Sehnen und Bänder - Sehnen verbinden Knochen mit Muskeln, Bänder verbinden Knochen mit Knochen

Als Sehnen bezeichnet man die Verbindungen zwischen Muskeln und Knochen. Unter Bändern versteht man faserreiche Bindegewebsstränge, die vor allem zur Fixierung dienen.

Von Jens Hirseland

Sehnen

Sehnen sind bindegewebige Faserzüge, durch die Muskeln und Knochen miteinander verbunden werden. Eine Sonderform stellen die Zwischensehnen dar, welche die Muskelbäuche eines Muskels verbinden.

Sehnen bezeichnet man auch nach ihrer jeweiligen Funktion als Ansatz- oder Ursprungssehnen. Jeder Muskel verfügt über Sehnen. Die Fasern der Sehnen sind entweder unmittelbar an einem Knochen verankert oder strahlen in die Knochenhaut hinein.

Für die Bewegung des menschlichen Skeletts ist es von Nöten, dass die Sehnen die Muskelkraft auf die Knochen übertragen. An einem Ende sind sie im Muskel fixiert, am anderen Ende am Knochen.

Aufbau und Arten

Umgeben werden Sehnen, die über mehrere Gelenke verlaufen, von Sehnengleitgewebe. An einigen Körperstellen gibt es zudem Sehnenscheiden, etwa am Handgelenk, wo eine hohe Spannung auf die Sehnen ausgeübt wird. Durch die Sehnenscheide wird die Reibung zwischen Knochen und Sehne vermindert.

Zusammengesetzt wird eine Sehne aus fixen Zellen sowie einer Interzellularsubstanz. In diese Substanz sind vor allem kollagene Fasern eingelagert, die den Sehnen zu ihrer Festigkeit verhelfen. Die dünne Sehnenhaut, die die Sehne umgibt, bezeichnet man als Peritendineum.

In den Sehnen gibt es nur sehr wenige Blutgefäße und Nerven, wodurch sie sich jedoch schlecht regenerieren können. Eine Sehne kann sowohl lang als auch kurz sein.

Es gibt zwei Arten von Sehnen. Zum einen dünne, breite und hautähnliche, die sich in den meisten Fällen an flachen Muskeln befinden; man bezeichnet sie als Aponeurosen oder Sehnenhäute. Zum anderen strangförmige, rundliche Sehnen.

Die bekannteste und größte Sehne des menschlichen Körpers ist die Achillessehne, der Ansatzpunkt der Wadenmuskulatur. Sie zählt zu den stärksten Sehnen und kann einer besonders großen Zuglast standhalten.

Achillessehne als stärkste Sehne des Menschen
Achillessehne als stärkste Sehne des Menschen

Funktion

Sehnen verbinden Knochen mit Muskeln. Wichtigste Funktion der Sehnen ist die Übertragung der Muskelkraft auf die Knochenteile.

Darüber hinaus wirken sie durch ihre Elastizität in gewissen Umfang federnd. So können sie Bewegungsenergie für kurze Zeit speichern und auch wieder freisetzen.

Durch eine Körperbewegung kommt es zum Zusammenziehen eines Muskels. Dieser Zug wird an die Sehne weitergeleitet, welche die Bewegung auf den Knochen übertragen. Auf diese Weise wird eine Bewegung eines Körperteils möglich.

Bänder

Als Bänder oder Ligamente bezeichnet man faserreiche Bindegewebsstränge, die bewegliche Teile des Skeletts miteinander verbinden und fixieren. Außerdem sorgen sie für die funktionelle Stabilität der Gelenke.

Aufbau

Zusammengesetzt werden Bänder in erster Linie von parallelfaserigem Bindegewebe. Dieses enthält eine Vielzahl von Kollagenfasern vom Typ I und hat nur einen geringen zellulären Anteil.

Zwischen den Kollagenfaserbündeln befinden sich nur ein paar einzelne zytoplasmaarme Fibrozyten. Einen kleinen Teil der Bänder bezeichnet man auch als elastische Bänder, da diese über einen hohen Anteil an elastischen Fasern verfügen und aus elastischem, straffen Bindegewebe bestehen.

