Sozialverhalten - Bestandteile, beeinflussende Faktoren und mögliche Störungen

Mit Sozialverhalten beschreibt man Verhaltensweisen eines Menschen, die einen Bezug auf andere Mitglieder der Gruppe aufweisen. Es ist das Ergebnis eines langen Lernprozesses, welcher bereits im Säuglingsalter beginnt und abhängig von einem intensiven Kontakt mit Bezugspersonen ist. Unter bestimmten Umständen kann es zu Störungen des sozialen Verhaltens kommen. Informieren Sie sich über die Bestandteile des Sozialverhaltens und mögliche Einflussfaktoren.

Britta Josten
Von Britta Josten

Sozialverhalten: eine Definition

Das Sozialverhalten beschreibt sämtliche Verhaltensweisen des Menschen, die auf eine Reaktion bei anderen abzielen. Hierzu zählen sowohl das harmonische Zusammenleben als auch konkurrierendes Verhalten.

Somit lässt sich eine Einteilung in gesundes und negatives (bzw. gestörtes) Sozialverhalten vornehmen, je nachdem, wie man sich als Mensch in einer Gruppe verhält bzw. wie dieses Verhalten bei einem anderen Menschen beurteilt wird.

  • Mit gesundem Sozialverhalten ist gemeint, das man sich ohne Probleme in eine Gruppe eingliedern kann und dass diese einen nicht als auffällig einschätzt.
  • Ein gestörtes Sozialverhalten liegt vor, wenn man in seinem Verhalten negativ auffällt.

Somit entscheidet das Sozialverhalten eines Menschen darüber, wie dieser von seinen Mitmenschen wahrgenommen wird. Schon von kleinauf lernt man, worauf es beim Umgang mit anderen Menschen ankommt. Damit dies auf gesunde Art und Weise geschehen kann, braucht man Vorbilder, die einen in diesem Umgang schulen.

Ein gesundes Sozialverhalten zeichnet sich beispielsweise dadurch aus, dass man

  • sich hilfsbereit zeigt
  • andere Menschen mit Respekt behandelt
  • nicht nur an sein eigenes Wohl denkt
  • weiß, wie man sich in bestimmten Situationen verhalten sollte
  • in der Lage ist, neue Kontakte zu knüpfen
  • rücksichtsvoll mit anderen Menschen umgeht
  • höflich sein kann (z.B. im Umgang mit älteren Menschen)
  • Regeln einhalten kann
  • weiß, wann man eine Grenze überschreiten würde
  • weiß, wie man in seiner Umwelt zurechtkommt, ohne jemand anderes zu verletzen.

Ist das Sozialverhalten gestört, kann sich dies in unterschiedlichen Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Soziale Regeln werden nicht anerkannt bzw. eingehalten. Es kommt zu:

  • häufigen Streitereien
  • Aggressivität
  • Wutausbrüchen.

Alles in allem wird ein destruktives Verhalten an den Tag gelegt, welches sich je nach Alter und Ausprägung auf unterschiedliche Art und Weise zeigen kann. Man unterscheidet:

  • ein gestörtes Sozialverhalten mit fehlenden sozialen Bindungen
  • ein auf den familiären Rahmen beschränktes gestörtes Sozialverhalten
  • ein gestörtes Sozialverhalten mit aufsässigem Verhalten
  • ein gestörtes Sozialverhalten, das mit ADS/ADHS einhergeht und als hyperkinetische Störung bezeichnet wird

Um solche Störungen zu vermeiden, ist es unbedingt notwendig, dass man schon im Kindesalter lernt, was es bedeutet, soziale Regeln einzuhalten, wie man mit aggressiven Impulsen umgeht und dass man seine egoistischen Wünsche auch mal zurückstellen muss.

Anderenfalls ist es möglich, dass man sein Leben lang Probleme damit haben wird, sich in einem sozialen Gefüge zurecht zu finden. Man wird auf Ablehnung stoßen, kann schon als Kind zum Außenseiter werden, was letztendlich dazu führen wird, dass das auffällige Verhalten sich mehr und mehr steigert und möglicherweise in einer besonders hohen Gewaltbereitschaft oder Kriminalität endet.

