Windpocken - Ursachen, Symptome und Behandlung

Hauptsymptom der Windpocken ist der Ausschlag. Die Diagnose stellt meist der Kinderarzt. Windpocken werden durch Viren übertragen. Komplikationen treten nur selten auf.

Von Claudia Haut
Klassifikation nach ICD-10: B01 P35
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Krankheitsbild

Bei Windpocken (Varizellen) handelt es sich um eine akute Erkrankung, die mit einem juckenden Hautausschlag einhergeht. Ausgelöst werden Windpocken durch das Varicella-zoster-Virus. Hauptsächlich sind Kinder betroffen.

Sind die Windpocken einmal überstanden, ist der Betroffene nun in der Regel immun gegen das Varizella-zoster-Virus. Oft bleiben jedoch einige Viren im Körper zurück, wo sie sich im Nervengewebe vor den Immunzellen verstecken, um oft erst nach Jahrzehnten wieder aktiv zu werden: Es kommt zur Gürtelrose.

Keine Gürtelrose ohne Windpocken - beide Krankheitsbilder haben den gleichen Erreger und können nur nacheinander auftreten. Nach einer exogenen (von außen kommenden) Erstinfektion mit dem Varicella-Zoster Virus entwickelt sich meist das typische Krankheitsbild von Windpocken: leichtes Fieber, Abgeschlagenheit und juckende Pusteln am ganzen Körper.

Besonders betroffen von Zoster-Rezidiven sind ältere und immungeschwächte Personen. Aber auch jüngere Menschen können bei Stress spontan eine Gürtelrose bekommen. Schutz bietet eine Impfung.

Wann Windpocken gefährlich sind

Windpocken bei Kindern sind in der Regel harmlos, wobei auch in diesem Fall ein Arzt aufgesucht werden muss. Bei Erwachsenen kann es schon eher zu Komplikationen kommen und der Krankheitsverlauf ist meist etwas länger.

Ist das Immunsystem ohnehin schon geschwächt, kann es zu schwerwiegenden und lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Gehirnentzündung oder Lungenentzündung kommen. Typische Symptome und Anzeichen für solch gefährlichen Erkrankungen sind Atemprobleme und anhaltend starkes Fieber.

Die größte Gefahr stellen Windpocken für Schwangere bzw. deren Ungeborenes dar. Erkrankt die Frau während ihrer Schwangerschaft an Windpocken, kann es beim ungeborenen Kind zu schweren Missbildungen oder sogar Fehlgeburt oder Totgeburt kommen. Erkrankt die Mutter kurz vor der Entbindung an Windpocken, stellt dies ebenfalls eine große Gefahr für das Kind dar: es infiziert sich mit dem Varizella-zoster-Virus und stirbt in nicht seltenen Fällen an den Folgen dieser Virusinfektion.

Ursachen

Windpocken sind eine Viruserkrankung. Erreger ist das so genannte Varicella-Zoster-Virus. Dieses Virus gehört zur Familie der Herpesviren und bleibt auch nach überstandener Erkrankung weiterhin schlummernd im Körper.

Windpocken werden durch Tröpfcheninfektion oder Schmierinfektion übertragen. Bei der Tröpfcheninfektion gelangt der Erreger über Husten, Niesen oder Sprechen von Mensch zu Mensch. Wie der Name der Erkrankung schon sagt, kann man sich auch noch aus einigen Metern Entfernung bei einer infizierten Person anstecken.

Auch die Flüssigkeit, die sich in den Bläschen des Ausschlages befindet, ist ansteckend. Etwa zwei Wochen nach der Ansteckung treten die ersten Symptome auf. Ein bis zwei Tage bevor die roten Bläschen am Körper erscheinen, ist die Person bereits ansteckend und bleibt dies, bis das letzte Bläschen verkrustet ist.

Verlauf

Die Viren bleiben nach der Erkrankung im Körper und können bei schlechter Immunlage in späteren Jahren Gürtelrose verursachen. Normalerweise ergeben sich bei der Windpockenerkrankung keine Komplikationen.

Selten gelangen Bakterien in die aufgeplatzten Bläschen und verursachen eine Infektion. Dies ist jedoch nur dann der Fall, wenn die Bläschen aufgrund des Juckreizes aufgekratzt werden.

