Mobbing - Formen, Merkmale, Folgen, Gegenmaßnahmen

Zwischenmenschliche Probleme am Arbeitsplatz sind keine Seltenheit. In einigen Fällen kann daraus Mobbing entstehen; dabei wird eine Person von einer anderen - oder mehreren - einem regelrechten Psychoterror ausgesetzt, was mit ernsthaften Folgen einhergehen kann. Lesen Sie hier, welche Formen von Mobbing es gibt, wie es sich äußert und mit welchen Folgen man diesbezüglich rechnen muss. Erfahren Sie außerdem, welche Gegenmaßnahmen helfen können, um sich vor Mobbing zu schützen.

Von Jens Hirseland

Mobbing - eine Definition

Unter Mobbing oder auch Mobben versteht man das ständige bzw. widerholte und regelmäßige Schikanieren, Quälten und seelische Verletzen einer anderen Person. Dabei kann es sich beispielsweise um Kritik, Drohnungen, Verbreitung falscher Tatsachen oder Spott handeln - eine typische Verhaltensweise gibt es nicht.

Mobbing beginnt in der Regel mit einem Konflikt. Wenn es hier keine Lösung zu geben scheint oder sich keine Seite um eine Einigung bemüht, kann das dem Psychoterror die Pforten aufstoßen.

Die Beteiligten versuchen der Person, die zur Zielscheibe geworden ist, durch Handlungen, feindselige Kommunikation und Gerüchte zu schaden. Innerhalb von wenigen Wochen kann so aus einer beispielsweise zuvor angesehenen Kollegin eine absolute Außenseiterin werden, die von jedem gemieden wird.

Formen

Mobbing kann sich in unterschiedlichen Bereichen abspielen. Im engeren Sinn wird das Mobben mit der Berufswelt in Verbindung gebracht; dabei kann das Mobbing am Arbeitsplatz sowohl von anderen Kollegen, als auch vom Chef in Form des Bossings erfolgen.

Im Prinzip jedoch kann es jede Altersgruppe in sämtlichen Situationen, in denen sich mehrere Personen auf engerem Raum befinden und miteinander auskommen müssen, treffen, ob nun an der Schule, im Sportverein oder im Altersheim. Und in allen Bereichen kann es zu schwerwiegenden Folgen kommen.

Sind Kinder betroffen, müssen Eltern und Lehrer handeln, und zwar möglichst schnell. Mit diesem Thema befassen wir uns hier.

Zudem gibt es eine besondere Form des Mobbings, und zwar das Cyber-Mobbing oder auch Internet-Mobbing. In diesem Fall nutzen die Mobbenden das Internet oder das Mobiltelefon für ihre Angriffe. Über die typischen Merkmale und mögliche Gegenmaßnahmen können Sie sich hier informieren.

In diesem Artikel widmen wir uns dem Mobbing am Arbeitsplatz.

Ursachen

Zweck des Mobbings ist es, das Opfer aus der Firma zu vertreiben, indem man es systematisch ausgrenzt. Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Mögliche Auslöser können Konkurrenzangst oder Neid sein. Manchmal wird auch nur ein Sündenbock gebraucht.

Der eigentliche Auslöser kann dabei mit der Zeit völlig in den Hintergrund treten - längst ist aus der sachlichen Auseinandersetzung ein persönlicher Krieg geworden. In anderen Fällen kann Mobbing aus Langeweile oder Missgunst erwachsen - das Ziel bzw. der Zweck der offenen Feindschaft unterscheidet sich dabei nicht. Die Ausgrenzung oder Vertreibung des Opfers ist häufig Zweck der Angriffe.

Oftmals spielt aber auch das Betriebsklima der Firma eine Rolle. So ist Mobbing besonders in Unternehmen verbreitet, in denen starker Leistungsdruck und schlechte Organisation herrschen.

