Aspekte und Merkmale verschiedener Mutterbilder

Wenn mit Hingabe darüber diskutiert wird, ob ein Betreuungsgeld sinnvoll oder der Ausbau der Kleinkindbetreuung notwendig ist, sind es oft verschiedene Vorstellungen von (gelungener) Mutterschaft, die dem Dissens zugrundeliegen. Das Mutterbild war insbesondere in den vergangenen Jahrzehnten starken Veränderungen unterworfen; Weiblichkeit an sich und Mutterschaft im Besonderen wurde immer wieder neu konzipiert, sodass sich die Mütter von heute mit einer Vielzahl verschiedener Rollenbilder und Erwartungen konfrontiert sehen. Lesen Sie über Merkmale und Eigenarten positiver und negativer Mutterbilder.

Von Claudia Rappold

Frauen und die Mutterrolle

Eine Frau muss in die Mutterrolle erst hineinwachsen. Mutterliebe entfaltet sich mit der Zeit und in kleinen Schritten. Dabei schreibt man einer Mutter Eigenschaften wie

  • liebevoll
  • aufopfernd
  • familienorientiert
  • fürsorglich
  • selbstlos und
  • zärtlich

zu.

Unterschiedliche Mutterbilder

Mutterschaft bedeutet erst einmal das Gebären und das physische Versorgen und psychische Betreuen des Babys, sowie die Erziehung des Kindes. Dabei gibt es unterschiedliche Idealbilder, die teilweise auch miteinander konkurrieren. Manche Frauen möchten Kind und Beruf vereinbaren, für andere ist es selbstverständlich, nur Hausfrau sein zu wollen.

Die Hospitalismus-Forschung zum Beispiel fordert die ständige Präsenz der Mutter, um eine gesunde Entwicklung des Kindes zu gewährleisten. Ein traditionelles Mutterideal verleugnet die Bedeutung des Vaters und bürdet die ganze Verantwortung der Mutter auf. Viele Stimmen lehnen eine Fremdbetreuung von Unter-Drei-Jährigen ab und setzen Mütter damit unter Druck.

Die richtige Mutterrolle ist die, in der die Frau aufgeht, wie immer sie sich gestaltet. Ist die Mutter glücklich, ist in der Regel auch das Kind zufrieden.

Modernes Mutterbild

In den modernen Industrieländern hat sich das Verhalten gegenüber Kindern geändert. Frauen

  • bringen weniger Kinder zur Welt
  • gebären oft erst spät,
  • sind aber bereit, die Kinder in ihrer Entwicklung stärker zu unterstützen und zu fördern.

Oft erleben Mütter einen enormen Druck, wie wichtig die Frühförderung, Liebe und Aufmerksamkeit gegenüber dem Kind für seine gesunde Entwicklung sei.

Kind und Karriere

Die meisten jungen Mütter haben heute wenig Unterstützung von Verwandten oder andern Institutionen und sind mit ihren Mutterpflichten auf sich allein gestellt. Für viele Frauen ist es immer noch schwierig, Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen - Kind und Beruf lassen sich manchmal noch vereinbaren, aber berufliche Ziele und Pläne werden nach dem Mutter werden oft aufgegeben, wenn auch nur vorläufig.

Erwartungsdruck

Viele Mütter haben einen Hang zum Perfektionismus und setzen sich damit ungemein unter Druck. Mütter sind geplagt von Schuldgefühlen, einem schlechten Gewissen und halten dem Erwartungsdruck kaum stand. "Eigentlich müsste ich glücklich sein", entspricht der Überfrachtung von Erwartungen, die man an Mütter stellt.

Viele Mütter sind

  • gestresst
  • überfordert
  • erschöpft und
  • alles andere als glücklich;

darüber zu reden ist nach wie vor ein großes Tabu. Muttersein ist einfach beides, es ist schön und es kann auch anstrengend sein.

Die Pluralität verschiedener Mutterbilder

  • Noch in den 1950er Jahren gab es einen gesellschaftlichen Konsens darüber, was eine gute Mutter ausmacht, ein hinsichtlich der Mutterschaft einheitliches und eindeutiges Leitbild: Das der nicht erwerbstätigen, allein für ihre Kinder verantwortlichen Ehe- und Hausfrau. Auch wenn in den Nachkriegsjahren die Realität bisweilen anders aussah, galt diese Form der Mutterschaft als unwidersprochenes Leitbild.

