Motorradhelme - Funktion, Arten und Tipps zur Pflege

Motorradhelme gehören zur Schutzausrüstung des Motorradfahrers. Im Falle eines Verkehrsunfalls schützen sie den Kopf vor größeren Verletzungen, die unter Umständen lebensbedrohlich sein können. Damit ein Motorradhelm als so genannter Schutzhelm seinen Anforderungen gerecht wird, muss er in Deutschland die ECE-22 Norm erfüllen. Informieren Sie sich über Funktion und Arten von Motorradhelmen, und holen Sie sich Pflege- und Reinigungstipps.

Von Kai Zielke

Motorradhelme - Merkmale und Funktion

Früher war der Motorradhelm hauptsächlich unter der Bezeichnung Sturzhelm bekannt, schließlich soll er den Kopf des Kraftradfahrers im Falle eines Verkehrsunfalls schützen. Doch es muss nicht immer ein Sturz sein, auch Kollisionen mit anderen Verkehrsteilnehmern, Straßenbäumen oder Leitplanken können schwere Kopfverletzungen auslösen.

Amtlich trägt der Motorradhelm deswegen die Bezeichnung Schutzhelm. Die Schutzhelmpflicht besteht in vielen Ländern, in Deutschland seit den 80er Jahren. Die Nichteinhaltung wird mit einem Bußgeld geahndet. Damit ein Helm als Schutzhelm zugelassen wird, muss seine Bauart die Anforderungen der ECE-22 Norm erfüllen.

Im Gegensatz zu Autofahrern setzen sich Motorradfahrer verschiedenen Gefahren aus:

Motorradfahrer mit Helm zeigt Daumen nach oben
Motorradfahrer mit Helm zeigt Daumen nach oben
  • ein Motorrad hat keine Knautschzone
  • es besteht eine erhöhte Sturzgefahr bei Nässe oder Schmutz
  • es besteht eine schlechtere Bremsleistung bei Nässe oder Schmutz
  • die Geschwindigkeit kann von anderen Verkehrsteilnehmern schnell einmal unterschätzt werden
  • es besteht ein größerer toter Winkel als bei einem Autofahrer
  • ab einer Geschwindigkeit von 30 km/h kann man Hindernissen nicht mehr so gut ausweichen

Arten

Im Handel sind verschiedene Bauarten des Motorradhelms zu finden.

Integralhelme

Als Schutzhelm zugelassen sind unter anderem Integralhelme. Aufgrund ihrer festen Kinnpartie bieten sie den zuverlässigsten Schutz. Außerdem verfügen sie über ein Visier, das den Motorradfahrer vor Schmutz, Insekten, Sonne und Wind schützt.

Je nach Art des Visiers ist der Blendschutz unterschiedlich hoch. Außerdem können Visiere beheizbar oder mit einer Antibeschlag-Ausstattung versehen sein. Integralhelme haben allerdings den Nachteil, dass sie sich im Falle eines Unfalls nur schwer vom Kopf des Verletzten abnehmen lassen.

Klapphelme

Klapphelme gehören zu den Integralhelmen. Ihre Besonderheit ist die klappbare Kinnpartie. Die Schutzwirkung ist nicht ganz so hoch wie beim festen Integralhelm, allerdings macht das Klappscharnier das Abnehmen des Helms für Brillenträger oder vom Kopf einer verletzten Person nach einem Unfall bequemer.

Endurohelme

Endurohelme, die auch als Motocrosshelme bekannt sind, ähneln den Integralhelmen. Allerdings ist der Abstand zwischen Kinn und Kinnpartie des Helms größer.

Ein Visier ist in der Regel nicht angebracht, dafür kann eine Sonnenblende integriert sein. Man spricht von einem Blendschutzschirm.

Halbschalenhelme

Halbschalenhelme bedecken Stirn, Ohren und Nacken des Motorradfahrers. Eine feste Kinnpartie besitzen sie nicht.

Sie sind auch unter der Bezeichnung Jethelm bekannt. Visier oder Sonnenblende können verbaut sein, an einigen Modellen lassen sich diese auch nachrüsten.

Braincaps schützen Ohren und Nacken nicht und sind aus diesem Grunde keine Schutzhelme. Vielmehr handelt es sich um Fiberglas-Schalen, die optischen Ansprüchen gerecht werden und einen gewissen Kultstatus erfüllen sollen - sicher sind sie nicht.

Rückenansicht Motorradfahrer fährt durch Allee
Rückenansicht Motorradfahrer fährt durch Allee

Unterschiedliche Visiere

Visiere sind eine Alternative zu Motorradbrillen. Im Gegensatz zu Letzteren schützen sie einen größeren Teil des Gesichts vor eindringendem Schmutz, vor Insekten, Wind, Sonne und Regen. Man unterscheidet diverse Arten, deren Auswahl teilweise vom Einsatzgebiet, teilweise von den individuellen Vorlieben des Motorradfahrers abhängig ist.

Klarsichtvisier

Das am häufigsten verwendete Visier ist das Klarsichtvisier. Es schützt den Motorradfahrer vor eindringendem Regen, vor Wind und vor Schmutz.

Einen Sonnenschutz bietet es allerdings nicht. Auch eine Anti-Beschlag-Wirkung ist nicht vorhanden, so dass das Klarsichtvisier zwar seinen Anforderungen gerecht wird; besonders komfortabel ist es jedoch nicht.

