Geschichte, Markierungen, Fahrzeuge und Teilnahmebedingungen des Bergrennens

Beim Bergrennen handelt es sich um eine Disziplin des Motorsports. Typisches Merkmal ist das Einzelzeitfahren auf einer Strecke, die bergauf verläuft. Es gibt verschiedene Disziplinen; so unterscheidet man Bergrennen für Automobile, Bergrennen für Motorräder und gemischte Rennen, bei denen Motorräder und Automobile an den Start gehen. Lesen Sie alles Wissenswerte über das Bergrennen.

Von Kai Zielke

Die Geschichte des Bergrennens

Das Bergrennen ist Teil des Motorsports, das seinen Beginn Ende des 19. Jahrhunderts fand. Bis heute sind ihm viele Fans treu geblieben.

Das erste Bergrennen

Im Jahr 1897 wurde zwischen Marseille und Nizza eine Wettfahrt ausgetragen, deren dritte Etappe in das Bergdorf La Turbie führte. Die Strecke betrug 17 Kilometer. Im Gegensatz zu einem klassischen Rennfahren handelt es sich beim Bergrennen um ein Einzelfahren, bei dem die Fahrer nacheinander starten. Gewertet wird die Zeit.

Entgegen üblicher Rennstrecken führt der Streckenverlauf im Bergrennen bergan, wobei es darauf ankommt, dass das Ziel über dem Startpunkt liegt. Diese Voraussetzungen waren beim ersten Bergrennen 1897 gegeben. Wer am Ende siegte, ist nicht eindeutig zu belegen. Unterschiedliche Quellen geben den Reifenhersteller Michelin an, andere verweisen auf den Rennfahrer Pary.

Weitere Rennen

Die nachfolgenden Rennen fanden auf großen Alpenpässen statt. Genannt sei hier der Großglockner. Aber auch in anderen Mittelgebirgen wurden Bergstraßen für Bergrennen genutzt, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuten. Als Fahrzeuge dienten Grand-Prix-Rennwagen. Bekannteste Marken waren Mercedes Benz und Auto Union. Ein Fahrer, dessen Name auch heute noch in aller Munde ist, lautet Hans Stuck.

Zur Zeit des 2. Weltkrieges stagnierte der Rennsport. Erst in den 60er Jahren blühte er wieder auf. Die wieder zunehmende Motorisierung ermöglichte nicht nur, dass die Bergrennen erneut aufgenommen wurden, es konnten auch neue Wettbewerbe eingeführt werden. Zeitweise gab es sogar eine Wertung in der Sportwagen-Weltmeisterschaft.

Die ersten geländegängigen Rennwagen

In dieser Zeit begannen Hersteller wie

  • Porsche,
  • Ferrari,
  • Abarth und
  • BMW,

extrem leichte und geländegängige Rennwagen zu konzipieren. Einige Modelle wurden speziell für die Berg-Europameisterschaften entworfen. Dieser Fahrzeugboom hielt bis in die 70er Jahre an.

Doch die Herstellung solcher Spezialfahrzeuge war nicht billig, so dass die Autoindustrie sich wieder auf dem ganzheitlichen Markt umsah. Durch einige tödliche Unfälle kam es zu ersten Kritiken. Somit erlebte der Bergrennsport einen Einbruch. Auch der Umweltschutz ist ein Thema, das in diesem Zusammenhang häufig angesprochen wird.

Dennoch kann das Bergrennen auch heute noch als volksnaher Sport bezeichnet werden, bei dem den Veranstaltern daran gelegen ist, die Prinzipien des Umweltschutzes einzuhalten. Dazu zählt auch das Beräumen der Flächen nach den Veranstaltungen. Denn die Menge des Unrates, den Zuschauer hinterlassen, sollte nicht unterschätzt werden.

Fahrzeuge, die bei Bergrennen eingesetzt werden

Bergrennen werden mit Fahrzeugen verschiedener Art ausgetragen. Zu unterscheiden ist in:

  • Bergrennen für Automobile,
  • Bergrennen für Motorräder und
  • gemischte Rennen, bei denen Motorräder und Automobile an den Start gehen.

Division 1 und 2

Für die einzelnen Wettbewerbe und Meisterschaften werden die Fahrzeuge in Gruppen unterteilt. Diese wiederum fasst man in Divisionen zusammen. Bei der Deutschen Automobil Bergmeisterschaft fahren in der Division 1 die Tourenwagengruppen G, N, A, F, H und E1.

