Herzfehler bei Neugeborenen - Mögliche Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Herzfehler bei neugeborenen Babys sind leider keine Seltenheit. So stellen sie sogar die häufigste aller angeborenen Behinderungen dar.

Von Jens Hirseland

Jahr für Jahr kommen allein in Deutschland 6.000 bis 8.000 Babys mit einem Herzfehler zur Welt. Bei Jungen treten sie häufiger auf als bei Mädchen. Herzfehler können sowohl leicht sein und keine Beschwerden hervorrufen als auch sehr schwer verlaufen.

In manchen Fällen treten sogar mehrere Herzfehler gleichzeitig auf.

Das Herz

Zusammengesetzt wird das menschliche Herz aus vier Herzhöhlen. Dabei handelt es sich um:

  • zwei Herzkammern (Ventrikel)
  • zwei Vorhöfe (Atrium)

Aus dem Körper gelangt das Blut in den rechten Vorhof. Von dort aus fließt es weiter zur rechten Herzkammer und schließlich bis zur Lunge. In der Lunge findet die Anreicherung des Blutes mit Sauerstoff statt.

Der Rückfluss des Blutes in den Körper erfolgt über den linken Vorhof und die linke Herzkammer. Zwischen den Vorhöfen und den Herzkammern befinden sich die Herzklappen, die bewirken, dass das Blut nur in eine Richtung fließt.

Durch einen Herzfehler können die normalen Abläufe jedoch beeinträchtigt werden.

Ventrikelseptumdefekt

Mit einem Anteil von 31 Prozent, ist der Ventrikelseptumdefekt der am häufigsten auftretende angeborene Herzfehler. Dabei kommt es zu einem Loch in der Herzkammerscheidewand, die die beiden Herzkammern voneinander trennt.

Je nachdem, wie groß das Ausmaß der Störung ist, kann das Blut nicht in den Kreislauf zurückgelangen. Stattdessen fließt es in die rechte Herzkammer zurück.

Während kleinere Defekte keine Beschwerden hervorrufen, haben größere Löcher zur Folge, dass mehr Blut in die rechte Herzkammer und die Lunge fließt. Dadurch kommt es jedoch zu

Bemerkbar macht sich ein Ventrikelseptumdefekt durch schnelle Atmung und Trinkschwäche. Außerdem leiden die betroffenen Babys häufig unter Lungeninfekten.

Pulmonalklappenstenose

Von einer Pulmonalklappenstenose spricht man, wenn die Pulmonalklappe, die sich am Übergang zwischen der rechten Herzkammer und den Lungengefäßen befindet, verengt ist. Bei einer umfangreichen Verengung ist das Blut nicht mehr in der Lage, in ausreichendem Maße zur Lunge zu gelangen.

Durch zunehmenden Druck wird außerdem die rechte Herzhälfte geschädigt.

Handelt es sich um eine leichte Pulmonalklappenstenose, treten keine Beschwerden auf. Bei einer starken Verengung leiden die betroffenen Kinder jedoch unter Atemnot bei Belastungen.

Persistierender Ductus Arteriosus Botalli

Da das ungeborene Kind noch nicht mit einer funktionsfähigen Lunge ausgestattet ist, bezieht es seinen Sauerstoff unmittelbar von seiner Mutter. Dazu dient eine Kurzschlussverbindung, die man als Ductus Arteriosus Botalli bezeichnet.

Nach der Geburt erfolgt normalerweise der Verschluss dieser Verbindung. Ist dies jedoch nicht der Fall, kann Blut von der Aorta (Hauptschlagader) zur Lungenarterie gelangen, was wiederum Lungenhochdruck und Herzschwäche zur Folge hat.

Als typische Symptome gelten eine schnelle Atmung und häufige Infekte. Außerdem leiden die betroffenen Babys unter einer Trinkschwäche.

Vorhofseptumdefekt

Als Vorhofseptumdefekt wird ein Defekt an der Vorhofscheidewand bezeichnet. Diese Löcher können an verschiedenen Stellen entstehen. Bei kleineren Defekten sind keine Beschwerden zu befürchten.

Bei größer ausgeprägten Löchern besteht jedoch die Gefahr, dass das Blut vom linken Vorhof in den rechten Vorhof und weiter bis zur Lunge gelangt, was wiederum eine Überlastung der Lungengefäße zur Folge hat. Da sich die Gefäße verändern, führt dies zu Lungenhochdruck.

Aortenisthmusstenose

Ein weiterer angeborener Herzfehler ist die Aortenisthmusstenose, die bei etwa 5-8 Prozent aller Babys auftritt. Dabei liegt eine Verengung der Aorta vor. Oftmals geht die Aortenisthmusstenose mit weiteren Herzfehlern einher.