  • In Frage gestellt wurde es erstmals in den späten 1960er Jahren von feministischer Seite her; das Gegenbild einer erwerbstätigen und kinderlosen Frau entstand.

  • Seither gibt es, wo vorher ein einziges Mutterbild dominierte, ein Nebeneinander verschiedener Entwürfe zum Thema Mütterlichkeit. Neben dem traditionellen Mutterideal und seinem Gegenbild der berufstätigen Frau handelt es sich dabei oft um Versuche, beide Konzepte miteinander zu verbinden und zu versöhnen, beispielsweise im Leitbild der Supermutter oder im so genannten Drei-Phasen-Modell.

    Gleichzeitig behielten auch die älteren Konzepte für ihre jeweiligen Anhänger ihre Gültigkeit, sodass als Ergebnis verschiedene Konzepte von Mütterlichkeit miteinander konkurrieren.

Wahlfreiheit und Rechtfertigungsdruck

Das Nebeneinander verschiedener Mutterbilder kann für Frauen durchaus von Vorteil sein, da sie sich so für ein Modell entscheiden können, das ihren eigenen Vorstellungen am ehesten entspricht.

Andererseits jedoch kann es ein solches Neben- und Gegeneinander verschiedener Mutterbilder auch erschweren, eine eigene Identität als Mutter zu entwickeln, sei es in Übereinstimmung mit einem verbindlichen Mutterbild oder auch in klarer Abgrenzung dazu.

Dass es mehrere Leitbilder für Mütterlichkeit gibt, hat zudem zur Folge, dass Mütter stets Kritik ernten, egal, welche Entscheidung sie hinsichtlich der Versorgung ihrer Kinder treffen:

  • Widmen sie sich als Hausfrau und Vollzeit-Mutter ausschließlich ihren Kindern, lautet der Vorwurf, sie würden sich aus Bequemlichkeit der anstrengenden Erwerbstätigkeit entziehen oder durch mütterliche Überfürsorglichkeit die kindliche Entwicklung hin zur Selbständigkeit verzögern.
  • Kehren sie hingegen in den Beruf zurück, sehen sie sich mit der Vorhaltung konfrontiert, ihre Kinder aus egoistischen Motiven der Selbstverwirklichung heraus zu vernachlässigen.

Egal, welche Entscheidung Mütter also treffen: Sie werden dafür kritisiert und unter Rechtfertigungsdruck gesetzt.

Eine schichtenspezifische Diskussion

Die Diskussion darüber, was eine gute Mutter ausmacht und welchem Leitbild sie folgen sollte, findet vorrangig in der bürgerlichen Mittelschicht statt: Allein erziehende Frauen oder Familien mit geringem Haushaltseinkommen sind auf die Erwerbstätigkeit der Frau zwingend angewiesen, um die Existenzsicherung zu gewährleisten - die Frage, ob eine Mutter der Kinder wegen zu Hause bleiben sollte, stellt sich deshalb gar nicht.

Auch der Gedanke der weiblichen Selbstverwirklichung in einem erfüllenden und Sinn stiftenden Beruf wird sich in der Regel nicht vor dem Hintergrund prekärer Beschäftigungsverhältnisse erschließen, sondern eher bei einer entsprechend qualifizierten und gern ausgeübten Tätigkeit.

Im Folgenden gehen wir detailliert auf die verschiedenen Mutterbilder ein.

Das traditionelle Mutterideal

Das traditionelle Mutterideal der Hausfrau, die allein für ihre Kinder da ist, war insbesondere in den 1950er und 1960er Jahren das unumstrittene gesellschaftliche Leitbild. Auch heute hat es noch zahlreiche Anhänger, vor allem in konservativen Kreisen. Es ist jedoch nur noch eines unter mehreren möglichen Mutterbildern.

Hausfrau und Mutter

Dem traditionellen Mutterbild gemäß ist eine Mutter verheiratet und nicht berufstätig. Sie

  • widmet sich neben der Haushaltsführung vor allem der Versorgung und Erziehung der Kinder
  • räumt deren Bedürfnissen oberste Priorität ein und
  • fördert nach Kräften ihre körperliche, geistige und seelische Entwicklung, für die sie allein verantwortlich ist - selbstverständlich auch dann, wenn diese Entwicklung nicht wie gewünscht und erwartet verläuft.