Detailliertere Informationen zu den möglichen Ursachen des Mobbings erhalten Sie hier. Damit man gegen Mobbing vorgehen kann, muss man zunächst einmal erkennen, dass man gemobbt wird.

Merkmale des Mobbings

In fast jeder Firma kommt es hin und wieder zu Streitigkeiten unter Arbeitskollegen oder mit dem Vorgesetzten. Problematisch wird es, wenn aus Streit Mobbing wird.

Mobbing am Arbeitsplatz stellt eine große Belastung für den Betroffenen und das gesamte Betriebsklima dar. Dabei können die Handlungsweisen des Mobbings viele Gesichter haben.

Zunächst einmal gibt es natürlich nicht den klassischen Verlauf, wie sich das Mobbing in Unternehmen abspielt. Stattdessen handelt es sich um zahlreiche Tätigkeiten, welche allerdings einiges gemeinsam haben.

Zum einen stellen diese eine Attacke auf den Gemobbten dar, welcher unter dieser leidet und in seiner Arbeitsfähigkeit eingeschränkt wird. Darüber hinaus vollziehen sich diese Attacken mit einer gewissen Systematik und über einen längeren Zeitraum.

In diesem Zusammenhang unterscheidet man zwischen verschiedenen Handlungsfeldern, welche eine nähere Charakterisierung des Mobbings erlauben.

Um typisches Mobbing handelt es sich, wenn

  • man ignoriert wird
  • Gerüchte über Arbeit und Privatleben die Runde machen
  • Informationen vorenthalten werden
  • einem Fehler unterstellt werden, für die man nichts kann
  • man Arbeiten ausführen muss, die unmöglich zu bewältigen sind
  • Gesprächsversuche nicht beachtet werden, oder
  • man verbal angegriffen und sogar bedroht wird.

Auf lange Sicht hin verfolgen Mobber das Ziel, das Opfer aus dem Unternehmen herauszuekeln. Dabei werden die Betroffenen seelisch verletzt und gequält.

Typische Mobbinhandlungen

Als typische Mobbinghandlungen gelten

  • permanente Kritik an der Arbeit
  • das Zuteilen von sinnlosen Arbeitsaufgaben
  • soziale Isolierung
  • das Verbreiten von falschen Behauptungen und sogar
  • die Androhung von Gewalt.

Mobbing muss sich aber nicht zwangsläufig durch laute und auffällige Handlungen bemerkbar machen. Manchmal geht es auch ganz still und leise vor sich. Durch das Erkennen von bestimmten Merkmalen lässt sich feststellen, ob man zum Opfer einer Mobbing-Attacke wird.

Eine entscheidende Rolle beim Mobbing spielt die Dauer des Vorgangs. So werden Mobbing-Opfer nicht nur gelegentlich, sondern permanent und systematisch direkt oder indirekt attackiert. Wird man zum Beispiel einmal nicht von einem Kollegen gegrüßt, kann es sich dabei um Gedankenlosigkeit oder etwas Ähnliches handeln.

Anders sieht es jedoch aus, wenn dieser Kollege einen ständig ignoriert. Ein solches Verhalten weist auf Mobbing hin.

Im Gegensatz zu normalen Reibereien am Arbeitsplatz wird beim Mobbing stets dieselbe Person benachteiligt. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn sämtliche Vorschläge, die man macht, vom Team abgelehnt oder sogar verhöhnt werden.

Kritik, Kontaktverweigerung, Drohungen

Ein typisches Mobbing am Arbeitsplatz kann sich einerseits durch Angriffe auszeichnen, welche den Gemobbten daran hindern, sich mitzuteilen und im Unternehmen einzubringen. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn die betroffene Person bei Gesprächen ständig unterbrochen oder kritisiert wird. Darüber hinaus können auch eine bloße Kontaktverweigerung oder Formen von Drohungen diese Form des Mobbings darstellen.

