Das System der Anthroposophie und Hinweise zur anthroposophischen Therapie und Ernährung

Als Anthroposophie bezeichnet man eine spirituelle Philosophie, die auf der ganzen Welt vertreten ist. Sie dient auch zur Behandlung von Krankheiten. Die anthroposophische Ernährung basiert auf dem Wissen des Gründers Rudolf Steiner. Es handelt sich um eine gesunde Ernährung von biologischen und überwiegend vegetarischen Produkten.

Von Claudia Haut

Anthroposophie und anthroposophische Therapie

Der Begriff Anthroposophie entstammt dem Griechischen und bedeutet übersetzt soviel wie "Wissen über den Menschen". Begründet wurde die spirituelle Weltanschauung von dem österreichischen Philosophen und Esoteriker Rudolf Steiner (1861-1925).

Die anthroposophische Medizin betrachtet Krankheiten als Ungleichgewicht innerhalb des menschlichen Körpers. Daher soll bei einer Therapie die Balance im Organismus wiederhergestellt werden.

Das System der Anthroposophie

Begründet wurde die Anthroposophie, die sich an das Rosenkreuzertum, die Theosophie sowie die idealistische Philosophie anlehnt, um 1900. Diese Lehre bildet die Grundlage für die anthroposophische Medizin, deren Gestaltung maßgeblich von der niederländischen Ärztin Ita Wegman (1876-1943) geprägt wurde.

In der anthroposophischen Medizin werden die vier Wesensglieder des Menschen untersucht. Dies sind

  • der sichtbare Körper
  • das Ich, das für Geist und Willen steht
  • der Astralleib (die Seele) und
  • der Ätherleib (die Lebenskraft).

Dabei gliedert man den Menschen in den oberen Menschen mit Kopf, Sinnesorganen und Gehirn, den mittleren Menschen mit Lunge und Herz, sowie den unteren Menschen mit Muskulatur, Geschlechtsorganen, Nieren, Harnwegen und Darm.

Diese Bereiche, die auch als Systeme bezeichnet werden, beeinflussen sich nach Ansicht der anthroposophischen Lehre gegenseitig. Wird jedoch das Gleichgewicht des Körpers gestört, hat dies Krankheiten zur Folge, die sich auf den gesamten Körper auswirken.

Die Therapie gemäß der anthroposophischen Lehre

Bei einer anthroposophischen Behandlung soll das gestörte Gleichgewicht des Körpers wiederhergestellt werden. Ähnlich wie bei der Homöopathie beginnt die Therapie mit einem umfassenden Gespräch zwischen Patient und Arzt, bei dem der Mediziner sich ein Bild von der körperlichen Verfassung sowie der Persönlichkeit des Erkrankten macht. So interessiert sich der Arzt nicht nur für den Körper des Patienten, sondern auch für dessen kulturelles und soziales Umfeld.

Behandlungsformen

Für die Behandlung von Krankheiten greift die anthroposophische Medizin auf unterschiedliche Behandlungsformen zurück. Dazu gehören

Natürliche Arzneimittel

Außerdem werden bestimmte anthroposophische Arzneimittel eingesetzt, die einen tierischen, pflanzlichen oder mineralischen Ursprung haben. Diese Medikamente stellt man auf ähnliche Art und Weise wie in der Homöopathie her. Dabei sollen einzelne Wesenglieder gestärkt werden, um einen Ausgleich im Organismus zu erzielen.

Zur Anwendung kommen anthroposophische Behandlungen bei unterschiedlichen Krankheiten wie psychischen Störungen, Rheuma, Allergien oder Krebs.

Auf die erwähnten speziellen Diäten gehen wir im Folgenden noch ein...

Merkmale der anthroposophischen Ernährung

Philosophie

Nach Ansicht des Gründers der anthroposophischen Ernährung, Rudolf Steiner, der von 1861 bis 1925 lebte, soll sich der Mensch so ernähren, dass Geist und Körper im Gleichgewicht sind. Die anthroposophische Ernährung ist keine Diät - sie ist eine Lebenseinstellung, bei der man biologische Produkte den pestizid- und antibiotikabelasteten Produkten vorzieht.

Grundnahrungsmittel bei dieser Ernährung sind Getreideprodukte zum Beispiel aus:

Weizenprodukte jedoch sollten möglichst vermieden und stattdessen lieber zum Beispiel Dinkel- oder Vollkornprodukte verwendet werden.

Fleisch spielt in dieser Ernährungsweise eine untergeordnete Rolle, tierische Produkte wie Milch oder Eier sind jedoch wichtiger Bestandteil. Auch Obst und Gemüse sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen.

Pflanzenkunde nach Steiner

Jede essbare Pflanze wird in der anthroposophischen Ernährung in drei Teile geteilt:

  1. die Wurzel
  2. die Blätter bzw. der Stängel
  3. die Blüten bzw. Früchte
  • Wurzeln und Lorbeer Blätter auf Holzboden

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  • Aufgeschnittene und ganze Limette auf Blättern mit Blüte auf weißem Hintergrund

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  • Olivenöl tropft von einer dunklen Olive am Olivenbaum

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  • Blüten und Blätter des Ehrenpreises

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Nach Ansicht Rudolf Steiners regt jeder Teil einer Pflanze unterschiedliche Organe im menschlichen Körper an:

  • Die Wurzeln einer Pflanze beeinflussen die Nerven und Sinneszellen.

  • Die Blätter bzw. Stängel regen Organe wie die Lunge und das Herz an.

  • Die Blüten bzw. Früchte beeinflussen die Fortpflanzungsorgane und den Stoffwechsel eines Menschen.

So ist zum Beispiel Kopfsalat, der bekanntlich aus Blättern besteht, gut für Herz und Lunge, Wurzelgemüse gut für die Nerven bzw. das Gehirn und zum Beispiel ein Apfel als Frucht gut für den Stoffwechsel.

Ernährungsempfehlung im Rahmen der anthroposophischen Ernährung

Am besten ist es, wenn man täglich Lebensmittel aus allen drei Pflanzteilen isst. Die Produkte sollten möglichst frisch sein. Alternativ können sie auch kurz gegart werden, in jedem Fall sollten sie aber so zubereitet sein, dass noch möglichst viele Vitamine erhalten bleiben.

Einige Lebensmittel bringen nach Ansicht des Gründers das seelische Gleichgewicht durcheinander. Neben Fleisch und Wurstwaren zählen dazu zum Beispiel auch Kartoffeln und Paprika.

Grundsätzlich sind aber keine Lebensmittel ausdrücklich verboten, wenn man gemäß der anthroposophischen Ernährung leben möchte. Wichtig ist jedoch, dass alle Produkte Bio-Qualität haben, damit sie nicht mit Schadstoffen und Fremdstoffen belastet sind.