Mutterschaft als Vollendung der Weiblichkeit

Das traditionelle Mutterbild fordert nicht nur die Übernahme bestimmter Aufgaben und Verantwortlichkeiten innerhalb der Familie. Es beinhaltet auch die Vorstellung, dass Frauen in diesen Tätigkeiten Erfüllung finden, sie als befriedigend und Sinn stiftend erleben und in der Mutterschaft die Bestimmung und Vollendung ihrer Weiblichkeit sehen.

Dieser Vorstellung liegt ein bestimmtes Frauenbild zugrunde, das Weiblichkeit als in besonderem Maße liebevoll, fürsorglich und aufopferungsbereit beschreibt. Mit diesen Eigenschaften seien Frauen zum einen ganz besonders prädestiniert für die Kindererziehung, zum anderen empfänden sie die entsprechenden Tätigkeiten auch als ihrem Wesen und ihren Neigungen entsprechend.

Mögliche Probleme

  • Insbesondere die Erwartung, Mutterschaft müsse stets als positive Erfahrung empfunden werden, ist durchaus auch geeignet, um Frauen unter Druck zu setzen: Empfinden diese nämlich die Sorge für die Kinder bisweilen auch als belastend, sehen sie sich nicht nur in ihrer Mutterrolle, sondern auch in ihrer Identität als Frau in Frage gestellt.

    Dasselbe gilt, wenn Frauen die Mutterrolle nicht als erfüllend empfinden und sich daneben oder gar stattdessen andere Lebensziele setzen.

  • Als problematisch kann zudem die Fokussierung des traditionellen Mutterbildes auf die Mutter-Kind-Beziehung gesehen werden: Da es nicht nur eine enge, sondern eine nahezu ausschließliche Mutter-Kind-Bindung vorsieht, bleibt kaum Raum für den Vater, dem diesem Mutterbild gemäß bestenfalls eine Nebenrolle im Leben seiner Kinder zugestanden wird.

Die Madonna

Das Mutterbild der "Madonna" beschreibt die Mutterrolle nicht vollständig. Der Terminus dient vielmehr dazu, einen bestimmten Aspekt der Mutterschaft hervorzuheben: Die Madonna, also die Jungfrau Maria der christlichen Tradition, bildet das Urbild einer Vorstellung von Mütterlichkeit, die sich vor allem durch die Abwesenheit der Sexualität auszeichnet.

Mutter oder sexuelles Wesen

Obwohl aus biologischer Sicht Sexualität die unabdingbare Voraussetzung für Mutterschaft ist, schließen sich im Mutterbild der Madonna Sexualität und Mutterschaft wechselseitig aus. Eine Frau kann entweder ein sexuelles Wesen sein oder eine gute Mutter, keinesfalls jedoch beides.

Noch nicht einmal innerhalb einer Ehe mit dem Vater der Kindes darf eine Frau, die als gute Mutter gelten möchte, sexuell attraktiv erscheinen oder sexuelles Interesse erkennen lassen: Eine solche Frau kümmere sich nicht richtig um ihre Kinder, vernachlässige deren Bedürfnisse oder empfinde sie als Last, so die Unterstellung.

Mögliche Probleme

  • Das Mutterbild der Madonna kann in der Partnerschaft zu Schwierigkeiten führen, etwa wenn nach der Geburt eines Kindes einer der beiden Partner die weibliche Sexualität negiert, ignoriert oder als unpassend empfindet.

  • Unter anderem können Frauen, die versuchen, ihre verschiedenen Rollen als Mutter und Sexualpartnerin in Einklang zu bringen, Identitätskonflikte entwickeln - auch sexuelle Probleme innerhalb der Partnerschaft sind möglich.

Die berufstätige Frau

Das Bild der berufstätigen Frau entstand als feministischer Gegenentwurf zur traditionellen Mutterrolle. Das weibliche Leitbild war dieser Vorstellung zufolge karriereorientiert und kinderlos.

Homo oeconomicus

Als Gegenbild zur angeblich typisch weiblichen Fürsorglichkeit und Aufopferungsbereitschaft entwarf der Feminismus der 1970er Jahre ein Leitbild der modernen Frau, die sich durch Eigennutz und Profitstreben leiten lässt und damit ganz den Maximen eines rational geprägten homo oeconomicus gehorcht.