Lästern, Spott, Versetzungen

Eine weitere Handlungsform sind Angriffe auf soziale Beziehungen. Bei diesen werden nicht die Handlungsspielräume, sondern die Person selbst verbal attackiert.

Die Formen, wie sich derartige Attacken abspielen können, sind breit gestreut. Beispielsweise wird ständig über einen gelästert, Gerüchte verbreitet oder direkt über eine Schwäche gespottet.

Darüber hinaus kann sich Mobbing aber auch weitaus subtiler abspielen. Dann werden einem Mobbingopfer beispielsweise keine angenehmen oder erstrebenswerten Arbeiten zugeteilt oder Anweisungen hinter dem Rücken revidiert. Daneben kann sich Mobbing aber auch in lächerlichen Imitationen oder Versetzungen widerspiegeln, welche die eigene Person verletzen und sozial isolieren sollen.

Angriff auf die Gesundheit

Die schärfste Form des Mobbings sind zuletzt noch direkte Angriffe auf die Gesundheit. Unterschwellig wäre dies der Arbeitsauftrag, gesundheitsgefährdende Aufgaben zu bewältigen. Offener geht es hingegen schon bei sexuellen Übergriffen und körperlicher Misshandlung zu, welche eine ernstzunehmende Straftat darstellen.

Insgesamt gibt es keine typische Form, wie das Mobbing verläuft. Man sollte aber auf frühe Warnzeichen und fragwürdige Entwicklungen achten. So kann man das Auftreten von Mobbing oftmals bereits im Vorfeld verhindern, wodurch vor allem dem Mobbing Opfer viel Leid erspart bleibt.

Mögliche Folgen

Die Betroffenen fühlen sich zunächst unrecht behandelt, reagieren mürrisch oder aggressiv; andere ziehen sich bald zurück und werden sehr still. Letztendlich führt der systematische Psychoterror bei einem Großteil der Opfer zu schwerwiegenden sozialen Störungen und zur totalen Abkapselung von selbst unbeteiligten Kollegen.

Zu den häufigsten psychologischen Beschwerden zählen

Mobbing kann schwere psychische und körperliche Folgen für das Mobbingopfer haben
Mobbing kann schwere psychische und körperliche Folgen für das Mobbingopfer haben

Die klassische Folge sind Krankheiten, welche in jedem fünften Fall mehr als sechs Wochen andauern. Bei den Einschränkungen handelt es sich dabei zumeist um Erkrankungen psychischer Natur.

Daneben dürfte es sich noch um eine Großzahl vorgetäuschter Erkrankungen handeln, welche nur dazu dienen sollen, dem Arbeitsumfeld zu entfliehen. Darüber hinaus drängen viele Betroffene noch auf einen Arbeitsplatzwechsel innerhalb des Betriebes, welcher in vielen Fällen überflüssig wäre.

Neben den persönlichen Folgen entstehen durch Fehlzeiten, Konzentrationsmängel und fehlender Teamgeist negative Folgen für den Betrieb. Aus dem Mitarbeiter ist Problemmitarbeiter geworden - arbeitsrechtliche Konsequenzen lassen nicht lange auf sich warten.

Häufig endet Mobbing mit einem Ausschluss aus dem Arbeitsleben, oder der Betroffene kündigt selbst. Jeder zehnte Gemobbte kündigt allerdings nicht selbst, sondern wird entlassen.

Dies dürfte dann auf die mangelnde Leistungsfähigkeit zurückzuführen sein, welche das Resultat des systematischen Mobbings war. In Extremfällen scheiden Mobbingopfer letztlich auch dauerhaft aus dem Arbeitsleben aus, wobei es zu einer vollständigen Erwerbsunfähigkeit oder Frührente kommt.

Teilweise leiden sie so stark unter den psychologischen Folgen des Mobbing, dass ein Wiedereinstieg in das Berufsleben nicht möglich ist. Krankschreibungen auf Dauer bis hin zur Erwerbsunfähigkeitsrente sind keine Seltenheit.

