Merkmale einer Sinnesbehinderung

Als Sinnesbehinderung bezeichnet man Beeinträchtigungen der Sinnesorgane. Dazu gehören in erster Linie Hör- und Sehbehinderungen. Menschen mit diesen Behinderungen müssen sich im Alltag besonderen Herausforderungen stellen. Es gibt einige Hilfsmittel und Möglichkeiten der Unterstützung. Bei der Kommunikation mit einem Menschen mit Sinnesbehinderung sind einige Punkte zu beachten. Informieren Sie sich über die Merkmale einer Sinnesbehinderung.

Von Jens Hirseland

Die Sinnesbehinderung beschreibt eine Beeinträchtigung der Sinneswahrnehmung. Dabei sind die so genannten Fern-Sinneskanäle betroffen, welche sich auf den Gehör- sowie den Gesichtssinn beziehen.

Behinderungen der Fern-Sinneskanäle

Bei Sinnesbehinderungen handelt es sich in erster Linie um Behinderungen der Fern-Sinneskanäle. Dagegen gelten Behinderungen des Geschmackssinns, des Geruchssinns oder des Tastsinns nicht als Sinnesbehinderungen, die vorrangig gefördert werden müssen. Allerdings gibt es auch hier ergänzende Förderungsmöglichkeiten.

Für die Sonderpädagogik haben Behinderungen der Fern-Sinneskanäle eine besondere Bedeutung, weil sie wichtig für das Aufnehmen von Informationen sind. Bei Sinnesbehinderungen handelt es sich entweder um Sehbehinderungen wie Fehlsichtigkeit und Blindheit oder Hörbehinderungen wie Schwerhörigkeit und Gehörlosigkeit. Eine besonders schwere Form der Sinnesbehinderung ist die Taubblindheit.

Hörbehinderungen

Hörbehinderungen sind unterschiedlich ausgeprägt. So reichen sie von verschiedenen Schwerhörigkeitsgraden bis zu völliger Taubheit. Auch Tinnitus wird mittlerweile als Hörbehinderung eingestuft.

Einteilung des Schweregrades

Die Einteilung der Schweregrade erfolgt nach dem prozentualen Hörverlust des Ohrs. So gelten

  • 20 bis 40 Prozent als geringgradige Schwerhörigkeit,
  • 40 bis 60 Prozent als mittelgradige Schwerhörigkeit,
  • 60 bis 80 Prozent als hochgradige Schwerhörigkeit und
  • 80 bis 95 Prozent als Resthörigkeit.

Von Taubheit spricht man bei einhundertprozentigem Hörverlust.

Ursachen

Verursacht werden Hörbehinderungen häufig durch Erkrankungen oder Verletzungen. Mitunter sind sie auch bereits angeboren. Eine Rolle spielt zudem der Alterungsprozess, der auch ohne Verletzungen oder Krankheiten zu einem verminderten Hörvermögen führt.

Behandlung

In manchen Fällen ist es möglich, eine Hörbehinderung zu behandeln. Dazu gehört zum Beispiel der Austausch von beschädigten Hörknöchelchen durch Prothesen oder das Einsetzen eines Cochleaimplantats bei Schädigungen der Hörschnecke (Cochlea).

Junge Frau mit roten Fingernägeln steckt sich ein Hörgerät ins Ohr
Junge Frau mit roten Fingernägeln steckt sich ein Hörgerät ins Ohr

Sehbehinderungen

Auch Sehbehinderungen sind unterschiedlich ausgeprägt.

Einteilung des Schweregrades

Die Einteilung der Schweregrade nimmt man nach der Sehschärfe vor, die in der Medizin als Visus bezeichnet wird. Während man bei einem 20-jährigen Menschen von einem Visus zwischen 1,0 und 1,6 ausgeht, ist dies bei Menschen über 80 Jahren bei 0,6 bis 1,0 der Fall.