Konkret legt eine Frau, die diesem Leitbild entspricht, Wert auf eine qualifizierte Ausbildung und beruflichen Erfolg in einer gehobenen Position, die ihr finanzielle Unabhängigkeit ermöglicht.

Karriere vor Familie

Anstelle der Mutterschaft ist es nun der Beruf, der Sinn stiften und weibliche Selbstverwirklichung ermöglichen soll. Partnerschaft und Kinder gehören nicht mehr zu den vorrangigen Lebenszielen und werden dem beruflichen Erfolg im Zweifelsfall untergeordnet.

Die Supermutter

Das Leitbild der Supermutter verbindet die Anforderungen, die das traditionelle Mutterbild stellt, mit dem Vorbild der berufstätigen Frau. Die Supermutter ist demnach sowohl beruflich erfolgreich als auch eine fürsorgliche und hingebungsvolle Mutter.

Synthese zwischen Karriere und Familie

Das Bild der Supermutter versucht, bewusst oder nicht, eine Synthese zwischen der berufstätigen Frau und der engagierten Mutter, ohne an den jeweiligen Anforderungen Abstriche zuzulassen. Eine bloße Berufstätigkeit ist deshalb nicht ausreichend, um diesem Leitbild zu entsprechen, das vielmehr eine erfolgreiche berufliche Karriere verlangt.

Gleichzeitig führen Supermütter erfüllende Paarbeziehungen, in denen sie auch als Sexualpartnerinnen stets attraktiv und begehrenswert sind. Sie verfügen außerdem über ein gepflegtes Zuhause und fördern engagiert die Entwicklung ihrer Kinder, für die sie mit Hingabe sorgen.

Mögliche Probleme

  • Frauen, die diesem Leitbild gerecht zu werden versuchen, könnten in Gefahr geraten, sich selbst zu überfordern, da es nicht weniger als Perfektion in allen Lebensbereichen verlangt.

  • Erschwerend kommt hinzu, dass die beruflichen und familiären Anforderungen scheinbar mühelos zu bewältigen sind. Eine Frau scheitert also bereits dann am Idealbild der Supermutter, wenn sie es als schwierig empfindet, beruflichen Erfolg und Sorge für die Familie miteinander zu vereinbaren.

Das Drei-Phasen-Modell

Wie auch das Leitbild der Supermutter versucht das Drei-Phasen-Modell, Berufstätigkeit und Mutterschaft miteinander zu verbinden. Allerdings müssen nicht sämtliche Anforderungen gleichzeitig bewältigt werden: Das Drei-Phasen-Modell sieht verschiedene Lebensabschnitte vor, in denen eine Frau unterschiedliche Prioritäten setzt.

Verschiedene Lebensphasen

  • Folgt eine Frau dem Leitbild des Drei-Phasen-Modells, sorgt sie in einer ersten Phase für eine qualifizierte Ausbildung und bleibt anschließend erwerbstätig, bis das erste Kind geboren wird.
  • In der zweiten Phase kümmert sie sich ausschließlich um die Haushaltsführung und die Erziehung der Kinder. Diese Phase dauert an, bis auch das jüngste Kind keine ständige Betreuung durch die Mutter mehr benötigt.
  • In einer dritten Phase erfolgt der Wiedereinstieg in den Beruf. Eine erfolgreiche Karriere ist dabei nicht unbedingt vorgesehen; so ist es auch durchaus möglich, zunächst aus Rücksicht auf die Bedürfnisse der Familie einer Teilzeitbeschäftigung nachzugehen, ohne dem Mutterbild des Drei-Phasen-Modells zuwider zu handeln.

Der richtige Zeitpunkt zum Wiedereinstieg

Das Drei-Phasen-Modell macht keine konkreten Vorgaben, wann der Wiedereinstieg in den Beruf erfolgen soll. Maßgeblich sind dabei die Bedürfnisse der Kinder nach Betreuung.

Es ist durchaus möglich, mit dem Wiedereinstieg bis zum Ende der Schulzeit zu warten - ebenso ist ein Wiedereinstieg in den Beruf bereits einige Wochen oder Monate nach der Geburt denkbar, sofern die Betreuung des Kindes sichergestellt ist.

In der Praxis lässt sich in den vergangenen Jahrzehnten eine Tendenz zu einem immer früheren Wiedereinstieg in den Beruf beobachten, wobei auch das verfügbare Angebot an Kinderbetreuung eine Rolle spielt.

