Instabile Angina pectoris - Herzenge auch bei Ruhe

Eine gefährliche Form von Herzenge ist die instabile Angina pectoris. Dabei besteht die Gefahr, dass es zu einem Herzinfarkt kommt. Die Symptome dieser Anginform treten auch bei Ruhe auf. Typisch ist eine etwa zweimonatige Beschwerdefreiheit mit anschließenden sogar noch stärkeren Symptomen. Möglich ist, dass es wieder zu einer Stabilisierung kommt. Lesen Sie alles Wissenswerte über die instabile Angina pectoris.

Von Jens Hirseland

Spricht man von einer Angina pectoris, ist damit eine Herzenge gemeint. Dabei kommt es zu anfallsartigen Schmerzen im Brustraum und Atemnot. Man unterscheidet zwischen einer stabilen und einer instabilen Angina pectoris.

Typische Merkmale

Während bei einer stabilen Angina pectoris die Beschwerden vor allem nach körperlicher Anstrengung auftreten und es nach einer Ruhepause oder der Einnahme von Medikamenten zu einer Besserung kommt,

  • tritt eine instabile Angina pectoris auch im Ruhezustand auf.
  • Außerdem kommt es häufiger und länger zu Anfällen.
  • Darüber hinaus sind die Schmerzen ausgeprägter und
  • die Medikamente wirken nur unzureichend.
  • Es besteht das erhöhte Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden.

Ursachen

Genau wie die stabile Angina pectoris, wird auch die instabile Angina pectoris durch eine Verengung (Stenose) der Herzkranzgefäße verursacht, die wiederum durch Arterienverkalkung (Arteriosklerose) entsteht. Bei der instabilen Form treten jedoch Brüche und Risse in den Ablagerungen auf, was eine Anlagerung von Thrombozyten (Blutplättchen) zur Folge hat.

Die Blutplättchen bilden schließlich ein Blutgerinnsel (Thrombus). Bei diesem Geschehen handelt es sich um einen Reparaturmechanismus wie bei dem Verschluss einer Wunde.

Die Vorgänge zur Bildung und Auflösung eines Thrombus sind bei einer instabilen Angina pectoris in etwa ausgeglichen. Auf diese Weise kann es nicht zu einem totalen Verschluss des Blutgefäßes kommen.

Die aufgebrochenen Plaques können jedoch nicht ausreichend behoben werden, was einen instabilen Zustand zur Folge hat. Es besteht dadurch die große Gefahr, dass sich ein Blutgerinnsel löst und es dann zu einem lebensgefährlichen Herzinfarkt kommt.

Symptome und Schweregrade

Die Beschwerden bei einer instabilen Angina pectoris sind ähnlich wie bei der stabilen Form. Es kommt zu Schmerzen im Brustraum und Atemnot. Treten jedoch Schmerzen im Ruhezustand auf und kommt es nach zweimonatiger Beschwerdefreiheit erneut zu Schmerzen, die sogar noch schlimmer als zuvor sind und nimmt die Intensität und Häufigkeit der Anfälle zu, handelt es sich um eine instabile Angina pectoris.

Die Einteilung der instabilen Angina pectoris in Schweregrade lässt sich der folgenden Tabelle entnehmen. Hierbei handelt es sich um die Braunwald-Klassifikation.

Braunwald-Klassifikation der instabilen Angina pectoris
ParameterAusprägungKriterien
SchweregradIAngina neu aufgetreten, stärkere Ausprägung oder mind. 3x täglich ODER: bekannte stabile Angina, jetzt ausgeprägter
IIBeschwerden im Ruhezustand innerhalb der letzten zwei Monate, nicht jedoch in den letzten 48 Stunden
IIIBeschwerden im Ruhezustand innerhalb der letzten 48 Stunden
Klinische UmständeASekundäre instabile Angina, Folge von Erkrankungen, die nicht kardial bedingt sind (z.B. Infektionen, Fieber, Anämie)
BPrimäre instabile Angina
CInstabile Angina innerhalb von 2 Wochen nach Herzinfarkt
Medikamentöse Therapie1Keine oder lediglich geringe Medikation
2Orale Standardmedikation (Betablocker, Nitrate, Kalziumantagonisten)
3Maximale Therapie

Zudem sind bei der instabilen Form auch Veränderungen im EKG, die den Veränderungen bei einem Herzinfarkt ähneln, festzustellen. Es ist möglich, dass sich eine instabile Angina pectoris wieder stabilisiert, es kann aber auch zu einem akuten Herzinfarkt kommen.

Behandlung

Handelt es sich bei einer Angina pectoris um die instabile Form, ist es erforderlich, den Patienten umgehend in ein Krankenhaus einzuweisen, da ein erhöhtes Herzinfarktrisiko besteht. In der Klinik führt man an dem Betroffenen eine medikamentöse Therapie durch, indem man ihm eine Dauerinfusion verabreicht.

Medikamente

Als Medikamente kommen vor allem Präparate zur Anwendung, die die Fließeigenschaften des Bluts verbessern und den Sauerstoffbedarf des Herzmuskels senken. Dazu gehören unter anderem

Lässt sich durch diese Mittel keine Besserung erzielen, verabreicht man dem Patienten Morphinpräparate zur Schmerzbekämpfung. In manchen Fällen ist auch eine Ballondilatation oder ein operativer Eingriff erforderlich, bei dem zum Beispiel ein Bypass gelegt wird, um die Engstelle zu umgehen.

Nachsorge

Nach einer überstandenen instabilen Angina pectoris ist es wichtig, dass der Patient eine Änderung seiner Lebensgewohnheiten vornimmt, um die Risikofaktoren, die zu Arterienverkalkung führen können, zu vermindern. Zu diesen zählen beispielsweise

  • Uwe Beise, Silke Heimes, Werner Schwarz Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Melanie Berg, Martin Hoffmann, Christine Grützner Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Melanie Berg, Ingo Blank, Ingo Blank Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme, 2008, ISBN 9783131429629
  • Frank H. Netter Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
  • Gerd Herold Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
  • Gerd Herold Innere Medizin 2020, Herold, 2020, ISBN 3981466098
  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
  • Veronika Sagmeister BASICS Kardiologie, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2016, ISBN 3437421891

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