Bestandteile

Man spricht vom Verhalten im sozialen Gefüge des Menschen. Zu den Bestandteilen gehören dabei

  • Blickkontakt
  • Körpersprache
  • Verhandlungen sowie
  • Auseinandersetzungen.

Es handelt sich um zahlreiche Sequenzen im menschlichen Verhalten, welche in verschiedensten sozialen Situationen zeigen. Dabei sind unzählige Nuancen denkbar, die bereits an kleinen Veränderungen scheitern können.

Das Aufwachsen in einer modernen Gesellschaft führt dazu, dass der Mensch Sozialverhalten zu beherrschen lernt. Ziel ist es sozusagen, verschiedenste Situationen erfolgreich zu "meistern".

Das Erlernen beginnt bereits im Säuglingsalter und endet im Grunde genommen nie. Wie Kinder soziales Verhalten lernen können, haben wir hier für Sie zusammengestellt.

Beeinflussende Faktoren

Wachsen Kinder in einem Umfeld auf, welches ihnen lediglich einen mangelhaften intensiven Kontakt mit Eltern sowie anderen Bezugspersonen bietet, bekommen sie im späteren Leben Schwierigkeiten, wenn es um das angemessene Verhalten in sozialen Situationen geht. Um problematische Fälle handelt es sich beispielsweise bei:

  • Kontaktablehnung
  • mangelndem Körperkontakt
  • mangelnder Interaktion und daraus resultierenden Folgen wie z.B. Aggressivität
  • Vernachlässigung

Man spricht in diesem Zusammenhang von einem sozial abweichenden Verhalten.

Auch im späteren Leben kann das Sozialverhalten beeinflusst werden; typisches Beispiel ist etwa das Internet...

Veränderungen durch das Internet

Globalisierung wird häufig als eine Verdichtung von Raum und Zeit definiert. Dabei spielt auch das Internet eine wichtige Rolle, welches vor allem als Datenbasis und Kommunikationsplattform genutzt wird. Doch inwiefern verändert das Internet unser Sozialverhalten und ist dieser Einfluss eher kritisch zu sehen oder doch zu begrüßen?

Die Auswirkungen des Internets auf das Sozialverhalten des Individuums sind sehr breit gestreut.

Sprache und Kommunikation

Ein Aspekt ist zunächst einmal der Einfluss auf die Kommunikation und Umgangsart. Tendenziell neigen jüngere Generationen, welche bereits mit dem Internet aufgewachsen sind, zu einem weitaus lockereren Kommunikationsstil. Dies lässt sich beispielsweise an den Formulierungen in elektronischen Nachrichten erkennen, welche teils schon eine Begrüßung oder Schlussformel missen lassen.

In Hinblick auf das Sozialverhalten lässt sich demnach ein gewisser Ökonomisierungsprozess feststellen. Dank des Internets kommunizieren viele deshalb nur noch das Wesentliche.

Letzteres schlägt sich zudem noch auf die Sprache selbst nieder. Vor allem die Schriftsprache wird deshalb kürzer, was teils sogar in grammatikalisch falschen Strukturen und Kürzeln mündet.

Daneben ersetzt das Internet häufig noch echte Kommunikation im Sinne eines Gesprächs. Stattdessen wird oft online kommuniziert, wobei zumindest heute noch Instant Chatprogramme gegenüber der Videokonferenz überwiegen.

Das Internet verändert Sozialverhalten
Das Internet verändert Sozialverhalten, besonders gefärdet sind junge, noch nicht ausgereifte Persönlichkeiten

Arbeitsweise

Des Weiteren wirkt sich das Internet auf die Arbeitsweise der Menschen aus. Dank dieser technischen Errungenschaft ist man es gewohnt, stets auf jede Art von Wissen und Information direkt und uneingeschränkt zugreifen zu können.

