Rheumatoide Arthritis - Die chronische Polyarthritis ist die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung

Als rheumatoide Arthritis, auch chronische Polyarthritis genannt, bezeichnet man die am häufigsten auftretende Form von Arthritis. Dabei kommt es zu einer schmerzhaften Gelenkentzündung. Die Ursachen sind unklar; vermutet werden genetische Faktoren. Als Komplikation der chronischen Polyarthritis gilt das so genannte Felty-Syndrom. Informieren Sie sich hier ausführlich über die rheumatoide Arthritis.

Von Jens Hirseland

Die rheumatoide Arthritis bezeichnet man auch als chronische Polyarthritis. Keine Arthritisform tritt so häufig auf. Allein in Deutschland leiden mehr als 800.000 Bundesbürger unter dieser Gelenkerkrankung, was rund einem Prozent der Bevölkerung entspricht.

Bei der rheumatoiden Arthritis handelt es sich um eine ernst zu nehmende Erkrankung, die in sämtlichen Altersgruppen auftreten kann. So sind nicht nur ältere Menschen von chronischer Polyarthritis betroffen, sondern sogar Kinder. Da die Krankheit schleichend verläuft, entdeckt man sie häufig erst nach einem längeren Zeitraum.

Durch ihr Fortschreiten werden jedoch die Gelenke beeinträchtigt. Ohne eine entsprechende Behandlung droht die Zerstörung des betroffenen Gelenks. Sogar Behinderungen und Invalidität sind im Bereich des Möglichen.

Mögliche Ursachen

Wodurch eine rheumatoide Arthritis verursacht wird, ist bislang ungeklärt. Man vermutet aber, dass genetische Faktoren zum Ausbruch der Erkrankung beitragen, denn wenn es innerhalb einer Familie bereits zu rheumatischen Erkrankungen gekommen ist, steigt auch das Risiko, an rheumatoider Arthritis zu erkranken. Aber auch Allergien oder Infektionen werden als Auslöser vermutet.

Bekannt ist jedoch, dass es sich bei der rheumatoiden Arthritis um eine Autoimmunerkrankung handelt. Das bedeutet, dass der Körper des Betroffenen Antikörper gegen das körpereigene und eigentlich gesunde Gewebe bildet.

Folgen

Da die Autoantikörper die Innenhaut der Gelenke angreifen, entzündet sich diese und zerfällt im weiteren Krankheitsverlauf. Durch diesen Zerfall kommt es jedoch erneut zur Bildung von Antikörpern durch das Immunsystem. Darüber hinaus werden so genannte Zytokine, Botenstoffe, hergestellt, die zu einer weiteren Verstärkung der Entzündung führen.

Es entsteht also ein Teufelskreis, der im späteren Verlauf schließlich auch zur Zerstörung von Knorpeln und Knochen führt. Außerdem kommt es zu einer Beeinträchtigung der Gelenkformen und Funktionen.

Symptome und Krankheitsverlauf

Im Anfangsstadium der rheumatoiden Arthritis treten nur allgemeine Beschwerden wie

auf. Auch leichtes Fieber ist im Bereich des Möglichen. Zu Gelenkbeschwerden kommt es erst im weiteren Krankheitsverlauf.

Schließlich zeigen sich die klassischen Symptome der rheumatoiden Arthritis. Dazu gehören

In oft sehr schmerzhaften Schüben greift das Immunsystem aus bisher ungeklärten Ursachen die Gelenke an und sorgt so für schmerzhafte Entzündungen. Mit jeder Entzündung verändert sich das Gelenk ein wenig mehr, so dass das Immunsystem im Verlauf der Krankheit immer mehr "Gründe" hat, es anzugreifen.

In den meisten Fällen werden nicht nur einzelne Gelenke in Mitleidenschaft gezogen, sondern mehrere gleichzeitig. Oftmals fängt eine Gelenkentzündung in den kleinen Fingergelenken beider Hände an. Im weiteren Verlauf tritt die Entzündung auch an anderen Gelenken auf, wobei sich nicht sagen lässt, welche Gelenke als nächstes beeinträchtigt werden.

Manchmal kommt es außerdem zu Sehnenscheidenentzündungen. Nur selten betroffen sind dagegen Blutgefäße und innere Organe.

Da die rheumatoide Arthritis im Laufe der Zeit die Gelenke zerstört, sind chronische Schmerzen die Folge. Im schlimmsten Fall treten Deformationen und Funktionsverluste der Gelenke auf. Auch so genannte Rheumaknoten können entstehen.

Teilweise kommt es auch zur teilweisen oder kompletten Ablösung der Muskeln und Bänder von den Gelenken, was wiederum zur Instabilität dieser führt. Hier hilft dann nur noch eine Operation, das Leiden zu mindern.

Allerdings ist der Krankheitsverlauf von Patient zu Patient verschieden. So sind auch jahrelange beschwerdefreie Phasen möglich.

Behandlungsmaßnahmen

Da die Ursache der rheumatoiden Arthritis unbekannt ist, lässt sie sich nicht heilen. Lediglich das Fortschreiten der Erkrankung kann durch eine rechtzeitige Therapie hinausgezögert werden.

Dabei versucht man, das fehlgeleitete Immunsystem mithilfe von Basismedikamenten (DMARD) zu regulieren, um den gelenkzerstörenden Prozess aufzuhalten. Zur Unterstützung können weitere Behandlungsmaßnahmen wie

erfolgen.