  • Um eine hochgradige Sehbehinderung handelt es sich, wenn der Visus bei 0,02 bis 0,05 liegt.
  • Um Blindheit handelt es sich bei einem Visus unter 0,02.
  • Lassen sich keinerlei visuelle Reize wie zum Beispiel Licht mehr wahrnehmen, spricht man von Vollblindheit.

Ursachen

Mögliche Ursachen von Sehbehinderungen sind Krankheiten wie der Grüne Star. Aber auch eine angeborene Blindheit ist möglich.

Blinder Mann mit Stock und Binde hockt auf einem Weg neben seinem Hund
Blinder Mann mit Stock und Binde hockt auf einem Weg neben seinem Hund

Förder- und Kommunikationsmöglichkeiten bei Sinnesbehinderungen

Um Menschen mit Sinnesbehinderungen zu fördern, werden spezielle Fördereinrichtungen angeboten. Diese reichen von der Frühförderung bis zur Berufsausbildung. Darüber hinaus stehen speziell ausgebildete Sonderschullehrer zur Verfügung.

Besonders wenn es um die Kommunikation zwischen Menschen mit und ohne Sinnesbehinderung geht, kann es zu Schwierigkeiten kommen. Natürlich kommt es im Fall einer Hörbehinderung immer darauf an, wie stark diese ausgeprägt ist.

Kann der oder die Betroffene nichts mehr hören, wird auf Gebärdensprache gesetzt; er/sie benutzt Augen und Hände, um zu kommunizieren. Dabei wird die visuelle Wahrnehmung des Kommunizierenden gestärkt.

Lautsprache hingegen kann teils mithilfe von technischen Mitteln, wie etwa Cochlea-Implantaten oder Hörgeräten, wahrgenommen werden. Dabei wird in der Regel lediglich ein Teil der Sprache verstanden.

Bei Schwerhörigkeit kann die Sprache beispielsweise sehr verzerrt oder aber zeitlich versetzt wahrngenommen werden. Man hört Töne oder Geräusche; sinnvolle Eindrücke ergeben sich daraus aber nicht. Durch ein Hörgerät werden diese Töne verstärkt.

Die Annahme, Schwerhörige könnten problemlos Lippenlesen, lässt sich nicht bestätigen. Tatsächlich kann nur ein knappes Drittel des Gesprochenen vom Mund abgelesen werden, und auch nur unter optimalen Bedingungen.

Wer mit Schwerhörigen kommunizieren möchte, sollte auf folgende Punkte achten:

  • Langsam sprechen
  • Für ausreichend Licht sorgen
  • Gesten und Mimik einsetzen
  • in normaler Lautstärke sprechen
  • Zettel und Stift griffbereit halten
  • Pausen einlegen
  • Fremdwörter vermeiden
  • Klare Sätze verwenden

Die Kommunikation mit sehbehinderten Menschen erfordert ebenso einiges an Feingefühl. Es gibt diverse Hilfsmittel, die die Aufnahme visueller Informationen erleichtern können.

Zu kommunikativen Einschränkungen kommt es dennoch; Mimik und Gesten können kaum oder gar nicht erfasst werden, hinzu kommt die Beeinträchtigung der Fortbewegung und Orientierung. Wichtig ist:

  • sich vorzustellen
  • einen Handschlag zur Begrüßung oder Verabschiedung anzukündigen
  • Blickkontakt aufnehmen (sehbehinderte Menschen hören, ob man sich ihnen beim Sprechen zuwendet)
  • auf nonverbale Kommunikation verzichten
  • mitzuteilen, wenn man den Raum verlässt
  • den Gesprächspartner nie allein frei im Raum stehen zu lassen
  • sich nicht vor ein Gegenlicht zu stellen
  • bei einem Treffen pünktlich zu sein
  • sachliche Hinweise zu geben (anstatt z.B. "Vorsicht!")
  • auf genaue Beschreibungen zu achten