Oft erfolgt der Wiedereinstieg nach dem Ende der gesetzlich vorgesehenen Elternzeit, wenn das Kind das Kindergartenalter erreicht.

Vor- und Nachteile

Dass für den beruflichen Wiedereinstieg kein fester Zeitpunkt vorgesehen ist, ermöglicht einerseits individuelle Lösungen, die sich den jeweiligen Gegebenheiten und Voraussetzungen in der Familie anzupassen vermögen.

Andererseits ist damit die persönliche Entscheidung für einen bestimmten Zeitpunkt stets auch Gegenstand der Kritik von außen - je nach Standpunkt des Urteilenden wird er entweder zu früh oder zu spät gewählt sein und muss von der betroffenen Mutter begründet und gerechtfertigt werden.

Die "neuen" Mütter

In gewisser Weise ähneln die neuen Mütter denen des traditionellen Mutterbildes, da sie sich ausschließlich der Familienarbeit widmen. Ein Unterschied besteht jedoch in der Motivation für diese Entscheidung, die Aspekte der Selbstverwirklichung durchaus mit einschließt.

Alles für die Familie

Neue Mütter widmen sich der Familie nicht etwa aus Opferbereitschaft heraus und verzichten zum Wohle der Kinder entsagungsvoll auf die Selbstverwirklichung innerhalb einer Berufstätigkeit. Ganz im Gegenteil sind sie der Auffassung, dass eine Selbstverwirklichung eher im familiären Umfeld möglich ist als in einem Berufsumfeld, das als rational geprägt, wettbewerbsorientiert und fremdbestimmt empfunden wird.

Die Familie ist für diese neuen Mütter ein Ort, der ihnen die Befriedigung emotionaler Bedürfnisse ermöglicht und an dem sie sie selbst sein können. Sie erscheint damit als positive Gegenwelt zu einer unbefriedigenden und entfremdeten Berufstätigkeit, die sich nach den eigenen Vorstellungen eines gelungenen Lebens gestalten lässt.

Mutterbilder in den Sozialwissenschaften

Mutterbilder entstehen nicht nur innerhalb einer Gesellschaft, auch die Wissenschaft prägt die Entstehung verschiedener Konzepte von Mütterlichkeit. Obwohl all diese Mutterbilder den Anspruch der Wissenschaftlichkeit erheben, ergeben sich je nach Fachrichtung recht unterschiedliche Vorstellungen.

Das Mutterbild der Psychoanalyse

Für die klassische Psychoanalyse ist Mutterschaft eine essentielle Phase in der psychosexuellen Entwicklung einer Frau. Die Identität als Mutter entwickelt sich dabei relativ problemlos und instinkthaft im Rahmen der allgemeinen Reifungsprozesse. Einem Kind gegenüber löst sich zudem die Ich-Grenze einer Mutter auf - es entsteht eine symbiotische Beziehung.

Das Mutterbild der Bindungstheorie

Für die Bindungstheorie ist die Mutter vorrangig dafür verantwortlich, dass eine stabile Bindung zwischen ihr selbst und dem Säugling entsteht. Dies gelingt in der Regel aufgrund angeborener "weiblicher" Fähigkeiten wie Empathie und Feinfühligkeit - ist das nicht der Fall, sind psychopathologische Probleme der Mutter die Ursache.

Das Mutterbild der feministischen Wissenschaften

Feministische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der 1960er und 1970er Jahre entwickelten ihr Frauenbild oftmals in Auseinandersetzung mit dem traditionellen Mutterbild. Im Gegensatz zu diesem hoben sie unter anderem die Abhängigkeit nicht erwerbstätiger Frauen von ihrem Partner und deren gesellschaftliche Benachteiligung hervor.

Als Mittel zur weiblichen Selbstverwirklichung wurde anstelle der Mutterschaft die Erwerbstätigkeit propagiert. Später wurde auch in der feministischen Wissenschaft die Mutterschaft wieder positiver gesehen und als wichtiger Bestandteil des Lebens anerkannt.