Diese Tatsache hält allerdings nicht nur Vorteile bereit. So scheinen unter diesen Recherchemöglichkeiten andere Kompetenzen zu leiden. Unter Studenten lassen sich beispielsweise Tendenzen erkennen, nach welchen sich immer schlechter selbst mit komplexen Fragestellungen auseinandergesetzt werden kann. Dagegen überwiegt die Fähigkeit, vereinfachte Informationen schnell aufnehmen und verarbeiten zu können.

Stress

Letztlich erhöht das Internet noch den allgemeinen Stressgrad des Nutzers, was sich wiederum negativ auf dessen Sozialverhaltens auswirken kann. Der Drang, ständig erreichbar sein zu müssen, belastet vor allem Arbeitnehmer. Privat sucht man dann wiederum nach einem Ausgleich im Sinne von Ruhephasen, was in einem sozialen Rückzug münden kann.

Insgesamt hat das Internet in Hinblick auf das Sozialverhalten sowohl Vor- als auch Nachteile. So sehen manche in diesem Medium ein Mittel, welches die Kommunikation und den Wissenserwerb erleichtert und revolutioniert. Andere beklagen dagegen die Negativauswirkungen auf das Sozialverhalten, da sich viele Nutzer zurückziehen oder Probleme bei "echten" Gesprächen haben.

Mögliche soziale Störungen

Unter bestimmten Umständen kann es zu Störungen im sozialen Verhalten kommen. Unterschiedliche Faktoren spielen bei deren Entstehung eine Rolle; man findet sie im psychischen, umweltbedingten sowie im biologischen Bereich. In gewissem Ausmaß sind auch genetische Faktoren zu nennen.

Oftmals jedoch ist entscheidend, wie ein Mensch seine Kindheit erlebt hat. Ein liebloses Elternhaus, in dem Vernachlässigung und möglicherweise auch Gewalt typisch waren, ist beispielsweise ein gängiges Beispiel.

Doch auch außerhalb des Elternhauses können die Gründe zu finden sein. Der Freundeskreis beeinflusst einen Menschen ebenso; zudem kann auch der Konsum von Drogen dazu beitragen. Generell jedoch wird deutlich mehr Gewicht auf die Erziehung des Kindes gelegt; schon ein Mangel an Wertschätzung und Interesse kann dazu führen, dass es im späteren Leben zu sozialen Störungen kommt.

Mögliche Merkmale

Soziale Störungen können sich auf unterschiedliche Art und Weise bemerkbar machen. Kennzeichnend ist ein durchgängiges Muster an Verhaltensweisen, welche als normverletztend einzustufen sind. Dazu zählt z.B.:

Auch Schlafstörungen sowie ein mangelnder Kontakt zu anderen Menschen sind mögliche Merkmale. Erkennen Eltern ihr Kind in diesen Verhaltensweisen wieder, sollten sie schnellstmöglich handeln.

Zunächst einmal gilt es, dem Nachwuchs klar zu machen, dass bestimmte Verhaltensweisen in der Gesellschaft nicht gewünscht sind. Gelingt es einem Kind nicht, die eigenen Gefühle zu erkennen sowie zu regulieren, kann dies Psychologen zufolge verschiedene Bereiche im Erwachsenenalter negativ beeinflussen; dazu gehören

  • Kriminalität
  • Gesundheit
  • Einkommen und
  • sozioökonomischer Status.

In schwerwiegenden Fällen ist eine Therapie anzuraten; bei straffälligen Jugendlichen hat sich die Multisystemische Therapie (MST) als wirksam erwiesen. Es handelt sich um ein aufwendiges Therapiekonzept, welches vir bis fünf mal wöchentlich stattfindet und auch das soziale Umfeld des Betroffenen mit einbezieht.

Im Folgenden geben wir noch ein paar Tipps, wie man sich in bestimmten sozialen Situationen richtig verhält...

Wie Sie Ihre Selbstbestimmtheit formen und fördern können

Viel zu selten lässt man seinem inneren Gefühl Lauf und entscheidet oder redet einfach aus dem Moment heraus. Desto wesentlicher ist es, sich wieder bewusst zu machen, dass es in uns Instinkte gibt, die mit steigender Erfahrung immer zuverlässiger Zeichen geben und um Gehör bitten.

