen werden. Großer Vorteil dieser kleinen Hörgeräte im Ohr ist jedoch, dass sie nicht zu sehen sind.

Helfen normale Hörgeräte nicht, kann auch ein so genanntes Cochlea-Implantat in das Ohr eingesetzt werden. Dieses Implantat besteht aus einem Teil, das während einer Operation ins Ohr gesetzt wird und einem weiteren Teil, das hinter dem Ohr getragen wird wie ein normales Hörgerät.

Durch dieses Implantat wird es tauben und schwersthörgeschädigten Menschen ermöglicht, die Stimmen und Geräusche ihrer Umgebung (wieder) wahrzunehmen. Das Cochlea-Implantat kann auch bereits Kindern eingesetzt werden.

Im Anschluss an die Operation und die Akutbehandlung im Krankenhaus findet in der Regel eine Weiterbehandlung einer Rehabilitationsklinik statt. Dort lernen die Betroffenen mit ihrem Gerät umzugehen und die nun gehörten Geräusche richtig einzuordnen. Diese Hörhilfe ist mit 40.000 EUR Gesamtkosten wohl die teuerste.

Vorbeugung

Einer angeborene Schwerhörigkeit kann man meist nicht vorbeugen. Jede Frau mit Kinderwunsch sollte jedoch bereits vor einer Schwangerschaft ihren Röteln-Titer (Antikörper gegen Röteln im Blut) im Blut bestimmen lassen, um Folgeschäden für das Baby zu vermeiden.

Dauerhafter Lärm kann das Innenohr und somit das Hörvermögen zerstören. Wer Musik über Kopfhörer hört, sollte diese nicht zu laut einstellen, um keine Schwerhörigkeit zu riskieren.

Wer eine Hörverminderung feststellt, sollte dies umgehend von einem HNO-Arzt abklären lassen. Je früher eine Behandlung beginnt, desto besser stehen die Chancen wieder richtig zu hören.

Wer schwerhörig ist, hat im Alltag einige Hürden zu nehmen - was in Sachen Berufswahl beachtet werden sollte, zeigen wir im Folgenden...

Tipps für die richtige Berufswahl von Schwerhörigen

In Deutschland ist ca. jeder fünfte Bundesbürger, der älter als 14 Jahre ist, von Schwerhörigkeit betroffen. Auch bei jungen Menschen kommt es aufgrund von steigenden Lärmbelastungen immer häufiger zu einer mehr oder weniger starken Schwerhörigkeit.

Berufswahl früher und heute

Vielen Menschen, die unter einer Hörschädigung leiden, fällt es schwer, den richtigen Beruf zu finden. In früheren Jahren gingen hörgeschädigte Menschen meist Berufen nach, bei denen nur wenig Kommunikation erforderlich war, wie zum Beispiel

Nach Angaben des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales arbeiten heutzutage jedoch immer mehr schwerhörige Menschen als Akademiker oder Handwerker oder gehen einem Studium nach. Im Grunde genommen lassen sich fast alle Berufe trotz Schwerhörigkeit ausüben. Nicht geeignet bei einer Hörbehinderung sind allerdings Tätigkeiten wie

Mehr Rechte für Schwerhörige

Durch die Einführung des Behindertengleichstellungsgesetzes im Jahr 2002 und die Anerkennung der Gebärdensprache haben sich die Rechte von hörbehinderten Menschen verbessert. Allerdings geht die Umsetzung in der Arbeitswelt nur langsam voran.

Bereits in der Schule vermittelt man hörgeschädigten Menschen Selbstbewusstsein und macht sie mit verschiedenen Berufen, die sich für sie eignen, vertraut.

Medienberufe als neue Chance

Darüber hinaus bieten sich durch die zunehmende Bedeutung der elektronischen Medien neue Chancen bei der Berufswahl. So werden beispielsweise im Kreativbereich und im Internet-Sektor Ausbildungen zum

  • Mediengestalter
  • Filmeditor
  • Videoeditor
  • Informatikkaufmann
  • Systemelektroniker
  • Fachinformatiker oder
  • Medien- und Werbevorlagenproduzenten

angeboten. Gerade die neuen Medien haben für Hörgeschädigte den großen Vorteil, dass sie ihre Behinderung kompensieren können, da Computer und Internet auch ohne gesprochene Worte Kommunikation und Teamwork ermöglichen.

Für die Kommunikation via E-Mail, SMS oder Fax sind schriftliche Fähigkeiten natürlich besonders wichtig. Diese sollten daher so früh wie möglich gefördert werden. An speziellen Schulen für Hörgeschädigte kann man zudem die Gebärdensprache oder Lippenlesen lernen.