Da sich das Blut vor der Engstelle anstaut, können die angrenzenden Organe nicht richtig durchblutet werden. Dies hat zur Folge, dass die obere Körperhälfte zu stark durchblutet wird, während die untere Körperregion zu wenig Blut erhält. Außerdem kommt es durch den hohen Druck zu einer Herzschädigung.

Typische Symptome einer Aortenisthmusstenose sind

Aortenstenose

Unter einer Aortenstenose versteht man eine Verengung der Aortenklappe, die sich am Übergang des linken Ventrikels zur Aorta befindet. Bei einer Aortenstenose fließt das Blut nicht ungehindert zur Hauptschlagader, wodurch es zu einer Ventrikelüberlastung und schließlich zu einer Herzinsuffizienz kommt.

Während leichte Aortenstenosen keine Beschwerden hervorrufen, machen sich umfangreiche Verengungen durch Trinkschwäche, Müdigkeit, Blässe und Atemnot bemerkbar.

Transposition der großen Arterien

Von einer Transposition der großen Arterien ist die Rede, wenn die Lungenarterie und die Aorta vertauscht sind. Das heißt, dass sie sich an der falschen Stelle befinden. Die Lungenarterie entspringt dann der linken Herzkammer, während dies bei der Aorta auf dem rechten Ventrikel der Fall ist.

Dadurch kann jedoch kein Blutaustausch stattfinden, was ein Überleben unmöglich macht, es sei denn, das sauerstoffreiche Blut kann über ein Loch in der Herzkammerscheidewand oder der Vorhofscheidewand in den Kreislauf fließen.

Fallot-Tetralogie

Bei der Fallot-Tetralogie handelt es sich um eine Kombination aus vier verschiedenen Herzfehlern. Das heißt, dass gleichzeitig ein Ventrikelseptumdefekt, eine Pulmonalstenose, eine Verlagerung der Aorta sowie eine Vergrößerung der rechten Herzkammer vorliegen.

Durch die Fallot-Tetralogie kommt es an sämtlichen Organen zu Sauerstoffmangel. Bemerkbar macht sich dieser Herzfehler durch

Diagnose von angeborenen Herzfehlern

Wichtig ist, ein Kind kurz nach der Geburt ärztlich untersuchen zu lassen. Dabei werden auch die Herztöne abgehört. Anhand typischer Geräusche kann der Arzt auf mögliche Herzfehler aufmerksam werden.

Falls nötig, erfolgen weitere Untersuchungen wie

Behandlung von angeborenen Herzfehlern

In den meisten Fällen lassen sich angeborene Herzfehler schon frühzeitig feststellen und mit einem operativen Eingriff behandeln. Dabei wird für einen normalen Blutfluss durch das Herz gesorgt.

Wichtig ist, Herzfehler nur von einem Fachmann behandeln zu lassen. Außerdem gilt es, für das Kind ein passendes Therapiekonzept zu finden, da es keine generelle Behandlung für Herzfehler gibt.

Auf welche Weise ein Herzfehler behandelt wird, hängt von der jeweiligen Ursache und dem Ausmaß der Beeinträchtigung ab. So wartet man bei einem kleineren Ventrikelseptumdefekt bis zum 5. Lebensjahr ab, bevor ein operativer Eingriff erfolgt, weil kleinere Löcher sich oftmals von selbst wieder verschließen.

Ist dies nicht der Fall, muss das Loch vernäht werden.

Handelt es sich um einen Vorhofseptumdefekt, besteht die Möglichkeit, kleinere Löcher innerhalb der Vorhofscheidewand im Rahmen eines Herzkatheters mit einem kleinen Schirm zu verschließen.

Liegen jedoch größere Löcher vor, bedarf es einer Operation, bei der der Chirurg die Löcher vernäht.

Bei einer Aortenisthmusstenose ist eine Aufdehnung der Engstelle mithilfe eines Ballons möglich. Manchmal müssen die Engstellen auch operativ beseitigt werden. Liegt ein persistierender Ductus Arteriosus Botalli vor, erfolgt zunächst eine medikamentöse Therapie mit Prostaglandinininhibitoren.

Führt diese konservative Behandlung nicht zum Erfolg, verschließt man den Gang mithilfe eines Herzkatheters oder durch einen chirurgischen Eingriff.

Im Falle einer Pulmonalstenose dehnt man umfangreiche Engstellen mit einem Ballon auf. Bei manchen Kindern ist allerdings eine Operation erforderlich, bei der man die Pulmonalklappe erweitert. Bei leichten Stenosen reicht es meist aus, diese regelmäßig zu kontrollieren.

Auch bei einer Aortenstenose versucht man zunächst, die Engstelle mit einem Ballon aufzuweiten. Gelingt dies nicht, ist es erforderlich, die Herzklappe zu ersetzen.

Grundsätzlich operiert werden müssen eine Transposition der großen Arterien und eine Fallot-Tetralogie, da es sich dabei um überaus komplexe Herzfehler handelt. Nicht selten sind sogar mehrere Eingriffe erforderlich.