Die Schilddrüse - Für die Speicherung von Jod und die Herstellung von wichtigen Hormonen

Als Schilddrüse bezeichnet man eine wichtige Hormondrüse. Sie liegt unterhalb des Kehlkopfs.

Von Jens Hirseland

Unter der Schilddrüse (Glandula thyroidea) versteht man eine Hormondrüse. Sie speichert Jod und stellt wichtige Hormone her.

Die Schilddrüse (Glandula thyreoidea) ist ein schmetterlingsförmiges Organ, das vor der Luftröhre liegt. Sie besteht aus zwei Lappen, die durch ein Verbindungsstück, den so genannten Isthmus zusammengehalten werden. Die Schilddrüse ähnelt in ihrer Form dem Buchstaben H.

Aufbau

Die menschliche Schilddrüse liegt unter dem Kehlkopf vor der Trachea (Luftröhre). Das Gewicht der Hormondrüse beträgt ca. zwanzig bis dreißig Gramm. Mikroskopisch betrachtet besteht die Schilddrüse aus vielen einzelnen Läppchen (je ca. 3-5cm groß), die wiederum aus vielen kleinen Bläschen, den Follikeln, bestehen. Die beiden Seitelappen werden als Lobus dexter und Lobus sinister bezeichnet.

Verbunden werden die beiden Lappen durch eine schmale Gewebebrücke. Oftmals befindet sich an diesem Isthmus auch ein Fortsatz, der die Form einer Pyramide hat. Bei diesem Fortsatz, den man als Lobus pyramidalis bezeichnet, handelt es sich um ein Überbleibsel aus der Schilddrüsenentwicklung.

Umgeben wird die Schilddrüse von zwei Bindegewebskapseln, die man in innere und äußere Kapsel unterteilt. Die innere Kapsel liegt direkt auf der Schilddrüse.

Durch das Bindegewebe ist sie fest mit dem Inneren der Drüse verwachsen. Die äußere Kapsel grenzt an die Luftröhre und verfügt über Verbindungen zu wichtigen Nerven und Blutgefäßen sowie zur Zungenmuskulatur.

Die Wände der Follikel werden von Epithelzellen gebildet, welche die Schilddrüsenhormone produzieren und ins Innere der Follikel abgeben. Zwischen den kleinen Follikeln befinden sich die so genannten C-Zellen.

Diese Zellen sind für die Bildung des Hormons Calcitonin zuständig, welches beispielsweise die Kalziumeinlagerung in den Knochen fördert und somit den Blut-Calcium-Spiegel senkt.

Die Anatomie der Schilddrüse grafisch dargestellt
Die Anatomie der Schilddrüse grafisch dargestellt

Nebenschilddrüsen

Im Zwischenraum der beiden Kapseln liegt lockeres Bindegewebe. In dieses sind auch Verzweigungen der Schilddrüsen-Gefäße eingebettet.

Auf der Rückseite der Schilddrüse befinden sich die Nebenschilddrüsen (Glandulae parathyroidae), die sich aus vier linsengroßen Drüsen zusammensetzen. Sie werden auch als Epithelkörperchen bezeichnet und produzieren das Hormon Parathyrin, den Gegenspieler des Calcitonins.

Dieses Hormon ist wichtig für die Regulierung des Phosphat- und Kalziumspiegels im menschlichen Blut. Im Gegensatz zu Calcitonin erhöht PTH den Calciumspiegel im Blut, in dem es zum Beispiel Calcium aus den Knochen freisetzt. Damit das Parathormon seine volle Wirkung entfalten kann, benötigt es Vitamin D.

Blutversorgung

Die Blutversorgung der Schilddrüse erfolgt durch die Arteria thyroidea superior und die Arteria thyroidea inferior. Während die Arteria thyroidea superior für die Versorgung des oberen Schilddrüsenteils zuständig ist, versorgt die Arteria thyroidea inferior den unteren Teil der Schilddrüse.

Aufgaben

Wichtigste Aufgabe der Schilddrüse ist die Produktion von unterschiedlichen Hormonen. Dies sind:

  • Calcitonin
  • Trijodthyronin (T3)
  • Tetrajodthyronin (T4)
  • TRH (Thyreotropin-relasing-hormone) und
  • TSH (Thyroidea-stimulating hormone)

Die Schilddrüse gehört zu den endokrinen Drüsen, da sie ihre Hormone direkt ins Blut ausschüttet. Die Follikelzellen produzieren zwei Hormone: Thyroxin (T3) und Trijodthyronin (T4). Beide Hormone werden durch eine Anlagerung von Jod an die Aminosäure Tyrosin gebildet.