In Division 2 starten alle Rennsportfahrzeuge, zu denen die Gruppen E2, die Prototypen C3 und CN, Formel 3, Formelfreie Monoposto-Rennwagen der Gruppe E2 sowie Formel 2 gehören.

Zusätzlich findet jährlich der Classic-Bergpokal statt, an dem klassische Tourenwagen und GT-Fahrzeuge teilnehmen können.

  • Gruppe E1: Zur Gruppe E1 gehören Spezial-Tourenwagen, die für den Renneinsatz mit Details ausgestattet werden dürfen. Dazu gehören unter anderem Front- und Heckspoiler, veränderte Radaufhängungen und Motoren. Motor- und Fahrzeughersteller müssen nicht identisch sein.

  • Gruppe NSU: Spezial-Tourenwagen in der Gruppe NSU nehmen am privaten Classic-Berg-Cup teil. Sie dürfen einen maximalen Hubraum von 1300 Kubikzentimetern besitzen. Das Mindestgewicht ist mit 635 Kilogramm vorgeschrieben. Das Baujahr der Fahrzeuge ist 1973 und älter.

  • Gruppe Claccic: Die Gruppe Claccic unterteilt sich in Oldtimer und Youngtimer-Fahrzeuge und hier in vier unterschiedliche Zeitepochen. Technisch sowie optisch müssen die Fahrzeuge ihrer früheren Zuordnung entsprechen.

  • Gruppe G: In Gruppe G starten die Serien-Tourenwagen. Sie benötigen eine Zulassung für den öffentlichen Straßenverkehr. Zusätzlich sind ein spezieller Überrollkäfig, ein Feuerlöscher sowie feuerabweisende Kleidung für den Fahrer vorgeschrieben. Die Einteilung in Klassen ergibt sich aus dem Leistungsgewicht der Fahrzeuge.

  • Gruppe F/N und N/Diesel: Zur Gruppe F/N und N/Diesel gehören Seriennahe Tourenwagen, die innerhalb eines Jahres in einer Stückzahl von mindestens 2.500 hergestellt wurden. Diese müssen über mindestens vier Sitzplätze verfügen. Die Fahrzeuge dürfen für die Rennen optimiert werden.

    Dieselfahrzeuge dürfen einen maximalen Hubraum von 2000 Kubikzentimeter besitzen. Alle Fahrzeuge der Gruppe F benötigen eine Straßenverkehrszulassung.

  • Gruppe A, A/Diesel und H: Weiterhin wird in den Gruppen A und A/Diesel mit Produktions-Tourenwagen gefahren. Das setzt eine Stückzahl von mindestens 2500 produzierten Fahrzeugen im Jahr voraus. Ebenfalls vorgeschrieben sind vier Plätze. In Gruppe H fahren Spezial-Tourenwagen.

Die Teilnahme an Bergrennen

Der NVAC ist ein Verkehrsclub, der es auch Nichtprofis ermöglicht, an unterschiedlichen Bergrennen teilzunehmen. Die Deutsche Amateur Motorsportkommission reglementiert diesen und schreibt diverse Meisterschaften aus.

Veranstalter von Bergrennen geben vor Wettkampfbeginn Nennpapiere heraus, welche die jeweiligen Teilnahmebedingungen enthalten, die sowohl den Fahrer als auch dessen Fahrzeug betreffen. Nach einem Unglücksfall in der Schweiz im Jahr 2004 ist beispielsweise eine zusätzliche Diagonalverstrebung im Dach des Rennwagens vorgeschrieben.

Zulassungsvoraussetzungen

Zu den Zulassungsvoraussetzungen des Fahrers gehören unter anderem die Vollendung des 18. oder 21. Lebensjahres und der Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis. Der Fahrer darf sich nicht mehr in der Probezeit befinden, ansonsten ist die Lizenz eines anerkannten Motorsportverbandes vorgeschrieben. Minderjährige benötigen das schriftliche Einverständnis ihrer Eltern.

Für den Fall, dass ein Beifahrer beim Rennen zugelassen ist, muss auch dieser ein bestimmtes Alter erreicht haben beziehungsweise ein Einverständnis der Erziehungsberechtigten vorlegen können. Schummeln funktioniert nicht, zusätzlich zur Einverständniserklärung ist der Personalausweis der Erziehungsberechtigten zu zeigen.

Der Fahrer muss vor Wettkampfbeginn ein Nenngeld zahlen.