In der Regel beginnt sich die Symptomatik zwar in späteren Lebensphasen zu zeigen; sie kann jedoch auch früher auftreten. Typisch für die RA ist der schubweise Verlauf, in dem sich schmerzhafte Phasen mit beschwerdefreien oder -armen Zeiten abwechseln.

Da sie nicht heilbar ist, muss die Therapie lebenslang weitergeführt werden, ansonsten kommt es unweigerlich zu Bewegungseinschränkungen und im Endstadium sogar zur Invalidität.

Prognose

Je früher die Krankheit erkannt und die Behandlung begonnen wird, desto größer sind die Chancen für die Betroffenen, ihr gewohntes Leben beizubehalten. Die frühe Diagnose ist jedoch nicht immer einfach, weil die Krankheit oft unentdeckt bleibt. Daher ist es ratsam, im Zweifelsfall mehrere Meinungen einzuholen oder sich direkt an Selbsthilfegruppen zu wenden, um sich über regionale Rheumatologen, die unter Umständen auch alternative Heilmethoden anbieten, zu informieren.

Als Komplikation der rheumatoiden Arthritis gilt das so genannte Felty-Syndrom...

Felty-Syndrom - Folge einer schweren rheumatoiden Arthritis

Das Felty-Syndrom wird zu den rheumatoiden Erkrankungen gezählt. Bei dem Syndrom handelt es sich um die Folgeerscheinung einer schweren rheumatoiden Arthritis, die auch als chronische Polyarthritis bezeichnet wird.

Ursachen

Zu einem Felty-Syndrom kommt es nur in seltenen Fällen. Lediglich ein Prozent aller Patienten, die an rheumatoider Arthritis leiden, sind von dieser Komplikation betroffen. Am häufigsten tritt die Erkrankung bei Menschen, die zwischen 45 bis 50 oder 65 bis 70 Jahre alt sind, auf.

Erstmals beschrieben wurde das Felty-Syndrom im Jahr 1924. Die genaue Ursache des Syndroms konnte jedoch bis heute nicht geklärt werden. Ebenso unklar ist, warum es bei einigen Patienten, die unter rheumatoider Arthritis leiden, zu dieser Folgeerscheinung kommt, bei anderen jedoch nicht.

Es wird vermutet, dass eine Fehlfunktion im Blutzellbildungsbereich der Grund ist. Durch diese Fehlfunktion verbleiben die neu gebildeten weißen Blutkörperchen in der Milz und gelangen nicht ins periphere Blut, wo sie dann fehlen. Oftmals treten bei Patienten, die unter dem Felty-Syndrom leiden, Antiköper auf, die sich gegen Bestandteile der weißen Blutzellen richten.

Symptome

Ein Patient, der von dem Felty-Syndrom betroffen ist, leidet nicht nur unter der typischen Gelenkentzündung, die sich an den Gelenken der Finger und Fußzehen sowie im weiteren Verlauf an den Schulter-, Hüft- und Kniegelenken bemerkbar macht, sondern auch an weiteren Symptomen.

Neben der Arthritis kommt es auch zu anderen Krankheitsbildern wie zum Beispiel

Des Weiteren tritt eine Reduzierung der weißen Blutkörperchen auf, was man als Leukozytopenie bezeichnet. Außerdem kommt es häufig zu einem starken Gewichtsverlust.

Darüber hinaus sind die Betroffenen sehr anfällig für Infektionen, da ein Mangel an Abwehrzellen besteht. So können

die Folge sein. Ein Problem ist, dass oftmals fälschlicherweise Beinvenenerkrankungen für die Unterschenkelgeschwüre verantwortlich gemacht werden, sodass eine falsche Therapie erfolgt.

Diagnose

Diagnostizieren lässt sich das Felty-Syndrom durch den Nachweis von Rheumafaktoren im Blut sowie Ultraschalluntersuchungen der Milz und der Leber. Auch bestimmte Blutmerkmale sind typisch für das Syndrom.

Behandlung

Um das Felty-Syndrom zu behandeln, geht man auf dieselbe Weise vor, wie gegen die rheumatoide Arthritis. So verabreicht man dem Patienten schmerzlindernde und entzündungshemmende Arzneimittel. Dabei handelt es sich um Nichtsteroidale Antirheumatika wie

Des Weiteren können Glukokortikoide wie Kortison verwendet werden. Ist der Krankheitsverlauf sehr ausgeprägt, gelangen rheumatische Basistherapeutika wie beispielsweise

  • D-Penicillamin
  • Chloroquin oder
  • Goldpräparate

zum Einsatz. Diese haben jedoch den Nachteil von teilweise starken Nebenwirkungen. Besteht ein Mangel an weißen Blutkörperchen und kommt es deswegen häufig zu Infekten, nimmt man eine Behandlung mit Zellwachstumsförderern vor.

Schlimmstenfalls muss eine operative Entfernung der Milz erfolgen, was man als Splenektomie bezeichnet. Auf diese Weise soll ein Anstieg der weißen Blutkörperchen erreicht werden. Bei einer Rheumaerkrankung wie dem Felty-Syndrom ist es wichtig, regelmäßig eine ärztliche Kontrolle vornehmen zu lassen, damit rechtzeitig auf mögliche Veränderungen reagiert werden kann.

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  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165

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