Folgen für die Belegschaft

Neben dem Mobbingopfer leidet aber auch die gesamte Belegschaft unter einem solchen Verhalten. Viele Mitarbeiter werden einerseits nervös, da kein positives Arbeitsklima vorherrscht und die Angst besteht, bald selbst Opfer derartiger Attacken zu sein.

Andere Arbeitnehmer sehen sich hingegen wiederum im eigenen Wunsch bestärkt, persönlichen Aggressionen über ein solches Verhalten ein Ventil zu verleihen, weshalb es zu weiteren Übergriffen und Konflikten kommt.

Folgen für das Unternehmen

Letztlich leidet damit nicht nur die Belegschaft, sondern auch der wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens unter derartigen Attacken. Dies ist schlicht auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter gesenkt wird und oftmals auch juristische Konflikte geführt werden müssen, welche ebenso eine monetäre Belastung darstellen.

Insgesamt ist Mobbing demnach kein harmloser Konflikt, welcher reinen Gewissens ignoriert werden kann. Stattdessen handelt es sich hierbei um einen Konflikt, welcher im Extremfall die Lebensqualität eines Menschen lebenslang einschränken kann.

Ob man das Unternehmen als Betroffener verlassen soll, stellt für viele eine schwierige Entscheidung dar...

Bleiben oder kündigen? - Entscheidungshilfen, um Kurzschlussreaktionen zu vermeiden

Mobbing am Arbeitsplatz ist für die Betroffenen ein riesiges Problem. Manchmal wird der Druck so groß, dass sie darüber nachdenken, ihren Job zu kündigen. Doch eine neue Stelle zu finden, ist in der heutigen Zeit nicht leicht. Daher ist es wichtig, sich darüber klar zu werden, was man tatsächlich will.

Hilfreich, um die richtige Entscheidung zu treffen, ist ein gegenseitiges Abwägen der Für- und Wider-Argumente. Was spricht dafür zu bleiben und was dagegen? Um dies zu ermitteln, listet man sämtliche Pro- und Contra-Punkte auf einem Blatt Papier auf.

Pro und Contra abwägen

Für einen Verbleib am Arbeitsplatz könnte zum Beispiel die Hoffnung sprechen, das Problem intern lösen zu können. Dagegen wiederum, dass man das üble Vorgehen der Kollegen oder Vorgesetzten nicht vergessen kann. Bei den Pro-Argumenten schreibt man zudem auf, warum man lieber an seinem alten Arbeitsplatz bleiben möchte.

Dazu kann gehören,

  • dass man mit anderen Kollegen klarkommt
  • dass man ohnehin in einigen Jahren in Rente geht
  • dass es schwierig ist, in diesem Beruf einen neuen Arbeitsplatz zu finden, oder
  • dass man Angst vor Veränderungen hat.

Für eine Kündigung könnte sprechen,

  • dass man gesundheitliche Probleme durch das Mobbing hat
  • dass der Mobber ein maßgeblicher Vorgesetzter ist
  • dass bereits eine neue Stelle in Aussicht ist oder
  • dass es keine Hoffnung mehr für eine Lösung des Problems gibt.

Bei der Auflistung sollte jedes Argument sorgfältig geprüft werden. Schließlich zählt man nach, welche Argumente überwiegen.

So schmerzlich Mobbing auch ist, sollte man sich dennoch nicht zu Kurzschlussreaktionen hinreißen lassen. Wenn man verzweifelt ist, neigt man oft dazu, etwas zu tun, was man später vielleicht bereut. Dazu zählt auch eine spontane Kündigung.

Darüber hinaus ist die finanzielle Seite des Problems zu bedenken. Kündigt man nämlich selbst, kann es zu einer drei Monate langen Sperre des Arbeitslosengeldes kommen.

Anstatt eine Kurzschlusshandlung zu begehen, ist es besser, mit einem Angehörigen oder einem guten Freund Kontakt aufzunehmen und mit diesem über das Problem zu sprechen.

