Schilddrüsenentzündung - Ursachen, Symptome, Formen und Behandlung

Man unterscheidet verschiedene Formen der Schilddrüsenentzündung. Auch die Diagnostik der einzelnen Formen ist unterschiedlich.

Von Claudia Haut
Klassifikation nach ICD-10: E03 E05 E06
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Krankheitsbild

Bei der Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis) handelt es sich um eine Entzündung des Schilddrüsengewebes. Man unterscheidet die akute, subakute und chronische Form.

Die akute Thyreoiditis klingt schnell ab, sobald die Behandlung eingeleitet wird. Die subakute Verlaufsform kann bis zu einem Jahr andauern. Im Gegensatz zu diesen beiden Formen ist die chronische Schilddrüsenentzündung nicht heilbar; Patienten müssen ihr Leben lang Schilddrüsenhormone einnehmen.

Ursachen

Akute und subakute Schilddrüsenentzündung

Die akute Thyreoiditis wird durch Bakterien ausgelöst; die subakute Thyreoiditis tritt meist nach einer durch Viren ausgelösten Erkrankung auf. Nur sehr selten kann auch die akute Schilddrüsenentzündung durch Viren verursacht werden.

Bei beiden Formen der Schilddrüsenentzündung befinden sich die Krankheitserreger im Körper des Patienten, nachdem dieser zuvor eine entsprechende Erkrankung durchgemacht hat. Die Krankheitserreger wandern dann im Körper bis zur Schilddrüse. Krebspatienten, die einen bösartigen Tumor im Bereich des Halses hatten und deshalb bestrahlt wurden, können auch deswegen eine akute Schilddrüsenentzündung bekommen.

Chronische Schilddrüsenentzündung

Die chronische Schilddrüsenentzündung ist eine so genannte Autoimmunerkrankung. Das körpereigene Immunsystem richtet sich bei diesen Krankheiten gegen ein Organ.

Es bildet Antikörper dagegen und bekämpft dieses Organ damit, so dass es zerstört wird. Dies ist auch bei der chronischen Schilddrüsenentzündung der Fall.

Mediziner vermuten, dass der Körper anfängt, diese Antikörper zu bilden, nachdem zuvor ein bestimmter Infekt durchgemacht wurde. In einigen Familien kommen chronische Schilddrüsenentzündungen gehäuft vor, so dass die Veranlagung dazu möglicherweise auch vererbt werden kann.

Verlauf

Die akute Schilddrüsenentzündung kann innerhalb weniger Tage ohne Folgeschäden geheilt werden, wenn eine ärztliche Behandlung erfolgt. Auch die subakute Schilddrüsenentzündung muss ärztlich behandelt werden.

Diese Erkrankung heilt ebenfalls folgenlos aus. Dies dauert jedoch bis zu einigen Monaten.

Auch mit Behandlung führt eine chronische Schilddrüsenentzündung in den meisten Fällen dazu, dass der Patient sein Leben lang Medikamente einnehmen muss. Da die Schilddrüse durch die Krankheit nicht mehr voll funktionsfähig ist und dadurch zu wenige Hormone produziert, müssen diese in Form von Tabletten von außen zugeführt werden.

Symptome

Es gibt vier verschiedene Formen einer Schilddrüsenentzündung:

  • die akute Schilddrüsenentzündung
  • die subakute Schilddrüsenentzündung
  • die chronische Schilddrüsenentzündung und
  • die fibrosierende Schilddrüsenentzündung.

Alle verursachen unterschiedliche Beschwerden.

Akute Schilddrüsenentzündung

Patienten, die unter einer akuten Schilddrüsenentzündung leiden, hatten kurz vor Beginn dieser Erkrankung einen Infekt, der durch Bakterien verursacht wurde (z.B. eine Mandelentzündung).

Die Patienten bekommen dann erneut Fieber und der Hals ist rot und geschwollen und die Patienten haben Beschwerden beim Schlucken.

Die Schmerzen können sich bis zum Ohr ziehen. Auch bei leichtem Druck auf den Hals von außen empfinden dies die Patienten als unangenehm.

Die Stimme der Betroffenen hört sich heiser an. Des Weiteren liegt eine Lymphknotenvergrößerung vor.

Subakute Schilddrüsenentzündung

Eine andere Form der Schilddrüsenentzündung, die so genannte subakute Schilddrüsenentzündung, entwickelt sich ebenfalls nach einem bereits durchgemachten Infekt, etwa drei Wochen später. Der Unterschied zur akuten Schilddrüsenentzündung ist jedoch, dass dieser Infekt durch Viren verursacht wurde (z.B. eine Erkältung).

Die Patienten haben auch hier Fieber und Beschwerden durch eine vergrößerte Schilddrüse wie zum Beispiel Probleme beim Schlucken und Heiserkeit. Zu den weiteren Symptomen zählen Leistungsschwäche und Abgeschlagenheit.

Chronische Schilddrüsenentzündung

Mediziner unterscheiden auch zwei Formen der chronischen Schilddrüsenentzündung. Die chronische Schilddrüsenentzündung kann sowohl zu einer Vergrößerung als auch zu einer Verkleinerung der Schilddrüse führen. Dies geschieht jedoch schleichend.

Nach und nach leiden die Patienten unter verschiedenen weiteren Symptomen.