Außerdem muss der Fahrer sich im Vorfeld damit einverstanden erklären, aus bestimmten Gründen disqualifiziert zu werden. Beispielsweise, wenn er sich nicht an die Vorgaben des Veranstalters hält.

Vorschriften im Bereich der Fahrzeuge

Bei sogenannten Oldtimer Bergrennen dürfen die Fahrzeuge nur bis zu einem bestimmten Jahr produziert worden sein, gegebenenfalls in einer begrenzten Region. Außerdem muss das Fahrzeug unter Umständen noch für den Straßenverkehr zugelassen werden, ohne dass große Umbauten erfolgt sind.

Einige Veranstalter sind da großzügiger. Sie schreiben keine Straßenzulassung vor. Wichtig ist, dass das Fahrzeug alle sicherheitsspezifischen Regeln erfüllt.

Lassen sich die Fenster nicht schließen, benötigt das Fahrzeug ein spezielles Sicherheitsnetz. Fahrer und Beifahrer müssen mit Integralhelm und Rennoverall ausgestattet sein.

Außerdem werden in den Nennpapieren die Termine für die technische Abnahme der Fahrzeuge und der Fahrerbesprechung bekannt gegeben. Hält der Fahrer diese nicht ein, braucht er zum Rennen nicht zu erscheinen. Seine Unzuverlässigkeit hat genügend Anlass zu der Annahme ergeben, sich auch während des Rennens den Vorschriften zu widersetzen.

Unterschiedliche Markierungen - von Brems- bis Scheitelpunkt

Im Bergrennen geht es um Geschwindigkeit. Die wird nicht nur auf gerader Strecke, sondern auch in Kurvenausgängen gemacht. Dazu muss der Fahrer mit hoher Geschwindigkeit die minimalste Strecke in der Kurve zurücklegen, wobei am Kurvenausgang mit höchstmöglichem Tempo gefahren wird.

Nur so gelingt eine kurzfristige Beschleunigung auf nachfolgend gerader Strecke. Besonders schwierige Kurven werden im Bergrennen auf Leitpfosten oder Leitplanken unterschiedlich markiert. Diese Kurven werden als Schlüsselkurven bezeichnet.

Bremspunkt

Eine dieser Markierungen ist der Bremspunkt. An ihm sollte der Fahrer den Bremsvorgang einleiten. Wo sich der Bremspunkt vor der Kurve befindet, ist abhängig von der Streckenbeschaffenheit, aber natürlich auch vom Fahrzeug und von der Fahrweise. Einzelne Fahrzeuge besitzen jedoch einen unterschiedlichen Bremsweg, so dass die Markierung eines einzigen Bremspunktes nicht ausreichen kann.

Veranstalter verwenden für unterschiedliche Wagenklassen verschiedene Farben, so dass es beim Fahrer nicht zu Verwechselungen kommen kann. Um nicht unnötig Zeit durch den Bremsvorgang zu verlieren, wird der Fahrer versuchen, einen möglichst späten Bremspunkt zu wählen. Taktisch sinnvoll kann auch das Ausbremsen eines Gegners sein.

Einlenkpunkt

Etwa 50 bis 150 Meter hinter dem Bremspunkt ist der Einlenkpunkt markiert. Er kann als der wichtigste Punkt innerhalb einer Kurve bezeichnet werden. Dieser Punkt gibt an, wann der Fahrer die Lenkung des Fahrzeugs in die Kurve einzuschlagen hat.

Hier kommt es auf eine unverzügliche Reaktion des Fahrers an. Dennoch bedarf das Einlenken einiger Erfahrung, damit das Fahrzeug willig folgt.

Scheitelpunkt

Der Scheitelpunkt ist als Begriff aus der Mathematik bekannt. Er ist für die Berechnung einer Kurve wichtig. Nach dem Einlenken befindet sich das Fahrzeug in einem konstanten Radius. Der Kurvenradius im Kurveneingang und im Kurvenausgang können jedoch variieren. Eine Kurvenmittelphase lässt sich also nicht bestimmen.

Auch nimmt der für die Geschwindigkeit optimale Weg nicht den geometrischen Verlauf einer Kurve. Der ideale Scheitelpunkt im Bergrennen liegt kurz hinter einer Kurve. Nach dem Passieren des Scheitelpunktes muss der Fahrer den Kurvenausgang neu anvisieren.

Ist der Scheitelpunkt passiert, kann der Drehknopf der Fernsteuerung freigegeben werden und dem Gasgeben steht nichts mehr im Wege.