Hat man eine Entscheidung getroffen, sollte man den eingeschlagenen Weg konsequent gehen. Das heißt, dass man interne Gespräche sucht, wenn man bleiben möchte, oder man seine Kündigung vorbereitet, wenn man lieber gehen will.

Gegenmaßnahmen

Was alle Betroffene gemein haben, ist die Hilflosigkeit, da es scheinbar unmöglich ist, sich gegen die Diskriminierung zu wehren. Ein Gespräch mit den Tätern ist selten von Erfolg, da diese in der Regel keine Einsicht in die Tragweite ihres Verhaltens haben.

Eine andere Möglichkeit besteht in einer Vermittlung des Betriebsrats. Die Ausarbeitung eines "Belästigungsverbotes" soll dem Psychoterror Einhalt gebieten.

In Mobbing Selbsthilfegruppen wird dem Betroffenen mit Rat zur Seite gestanden und Lösungen aufgezeigt. Kontaktadressen können Sie über die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Selbsthilfegruppen e.V. einholen.

Mögliche Unterstützung durch einen Anwalt

Da Mobbing-Handlungen auch zu rechtlichen Konsequenzen führen können, hat das Opfer die Möglichkeit, sich Unterstützung bei einem Anwalt zu holen.

Vorteile der Beratung durch einen Anwalt

Viele Menschen, die von Mobbing betroffen sind, schrecken jedoch davor zurück, einen Rechtsanwalt zu Rate zu ziehen, da sie befürchten, dass sich die Situation für sie noch weiter verschlimmern könnte. Diese Angst ist allerdings meist übertrieben.

Muss man nämlich einen Anwalt einschalten, ist die Lage bereits ziemlich schlimm. Oft ist es sogar hilfreicher, wenn man schon frühzeitig Rat bei einem Anwalt sucht.

Außerdem muss die Beratung durch einen Rechtsbeistand nicht automatisch bedeuten, dass man anschließend prozessiert. Darüber hinaus arbeiten Anwälte vertraulich, sodass niemand von der Beratung erfährt, wenn man dies nicht möchte.

Rechte des Mobbing-Opfers

Bei einem Rechtsanwalt werden einem die arbeitsrechtlichen Möglichkeiten eines Mobbing-Opfers dargelegt. Dazu gehört zum Beispiel, dass der Anwalt erklärt, ob sich der Mobber möglicherweise strafbar gemacht hat und wie man sich im Falle einer Abmahnung verhält. Gegebenenfalls begleitet einen der Anwalt auch zu den kritischen Gesprächen in der Firma.

Entschließt man sich letztlich dazu, den Mobber zu verklagen, wird man vom Anwalt auch vor Gericht vertreten. In den meisten Fällen reicht es jedoch schon aus, in einem Schreiben mit rechtlichen Konsequenzen zu drohen, um den Mobber Einhalt zu gebieten.

Für den Anwalt ist es wichtig, genau zu wissen, von welcher Person das Mobbing ausgeht. Präzise Informationen sind erforderlich, um dem Rechtsanwalt seine Arbeit zu erleichtern. So gibt es zahlreiche Mobbinglinien, die eine Anzeige juristisch rechtfertigen. Da oft auch das Betriebsklima der Firma eine bedeutende Rolle spielt, setzt der Anwalt bei seinen Ermittlungen dort an.

Kostenpunkt und Voraussetzungen

Manche Mobbing-Opfer befürchten, tief in die Tasche greifen zu müssen, wenn sie einen Anwalt hinzuziehen. Um dies zu vermeiden, sollte man sich vorher erkundigen, wie viel eine Beratung sowie die einzelnen Leistungen des Anwalts kosten. Natürlich muss man auch den richtigen Rechtsanwalt finden.