Standfestigkeit und Vertrauen entwickeln

Der eigenen Stimme zu vertrauen, ist nicht immer leicht. Vor allem dann, wenn es im nahen Umfeld den Partner, Kinder oder Freunde gibt, die ihre eigenen Gedanken hinzugeben und damit nicht immer unterstützend sind, sondern für Unruhe und Erschwernis sorgen können. Umso wichtiger ist es daher, sich eine Standfestigkeit zu schaffen und im besten Fall zu lernen auf sein Gefühl zu vertrauen.

Üben Sie daher bei der nächsten Möglichkeit, Ihr Gefühl wahrzunehmen und den ersten Impuls in sich zu verstehen. Können Sie dem Impuls bereits trauen und sich auf Ihr Bauchgefühl verlassen?

Veränderungen als Herausforderungen verstehen lernen

Viele Routinen im Alltag sind größtenteils vom Kopf gesteuert und werden spätestens dann als starr entlarvt, wenn es Veränderungen gibt und ein der Veränderung entsprechendes Verhalten verlangt wird. Gehen Sie daher Veränderungen nicht aus dem Weg, sondern verstehen Sie diese als Herausforderungen an sich und als Möglichkeiten sich Ihrer Fähigkeiten bewusst zu werden.

Selbstständig handeln

Viele Situationen im Alltag erfordern ein schnelles und meist überlegtes Handeln. Viel zu oft überlässt man die Entscheidung jemand anderem oder verhält sich wie immer oder wie es üblich der Fall zu sein scheint.

Nehmen Sie die Situationen bewusster wahr und klären Sie für sich, warum Sie so handeln wie Sie handeln oder, warum Sie sich zurücknehmen. Beobachten Sie für einen festen Zeitraum Ihr eigenes Verhalten und inwiefern Sie sich wann und durch wen in Ihren Entscheidungen beeinflussen lassen.

Eigene Verhaltensmuster überdenken

Lernen Sie die in und um Sie wirkende Verhaltensmuster kennen und finden Sie für sich heraus, welche Muster Sie beibehalten wollen und an welchen Sie Veränderungen vornehmen möchten. Es ist wesentlich, dass Sie für sich klären, warum Sie so handeln wie bisher.

Schreiben Sie sich auf, wie Sie sich verändern möchten und schaffen Sie sich ein Bewusstsein für kommende Situationen im Alltag, um das Vorgenommene gleich in der Praxis anwenden zu können. Sie werden stark an Selbstbewusstsein gewinnen. Auch Ihre Selbstbestimmtheit wird sich formen und wachsen.

Je besser Sie Ihre Handlungen verstehen, desto größer wird der selbstbestimmte Anteil in Ihnen. Gewinnen Sie das Gefühl wieder zurück oder erleben Sie es erstmalig. Entscheidungen und Handlungen, zu denen Sie jederzeit stehen können, machen Sie stark und für Freunde, Familienmitglieder und andere Menschen belastbar und vertrauenswürdig.

Neue Verhaltensideen entwickeln

Fühlen Sie, wie die Schärfung des Bewusstseins und die Beobachtung der eigenen Handlungen zu neuen Verhaltensideen führen kann und positive Veränderungen in Ihrem unmittelbaren Umfeld einleiten kann. Erfreuen Sie sich bereits nach ein paar Wochen, dass Sie sich besser verstehen und kennenlernen und Situationen intensiver wahrnehmen können. Auf diese Weise leben Sie intensiver und können auch Ihre Beziehung verbessern.

Reflektieren ist eine der wertvollsten Eigenschaften, um sich in einer Beziehung zu verstehen, sich gemeinsam entwickeln zu können und einander richtig kennenzulernen. Seien Sie offen zu sich, Ihrem Partner und anderen Gesprächspartnern und erfahren Sie die Freiheit, die Sie durch bewusstes Wahrnehmen und Handeln bewirken können.