Fibrosierende Schilddrüsenentzündung

Die so genannte fibrosierende Schilddrüsenentzündung ist auch eine chronische Schilddrüsenentzündung. Die Patienten bekommen hier Atemnot und können nur noch schlecht schlucken. Von dieser seltenen Schilddrüsenentzündung sind überwiegend Frauen im Alter von etwa vierzig bis fünfzig Jahren betroffen.

Diagnose

Wenn Patienten derartige Symptome schildern, sind unterschiedliche Untersuchungen notwendig, bis die Diagnose gestellt wird.

Akute Schilddrüsenetzündung

Patienten, die die Symptome einer akuten Schilddrüsenentzündung beklagen, werden vom Arzt körperlich untersucht. Dabei tastet er auch von außen den Hals bzw. die Schilddrüse und die umgebenden Lymphknoten ab. So kann der Arzt bereits feststellen, dass die Schilddrüse vergrößert und die Lymphknoten geschwollen sind.

Auch das Blut des Patienten wird untersucht. Die weißen Blutkörperchen und die Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit sind bei einer akuten Schilddrüsenentzündung erhöht bzw. beschleunigt.

Abschließend wird auch eine Schilddrüsensonografie (ein Ultraschall der Schilddrüse) gemacht.

Subakute Schilddrüsenetzündung

Die subakute Schilddrüsenentzündung wird ebenfalls durch die Blutuntersuchung und eine Schilddrüsensonografie diagnostiziert. Auch bei der subakuten Schilddrüsenentzündung sind die Leukozyten (weiße Blutkörperchen) erhöht und die Blutssenkung beschleunigt. Die Leukozyten sind jedoch nur gering erhöht, die Blutsenkung hingegen deutlich beschleunigt.

Während der Ultraschalluntersuchung kann der Arzt eine Probe aus dem Schilddrüsengewebe entnehmen. Diese wird im Labor untersucht. In einigen Fällen ist auch eine Schilddrüsenszintigrafie notwendig, um die Diagnose stellen zu können.

Chronische Schilddrüsenentzündung

Patienten, die die Symptome einer chronischen Schilddrüsenentzündung schildern, werden zuerst körperlich untersucht. Der Arzt tastet auch hier den Hals ab und kann die Veränderung an der Schilddrüse bereits auf diese Weise feststellen. Auch hier erfolgt eine Blutuntersuchung.

Die Anzahl der Leukozyten ist bei dieser Form der Schilddrüsenentzündung normal, die Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit jedoch ebenfalls erhöht. Spezielle Schilddrüsen-Blutwerte sind zusätzlich auffällig.

Auch hier wird eine Schilddrüsensonografie durchgeführt sowie teilweise eine Probe der Schilddrüse entnommen. Durch die Untersuchung dieser Gewebeprobe kann der Arzt auch feststellen, ob es sich um die chronische Schilddrüsenentzündung, die so genannte Hashimoto-Thyreoiditis, handelt oder um die fibrosierende Schilddrüsenentzündung. In einigen Fällen benötigt der Arzt im Rahmen seiner Diagnostik auch hier eine Schilddrüsenszintigrafie.

Behandlung

Eine einheitliche Therapie der Schilddrüsenentzündung gibt es nicht. Bei der Therapie kommt es auf die Form der Krankheit an.

Akute Schilddrüsenentzündung

Da die akute Schilddrüsenentzündung in den meisten Fällen durch Bakterien verursacht wird, verordnet der Arzt ein Antibiotikum. Teilweise verschreibt der Arzt auch Kortison zum Abschwellen.

Der Patient muss Bettruhe einhalten. Gegen die starken Halsschmerzen können kühle Umschläge Linderung verschaffen.

Subakute Schilddrüsenentzündung

Eine subakute Schilddrüsenentzündung muss nicht zwingend mit Medikamenten therapiert werden. Ein Antibiotikum hilft hier nicht, da die Krankheit durch Viren ausgelöst wird. Acht von zehn Patienten benötigen lediglich Medikamente zur Linderung ihrer Beschwerden, wie zum Beispiel Schmerzmittel.

Auch Betablocker oder Medikamente zur Hemmung der Hormonbildung kommen mitunter zum Einsatz. Dies ist dann der Fall, wenn es zu einer übermäßigen Hormonausschüttung aufgrund einer Vergrößerung der Schilddrüse kommt.

Chronische Schilddrüsenentzündung

Auch die chronische Schilddrüsenentzündung kann nicht durch spezielle Medikamente geheilt werden. Gegen die Schmerzen erhalten die Patienten auch hier Medikamente.

Zusätzlich müssen sie Schilddrüsenhormone einnehmen, da der Körper aufgrund der Erkrankung zu wenige produziert. Wenn die Schilddrüse bei dieser Krankheit massiv vergrößert ist, so kann auch eine Operation notwendig werden, bei der die Schilddrüse entfernt wird.

Fibrosierende Schilddrüsenentzündung

Die fibrosierende Schilddrüsenentzündung wird ebenfalls in Einzelfällen dadurch therapiert, dass die Schilddrüse entfernt wird. Meistens heilt die Krankheit jedoch von selbst wieder aus.

Vorbeugung

Einer Schilddrüsenentzündung kann man nicht vorbeugen.

Da einige Formen der Schilddrüsenentzündung nach einem bakteriellen oder viralen Infekt entstehen, sollte man darauf achten, sich grundsätzlich genügend auszukurieren, so dass sich die Krankheitserreger nicht weiter im Körper verbreiten können.

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