Das Aufkratzen der Bläschen kann auch zu Narben führen. Auch eine

  • Lungenentzündung
  • Hirnentzündung oder
  • Hirnhautentzündung

kann neben den Windpockensymptomen auftreten, was jedoch nur selten vorkommt.

Windpocken bei Schwangeren

Während Windpocken bei Kindern meist harmlos sind, stellen sie für schwangere Frauen jedoch ein erhebliches Risiko dar, da eine Erkrankung negative Folgen für das ungeborene Kind haben kann. Keine Gefahr besteht für Frauen, die schon einmal die Windpocken hatten, da sie dann gegen die Erreger immun sind. Dies trifft immerhin auf 90 Prozent aller Schwangeren zu.

Infektion vor der 24. Schwangerschaftswoche

Die restlichen 10 Prozent können jedoch theoretisch an Windpocken erkranken. Tritt eine Infektion mit Varizellen vor der 24. Schwangerschaftswoche auf, besteht die Gefahr einer Fehlgeburt. Außerdem leiden etwa ein bis zwei Prozent aller betroffenen Babys unter einem angeborenen Varizellensyndrom.

Dabei kommt es zu Fehlbildungen des Gehirns, der Augen, der Haut und der Gliedmaßen. Auch ein früher Tod des Kindes ist im Bereich des Möglichen. Besonders hoch ist das Risiko, wenn die Mutter zwischen der 13. und der 20. Schwangerschaftswoche erkrankt.

Infektion nach der 24. Schwangerschaftswoche

Nach der 24. Schwangerschaftswoche besteht kein Risiko mehr für ein Varizellensyndrom, allerdings kann bei der Mutter eine schwere Lungenentzündung auftreten. Ebenfalls gefährlich ist eine Erkrankung während des Geburtstermins, da das Immunsystem des Babys den Infekt zu diesem Zeitpunkt noch nicht abwehren kann.

Mögliche Vorsorgemaßnahmen

Weiß eine schwangere Frau nicht genau, ob sie gegen Windpocken immun ist, lässt sich dies durch eine einfache Blutuntersuchung feststellen. Dabei wird ermittelt, ob sich entsprechende Antikörper im Organismus befinden.

Es besteht auch die Möglichkeit einer Impfung. Diese muss jedoch mindestens drei Monate vor einer Schwangerschaft erfolgen. Aus diesem Grund sollten Frauen, die noch keine Windpocken hatten und eine Schwangerschaft planen, einen Bluttest sowie eine Impfung rechtzeitig durchführen lassen.

Windpocken bei Senioren

In sehr seltenen Fällen können auch ältere Menschen an Windpocken erkranken, was für diese nicht ungefährlich ist. So treten häufig Komplikationen wie

auf. Bei letzterer leiden die betroffenen Senioren unter brennenden Schmerzen.

Doch auch, wenn man als älterer Mensch in seiner Kindheit schon einmal die Windpocken gehabt hat, kann es zu Herpes Zoster (Gürtelrose) kommen, was bei ca. 20 Prozent aller Patienten der Fall ist. Diese Krankheit wird von verbliebenen Varizella-Zoster-Viren ausgelöst. Dadurch besteht auch die Gefahr, dass die Senioren andere Menschen, wie zum Beispiel ihre Enkelkinder, mit den Viren infizieren.

Symptome

Windpocken sind eine Kinderkrankheit, die jedoch auch Erwachsene bekommen können, wenn sie bisher noch keine Windpocken hatten und auch nicht geimpft sind.

Windpocken verursachen einen Ausschlag (Exanthem) mit kleinen roten Bläschen am ganzen Körper (auch im Mund sowie im Genitalbereich), die sehr stark jucken. Nach wenigen Tagen verkrusten die Bläschen und es bilden sich neue, die wiederum nach wenigen Tagen eine Kruste bilden.

An den Stellen der abgefallenen Krusten bleiben helle Flecken zurück, die allerdings ebenfalls nach einiger Zeit verschwinden. Wichtig ist, dass der Betroffene sich die Bläschen, trotz des starken Juckreizes, nicht aufkratzt, da ansonsten hässliche Narben zurückbleiben können.