Wichtige Kriterien sind, dass

  • es sich um einen Anwalt für Arbeitsrecht mit Erfahrung in Sachen Mobbing handelt
  • er einen nicht zu einem Prozess drängt
  • er sämtliche juristischen Schritte mit einem abspricht, und
  • er gegebenenfalls im Hintergrund bleibt.

Konfliktlösung durch Mediation

Mobbing ist ein zunehmendes Problem am Arbeitsplatz. Eine gute Möglichkeit, Mobbing-Konflikte zu lösen, ist die Mediation.

Der Begriff "Mediation" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "Vermittlung". Dabei handelt es sich um ein vermittelndes Gespräch, das auf freiwilliger Basis stattfindet, um einen Konflikt zu lösen. Im Laufe des Verfahrens versucht ein Mediator, ein Vermittler, zusammen mit den Konfliktparteien, eine Lösung zu finden, um den Streit beizulegen.

Unter Mobbing versteht man das systematische Diskriminieren, Anfeinden oder Schikanieren von Arbeitnehmern durch andere Arbeitnehmer oder Vorgesetzte. Die Betroffenen leiden häufig unter einer deutlichen Einschränkung ihrer Lebensqualität. Darüber hinaus kann es auch zu gesundheitlichen Problemen kommen.

Mithilfe einer Mobbingmediation sollen die Konflikte unter den Streitparteien gelöst werden. Um zu vermitteln, kann entweder ein kompetenter Mitarbeiter aus dem betreffenden Unternehmen oder ein externer Fachmann wie ein Psychologe eingesetzt werden.

Wie lange eine Mediation dauert, ist von Fall zu Fall verschieden.

  • Manchmal reicht ein einziges Treffen aus, um den Streit zu schlichten.
  • In anderen Fällen kann sich das Verfahren auch über einen längeren Zeitraum hinziehen.

Das Besondere an der Mediation ist, dass es weder einen Kläger noch einen Beklagten gibt. Grundvoraussetzung für den Erfolg des Vermittlungsgespräches ist allerdings der Wille aller Beteiligten, eine Einigung zu erzielen. Nur wenn die Konfliktparteien auch wirklich bereit sind, den Streit zu beenden, kann die Mediation funktionieren.

Viele große Unternehmen sind von den Vorzügen der Mobbingmediation so überzeugt, dass sie dieses Verfahren verstärkt zur Lösung von innerbetrieblichen Konflikten nutzen. Dagegen kommt sie in kleineren Unternehmen deutlich seltener zur Anwendung.

Vorteile der Mediation

Die Mediation hat gegenüber Entscheidungen von Vorgesetzten oder gar gerichtlichen Auseinandersetzungen einige Vorteile. Dazu gehört, dass am Ende des Verfahrens kein Urteil steht, durch das eine der beiden Parteien brüskiert wird. Stattdessen unterzeichnet man eine gemeinsame Erklärung.

In dieser Erklärung bekräftigt auch der Mobber seine Bereitschaft, zur Verbesserung der Situation beizutragen. Darüber hinaus erfährt man auch etwas über die Motive des Mobbers, wodurch möglicherweise sogar Verständnis für dessen Handeln entsteht.

Zu den Besonderheiten der Mobbingmediation gehört auch die Vorphase. Dabei werden Einzelgespräche mit den Konfliktparteien geführt, um das eigentliche Mediationsverfahren vorzubereiten.

In den Gesprächen klärt man, wie sich eine Situation schaffen lässt, die für alle Beteiligten erträglich ist. Außerdem wird vereinbart, dass weitere Mobbing-Handlungen unverzüglich unterbleiben.

Vorbeugung

Wird durch Mobbing das gesamte Betriebsklima vergiftet, wirkt sich das negativ auf die Motivation der Angestellten und damit auch auf die Arbeitsproduktivität des Betriebes aus. Nach Schätzungen von Experten kommt es in Deutschland aufgrund von Mobbing Jahr für Jahr zu einem gesamtwirtschaftlichen Schaden von mehr als 20 Milliarden Euro. Umso wichtiger ist das Ergreifen von Präventionsmaßnahmen, zu denen auch eine Betriebsvereinbarung gehören kann.

