Fruchtwasserembolie - Embolie infolge in den Blutkreislauf gelangten Fruchtwassers

Eine Fruchtwasserembolie kann während der Geburt auftreten. Dabei gelangt Fruchtwasser in den mütterlichen Kreislauf, was eine Verlegung der Lungengefäße zur Folge hat. Die Sterblichkeit der Mutter liegt dabei bei 60 bis 80 Prozent, sodass es sich durchaus um eine lebensgefährliche Komplikation handelt. Die Sauerstoffversorgung zählt zu den wichtigsten Punkten der Behandlung, die umgehend erfolgen muss. Informieren Sie sich hier ausführlich über die Fruchtwasserembolie.

Von Jens Hirseland

Bei der Fruchtwasserembolie handelt es sich um eine seltene Komplikation während oder nach dem Geburtsvorgang, die jedoch schwerwiegend und lebensgefährlich ist. So beträgt die Sterblichkeit der Mutter zwischen 60 und 80 Prozent.

Darüber hinaus besteht auch für das Kind ein hohes Sterblichkeitsrisiko. Besonders häufig betroffen von dieser seltenen Embolieform sind Frauen, die bereits mehrere Geburten hinter sich haben.

Mögliche Verlaufsformen und Folgen

Von einer Embolie spricht man, wenn es zur Verstopfung eines Blutgefäßes durch einen Embolus kommt. Im Falle einer Fruchtwasserembolie, die man in der Medizin auch als Amnioninfusionssyndrom bezeichnet, wird Fruchtwasser in die Blutbahn der Mutter geschwemmt.

Da sich das Fruchtwasser im Blut nicht auflöst, entsteht eine kleine Blase bzw. ein Embolus. In diesem Embolus sind feste Bestandteile enthalten wie zum Beispiel Zellabschilferungen des Kindes oder feine Härchen.

Dringt der Embolus über den Blutstrom bis zur Lunge vor, besteht die Gefahr, dass die kleinen arteriellen Blutgefäße verstopft werden. Dies hat jedoch lebensgefährliche Folgen.

So drohen ein Schockzustand sowie das Versagen von Herz und Lunge. In vielen Fällen kommt es auch zu Blutgerinnungsstörungen und starken Blutungen.

Wie schwer das Krankheitsbild ausfällt, hängt davon ab, wie viel Fruchtwasser in die Blutbahn eingedrungen ist. Wird ein arterielles Lungenblutgefäß durch einen Fruchtwasserembolus verschlossen, hat dies eine Verengung der Blutgefäße sowie einen erhöhten Blutdruck innerhalb der Lunge zur Folge, wodurch auch das Herz in Mitleidenschaft gezogen wird.

Da das Herz weniger Blut in den Kreislauf leitet, kommt es zu Sauerstoffmangel, der wiederum zu einem Schockzustand führt. Außerdem werden in der zweiten Phase der Fruchtwasserembolie die Blutgerinnungsfaktoren vermehrt verbraucht, was einerseits an dem Schockzustand und andererseits an dem eingedrungenen Fruchtwasser liegt.

Im weiteren Verlauf gelangen in massivem Umfang gerinnungsfördernde Stoffe in die Blutbahn, wodurch sich Mikrothromben (kleinste Blutgerinnsel) in den Kapillaren bilden. Dadurch werden jedoch die kleinen Gefäße verstopft und die Organe geschädigt.

So drohen zum Beispiel Nierenversagen oder Leberversagen. Im schlimmsten Fall tritt ein völliges Versagen von Herz und Kreislauf ein.

Ursachen

Zu einer Fruchtwasserembolie kommt es meist durch die Verletzung eines Blutgefäßes im Bereich der Gebärmutter. In diesem Fall kann das Fruchtwasser in den Blutkreislauf der Betroffenen eingeschwemmt werden. Eine solche Verletzung kann an der Stelle, an der die Plazenta haftet, am Gebärmutterhals oder an der Gebärmuttermuskulatur entstehen.

Risikofaktoren

Durch bestimmte Risikofaktoren erhöht sich die Gefahr für eine Fruchtwasserembolie. Dazu gehören

Des Weiteren wurden auch schon Zusammenhänge zwischen einer Fruchtwasserembolie sowie

beobachtet.

Diagnose

Bei der Diagnose einer Fruchtwasserembolie handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose. Andere Erkrankungen mit ähnlichem Beschwerdebild müssen also ausgeschlossen werden. Dazu zählen:

  • Lungenprobleme wie eine Lungenembolie oder ein Lungenödem
  • Schocksymptome wie Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt
  • akute Blutungsursachen und Gerinnungsstörungen wie eine Uterusruptur oder eine vorzeitige Plazentalösung
  • neurologische Erkrankungen und andere, die mit Krämpfen einhergehen wie Epilepsie oder Eklampsie

Behandlung

Um eine Fruchtwasserembolie wirksam zu behandeln, ist ein rasches und konsequentes Vorgehen erforderlich. Besonders wichtig ist die Versorgung der Mutter mit Sauerstoff, wozu meist eine künstliche Beatmung durchgeführt wird.

Um die Blutungen zu behandeln, führt man der Patientin frisches Blut zu. Darüber hinaus erhält die Betroffene intravenös Flüssigkeit, damit der Verlust der Flüssigkeit ausgeglichen und der Volumendruck wieder erhöht werden kann.

Außerdem muss die sofortige Geburt des Kindes erfolgen. Doch selbst bei erfolgreicher Behandlung, treten bei rund 85 Prozent der Patientinnen bleibende neurologische Ausfälle aufgrund des Sauerstoffmangels auf.

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