Für die Bildung von T3 werden drei Jodatome, für die Bildung von T4 entsprechend vier Jodatome benötigt. T3 ist die aktive Form und besitzt eine höhere Wirkung als T4, dafür wird T4 jedoch vermehrt gebildet. Unter Abspaltung eines Jodatoms wird T4 zu T3.

Die Ausschüttung der Schilddrüsenhormonen unterliegt einem bestimmten Regelkreis. Dieser Rückkopplungsmechanismus befindet sich in übergeordneten Zentren des Gehirns wie dem Hypothalamus und der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse).

Kontinuierlich werden Schilddrüsenhormone ins Blut abgegeben. Hypothalamus und Hypophyse können mithilfe bestimmter Rezeptoren den T3 und T4 Spiegel im Blut bestimmen.

Sind nun zu wenig Hormone im Blut, schüttet der Hypothalamus das so genannte Thyreotropin-Releasing-Hormon (TRH) aus. TRH regt die Hypophyse an, TSH (Thyroidea-stimulierendes-Hormon) auszuschütten, was wiederum die Schilddrüse dazu veranlasst T3 und T4 zu bilden. Sind genügend Schilddrüsenhormone im Blut, wird die Produktion wieder gehemmt.

Funktion der Hormone

Durch die jodhaltigen Schilddrüsenhormone werden der Blutdruck und die Herzfrequenz des Organismus erhöht und die Blutgefäße erweitert. Darüber hinaus sind sie wichtig für den Fett-, Zucker- und Bindegewebsstoffwechsel.

Außerdem sorgen sie für eine Steigerung der Schweiß- und Talgdrüsenaktivität. Energieverbrauch und Grundumsatz des menschlichen Körpers werden insgesamt durch die Schilddrüsenhormone erhöht, wodurch es zu einem Anstieg der Körpertemperatur kommt.

Auch für das Wachstum von Neugeborenen sowie die Entwicklung der Zellen sind die Schilddrüsenhormone von großer Wichtigkeit. Sie fördern die geistige und körperliche Entwicklung und wirken auf das Nervensystem und die Muskulatur.

Detailliertere Informationen zu den Schilddrüsenhormonen sowie der Bedeutung verschiedener Laborwerte erhalten Sie hier in unserem ausführlichen Artikel zum Thema.

Beschwerden und Erkrankungen der Schilddrüse

Bei einem so komplexen System, kann es natürlich auch zu Erkrankungen kommen.

Schilddrüsenüberfunktion

Von einer Überfunktion der Schilddrüse spricht man, wenn die Schilddrüse zu viele Hormone bildet. Dies hat jedoch eine Überversorgung des Organismus mit Schilddrüsenhormonen zur Folge, wodurch die Stoffwechselvorgänge angekurbelt werden.

Es kann zu zahlreichen unterschiedlichen Beschwerden kommen, wie:

Auch das Herz-Kreislaufsystem kann durch die Überfunktion beeinträchtigt werden. Häufige Ursache einer Schilddrüsenüberfunktion ist die Erkrankung Morbus Basedow, bei der es sich um eine Autoimmunkrankheit handelt.

Die Behandlung erfolgt zumeist durch:

Schilddrüsenunterfunktion

Im Falle einer Schilddrüsenunterfunktion werden von der Schilddrüse nicht genug Schilddrüsenhormone hergestellt. Dadurch kommt es einer Verlangsamung des Stoffwechsels und zur Abnahme der Leistungsfähigkeit.

Zu den Beschwerden gehören u.a.:

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann angeboren sein. In den meisten Fällen wird sie jedoch im Laufe der Zeit erworben. Zu den Hauptursachen gehören:

Die Behandlung erfolgt durch die Verabreichung von Medikamenten durch die die fehlenden Schilddrüsenhormone ersetzt werden.

Schilddrüsenvergrößerung

Eine weitere Erkrankung der Schilddrüse ist der so genannte Kropf (Struma). Dabei handelt es sich um eine sichtbare Vergrößerung der Schilddrüse, die zumeist durch Mangel an Jod oder Selen ausgelöst wird.

Um ihre Funktion trotz des Jodmangels aufrecht zu erhalten, vergrößert sich die Schilddrüse. Diese Vergrößerung wird erst nach und nach sichtbar und kann später zu Atem- oder Schluckbeschwerden führen.

Schilddrüsenentzündung

Kommt es zu einer Entzündung der Schilddrüse, spricht man von einer Thyreoiditis. Diese wird oftmals durch Bakterien oder Pilze, die in die Schilddrüse gelangen, hervorgerufen.