Ist in einem Unternehmen ein Betriebsrat vorhanden, hat dieser die Möglichkeit mit dem Arbeitgeber eine Mobbing-Betriebsvereinbarung abzuschließen. Solche Vereinbarungen werden zumeist unter dem Titel "Betriebsvereinbarung für ein partnerschaftliches und soziales Verhalten am Arbeitsplatz" geführt. Darin hält man die Punkte fest, die die Firma verfolgt, um Mobbing entgegenzuwirken.

In der Regel wird eine Betriebsvereinbarung vom Betriebsrat gemeinsam mit einigen Mitarbeitern zusammengestellt. Die Inhalte dieser Vereinbarungen müssen vom Arbeitgeber nach dem Betriebsverfassungsgesetz angewendet werden. Kommt es tatsächlich einmal zu einem Fall von Mobbing, hat das Opfer die Möglichkeit, auf die Einhaltung der Vereinbarung zu pochen.

Inhalte einer Betriebsvereinbarung

Zu den Punkten, die in einer Betriebsvereinbarung geregelt werden, gehören beispielsweise

  • das Definieren von Mobbing
  • Maßnahmen, die man zur Verbesserung des Betriebsklimas trifft
  • Hilfe für Mobbing-Opfer
  • unerwünschte Handlungen innerhalb der Firma, sowie
  • die Bereiche, in denen die Vereinbarung gilt.

In der Regel passt man die Inhalte der Betriebsvereinbarung an den Bedarf des jeweiligen Unternehmens an. Da jede Firma andere Bedürfnisse hat, macht es wenig Sinn, Betriebsvereinbarungen von anderen Unternehmen komplett zu übernehmen.

Eine Form von Betriebsvereinbarung kann auch dann abgeschlossen werden, wenn es in einer Firma keinen Betriebsrat gibt. Allerdings muss das Engagement dann von einzelnen Mitarbeitern ausgehen.

Mit einer Betriebsvereinbarung lässt sich Mobbing am Arbeitsplatz zwar nicht völlig verhindern, dennoch sorgt sie für einen verbindlichen Rahmen. So signalisiert das Unternehmen auf diese Weise, dass es den einzelnen Mitarbeiter schützen und für ein gutes Betriebsklima sorgen will.

Was man außerdem tun kann, um Mobbing vorzubeugen, erfahren Sie hier in unserem separaten Artikel zum Thema.

  • Frank Schallenberg Ernstfall Kindermobbing. Das können Eltern und Schule tun, Claudius, 2004, ISBN 353264200X
  • Christa Kolodej Mobbing, Facultas Universitätsverlag, 2005, ISBN 3851148827
  • Wolf D. Kraus Mobbing - Die Zeitbombe am Arbeitsplatz, Expert-Verlag, 2003, ISBN 3816921930
  • Karl Gebauer Mobbing in der Schule, Walter-Verlag, 2005, ISBN 3530401803
  • Axel Esser Mobbing. Der Ratgeber für Betroffene und ihre Interessenvertretung, Bund-Verlag, 2005, ISBN 376633638X
  • Hans-Jürgen Kratz Mobbing. Erkennen, ansprechen, vorbeugen, Redline Wirtschaftsverlag, 2003, ISBN 3832310010
  • Katja Merk Mobbing. Praxisleitfaden für Betriebe und Organisationen, Rosenberger, 2004, ISBN 3931085473
  • Holger Wyrwa Mobbt die Mobber! So setzten Sie sich gekonnt zur Wehr, Goldmann, 2006, ISBN 344216804X
  • Horst Kasper Streber, Petzer, Sündenböcke. Wege aus dem täglichen Elend des Schülermobbings., Aol-Verlag, 2000, ISBN 3891117183

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