Geben Sie sich Zeit

Zu Beginn wird es sich für Sie fremd anfühlen, wenn Sie einfach handeln oder offen reden. Mit der Zeit werden Sie sich daran gewöhnen und immer schneller im Reflektieren und daraus folgenden Anpassen Ihrer Handlungen werden. Vertrauen Sie Ihrer inneren Stimme zunehmend und verbessern Sie Ihren Alltag und darin gelebten Beziehungen.

Smalltalk - Fettnäpfchen und Beziehungsbeginn in der ersten Kommunikation

Reden scheint ganz einfach zu sein. Da betritt man zeitgleich den Lift mit dem Vorgesetzten oder Chef und... versucht krampfhaft zwischen den Stockwerken die oftmals beklemmende Stimmung durch ein unverfängliches Gespräch zu beginnen.

Ein anderes Szenario findet sich

  • bei einer Party
  • in der Diskothek
  • auf einer längeren Zug- oder Taxifahrt
  • beim Geschäftsessen
  • beim ersten Kontakt mit einem potenziellen Kunden oder auch nur einfach
  • im Supermarkt in der Warteschlange.

Unverfängliche Gespräche sind dann gefragt, die sowohl wenige Minuten als auch einige Stunden andauern können. Dass hierbei so manche private und geschäftliche Beziehungen durch Fettnäpfchen erst einmal reichlich auf Eis gelegt werden können, liegt fast in der Natur der Sache. Lesen Sie einmal, wie Sie solche Fettnäpfchen geschickt umgehen können.

Welche Themen zu vermeiden sind

Bei einem Smalltalk gilt unabhängig der Location und den dort befindlichen Menschen, dass es Themen gibt, die in solchen Gesprächsmomenten absolut nichts verloren haben. Treffen Sie auf eine andere Person und es ergibt sich ein erstes Gespräch, dann vermeiden Sie am besten das Reden über

Bei derartigen Themen kann es sehr schnell zu Unstimmigkeiten, wenn nicht gar zu Streitereien kommen.

Der richtige Einstieg

Viel besser ist es, als Einstieg in ein Gespräch über

  • das Wetter
  • Reiseziele
  • die Stadt, in der man ist oder herkommt
  • besondere Locations oder auch
  • generelle Themen rund um das Geschäft (falls beruflicher Smalltalk)

zu wählen. Sich im Erzählen etwas zurückzuhalten und lieber etwas mehr zuhören, lässt gleich einmal die Sympathiepunkte bei seinem Gegenüber ansteigen. Gleiches gilt zudem auch dann, wenn man auf eine sich unterhaltende Gruppe trifft.

Statt wortstark vorzustürmen, ist es weitaus sinnvoller, sich erst einmal zur Gruppe zu gesellen und die laufenden Gespräche mit zu verfolgen, um das Thema zu erfahren. Bei passender Gelegenheit kann man sich dann in den Gesprächsverlauf einklinken, sofern man von der Thematik an sich auch Ahnung hat.

Übung macht den Meister

Da es nicht jedermanns Sache ist, einfach ein Gespräch zu beginnen, kann man das allerdings durchaus üben. Ob

  • an der Supermarktkasse
  • in einem Wartezimmer
  • in der Kantine
  • im Gemüseladen an der Auslage oder auch einfach nur
  • im Bus und Zug:

Je öfter sich getraut wird einen Smalltalk zu führen, desto einfacher fällt es. Sich zusätzlich etwas tiefer mit den (ungeschriebenen) Regeln zu befassen, wird das ganze Unterfangen der Kommunikationsstarts deutlich erleichtern.

Generelle Tipps zum Verhalten in einem Gespräch

Gespräche können sehr ergiebig sein, und oft sind es Begegnungen und Themen mit anderen Menschen, die unser Innerstes ansprechen, uns zu eigenen Gedanken anregen und zu neuen Erkenntnissen und positiven Veränderungen unserer Persönlichkeit beitragen. Doch nicht immer laufen Gespräche mit positiven Effekten ab und nicht jedes Gespräch und jeder Gesprächspartner tun einem gut.