Der Kranke fühlt sich müde und hat Fieber (meist leicht und nicht mehr als 39 Grad). Auch Kopfschmerzen und Halsschmerzen können auftreten. Die genannten Symptome halten in der Regel rund 10 Tage an.

Diagnose

Da die Windpocken sehr charakteristische Symptome aufweisen, kann die Diagnose meist direkt gestellt werden. Da hauptsächlich Kinder an den Windpocken erkranken, stellt in der Regel der Kinderarzt die Diagnose. Bestehen Zweifel an der Diagnose, kann ein Abstrich aus dem Inhalt der Bläschen entnommen und unter dem Mikroskop auf die Windpockenerreger untersucht werden.

Therapie

Da es sich bei den Windpocken um eine Viruserkrankung handelt, kommt eine Behandlung mit Antibiotika nicht in Frage. Diese helfen nur gegen Infektionen mit Bakterien. Der Arzt kann somit nur symptomatisch behandeln.

Am schlimmsten an der Erkrankung ist meist der Juckreiz des Hautausschlages. Hier verordnet der Arzt Medikamente, die den Juckreiz lindern.

Zusätzlich gibt es auch Tinkturen, die auf die Bläschen gegeben werden können, so dass diese schneller abtrocknen. Auch Umschläge, die zuvor in kaltes Wasser getaucht wurden, helfen gegen den unangenehmen Juckreiz.

Ebenso lindert auch ein Badezusatz mit Kamillenblüten den Juckreiz. Es sollte jedoch nur kurz gebadet werden, damit die Bläschen nicht aufplatzen.

Der Patient sollte weite Kleidung anziehen, so dass eng anliegende Kleidung nicht zusätzlich Juckreiz verursacht. Bei hohem Fieber sollte unbedingt Bettruhe eingehalten werden.

Vorbeugung

Wer noch nicht an Windpocken erkrankt ist, sollte sich unbedingt von Windpockenpatienten fernhalten. Umgekehrt sollten Patienten mit Windpocken unbedingt zu Hause bleiben und den Kontakt zu anderen Personen meiden, die die Windpocken noch nicht hatten.

Varizellen - Impfung ist empfohlen

Das Varicella-Zoster-Virus ist ein hoch ansteckender Erreger; seine Übertragung erfolgt durch Körperkontakt oder Tröpfcheninfektion über die Atemluft. Über 90 Prozent der Personen erkranken, wenn sie nicht durch eine Impfung oder auf natürlichem Wege erworbene Antikörper gegen Varizellen geschützt sind.

Die wichtigste vorbeugende Maßnahme ist die Varizellen-Schutzimpfung. Wie mehrere Studien belegen, kann diese Impfung nicht nur den Ausbruch von Windpocken verhindern, die reduziert auch das Risiko nach einem Kontakt später an Gürtelrose zu erkranken.

Zweifache Impfung für Kleinkinder

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung für Kleinkinder ab dem 11. Lebensmonat, entweder als Einzelimpfstoff parallel zur Masern-Mumps-Rötel-Impfung (MMR) oder in einem vierfachen Kombinationsimpfstoff (MMRV). Eine zweite Dosis sollte im Alter von 15 bis 23 Monaten erfolgen, frühestens aber vier Wochen nach der ersten Impfung.

Schutz für Jugendliche und Erwachsene

Kinder und Jugendliche, die bisher ungeimpft sind, sollten diese Impfung zügig nachholen. Laut Untersuchungen sind Erkrankungen im höheren Lebensalter vermehrt mit Komplikationen verbunden.

Empfohlen ist eine Impfung auch für Frauen mit Kinderwunsch, wenn sie bisher keine Antikörper gegen Varizellen gebildet haben. Ein Bluttest gibt hier Auskunft.

Sinnvollerweise lässt sich dieser mit dem obligatorischen Test auf Röteln-Antikörper verbinden. Seronegative Frauen können dann beide Impfungen kombinieren.

Wichtig: Schwangere, die weder durch Impfung oder eigene Erkrankung gegen Windpocken geschützt sind, sollten jeden Kontakt mit erkrankten Personen meiden. Ebenso wie Röteln stellen Windpocken eine ernsthafte Gefahr für das ungeborene Baby dar.

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