Funktion

Wichtigste Aufgabe der Bänder ist die Verbindung und Fixierung der beweglichen Skelettteile. Während Sehnen stets Muskeln mit Knochen verbinden, stellen die Bänder immer nur eine Verbindung zwischen den Knochen her. Bei den Gelenken sorgen die Bänder dafür, dass die Beweglichkeit auf ein physiologisch erwünschtes Maß beschränkt wird, wodurch sie funktionelle Stabilität gewährleisten.

Wegen ihrer histologischen Eigenschaften können sich Bänder nur bedingt regenerieren. Sie verfügen über wenig Elastizität, sodass sie schnell überdehnt werden können.

Verletzungen und Erkrankungen von Sehnen und Bändern

Sowohl die Sehnen als auch die Bänder können durch Überbeanspruchung geschädigt werden.

Verletzungen der Sehnen

Sehnenzerrung/-überdehnung

Bei einer Sehnenüberdehnung bzw. Sehnenzerrung wird das Sehnengewebe überdehnt, also verlängert, ohne, dass es zu einer Störung des gleichmäßigen Verlaufs kommt. Es kommt zu einem kurzen, stechenden Schmerz; der Schmerzpunkt lässt sich dann ertasten.

Die betroffene Sehne sollte entlastet werden, um einen möglichen Riss zu vermeiden. Des Weiteren hat sich Kühlen als hilfreich erwiesen.

Verschiedene Achillessehnenprobleme grafisch dargestellt
Verschiedene Achillessehnenprobleme grafisch dargestellt

Sehnenriss

Eine der häufigsten Sehnenverletzungen ist die Sehnenruptur (Sehnenriss). Dabei kommt es zu einem Einriss oder sogar völligem Riss der Sehne. Verursacht wird ein solcher Riss zumeist durch eine plötzliche Überbelastung der betroffenen Sehne oder durch eine ruckartige Muskelkontraktion. In vielen Fällen ist die Sehne bereits degenerativ vorgeschädigt.

Zu den häufigsten Sehnenrupturen gehören:

Sehnenscheidenentzündung

Eine Erkrankung der Sehnen ist die Sehnenscheidenentzündung, die vor allem an den Handgelenken oder im Bereich des Sprunggelenks auftritt. Dabei kommt es zu:

Ursachen sind vor allem:

Sehnenscheidenentzündung am Fuss grafisch dargestellt
Sehnenscheidenentzündung am Fuss grafisch dargestellt

Verletzungen der Bänder

Bänderdehnung (Bänderzerrung)

Eine Mögliche Verletzung der Bänder stellt die Bänderdehnung oder auch Bänderzerrung dar. Sie entsteht bei einer übermäßigen Bewegung eines Gelenks, welche zu einer Verletzung des Bandapparats führt.

Bänderdehnungen zählen zu den typischen Sportverletzungen; besonders das Sprunggelenk sowie das Kniegelenk sind betroffen. Es kommt zu leichen Schwellungen und Schmerzen.

Das betroffene Gelenk sollte umgehend geschont werden. Zur Behandlung kommen mitunter Tapes sowie Schienen zum Einsatz, je nach Körperstelle.

Kinesio-Tape zur Therapie von Bänderdehnungen
Kinesio-Tape zur Therapie von Bänderdehnungen

Verstauchung

Bänder können auch von einer Verstauchung betroffen sein. Der Übergang von einer Dehnung zu einer Verstauchung ist meist fließend. Auch bei einer Verstauchung kommt es zur Überdehnung der Kollagenfasern.

Fuß, Knie und Handgelenk sind am häufigsten betroffen. Typische Merkmale sind eine Schwellung sowie ein Hämatom. Behandelt wird durch Kühlen, Hochlagern und Ruhigstellen.

Bänderriss

Zu den häufigsten Bänderverletzungen gehören auch Bänderrisse. Bei einer Bandruptur kommt es zu einem teilweisen oder völligen Riss eines Gelenkbandes. Vor allem der Kreuzbandriss am Knie ist weit verbreitet und tritt besonders bei sportlichen Aktivitäten wie z.B. Fußball oder Skifahren auf.

Verursacht wird eine Ruptur durch die gewaltsame Überstreckung eines Gelenks oder unmittelbare Gewalteinwirkung. Zu den Symptomen gehören lokale Schmerzen und Funktionsausfälle.

Neben dem Kreuzbandriss zählen zu den typischen Bänderverletzungen:

Angerrissene Außenbänder am Fuß grafisch dargestellt
Angerrissene Außenbänder am Fuß grafisch dargestellt