Es liegt an einem selbst, darauf zu achten, nicht in zu viele aufeinanderfolgende Gespräche zu geraten, in denen man selbst hinterfragt wird oder veranlasst wird, Eigenes stark zu be- und verurteilen.

Im Gespräch auf die eigenen Gefühle achten

Wenn Sie sich in Gespräche begeben, die Ihren Lebensstil oder Ihre Persönlichkeitsstruktur streifen oder thematisieren, dann achten Sie darauf, dass Sie sich nicht aus Ihrer stabilen Position bringen lassen. Es ist eine Sache, sich einem Gespräch zu widmen und Anregungen zu hören - eine andere, mit diesen so konfrontiert zu werden, dass man sich in der Verteidigungsposition sieht oder sich selbst hinterfragt, warum man so ist oder entsprechende Eigenschaften hat.

Behalten Sie ein starkes Rückgrat und passen Sie auf auf, dass Sie sich nicht zu sehr auf die Themen einlassen. Veränderungen brauchen ihre Zeit und vor allem ein stabiles Umfeld in sich selbst.

Zu viele Gespräche dieser Art können dazu führen, dass Sie Ihre eigene Stimme hinterfragen und sich im Gespräch mit anderen immer weniger zutrauen. Sie fühlen sich mitunter unsicher, über den Mund gefahren oder naiv.

Jedes Gespräch, in dem Sie diese oder ähnliche Gefühle an sich bemerken, sollten Sie in direkter Konsequenz beenden und sich stärken. Unterlassen Sie es, das Gespräch durchzustehen, nur um dem anderen gegenüber höflich zu sein.

Angstvolles Verhalten vermeiden

Beenden Sie Gespräche, bei denen Sie sich unwohl fühlen, so früh wie möglich. Viele Gesprächspartner bemerken gar nicht, wie angreifend bestimmte Aussagen sein können.

Es besteht die Gefahr, dass Sie bei mehrmaligem Übergehen Ihrer eigenen Gefühle und Warnsignale immer weniger Lust haben, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen - ganz egal, um welches Thema es geht. Sie konditionieren angstvolle Gefühle im Zusammensein und in der Unterhaltung mit anderen Menschen, wenn Sie sich nicht in entsprechenden Situationen zu schützen wissen.

Um gar nicht erst ein negatives und aushaltendes Verhalten zu konditionieren, ist es wesentlich, dass Sie bei dem nächsten unangenehmen Gespräch klare Zeichen setzen und sich höflich zu erkennen geben, dass Sie dem Gespräch im momentanen Verlauf nicht weiter beiwohnen können. Sie haben das Recht und tragen die eigene Verantwortung, auf sich aufzupassen und Ihre inneren Signale zu verstehen und für sich zu handeln.

Regeln und Grenzüberschreitungen

Je mehr Sie über Ihre Grenzen gehen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie sich mehr und mehr von Gesprächen mit anderen Menschen zurückziehen, aus Angst, wieder verletzt oder erneut destabilisiert zu werden. Es ist daher förderlich, wenn Sie lernen, auf Ihre körpereigenen Signale zu hören und dementsprechend eine selbstbestimmte Entscheidung für die Fortsetzung oder für die Beendigung des Gesprächs einsetzen.

Hierbei bezieht sich das Vorgehen nicht nur auf Gespräche mit Fremden, Arbeitskollegen oder Freunden, sondern auch mit dem Partner oder den eigenen Kindern. Lernen Sie die Spielregeln Ihrer Kommunikation kennen und setzen Sie sich für sich ein.

Wurde man jedoch durch Worte verletzt, ist es manchmal schwierig, sich auf neue Gespräche einzulassen...

Kränkende Gespräche verarbeiten und wieder mit anderen Menschen ins Gespräch kommen ist wichtig
Kränkende Gespräche zu verarbeiten und wieder mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen ist wichtig

So kommen Sie wieder mit anderen Menschen ins Gespräch

Worte können machtvoller als Taten sein, wenn sie ehrlich gemeint sind und zum passenden Zeitpunkt ausgesprochen werden. Umso wichtiger ist es vor allem für den, der gerade redet, zu verstehen, wie verletzend gewisse Formulierungen sein können und welche Folgen zu häufig erfahrene verletzende Gespräche haben können. Natürlich liegt es in der Aufgabe des Zuhörers, darauf zu achten durch ein Gespräch nicht zu sehr verletzt zu werden.