Zu den häufigsten Schilddrüsen-Entzündungen gehört die chronische Hashimoto-Thyreoiditis, eine Autoimmunerkrankung, bei der es zu einer Zerstörung des Schilddrüsengewebes kommt.

Kalte Knoten

Knoten in der Schilddrüsen kommen recht häufig vor; mit zunehmendem Alter steigt das Risiko. Bei den kalten Knoten (mit "kalt" ist gemeint, dass sie keine Hormone produzieren) kann es sich um

  • Wucherungen
  • Zysten
  • Vernarbungen oder
  • Verkalkungen

handeln. Ob es sich um einen kalten oder einen heißen (also hormonproduzierenden) Knoten handelt, lässt sich anhand einer Szintigraphie feststellen.

Schilddrüsenkrebs

Schwerste Erkrankung der Schilddrüse ist Schilddrüsenkrebs (Schilddrüsenkarzinom). Diese eher seltene Krebsform tritt vor allem bei Menschen zwischen 30 und 60 Jahren auf.

Als Risikofaktor gilt die Bestrahlung des Halses im Kindesalter. Zur Behandlung der Krankheit ist eine Kombination aus Operation und Radiojodtherapie erforderlich.

Insgesamt 0,5% aller bösartigen Tumore sind Schilddrüsentumore. Diese machen sich durch eine Vergrößerung der Schilddrüse oder Knotenbildung bemerkbar. Deshalb ist es wichtig, jede Veränderung oder Vergrößerung der Schilddrüse ärztlich abklären zu lassen.

Um Erkrankungen der Schilddrüse erkennen zu können, spielen Schilddrüsenantikörper eine wichtige Rolle.

Wissenswertes zu Schilddrüsenantikörpern

Schilddrüsenantikörper werden auch als Schilddrüsenmikrosomale Antikörper oder Antithyroidale Antikörper bezeichnet. Mit ihrer Hilfe lassen sich autoimmune Schilddrüsenerkrankungen feststellen. Außerdem kann der behandelnde Arzt den Krankheitsverlauf beobachten.

Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen

Besteht der Verdacht, dass eine Erkrankung der Schilddrüse vorliegt, entnimmt der behandelnde Arzt dem Patienten eine Blutprobe, um die Schilddrüsenhormone T3, T4 und TSH zu bestimmen. Anhand der Werte dieser Hormone kann der Arzt feststellen, ob die Schilddrüsenfunktion normal ist oder möglicherweise eine Hypothyreose oder Hyperthyreose besteht. Bei Werten außerhalb des Normalbereichs sind weitere Untersuchungen wie ein Schilddrüsenantikörper-Test erforderlich.

Schilddrüsenantikörper-Test

Bei einem Schilddrüsenantikörper-Test ermittelt man spezifische Antikörper sowie deren Anzahl. Zur Entstehung von Schilddrüsenantikörpern kommt es bei einer Autoimmunreaktion des Körpers. Das heißt, dass das Abwehrsystem Teile der Schilddrüse fälschlicherweise als fremd einstuft und diese angreift, was eine chronische Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis) zur Folge haben kann.

Um den Organismus nach Schilddrüsenantikörpern zu untersuchen, wird eine Blutprobe aus der Armvene entnommen. Danach sucht man in einem Labor nach drei bestimmten Antikörpern. Dabei handelt es sich um

  • TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK)
  • Thyreoglobulin-Antikörper (TG-AK) und
  • Thyreoperoxidase-Antikörper (TPO-AK).

Indikationen für einen Schilddrüsenantikörper-Test

Durchgeführt wird ein Schilddrüsenantikörper-Test in der Regel, um eine Schilddrüsenerkrankung, die durch eine Autoimmunreaktion entsteht, von anderen Schilddrüsenkrankheiten zu unterscheiden. Darüber hinaus kommt der Test bei einer vergrößerten Schilddrüse (Kropf) oder zur Nachsorge zur Anwendung.

In manchen Fällen können auch mehrere Schilddrüsenantikörper-Tests erfolgen. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn der Patient unter einer Krankheit wie

leidet. So besteht die Möglichkeit, dass es im Verlauf dieser Erkrankungen zu einer Beteiligung der Schilddrüse kommt. Das Messen der Antikörper erfolgt normalerweise aus dem Blutserum.

Auf Heparinplasma, EDTA-Plasma oder Citratplasma greift man dagegen nur selten zurück. Die weitere Behandlung der Schilddrüsenerkrankung richtet sich nach den Testergebnissen.