Sonnenvisier

Ähnlich einer Sonnenbrille kann auch das Visier eine Tönung aufweisen und verspiegelt sein. Möglich sind unterschiedliche Farbgebungen. Eine bessere Sicht ist nicht nur beim Fahren gegeben, auch Ampelschaltungen lassen sich besser erkennen.

Allerdings kann die Sicht durch zu dunkel getönte Visiere im Dunkeln oder in Tunneln extrem eingeschränkt sein. Aus diesem Grunde besteht ein Verbot, getönte Visiere bei Nacht und bei schlechter Witterung zu benutzen. Im Falle der Missachtung wird ein Bußgeld ausgesprochen.

Antibeschlagvisier

Hinter einem vollständig zugeklappten Visier entsteht ein geschlossenes System, in welchem die ausgeatmete Luft steht und kein Austausch mit der Außenluft stattfinden kann. Die Atemluft setzt sich an der Innenseite des Visiers ab. Die Sicht des Motorradfahrers wird eingeschränkt.

Hersteller bieten Systeme an, die über eine Rastung verfügen, durch die Frischluft eindringen kann, ohne dass das Visier an seiner Schutzfunktion verliert. Zusätzlich kann das Visier über eine spezielle Beschichtung verfügen, die das Beschlagen verhindert. Man spricht vom Antibeschlagvisier.

Atemabweiser

Möglich ist außerdem das Anbringen eines kleineren Visiers hinter dem Hauptvisier, so dass zwischen beiden Visieren eine Luftschicht entsteht. Sie soll isolierend wirken und das Absetzen von Kondensat verhindern. So genannte Atemabweiser können als Zubehörteil im Visier integriert sein.

Heizvisier

Eine weitere Möglichkeit, das Beschlagen des Visiers zu verhindern, ist der Einsatz von Heizdrähten, die im Visier integriert sind und über die Bordsteckdose versorgt werden. Diese Ausrüstung ist jedoch recht kostenintensiv und nur für einige Motorradhelm-Modelle verfügbar.

Motorradfahrer legt sich in die Kurve
Motorradfahrer legt sich in die Kurve

Tipps zur Pflege und Reinigung des Visiers

Das Visier eines Motorradhelms muss sauber sein, damit eine klare Sicht gewährleistet ist. Eine regelmäßige Pflege trägt außerdem zu einer höheren Lebensdauer bei. Allerdings ist nicht jedes Pflegeprodukt für jedes Visier geeignet.

Visiere bestehen in der Regel aus Polycarbonat. Dies ist ein Kunststoff, der besonders schlagfest und witterungsbeständig ist.

Zusätzlich kann das Visier mit speziellen Tönungen, Verspiegelungen oder Beschichtungen versehen sein. Diese geben dem Visier eine zusätzliche Schutzfunktion vor Sonnenblendung, machen es kratzfester oder sorgen dafür, dass die Kunststoffscheibe nicht so schnell beschlägt.

Während das Klarsichtvisier relativ unempfindlich auf Reinigungsmittel reagiert, nehmen Beschichtungen den Einsatz aggressiver Reiniger und Lösungen übel. Sie erfüllen ihre Schutzfunktionen nicht mehr.

Helmreinigung und -pflege mithilfe von Hausmitteln

In Motorradshops werden unterschiedliche Produkte angeboten, mit denen das Visier gereinigt und gepflegt werden kann. Häufig lässt sich allerdings ein ebenso gutes Ergebnis mit herkömmlichen Hausmitteln erzielen.

Als wichtigste Regel gilt: Verschmutzungen sollten nie mit kratzenden Gegenständen entfernt werden. Auch das trockene Abwischen empfiehlt sich nur bedingt, weil verriebene Staubpartikel die Scheibe zerkratzen.

Sollte eine Trockenreinigung während der Reise doch einmal erforderlich sein, sollte sie mit einem Mikrofasertuch durchgeführt werden, da dieses besonders weich, aufnahmefähig und fusselfrei ist. Alternativ können auch Motorradhandschuhe mit integrierter Wischerlippe oder mit einem Raulederanteil eingesetzt werden. Immer aber muss das Reinigungsleder sauber sein, um nicht weiteren Schmutz und Kratzer auf das Visier zu bringen.

Spülmittel und Fensterreiniger

Verschmutzungen durch tote Insekten oder Vogelkot entfernt man am besten, indem man sie unter einem wassergetränkten Stück Papier oder Lappen einweichen lässt. Das anschließende Abwaschen ist dann relativ einfach.

Möglich ist das Hinzufügen eines Spritzers einer handelsüblichen Spülmittellösung. Unbeschichtete Visiere vertragen auch den Einsatz eines Fensterputzmittels.

Insektenentferner und Kunststoffreiniger

Natürlich ist auch die Verwendung eines Insektenentferners möglich, wenngleich dieser kostenintensiver ist. Insbesondere Verschmutzungen durch Vogelkot sollten möglichst schnell vom Visier entfernt werden, da sie eine ätzende Wirkung ausüben, welche die Scheibe auf Dauer schädigen kann.

Das Aufbringen von Kunststoffreinigern ist möglich. Erforderlich ist es allerdings nicht, da Polycarbonat ein sehr stabiler Kunststoff ist.

Kunststoffreiniger besitzen die Aufgabe, den Kunststoff geschmeidig zu halten. Allerdings sollte das Mittel sehr sparsam und nur auf eine gut gereinigte Scheibe aufgetragen werden. Das anschließende gründliche Polieren ist erforderlich, um eine Schlierenbildung zu vermeiden.