In der Natur des Menschen liegt es, dass der Körper mit Abwehr reagiert und ein Gespräch mit unangenehmen Folgen schnell beendet wird. Im besten Fall kann man das Gespräch zu einem anderen Zeitpunkt fortsetzen, wenn man ergründen konnte, warum es sich in die angreifende Richtung entwickelt hat.

Rückzug nach einer Verletzung

Es kann leicht passieren, dass Themen eine ungeahnte Konfrontation mit sich selbst auslösen können, so dass man damit überfordert ist und sich in dem Moment nicht ausreichend schützen kann. In dem Fall können Worte schnell kränken und tiefe Wunden setzen. Die Konsequenz aus zu häufig erfahrenen Gesprächen dieser Intensität und Ausmaße steht in erster Linie der Rückzug aus dem Gespräch mit dem anderen.

Häufen sich diese Muster und die Verletzungstiefe auch in Gesprächen mit anderen Menschen, dann steht vorerst der Rückzug aus der direkten Kommunikation bevor. Nimmt man sich nicht die Zeit und findet man nicht den Mut, sein in den Gesprächen immer wieder aufgezeigtes Problem in die Hand zu nehmen und zu bearbeiten, kann man sich mit diesem Verhalten für eine längere Zeit ungewollt von der Kommunikation mit anderen Menschen isolieren.

Schritt für Schritt zurück ins Gespräch

Der Weg zurück ins Gespräch mit anderen erfolgt einerseits über aufeinanderfolgende und vielzählige Positiverfahrungen aus Gesprächssituationen mit anderen. Andererseits ist es hilfreich, wenn Sie sich Ihrem aufgezeigten Problemthema annehmen und dieses zu bewältigen beginnen, indem Sie daran Schritt für Schritt arbeiten oder es als einen Teil Ihrer Persönlichkeit akzeptieren lernen. Alle Schritte in Richtung Problembeschäftigung sind besser als der Versuch, weitere Gespräche zu vermeiden, sich auf Gesprächssituationen oder Gespräche mit bestimmten Menschen vorzubereiten oder die Gespräche zu verdrängen und das Problem zu ignorieren.

Trauen Sie sich zu,

  • sich zu verändern
  • sich zu verbessern und
  • aus bisherigen Fehlern zu lernen.

Sehen Sie sich nicht als fehlerhaft an, sondern in der ständigen Aufgabe sich zu verbessern, sich immer wieder neu kennenzulernen und nehmen Sie augenscheinliche Probleme an, um mit sich selbst arbeiten zu können.

Das Problem in die Hand nehmen

Um wieder mit Menschen in zwanglose und angstfreie Gespräche zu kommen, suchen Sie sich ein Thema, in dem Sie sich sicher fühlen. Nehmen Sie Gespräche auf und hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Sollte sich dieses im Laufe des Gespräches negativ bemerkbar machen, dann leiten Sie höflich das Ende des Gespräches ein.

Auf diese Weise können Sie es schaffen, dem Gespräch eine positive Erfahrung abzugewinnen. Kümmern Sie sich darum, dass Sie von nun an eher positive Gesprächserfahrungen machen.

Fühlen Sie die wachsende Leichtigkeit in Ihnen und die Freude am Reden mit anderen. Es ist immer schwer, den ersten Schritt zu machen. Vor allem, wenn man erst einmal im Tal der Trägheit gelandet ist.

Stehen Sie auf und nehmen Sie Ihr Problem in die Hand. Reden Sie mit anderen und machen Sie sich bewusst, dass Sie jederzeit das Gespräch beenden können. Mit der Zeit werden Sie sich wieder wohl fühlen, wenn Sie mit anderen Menschen ins Gespräch kommen.