Unterstützung für Jugendliche

Damit hörbehinderte Jugendliche einen passenden Beruf finden, ist es wichtig, sie bei der Berufswahl zu begleiten und sie individuell vorzubereiten. Hilfreich können Praktika sein, bei denen die Jugendlichen zwanglos prüfen können, ob der gewählte Beruf auch der richtige für sie ist.

Während dieser Zeit erhalten sie eine sozialpädagogische Begleitung. Nach einem Praktikum wertet man die individuellen Fähigkeiten des Schülers sowie die Berufsanforderungen aus, um Fehlentscheidungen zu vermeiden.

Hilfestellung durch Arbeitsassistenten

Für eine bessere Kommunikation am Arbeitsplatz gibt es mittlerweile zahlreiche Hilfsmöglichkeiten. So haben hörgeschädigte Arbeitnehmer das Recht auf einen Arbeitsassistenten.

Dabei handelt es sich um einen Dolmetscher, der den Hörbehinderten bei der Arbeit begleitet, und gesprochene Worte in Gebärdensprache übersetzt. Die Kosten für diese speziellen Mitarbeiter werden von den Integrationssämtern oder der Agentur für Arbeit übernommen.

Das A und O ist natürlich die Kommunikation zwischen Schwerhörigen und Normalhörenden...

Tipps für den Dialog zwischen Schwerhörigen und Normalhörigen

Hörbehinderungen zählen nach wie vor zu den großen Tabus in der Gesellschaft. So werden hörgeschädigte Menschen oftmals als "dumm", "schwer von Begriff", oder "stur" abgestempelt und sogar verspottet und ausgelacht, wenn sie einen Zusammenhang falsch verstehen.

Dies führt jedoch häufig dazu, dass sich die Betroffenen immer mehr zurückziehen und schließlich ganz auf zwischenmenschliche Kommunikation verzichten. Das muss jedoch nicht sein, denn wenn sowohl Schwerhörige als auch Normalhörende einige Verhaltensregeln beachten, ist durchaus ein konstruktiver Dialog möglich.

Tipps für Schwerhörige

Zunächst einmal ist es wichtig, dass sich schwerhörige Menschen auch zu ihrem Handicap bekennen und sich nicht isolieren. So lassen sich zum Beispiel technische Hilfen wie Hörgeräte verwenden, oder spezielle Kurse für Hörtaktik, Sprachtraining und Kommunikation besuchen.

Außerdem müssen Hörgeschädigte meist den ersten Schritt zu einem Dialog tun, indem sie auf ihre Situation und die daher erforderlichen Umgangsformen hinweisen. Als erstes sollte der Gesprächspartner auf die Schwerhörigkeit aufmerksam gemacht werden, um unnötigen Missverständnissen vorzubeugen.

Damit man den Gesprächspartner besser verstehen kann, empfiehlt es sich, diesen zu bitten, deutlicher zu reden und sich einem beim Sprechen zuzuwenden. Auf diese Weise besteht die Möglichkeit, von den Lippen abzulesen.

Hat man etwas nicht richtig verstanden, sollte man den Gesprächspartner bitten, seine Worte zu wiederholen und nicht vortäuschen, dass man doch alles gehört hat. Dabei kann man ruhig um Verständnis für die Hörbehinderung bitten. Schließlich braucht sich niemand für seine Schwerhörigkeit zu schämen oder sich deswegen zurückzuziehen.

Ist man mit mehreren Menschen zusammen, wird empfohlen, sich zu jemandem zu setzen, der deutlich genug spricht. Möglicherweise ist diese Person auch dazu bereit, die Gespräche zusammenzufassen.

Tipps für Normalhörende

Doch auch Normalhörende können viel zu einem Dialog mit Schwerhörigen beitragen. So wissen Menschen mit einem gesunden Gehör meist nicht, dass ein Gespräch für Hörgeschädigte ziemlich anstrengend ist. Am besten stellt man sich vor, wie es ist, wenn man im Fernsehen eine Sendung sieht, der Ton aber so leise ist, dass man nur einen Bruchteil versteht.

Schwerhörige Menschen müssen, um Zusammenhänge zu verstehen, einem Gespräch sehr konzentriert folgen. Daher ist es wichtig, wenn man als Normalhörender Geduld aufbringt und in ruhigem und deutlichem Tonfall spricht. Das gilt auch für ein Telefongespräch.

Außerdem sollte man sich in die Nähe des schwerhörigen Gesprächspartners begeben und ihn beim Sprechen direkt ansehen, damit er von den Lippen ablesen kann. Des Weiteren ist es ratsam, während des Redens nicht zu essen oder einen Kaugummi zu kauen.

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  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165

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