Da die Kindererziehung jedoch nicht die alleinige Aufgabe der Mütter sein sollte und Mütter nicht ausschließlich auf die Familienarbeit beschränkt bleiben sollten, blieb als zentrales Anliegen die Forderung nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Das Mutterbild der Soziologie und Sozialpsychologie

Die Soziologie und die Sozialpsychologie betrachten Mutterschaft vorwiegend als gesellschaftliches Konstrukt. Darüber hinaus entwickeln sie meist kein eigenes Mutterbild, sondern untersuchen stattdessen, wie gesellschaftliche Strukturen die Entstehung verschiedener Mutterbilder prägen und wie diese im Rahmen der Sozialisationsprozesse verinnerlicht werden.

Dabei betrachten sie insbesondere die verschiedenen Ausprägungen des Mutterbildes in Abhängigkeit vom jeweiligen sozialen Umfeld.

Unterschiedliche Mütterbilder in der Kritik

Mutter zu werden ist wohl eines der schönsten Erfahrungen, die eine Frau im Laufe ihres Lebens machen kann. Es ist daher wenig überraschend, dass viele Damen vollkommen in der Mutterrolle aufgehen. Über neun Monate lang zu spüren, wie ein neues Leben im eigenen Körper heranwächst, macht für viele Frauen die lebensglange Verpflichtung und Verantwortung, die die Mutterschaft mit sich bringt, mehr als wert.

Obwohl es vollkommen nachvollziehbar ist, wenn junge Mütter ihre Freude über die neue Aufgabe in ihrem Leben nicht verstecken wollen, so sollten Sie jedoch darauf achten, nicht zu einer jener Mütter zu werden, die man in folgende Kategorien einsortieren kann.

Die "Ich tanze bis zum Morgengrauen"-Mama

Mütter dieser Kategorie bekommen häufig einen Sendeplatz beim Teenie-MTV. Vermeintlich hip, sind sie doch eigentlich eher jene Exemplare, die mit ihren Nachwuchs wenig verantwortlich umgehen.

In aller Regel zeichnet sich dieser Charakterzug dadurch ab, dass sich das knallenge Minikleid über den prallen Babybauch spannt, in der rechten Hand der werdenden Mutter eine Zigarette und in der linken ein Glas mit Sekt zu finden ist.

Eine Schwangerschaft ist ganz sicher nicht das Ende von ausgelassenen Partys, dennoch sollten Sie sich bewusst machen, dass von nun an Ihr Handeln nicht mehr nur Konsequenzen für Sie allein nach sich zieht.

Die 50er Jahre-Mutti

Dieser Muttertyp ist das komplette Gegenteil von der schwangeren Tanzmaus. Die 50er Jahre-Mutti verliert mit der Geburt ihres Kindes jeglichen Nerv für die eigene Sinnlichkeit.

Getrieben von der prüden Vorstellung, dass Mütter keine sexuellen Wesen seien, kleidet sie sich in keinster Weise aufreizend und vergisst, wie attraktiv sie als Single war.

Frauen wie Demi Moore, Angelina Jolie und Jennifer Lopez haben bewiesen, dass man sich als Mutter durchaus sexy kleiden kann, ohne dabei als billig zu gelten oder die Kinder frühzeitig zu sexualisiseren. Stehen Sie zu Ihren Reizen, die Sie mit Sicherheit auch noch nach der Schwangerschaft zu bieten haben.

Die "Mein Kind ist besser"-Mama

Jeder Freundeskreis hat mindestens ein Exemplar aus dieser Kategorie zu bieten: jene Mütter, die ihr Kind zum künftigen Superstar der Nation erklären und auch so behandeln. Sobald eine andere Mutter eine Anekdote über ein Kleinkind erzählt, muss die Über-Mutti natürlich nachlegen und zum besten geben, dass ihr Kleiner das auch gemacht hat.

Extravagante Geburtstagsparties für Einjährige, die pompös wie eine Hochzeitsfeier sind, sind ein weiteres Merkmal für die "Mein Kind ist besser"-Mama.

Fazit

Jede Mutter ist besonders stolz auf ihre Kinder, dennoch sollten Sie den Bezug zur Realität nicht verlieren. Andernfalls drohen Sie nicht nur den Müttern in Ihrem Freundeskreis gehörig auf den Wecker zu gehen, sondern auch einen Sprössling heranzuziehen, der entweder dem Druck Ihrer Erwartungshaltung nicht standhalten kann oder auf Grund eines aufgeblasenen Selbstbewusstseins zum arroganten Schnösel wird.